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Unsichtbar aufgestockt

Erweiterung eines denkmalgeschützten Wohngebäudes in Wien
Unsichtbar aufgestockt

Wie stockt man ein Gebäude auf, ohne dass es jemand sieht? Vor dieser Frage standen die Planer der denkmalgeschützten Arsenal-Gebäude in Wien und fanden in Verbundträgern eine effiziente Lösung für die Wohnraumerweiterung.

Die Neuordnung des Wiener Südbahnhofs bringt große Veränderungen für die Umgebung des Gebietes, wie zum Beispiel das unmittelbar benachbarte Arsenal, mit sich. Es wurde in der Zeit von 1848 bis 1856 als militärische Anlage gegründet und im Laufe der Jahre unterschiedlich genutzt. Heute befinden sich darin Museen, Forschungseinrichtungen, Wohnungen und vieles mehr. Durch den Neubau des Bahnhofes steigt das Interesse an den Immobilien dieses Gebietes stark an, weshalb Investoren versuchen, die vorhandene Bausubstanz optimal zu nutzen.

Ein Beispiel hierfür ist das Objekt Nr. 12. Geplant war der Backsteinbau als vierstöckiges Wohnhaus. Doch kürzlich wurde es durch ein weiteres Geschoss ergänzt. Die besondere Herausforderung der Baumaßnahme lag in den Auflagen des Denkmalschutzes. Dieser forderte, dass die Aufstockung nicht an der Außenfassade erkennbar ist.
Trick mit der Wand
Nur dank der besonderen Fassadengestaltung des Altbaus und einer guten architektonischen Konzeption war es dennoch möglich, das Objekt um ein Stockwerk zu erweitern. Damit die Gebäude noch größer und majestätischer erscheinen, wandten die ursprünglichen Architekten einen Trick an: Sie ließen die Fassade ca. 2,5 bzw. 4 m über das Gebäude hinausragen, obwohl sich dahinter nur untergeordnete Dachräume befanden. Schmale Öffnungen, die an Schießscharten erinnern, unterstützen den Eindruck einer Festung.
Diese ungewöhnliche Fassadengestaltung konnten die Planer bei der Erweiterung nutzen. Doch vor allem in den turmartig ausgebildeten Gebäudeecken mussten mehrere Hürden gemeistert werden: Erstens – die kleinen Fassadenöffnungen waren zu hoch angeordnet, um als Fenster dienen zu können. Daher war es unmöglich, aus ihnen herauszuschauen, was bei einer Wohnung mit solch exponierter Lage absolut inakzeptabel gewesen wäre. Zweitens – die Decke war nicht für die Lasten des neuen Wohngrundrisses ausgelegt, weshalb eine Lösung gefunden werden musste, diese auf anderen Wegen abzuleiten.
Verbundbalken als Lösung
Um den gegebenen Herausforderungen zu entsprechen, sahen die Planer vor, ca. 100 cm oberhalb des alten Flachdachs eine neue Decke einzuziehen. Die Lasten der Wohnungen leiteten sie über die massiven Außenwände oder über tragende Innenwände ab. Ursprünglich beabsichtigten sie, hierfür Ortbetonträger zu verwenden. Doch das beauftragte Rohbauunternehmen hatte kürzlich mit einem anderen System bessere Erfahrungen gemacht. Aus diesem Grund fiel die Entscheidung für das Verbundträgersystem Deltabeam von Peikko.
Dieses basiert auf einem trapezförmig geschweißten Stahlprofil, das seitlich kreisförmige Öffnungen aufweist. Mit seinen verbreiterten Unterflanschen eignet es sich ideal zur Auflagerung von Filigran-, Verbund- und Spannbetonhohldecken. Im Montagezustand wirkt der Träger als reine Stahlkonstruktion. Nach dem Auflegen vorgefertigter Deckenplatten wird der Zwischenraum vergossen, wodurch sich seine Steifigkeit erhöht. Sobald der Beton vollständig erhärtet ist, wirkt Deltabeam als Verbundkonstruktion.
Viele Vorteile mit einem System
Für die Aufstockung des Altbaus brachte Deltabeam gleich mehrere Vorteile mit sich. Der wichtigste war, dass auf die aufwendige Herstellung der Ortbetonbalken verzichtet werden konnte. Bei einer Arbeitshöhe von nur ca. 100 cm wäre es sehr schwierig gewesen, die Schalung hierfür zu errichten und die kreuzweise ineinandergreifende Bewehrung zu verlegen. Mit Deltabeam musste lediglich dafür gesorgt werden, dass eine ausreichend große Auflagerfläche für das tragende System vorhanden war. Nachdem das Rohbauunternehmen die Verbundbalken auf den tragenden Bauteilen montiert hatte, konnten die Fertigteildeckenplatten eingehängt und der Aufbeton vergossen werden. Mit diesem einfachen System, das auf vorgefertigten Elementen basiert, wird eine schnelle und wirtschaftliche Arbeitsweise möglich.
Auch für besondere Detaillösungen hat der Hersteller entsprechende Produkte im Sortiment – z. B. bietet Peikko das Element auch als Randträger an. Dieser kam beim Arsenal zum Einsatz, als ein Deltabeam parallel zur Wand verlegt werden musste. Weiterer Vorzug des Systems war, dass Deltabeam hierbei nur 90 kg/m wog. Im Vergleich zu einem entsprechenden Ortbetonträger, dessen Gewicht bei ca. 400 kg/m liegt, ist er also ein Leichtgewicht.
Auch hinsichtlich des Brandschutzes hat das System einiges zu bieten. Der Deltabeam kann für die Brandschutzklassen R30 bis R90 ohne besondere Maßnahmen verwendet werden.
Zwar verliert der Untergurt im Brandfall an Tragfähigkeit, doch die innen liegende Bewehrung nimmt die anfallenden Lasten auf. Damit erleichtert das Verbundträgersystem die Planung und die Ausführung erheblich, unter anderem weil keine komplizierte Brandschutzverkleidung erforderlich war und kein aufwendiger Brandschutzanstrich angebracht werden musste. Beim Arsenal 12 konnte so sehr viel Zeit gespart werden, was hilfreich war, den knappen Zeitplan einzuhalten.
Architekten: TM-Architektur, Wien Statik: K&S Ingenieure, Wien
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