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Elegant aufragend

Neubau eines Universitätsgebäudes in Kopenhagen
Elegant aufragend

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Mit dem 15-geschossigen Maersk Tower ist C.F. Møller Architects eine dynamische Erweiterung der Medizinischen Fakultät der Universität Kopenhagen gelungen. Prägendes Element ist die organisch geschwungene Aluminium-Elementfassade, die mit verfahrbaren Verschattungselementen aus Kupfer optimale Arbeitsbedingungen im Innenraum ermöglicht.

Robert Uhde

Nordwestlich der Innenstadt wurde in den 1970er-Jahren das sogenannte „Panum“ als weitläufiger Megakomplex für die Medizinische Fakultät der Universität Kopenhagen aus der Erde gestampft. Südwestlich angrenzend an den brutalistischen Koloss mit seiner betont introvertierten Architektur ragt jetzt der Maersk Tower als großzügig verglaster „Komplementärbau“ in die Höhe. Das über einem sternförmigen Sockel insgesamt 15 Geschosse aufsteigende Ensemble integriert auf einer Bruttogeschossfläche von 42 700 m² hochwertige Forschungs- und Lehreinrichtungen sowie ein Konferenzzentrum mit Auditorien und Tagungsräumen. Die ausufernden Arme des doppelgeschossigen Sockels sowie die zickzack-förmig angelegte Brücke im Außenbereich ermöglichen dabei einen fließenden Übergang zum Bestand ebenso wie eine organische Anbindung an den angrenzenden kleinen Park.

Mit der Planung des Projektes war auf Basis eines 2010 ausgeschriebenen Wettbewerbs das renommierte, in Aarhus und Kopenhagen ansässige Büro C.F. Møller beauftragt worden, das bereits Anfang der 1930er-Jahre die Universität von Aarhus errichtet hat und auch in den vergangenen zehn Jahren zahlreiche bedeutende Lehrgebäude realisiert hat – darunter die Copenhagen International School (2018), die A. P. Møller School in Schleswig (2008) oder die Erweiterung der Süddänischen Universität in Odense (bba 6|2016).

Um ein modernes, Kommunikation förderndes Forschungsgebäude mit kurzen Wegen zu schaffen, das eine optimierte Anbindung an den Bestand ermöglicht, sich aber anders als der Altbau zur Stadt hin öffnet, hatten die Planer schon frühzeitig entschieden, den Neubau als transparenten Turm mit entsprechend effizienter Flächennutzung auszubilden. Die sanft geschwungene Silhouette und die vielfach verschränkten Arme des Sockels markieren dabei einen intelligenten Gegenpol zum kantigen Altbau und verbinden die Universität Kopenhagen auf neue Weise mit der Stadt.

Intelligent integrierter Sonnenschutz

Seinen besonderen Charakter erhält der Maersk Tower durch seine elegant detaillierte, durch die von Waagner-Biro Stahlbau realisierte Aluminium-Elementfassade mit ihren geschosshohen Glasfeldern. Die Außenhülle wird weiter strukturiert durch horizontal vorgehängte Elemente aus glasfaserverstärktem Beton (GFRC) sowie durch vertikal in stumpfen Winkel aus der Fassade hervorstoßende, auf einer Rahmenkonstruktion in regelmäßiger Reihung montierte Lamellen aus dreiecksförmig gefaltetem Kupferblech: „Um eine optimierte Verbindung von Sonnenschutz und Transparenz zu ermöglichen und die Aufheizung vor allem der Labore auf ein Minimum zu reduzieren, haben wir bei einem Teil der Lamellen zusätzliche Paneele aus Kupfer-Streckmetall integriert, die bei direkter Sonneneinstrahlung automatisch vor die Glasfelder verfahren können“, erklärt Julian Weyer, einer der Partner im Büro C.F. Møller. Die gesamte Fassade befindet sich somit in einer kontinuierlichen Bewegung, die das strenge Raster der Gebäudehülle auflockert. Insgesamt kamen 3 300 Einzelelemente zum Einsatz: „Die bei rund einem Drittel der Lamellen zusätzlich integrierten Paneele aus Kupfer-Streckmetall sind dabei oben und unten jeweils an Schienen aufgehängt, so dass sie abhängig vom Sonnenstand stufenlos in stumpfem Winkel vor die Glasfassade verschiebbar sind“, erklärt Julian Weyer.

Die feine Perforierung der Elemente sorgt dabei auch bei geschlossenen Schiebeläden für eine natürliche Belichtung der Räume sowie für freie Ausblicke. „Wird alternativ eine vollständige Verdunkelung gewünscht, lässt sich ein zusätzlicher, zweilagiger textiler Sonnenschutz herabfahren“, so Julian Weyer weiter. Eine der beiden Lagen fungiert dabei als Sonnenschutz, der andere ist ein Verdunkelungsstoff. Ausgenommen von der Gestaltung mit Sonnenschutzelementen ist lediglich ein gebäudehoch durchgehender Fassadenabschnitt aus versetzt angeordneten Glasflächen auf der Ostseite des Neubaus, hinter dem sich drei übereinandergelagerte, jeweils vier bis fünf Geschosse hohe Lern- und Kommunikationszonen („Science Plazas“) befinden.

Dynamischer Treffpunkt

Der Hauptzugang zum Neubau erfolgt über den sternförmigen, im unteren Geschoss durchgehend geöffneten Sockel, in dem ein großzügiges Foyer die hier gelegenen Hörsäle, Lehrräume, Konferenzräume sowie eine Kantine und ein Literaturcafé erschließt: „Ganz bewusst haben wir das Foyer als offenen und dynamischen Treffpunkt ausgebildet, an dem sich Lehrende und Lernende begegnen und in dem sich die verschiedenen Wege zwischen Alt- und Neubau dynamisch kreuzen“, erklärt Julian Weyer. Ein wichtiges Element dazu ist die große Eingangstreppe aus Holz, die wie ein riesiges Möbelstück im Raum steht und die Studierenden zum Verweilen auf den erhöhten Sitzstufen einlädt.

Die nach modernsten Standards eingerichteten Laboreinheiten wurden sämtlich auf den verschiedenen Turmebenen angesiedelt. Verglaste Innenwände, die Integration von Plug-and-Play-Fassadenelementen mit bereits integrierter Heizung sowie die Einfügung eines offenen, gebäudehoch durchgehenden Atriums ermöglichen dabei ein hohes Maß an Transparenz und Flexibilität ebenso wie eine optimierte Orientierung und Erschließung. Die Verbindung der einzelnen Ebenen erfolgt über eine holzverkleidete, nach außen hin als Skulptur sichtbare Wendeltreppe, in deren Nähe sich auf jeder Etage die kommunikativen „Science-Plaza“-Bereiche befinden.

Einbindung in einen neuen Park

Die Entscheidung der Architekten für eine Turm-Typologie folgt nicht nur ästhetischen Aspekten, sie ermöglichte gleichzeitig auch die Schaffung eines neuen Campus-Parks auf der zur Verfügung stehenden dreiecksförmigen Grundstücksfläche. Die öffentlich zugängliche Grünanlage und die attraktive Durchwegung für Fußgänger und Radfahrer verbinden den Neubau mit der örtlichen Nachbarschaft und schaffen dabei eine direkte Verbindung zwischen der Straße Nørre Allé im Westen und dem Blegdamsvej im Osten.

Komplettiert wird das Konzept für den Maersk Tower durch ein intelligentes Energiekonzept, das neben einer optimierten Dämmung mit dreifach verglasten Fenstern und der Nutzung der Laborwärme auch eine 1 500 m² große Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 180 Mwh/Jahr umfasst. Im Zusammenspiel der verschiedenen Maßnahmen ist es den Architekten gelungen, den Primärverbrauch auf 40 kWh je Quadratmeter und Jahr zu begrenzen: als gelungene Synthese von Architektur und Gebäudetechnik.


Anforderung:

Kommunikation förderndes Forschungsgebäude – zur Stadt geöffnet

Lösung:

Elementfassade mit Sonnenschutz: Kupfer-Lamellen mit verschiebbaren Kupfer-Streckmetall-Paneelen


Auftraggeber: The Danish Property Agency (BYGST) für die Universität Kopenhagen

Planung: C.F. Møller Architects, Aarhus, Kopenhagen
www.cfmoller.com

Gebäudetechnik: Rambøll, Kopenhagen

Bauunternehmen: Aarsleff A/S, Vejle (DK)

Landschaftsarchitekten: Skælskør Anlægsgartnere A/S, Sorø

Bruttogeschossfläche: 42 700 m²

Fertigstellung: Januar 2017


Architekt Julian Weyer: „Das Material Kupfer, das mit der Zeit eine leichte grünliche Patina ausbilden wird, schließt dabei nahtlos an die vor Ort vorhandenen Backsteinfassaden und die zahlreichen mit Kupferschindeln eingedeckten Kirchtürme in der Stadt an.“


Robert Uhde

Studium der Kunst und Germanistik in Oldenburg. Erstes Staatsexamen. Ausbildung zum Fachredakteur für Architektur bei der Verlagsgruppe Rudolf Müller in Köln. Seit 1997 freier Autor für Fachzeitschriften und Tageszeitungen. Eigenes Büro in Oldenburg.
www.robert-uhde.de


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