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Rigoros horizontal

Industrieanlage mit Verwaltungsgebäude in Padua
Rigoros horizontal

Außer der ursprünglichen Regelmäßigkeit des Graticolato Romano, die noch heute als sichtbares Zeichen der römischen „centuriazione“ von einem rechtwinkeligen Netz aus Straßen und Wasserläufen geprägt ist, machte das Territorium keine wesentlichen Vorgaben für den Entwurf des Gebäudes.

Bernardo Agostinelli, Architekt und Mitbegründer der Planungsgesellschaft Prisma Engineering Padua/Italien, hatte es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, ein Motiv herauszuarbeiten, das die Elvox als Unternehmen repräsentieren sollte: Dynamisch, innovativ, in ständigem Wachstum begriffen.
Ein Gebäude sollte entstehen mit dem Anspruch der Avantgarde und es sollte mit der Zeit ein Zeichen hinterlassen.
Insbesondere der Verwaltungskörper, ein dreigeschossiges Bauwerk mit vorherrschender Querorientierung und elliptischem Grundriss, sollte mit modernen Materialien und Technologien funktionale Kreativität signalisieren.
Integrierte Lösung für Büro und Verwaltung
Die Firma Elvox, Telefonausrüster und Hersteller von Videosprechanlagen, wurde 1954 gegründet und hat sich seitdem, dank ausgeprägter Innovationsfähigkeit, ständig weiterentwickelt.
Diese Expansion machte den Neubau in Padua erforderlich. Produktion und Verwaltung sollten dabei in einem integrierten Gebäudekomplex realisiert werden.
Vor diesem Hintergrund entwickelten die Architekten eine Struktur, die in einer einzigen Lösung verschiedene Anforderungen erfüllt: Die Summe der unterschiedlichen Aktivitäten einer effizienten Produktionsstätte und eines umfassenden Verwaltungsbereiches, alles entsprechend erweiterungsfähig und in der Lage, auf jedwede eventuellen funktionalen Herausforderungen der Unternehmensentwicklung auch in der Zukunft zu antworten.
Das Ergebnis sind zwei verschiedenartige Einheiten, der Produktionsbereich mit zwei Hauptgeschossen und der dreigeschossige Verwaltungstrakt in vorgelagerter Position.
Das Zwillingsgebäude der Fertigungsanlage ist in Betonfertigteilen erstellt, ausgefacht mit roten Marmorkiesplatten mit betonten Horizontalfugen und einer vertikalen Gliederung durch die sichtbaren grauen Stahlbetonpfeiler.
Die Belichtung erfolgt über das gesamte Gebäude umschließende Fensterbänder sowie im Zentrum über entsprechende Sheds.
Gerillte Ziegelplatten betonen Horizontalität
Visitenkarte des Unternehmenssitzes ist das vorgelagerte dreigeschossige Verwaltungsgebäude.
Mit seinen weiten seitlichen Auskragungen bildet es einen Schirm und lässt das eigentliche Produktionsgebäude in den Hintergrund treten. Der Bau ist primär geprägt von der totalen Transparenz und Leichtigkeit der beiden Halbflügel.
Die punktförmig gehaltene, geneigte Verglasung wird durch die Vertikale der ebenfalls gläsernen zentralen Zone hervorgehoben.
So entsteht eine Transparenz und zugleich eine technische Ausstrahlung, die sich bewusst absetzen will von der Undurchsichtigkeit und dem traditionellen Aussehen der Ziegelelemente, die den unteren, zurückversetzten Teil der Gebäudefront bekleiden. Gleiches gilt für die beiden markanten Seitentürme, die dem Bau darüber hinaus den traditionellen Touch verleihen, der typisch ist für die Region. Im Kontrast zu dieser Bodenständigkeit steht dann wieder die präzise Technologie des Alphaton-Fassadensystems und die Modernität seiner Ziegelelemente. Speziell für Elvox mit einer besonderen Mikro-Rillung gefertigt, unterstreicht die Ziegelbekleidung die rigoros horizontal-achsiale Ausrichtung, zusätzlich betont durch die leichten Aluminiumprofile zwischen je drei Plattenreihen.
Mit gleicher Regelmäßigkeit wurden die Fenster innerhalb der Ziegelfassade gegliedert. Der „bewohnte“ Baukörper ist gefasst und „aufgehängt“ an einem großen horizontalen Segel in Form einer Ellipse, die mit entsprechend vorgebogenen Aluminiumplatten bekleidet ist.
Transparenz kontrastiert mit traditionellen Elementen
Schlankheit und Transparenz wurden zu einer konzeptionellen Einheit geformt, indem man sie in Einklang gebracht hat mit der strengen Regelmäßigkeit und der Tradition, die die Ziegelfassade vermittelt. Alles zusammengefasst unter dem großen Segeldach, wird hier eine Antwort gegeben auf die Regeln konsequenter Symmetrie.
Dennoch entstehen, je nach Perspektive, unterschiedliche Kulissen, unterschiedliche Sichteffekte aufgrund unterschiedlicher Neigungen, Oberflächen und Körper, die sich nach und nach überlagern.
Diese Transparenz der Hauptfassade war für die Architekten ein nicht zu umgehendes Charakteristikum. Dennoch sollte ihre Leichtigkeit der Architektur in ihrer Gesamtheit nicht die Stärke nehmen. Weitere transparente Elemente, wie beispielsweise die konventionellen Fensteröffnungen in den Lochfassaden, wurden ebenfalls auf entsprechend ungewöhnliche Weise behandelt.
Tatsächlich tritt von außen nur das Glas in Erscheinung, keine Metallprofile werden sichtbar. Die Laibungen sind in Alphaton-Ziegelplatten realisiert worden; die Konstruktion ist dadurch verborgen, ohne jedoch ihre Funktionsfähigkeit zu behindern.
Teilungsvorgaben im Raster der Ziegelelemente
Das Gebäude ist konzipiert mit dreidimensionalen Abhängigkeiten, die eine besonders präzise Bauausführung erforderten.
Die Abmessungen der gerillten Ziegelplatten (250 x 500 mm) bestimmen sowohl die seitliche Ausdehnung der Halbflügel als auch die Höhe des Zwischengeschosses und damit ebenfalls die Breite der monolithischen Verglasung. Das führte dazu, dass bei den Ziegelplatten äußerst geringe Toleranzen einzuhalten waren.
Immer wieder bestimmte der Ziegel bzw. die Ziegelplatte das Maß, was sich von der Stahlkonstruktion der Hauptfassade bis zu dem dahinterliegenden gemauerten Teil des Gebäudes und den Fenstern fortsetzt.
Das Fugenraster der Ziegelfassade ist damit gleichzeitig auch Teilungsvorgabe für die Glaselemente.
Die drei hinter dem Eingangsbauwerk liegenden Verbindungskörper zum Produktionsbereich erscheinen zunächst einfach in ihrer Analyse. Dennoch erhalten sie Kraft und Rigorosität aufgrund der strengen Horizontalität der Ziegelelemente, verstärkt noch durch die horizontale Rillung und die Gliederung der Fensteröffnungen.
Die beiden Plätze in den rückwärtigen Innenhöfen dieses Baukörpers, allseits umgeben von der Ziegelfassade, sind deutlicher Ausdruck dieser Rigorosität. Zwei Springbrunnen und ein Fußboden mit besonders schöner Zeichnung mildern diese Strenge jedoch wohltuend ab.
Der eingangs zitierte hohe Anspruch der Architekten, ein Gebäude zu schaffen, das mit deutlichen Charakteristiken der Avantgarde Zeichen setzt, wurde erfüllt, ohne dabei einer unterkühlten Stahl/Glas-Architektur zu verfallen.
In Verbindung mit einem zeitgemäßen modernen Ziegelfassadensystem konnten innovativer Fortschritt, Tradition und Bewohnbarkeit zukunftsweisend in Einklang gebracht werden.
Weitere Informationen
Alphaton- Ziegelfassade bba 518
Architekt: Planungsgesellschaft Prisma Engineering, Padua/Italien
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