Als in Dortmund die Fassadensanierung eines Bürogebäudes in exponierter Innenstadtlage am Alten Markt anstand, sollte der sechsgeschossige Baukörper gemäß der Architektenempfehlung mit einer hellen Sandsteinfassade in neuem Glanz erstrahlen. Einzige Ausnahme war ein rund 130 Quadratmeter großer Bereich der Westfassade, dort sollte das historische Nordsternhaus visuell wieder erstehen, das hier ursprünglich bis 1948 gestanden hatte. Architekt Frank Degener (Dortmund) entschied sich deshalb für eine siebbedruckte Glasfassade, die sich aus insgesamt 72 Einzelscheiben im Format 1 380 mal 1 630 Millimeter zusammensetzt. Zusammen mit den Glasveredelungsspezialisten von Hero-Glas entwickelte Degener ein Konzept, das eine möglichst originalgetreue visuelle Rekonstruktion des Nordsterngebäudes ermöglichen sollte.
Siebdruckverfahren
Ausgangspunkt hierfür waren alte Aufnahmen, die digitalisiert und in Einzeldias zerlegt wurden. Über 200 Einzelaufnahmen wurden angefertigt, die dann für die Herstellung von 72 Siebdruckschablonen benutzt wurden.
Beim Glasaufbau setzte man auf Hero-Safe-Dur, einen 12 mm starken Verbundsicherheitsglasaufbau, bestehend aus einem 6 mm starken Hero-Dur Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG) innen, 1,53 mm starker PVB-Folie und einem ebenfalls 6 mm starken ESG Hero-Dur-Color außen. Während die innere ESG-Scheibe unbehandelt blieb, erfolgte auf der Innenseite der äußeren Scheibe ein zweifacher Siebdruck. Zunächst wurde das Raster aufgebracht, anschließend der ganzflächige, zweifarbige Druck mit keramischen Glasfarben. Damit die Monteure des Metallbauunternehmens Lamprecht (Datteln) die Scheiben in der richtigen Reihenfolge und an der richtigen Stelle befestigen konnten, wurden alle Einzelscheiben direkt nach dem Siebdruck mit Kantenstempeln versehen.
Die per Hand im Siebdruckverfahren an der Glaskante aufgebrachten Nummern konnten so exakt Auskunft über Produktions- und Siebnummer sowie Einbauposition geben. Am Objekt wurden die Einzelelemente dann nach einem detaillierten Montageplan befestigt – eine wesentliche Voraussetzung für die richtige Montage, denn die Motive sind auf den Einzelscheiben nicht zu erkennen.
Einzelzulassung erforderlich
Weil es sich bei der Planarfasssade um eine Konstruktion ungeregelter Bauart handelt, musste eine Zulassung im Einzelfall für die Verwendung einer Punkt gehaltenen Senkrechtverglasung beantragt werden. Jeweils vier tellerförmige Glashalter (Typ Rodan FV 70) sollten pro Scheibe eingesetzt werden.
Bei der Berechnung der statischen Werte nach der Finite Element Methode (FEM) mussten, aufgrund der Gebäudesituation, außerdem erhöhte Wind-Soglasten bei der Berechnung durch die Statiker von GSK (Schwetzingen) berücksichtig werden. Hero-Glas gilt unter anderem als Spezialist für gebogene Isolierglasscheiben und aufwändige Spezialanfertigungen. Die Produktpalette umfasst Sonnenschutz-, Wärmedämm-, Brandschutz- oder Panzerglas für Hoch- und Schiffsbau. Dank eines modernen Maschinenparks können die Spezialisten nahezu jeden Wunsch von Auftraggebern, Planern und Architekten erfüllen. Diese hochwertige Ausstattung ermöglicht es auch, Hero-Dur-Color im Fünffarbdruck in den Qualitäten ESG, VSG, Isolier- oder Brandschutzglas herzustellen.
Welche plakative Wirkung sich mit diesen Gläsern erzielen lässt, zeigt das Projekt Nordsternhaus in Dortmund.
Weitere Informationen
Siebbedruckte Glasfassade bba 510
Architekt: Frank Degener, Dortmund Statik: GSK GmbH, Schwetzingen
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