Startseite » Fassaden »

Klammer in L-Form

Erweiterung einer Schule in Hamburg
Klammer in L-Form

Im Zuge der für das Gymnasium „Klosterschule“ erforderlichen Erweiterung entstand eine architektonische Klammer aus aufgestockten und angebauten Bauteilen, die sich verbindend über das Gesamtensemble legen. Dabei bildeten sich spannende Kontraste, vor allem geprägt durch die vorgehängte Edelstahlfassade in rotbraun changierenden Farbtönen.

be

Hamburgs Oberbaudirektor von 1909 bis 1934, Fritz Schumacher, war Mitbegründer des Deutschen Werkbundes und einer der prominentesten Vertreter des Neuen Bauens und der neuzeitlichen Backsteinbauweise in Norddeutschland. Zu seinen Bauten zählen das Johanneum (1912–1914), die Finanzbehörde am Gänsemarkt (1919) und das Museum für Hamburgische Geschichte (1914–1923), sowie etliche weitere öffentliche Bauten. In den 20er Jahren entwarf er für die 1872 als Höhere Mädchenschule gegründete Klosterschule ein neues Gebäude am Westphalensweg, in Hamburg-St.Georg. Dieser heute stark multikulturell geprägte Stadtteil im Bezirk Hamburg-Mitte, der seinen Namen von dem um 1200 vor den Toren der Stadt gegründeten Lepra-Hospital verdankt, war traditionell ein Armenviertel und wandelt sich seit einigen Jahren langsam, aber sicher zum Szeneviertel mit vielen Bars und Cafés.
Bereits 1995 wurde die Klosterschule in eine Ganztageseinrichtung umgewandelt und erhielt in diesem Zusammenhang einen pavillonartigen Neubau mit einer kleinen Cafeteria im Erdgeschoss. Dieser Erweiterungsbau wurde orthogonal und im deutlichen Abstand zum Altbau neben den Pausenhof und Sportplatz positioniert und bot so keine witterungsgeschützte Anbindung an das Hauptgebäude. Bald stellte sich heraus, dass die vorgenommene Erweiterung für das Ganztagesangebot nicht ausreicht, außerdem zeichnete sich durch stärkere Geburtenjahrgänge und den Erfolg des Ganztageskonzeptes eine deutliche Steigerung der Schülerzahlen ab, nachdem noch in den 80er Jahren die Schließung der Schule nur durch Protestaktionen der Schüler und Lehrer verhindert werden konnte.
Verbindung von neu und alt
Das Hamburger Architekturbüro Thüs Farnschläder hat sich seit seiner Gründungsphase von 1987 aus den Arbeitsgebieten Stadtsanierung, öffentliche Bauten und Wohnungsbau zu einem Büro mit breit gefächertem Leistungsspektrum entwickelt. Bauherr des Gymnasiums „Klosterschule“ ist die BBS Behörde für Bildung und Sport in Hamburg.
Im Zuge der 2006 realisierten Erweiterung entwarfen die Architekten einen neuen Baukörper, der sich teils auf den älteren Pavillonbau legt (Aufstockung um ein Geschoss), teils diesen in Richtung Altgebäude erweitert, und schließlich Altgebäude und Erweiterung über eine Brücke direkt miteinander verbindet. Durch diese architektonische Klammer entsteht ein harmonisches Gesamtensemble in L-Form, das sich in den fortgeführten strengen Achsen des Altbaus um den Pausenhof gruppiert.
Neben Klassenräumen konnten jetzt eine neue, vollwertige Mensa mit Großküche und Speiseraum sowie Räume für die Freizeitgestaltung für die cirka 700 Schüler untergebracht werden. Neben diesen Räumlichkeiten wurden kleinere Nischen dazu genutzt, „private“ Ruhezonen einzurichten, um den Schülern im hektischen Schulalltag Rückzugsmöglichkeiten zu schaffen.
Eine weitere Erweiterung der Schule in Form einer Dreifeldsporthalle steht noch zur Disposition.
Fassade
Die den Entwurf prägende Vorhangfassade besteht aus elektrochemisch behandelten Edelstahlblechen, die je nach Lichteinfall in rötlichen, bräunlichen und violetten Tönen changieren und somit sehr gut mit dem Farbspektrum des vorhandenen Schumacher’schen Klinkers harmonieren. Mit den massiven, schweren Blechen kontrastieren die leichten Fensterbänder, zusammen verleihen sie dem Gebäude seine klare horizontale Gliederung und sein spezifisches Aussehen. Somit steht die Fassade im Einklang mit dem Altgebäude und erzeugt doch zugleich einen spannenden Kontrast.
Verwendet wurden für das neue Verblendmauerwerk Bockhorner Verblendklinker auf einer Unterkonstruktion aus Mineralwolldämmung und Luftschicht. Die hinterlüftete Vorhangfassade auf Aluminium-Unterkonstruktion und Mineralwolldämmung besteht aus Edelstahlblech rot von Inox-Color. Dieses Unternehmen färbt Edelstahl mit Inox-Spectral, einem Verfahren mit rechnergesteuertem, elektrochemischem Prozess. Es werden hierbei keine Farbstoffe oder Pigmente aufgetragen; stattdessen wird eine transparente Chromoxid-Schicht aufgebaut. Genutzt wird der Interferenz-Effekt: In Abhängigkeit von der Dicke der aufgebrachten Chromoxid-Schicht und von der Zusammensetzung des Lichtspektrums sowie vom Blickwinkel entfalten sich unterschiedliche Farbwirkungen. Durch die geringe Dicke der Chromoxid-Schicht kommt die Struktur der gefärbten Flächen ungeschmälert zur Wirkung; nicht nur die funktionellen Materialeigenschaften bleiben erhalten, auch die dem Edelstahl eigene optische Qualität. Als vorbeugende Brandschutzmaßnahme für Stahl kam die lösemittelhaltige Brandschutzbeschichtung Sika Unitherm LS zum Einsatz.
Innenausbau
Für den Innenausbau wurden Gipsplatten als Kartonständerwände von Danogips verwendet, beidseitig doppelt beplankt mit Mineralwolleinlage. Diese Firma stellt auch die Gipsplatten für das Akustikdeckensystem markant 625 her. Mit starken Schattenfugen und abgefasten Kanten der oberflächenendbehandelten Deckenelemente stellt dies die klassische Deckenlösung dar.
Als zweites Deckensystem entschieden sich die Planer für Ecophon Hygiene Protec A. Die kunstharzgebundene Glaswollplatte wurde speziell für Bereiche mit leichter Verschmutzung konzipiert, in denen die Absorber regelmäßig sowie gegebenenfalls allseitig gereinigt werden müssen. Das System hat eine sichtbare Unterkonstruktion.
Als Farbe für die Wände kam die Silikatfarbe Keim Biosil zum Einsatz. Die Farbe ist scheuerbeständig und der Nassabriebklasse 2 nach DIN EN 13300 zuzurechnen, ausgezeichnet mit dem natureplus Prüfzeichen und damit besonders geeignet für Wohnräume, Krankenzimmer, Kindergärten oder Schulen, auch für Allergiker.
In den Klassenräumen und Fluren liegt aus Gründen der Behaglichkeit der Teppichboden Vorwerk Varia Sd 389 Y, der sich durch seine hohe Strapazierfähigkeit auszeichnet.
In allen Nebenräumen ist Linoleum von Armstrong DLW verlegt: Marmorette 121-075. Zu mehr als 80 % aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt, ist DLW Linoleum nicht nur strapazierfähig und pflegeleicht, sondern auch von unabhängigen Prüflaboren als umweltfreundlicher und nachhaltiger Bodenbelag zertifiziert.
bba-Infoservice Verblendklinker 521 Edelstahlblechfassade 522 Brandschutzbeschichtung 523 Gipsplatten 524 Akustikdecke Danogips 525 Akustikdecke Ecophon 526 Wandfarbe 527 Teppichboden 528 Linoleum 529 www.tfarchitekten.de
Architekturbüro: Thüs Farnschläder Architekten, Hamburg Tragwerksplaner: Nguyen & Partner, Hamburg
Unsere Top-3-Projekte des Monats
MeistgelesenNeueste Artikel

Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der bba-Infoservice? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum bba-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des bba-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de