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Im eleganten Kettenhemd

Neubau des Verwaltungsgebäudes der Regionalregierung in Málaga
Im eleganten Kettenhemd

Das neue Verwaltungsgebäude wurde als Ensemble geschaffen, das Bürger- service, Regionalregierung, Verwaltung und öffentlichen Raum zusammenfasst. Dabei ging Architekt Luis Machuca an prominenter Stelle – zwischen historischer Bebauung und Strand – sorgfältig mit den einzelnen Baumassen um und entwarf zudem eine eher ungewöhnliche Fassadenlösung.

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Malaga, nicht gerade eine Perle an der spanischen Costa del Sol. Doch es soll eine Perle werden – mit städtebaulichen Maßnahmen und der Beseitigung von Bausünden der 1970er und 1980er Jahre. Ein Baustein ist das neue Verwaltungsgebäude der Regionalverwaltung Malagas. Der spanische Architekt Luis Machuca schuf mit seinen Mitarbeitern ein ganzes Ensemble mit Bürgerservice, Regionalregierung, Verwaltung und öffentlichem Raum. Könnte ein neues Verwaltungszentrum besser liegen? Mitten im pulsierenden Malaga, wo so mancher Deutsche gerne Urlaub macht, direkt am Strand und in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem historischen Gebäudekomplex aus dem 17. Jahrhundert, dem ehemaligen Hospital „Hogar Nuestra Senora de la Victoria“. Deshalb ist es auch die Lage, die dem Verwaltungsgebäude der Regionalregierung Malagas ihren städtebaulichen Reiz gibt. Doch die direkte Nachbarschaft zur Strandpromenade und die Nähe zu historischer Bebauung sind nicht nur schönes Beiwerk, sondern gaben dem Entwurf bestimmte Parameter bei der Gestaltung vor. So galt es eine Verbindung zu schaffen zwischen der das Baufeld im Osten begrenzenden Hauptstraße und der Uferpromenade. Außerdem sollte das Volumen des neuen Gebäudes dem des benachbarten historischen Komplexes angepasst sein und nicht zwangsläufig in den selben Fehlern enden, wie es in den 1970er und 1980er Jahren der Fall war: Hochhaus- und Industriearchitektur ohne Rücksicht auf die Umgebung. Dass dies gelang, liegt vor allem an der Trennung der beiden Hauptnutzungen und der damit verbundenen Auflösung des Gesamtvolumens in zwei Gebäude sowie der Verbindung dieser Bereiche durch offene Freiräume.
Trennung in zwei Volumen
Statt das gesamte Raumprogramm für das Verwaltungsgebäude in einem Bau unterzubringen, entschied sich der Architekt Luis Machuca dazu, zwei Volumen zu schaffen. Das größere von beiden beherbergt auf insgesamt 38 000 m² Nutzfläche die gesamte Verwaltung. Büros, Infotheken, Servicebereiche für die Bürger sowie die gesamten technischen Abteilungen wie etwa das Rechenzentrum. In seinen Dimensionen passt sich dieses Gebäude dem benachbarten historischen Hospital sowie einer ebenfalls benachbarten Fabrikanlage an. Dabei liegt der lang gestreckte Block nicht als ungegliedertes Volumen auf dem Gelände. Stattdessen ist er auf vier Sockelgebäuden in Sichtbeton aufgeständert. Ausgeführt wurde das in drei Geschossen angeordnete Hauptgebäude tragwerkseitig in Form von zwei großen Fachwerkträgern, deren Verbindungsstreben zwischen den die Ober- und Untergurte bildenden Stahlbetondecken sichtbar sind. So wird die Konstruktion als Gestaltungselement genutzt und das in der Außenansicht als ein Volumen wirkende Gebäude wird in zwei Riegel unterteilt, die sich über die Sockelgebäude legen.
Das zweite Volumen beherbergt als kleineres Element vor allem das große Auditorium mit seinen 460 Sitzplätzen sowie die Räumlichkeiten für die Regionalregierung, die einzelnen Parteien und den Sitzungssaal. Auch dieser Bau liegt auf zwei Sockelgebäuden in Sichtbeton, ist jedoch nicht vollständig vom Boden abgehoben, sondern steht partiell auf diesem auf. Auch der Aufbau des Gebäudes unterscheidet sich vom benachbarten Riegel. Während in diesem inklusive Sockel vier Stockwerke zur Verfügung stehen, sind es im kleineren Gebäude nur drei. Der Grund hierfür sind die sich aus der Nutzung ergebenden, größeren Raumhöhen.
Akzentuierte Verbindung
Obwohl Architekt Machuca die beiden Hauptnutzungen in unterschiedliche Volumen untergebracht hat, war ihm doch die Verbindung beider Teile wichtig. Schließlich sollte die Regionalregierung zwar in einer gewissen Privatsphäre ihrer Arbeit nachgehen können, doch sollte auch die Transparenz und die Verbindung zu den Bürgern gewahrt bleiben. Aus diesem Grund wurde ein Platz geschaffen, der als zentraler Zugang zu beiden Gebäuden funktioniert, diese durch einen einheitlichen Belag miteinander bindet und zudem als Ort für Veranstaltungen und Ausstellungen gedacht ist.
Außerdem dient das komplett aufgeständerte lange Gebäude als Verbindung zum Strand und damit als öffentlicher Raum. Dies wird betont durch die Möglichkeit unter diesem Baukörper hindurch zu gehen und sich diesen Raum anzueignen. Begleitende Wasserflächen und eine Parkmöblierung unterstreichen diesen Anspruch. Neben den Verwaltungsgebäuden sind auf dem Gelände noch 400 Studentenwohnungen untergebracht, die vor allem für eine abendliche Belebung der Anlage sorgen sollen.
Fassade als besonderes Merkmal
Neben der architektonischen Gliederung des Komplexes und seiner städtebaulichen Einbindung dürfte vor allem die Fassade des Centro Civico für Aufmerksamkeit sorgen. Denn beide Volumen sind in den Bereichen der oberen Etagen mit einer vorgehängten Glasfassade versehen. Sie wurde mit möglichst hoher Transparenz ausgeführt, weshalb hier die Gläser climalit (8+12+6) von Technal zum Einsatz kamen, die eine geringe Glasfärbung vorweisen. In den Lochfassaden der Sockelgebäude fanden dagegen einfachere Sicherheitsgläser (6+12+6), ebenfalls von Technal, Verwendung.
Doch die Glasfassade ist noch nicht die Besonderheit des Gebäudes. Bestimmend für das Außenbild des Verwaltungskomplexes ist die davor liegende Schicht. Über eine Stahlkonstruktion aus UPN 180 Profilen, die vom spanischen Unternehmen Callfersa aus Madrid stammen, wurde eine zweite Haut vorgehängt. Sie ist die Kleidung über der Außenhaut der gesamten Anlage und besteht aus einem Edelstahlgewebe der deutschen Firma Gebr. Kufferath AG aus Düren, kurz GKD. Dabei bringt das Metallgewebe des Typs Omega 3320, das sich wie ein Kettenhemd um das Gebäude legt, neben den optischen Reizen noch andere Vorteile.
Ästhetisch ist es ein Blickfang und spielt mit seiner reflektierenden Oberfläche mit den die Umgebung prägenden Elementen Sonne, Wind und Wasser. Denn durch die unterschiedlichen Lichteinstrahlungen über den Tag wechselt das Bild des Gebäudes stetig – ob am Morgen in sanftem Silber, am hellen Mittag in strahlendem Metallicton oder am Abend in ein leichtes Rot-Orange gefärbt. Und auch das Spiel des Winds auf den Gewebebahnen, die leicht gespannt mit eingeschobenen Rundstangen an der Tragkonstruktion befestigt wurden, gibt dem Gebäude ein wandelndes Aussehen. Das dabei entstehende Glitzern im Zusammenspiel zwischen Licht und Wind erinnert an das Glitzern des benachbarten Meeres.
Neben diesen optischen Merkmalen ist es auch die Regulierung des Energieeintrags, die diese Außenhaut für einen solchen Standort sehr sinnvoll erscheinen lässt. Das auf einer Fläche von insgesamt 16 000 m² angebrachte Edelstahlgewebe Omega 3320 wirkt mit einem hohen Reflexionsgrad nicht nur als optisches Element, sondern in nicht unwesentlichem Maß auch als Sonnenschutz. Ein Faktor, der in einer so sonnigen Region wie Malaga, das an der Costa del Sol – Sonnenküste – liegt, nicht unerheblich ist.
Dabei verhindert der Vorhang mit seinem feinmaschigen Gewebe aus Metall nicht die Blickbeziehung nach außen bei gleichzeitig genügend Licht im Innenraum – wie dies bei anderen Sonnenschutzvarianten oft der Fall ist. Dieser Umstand wird auch abends und in der Nacht genutzt, wenn die gesamte Anlage nach außen strahlt und in voller Transparenz erscheint. Dieser Gestaltungskniff soll die Offenheit und das demokratische Verständnis der Regionalregierung unterstreichen. Für das passende Licht sorgen dabei Modulstrahler der Serie fluorescent light sources von Indalux.
Großes Auditorium
Im kleineren der beiden Gebäude ist noch das große Auditorium mit seinen 460 Sitzplätzen zu erwähnen. Es prägt das Raumprogramm dieses Teils wesentlich. Für die Ausführung der Bestuhlung und der Zuschaueranlage bediente man sich der Beratung und Unterstützung von Waagner-Biro Stage Systems aus Österreich. Dabei bildet die Auskleidung des Innenraums mit hellem Buchenholz einen schönen und weichen Kontrast zu der doch recht technisch anmutenden Fassade. Insgesamt wurde immer wieder gezielt Holz eingesetzt, um diesen Effekt zu verstärken. Auch die Parkettböden des spanischen Parkettherstellers Coema Parquet tragen zu diesem Eindruck bei.
Beleuchtet wird das Auditorium von Le Perroquette Systemleuchten von iGuzzini, während in den Büros das Wide System von iGuzzini zum Einsatz kommt. Es zeichnet sich vor allem durch niedrige Energiewerte und eine gute und einfache Anpassung an die jeweilige Lichtsituation aus. Die Außenbereiche der Anlage werden ebenfalls von Leuchten von iGuzzini illuminiert. Hier kommen die Maxi-Woody Spotlights zum Einsatz.
Luis Machuca: „Als ein öffentlicher Ort, an dem Debatten geführt und Probleme gelöst werden, sollte das Gebäude mit seiner Transparenz einfach und leicht zu verstehen sein. Das neue Gebäude der Regionalverwaltung Malagas beweist, dass eine ökonomisch sinnvolle Architektur mit begrenzten Budgets möglich und sinnvoll ist – vor allem im Vergleich zu überteuerten und überdimensionierten Projekten im Bereich der Öffentlichen Bauten.“
bba-Infoservice Metallgewebe Omega 3320 509 Systemleuchte Le Perroquette 510 Wide System Leuchte 511 Spotlight (Außenbereiche) 512 www.luismachuca.com www.luismachuca.com
Architekten:
Luis Machuca Asociados Arquitectos, Málaga
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