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Anforderung:
Pavillon, der sich sowohl städtebaulich als auch architektonisch harmonisch in seine Umgebung einfügt
Lösung:
Vorgehängte Lochblechfassade aus Cortenstahl mit geometrischem und farblichem Bezug zu umstehenden Gebäuden
Die Düsseldorfer City hat in den vergangenen Jahren ein vollkommen neues Gesicht erhalten. Nicht nur die Straßenbahn, sondern auch der Autoverkehr wurde unter die Erde gelegt, die alte Auto-Hochstraße, im Volksmund „Tausendfüßler“ genannt, abgerissen. Entstanden ist eine großzügige, mit Bäumen gesäumte Achse mit vielfältigen Sitzgelegenheiten, die vom Dreischeibenhaus bis zum Martin-Luther-Platz reicht. Autos wurden aus dem Gebiet weitgehend verbannt, die Oberfläche gehört nun großteils den Fußgängern.
Markanter Baukörper
Am Martin-Luther-Platz, vis-à-vis von Johanneskirche und den „Shadow Arkaden“ mit ihrer historischen Ziegelsteinfassade, steht neuerdings der 8 m hohe Gastropavillon von Molestina Architekten. Er umfasst zwei oberirdische Geschosse mit hohen Decken, Kellerflächen sowie eine begehbare Dachterrasse mit Blick auf das Dreischeibenhaus, außerdem einen großzügigen Außenbereich. Insgesamt stehen im „Wilma Wunder“ über 300 Sitzplätze zur Verfügung.
Während die Unterkellerung und der zentral angeordnete Erschließungskern in Stahlbeton ausgeführt wurden (sie stellen u.a. die Aussteifung des Gebäudes sicher), sind die oberirdischen Bauteile in Brettsperrholzbauweise errichtet. Die 40 cm dicken Geschossdecken erreichen dabei Spannweiten von bis zu 10 m und Auskragungslängen von bis zu 3,5 m; der vertikale Lastabtrag erfolgt über großformatige Brettsperrholz-Wandelemente (d = 36 cm).
Cortenstahl ohne Vorbewitterung
Der Pavillon ist rundum verglast; circa ein Drittel der gläsernen Außenhülle wird mithilfe vorgehängter Cortenstahl-Bleche in eine monumental gebogene Form gebracht. Die bis zu 1 130 x 2 320 m großen Cortenstahl-Bleche wurden vom Kölner Fassadenspezialisten Pohl gefertigt. Die Fassade ist über 8 m Höhe selbsttragend ausgebildet und wird auf Ebene der oberen Geschossdecke lediglich horizontal angebunden. Sie übernimmt gleichzeitig die Funktion der Attika und Absturzsicherung für die Dachterrasse, sodass keine Randmomente in die Brettsperrholzdecken eingeleitet werden mussten. Die Lochbleche sorgen zudem für natürliches Licht im Inneren.
Durch Witterungseinfluss entwickelt Cortenstahl eine fortlaufende Sperrschicht sowie eine natürliche Wetterfestigkeit. Diese schützt das Paneel vor weiterer Korrosion und sorgt für die charakteristische rostfarbene Patina, die dem Gebäude einen ganz besonderen Charme verleiht. Je nach Wetterlage der einzelnen Gebäudeseiten kann die natürliche Alterung des Materials schneller oder langsamer voranschreiten. In vielen Projekten mit Einsatz von Cortenstahl wird deshalb auf eine Vorbewitterung der einzelnen Bleche gesetzt, damit das Erscheinungsbild des gesamten Gebäudes direkt stimmig ist. Beim Düsseldorfer Gastropavillon „Wilma Wunder“ wurde jedoch auf die Vorbewitterung des Cortenstahls verzichtet: Die CO2-Bilanz des Gebäudes sollte möglichst niedrig gehalten werden.
Bauherr: Mediengruppe Rheinische Post
Architekten: Molestina Architekten GmbH, Köln
www.molestina.de
Standort: Düsseldorf
Auszeichnung: Holzbaupreis NRW 2018
Architekt Juan Pablo Molestina: „Atmosphärisch erlaubt die gelochte Stahl-Außenfassade eine Transparenz, die den Blick über den umliegenden Platz und auch das Dreischeibenhochhaus erlaubt. Stahl bekommt eine ungeahnt weiche Anmutung – ähnlich der eines Vorhangs.“
Cortenstahl-Patina
Cortenstahl hat eine sehr lange Lebensdauer und kann laut Hersteller vollständig in den Rohstoffkreislauf zurückgeführt werden. Durch starke Regenfälle kann der Rost besonders in den ersten Monaten abgewaschen werden. Damit es zu keinen roten Schlieren auf den Steinen kommt, wird der Rost in Ablaufrinnen aufgefangen. Nach einiger Zeit ist es mit dem Rosten schließlich vorbei und die Patina verleiht dem Gebäude ein homogenes Erscheinungsbild.
Holzbaupreis NRW 2018
Begründung der Jury: „An einer herausragenden Stelle in Düsseldorf, am Martin-Luther-Platz gegenüber der Johanneskirche, entstand dieser markante, klar strukturierte Baukörper. (…) Die Materialien sind an den richtigen Stellen eingesetzt: (…) Holz im Innenbereich ist sichtbar, fassbar und schafft die gewünschte Atmosphäre. Wetterfester Cortenstahl als Fassadenelement schützt die tragende Holzkonstruktion. Die klare Rasterung der tragenden Holzkonstruktion und deren Aufteilung und Anordnung auf die Geometrie des nicht einfachen Grundstücks begeistert die Jury. Sowohl städtebaulich als auch architektonisch und konstruktiv ist den Planern ein für diesen Ort herausragendes Gebäude gelungen, welches seine Funktion als Gastronomiepavillon mit Ausstellungsflächen sicherlich sehr zufriedenstellend erfüllen wird.“
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