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Wasserstrich-Backsteinklinker am Hochzeitsturm Plüderhausen

Neubau eines Turmgebäudes in Plüderhausen
Wegweisende Ursprünglichkeit

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Im Rahmen des Architekturprojekts „16 Stationen“ der Remstal Gartenschau entwarf und realisierte der Bonner Architekt Uwe Schröder den „Hochzeitsturm zu Plüderhausen“. Der einprägsame Bau steht nahezu unvermittelt auf einer Obstbaumwiese – und hat doch historische und architektonische Hintergründe, ebenso seine Umsetzung mit Wasserstrich-Backsteinklinkern.

Anforderung:

Sonderbau zur Wiederbelebung eines 500jährigen Brauchtums

Lösung:

Archaischer Turm aus handgefertigten Wasserstrich-Backsteinklinkern


Mit dem Architekturprojekt „16 Stationen“, das im Rahmen der Remstal Gartenschau 2019 realisiert wurde, wird die Idee von Gemeinsamkeit und Vielfalt entlang der Kommunen auf ganz besondere Weise sichtbar. Im Einklang mit der Landschaft entstanden Orte der Begegnung, welche die Städte und Gemeinden nachdrücklich anziehend miteinander verknüpfen und dabei doch deren Individualität widerspiegeln. 16 Architekten aus ganz Deutschland haben 16 ganz individuelle Bauten für die Remstal-Kommunen entworfen: Wengerterhäuschen, ein Hochzeitsturm, eine Freiheitsstatue, ein Monopteros – im Einklang mit der Landschaft entstanden einzigartige Landmarken.

Obstbäume von Brautpaaren

Es ist ein alter Brauch aus rauer Wirklichkeit: Nach dem 30-jährigen Krieg wurden unter anderem Heiratswillige dazu verpflichtet, Obst- und andere Bäume auf öffentlichem Grund zu pflanzen. So sollte das Land rekultiviert werden. Heute kennen wir das Baumpflanzen oder Baumverschenken vor allem auch als Sinnbild für eine stabile Ehe.

Schon seit Mitte der 1990er Jahren pflanzen hier frischgetraute Brautpaare auf der Hochzeitswiese wieder einen Obstbaum. Was als alter Brauch von der Gemeinde wiederbelebt wurde, dient dem Hegen und Pflegen der Kulturlandschaft, den Streuobstwiesen des Remstals. Auf der Hochzeitswiese in Plüderhausen wurde deshalb der Hochzeitsturm errichtet, der nun tatsächlich auch für Trauungen genutzt wird.

Monolithischer Bau

Prägnant und schlank erhebt sich der monolithische Hochzeitsturm von der Wiese in den Himmel. Zwischen den Außenwänden schützt ein Satteldach aus Holzschindeln das Innere. Spitzbögen zeichnen elegant das Entree und die Rückseite. Außen weiß, innen rot, kontrastiert der Bau Innen und Außen. Hier gibt es einen gedanklichen Bezug zu den (oft) weißen Kapellen im Remstal.

Uwe Schröder sagt: „Räume der Architektur und der Stadt werden als kulturelle und gesellschaftliche Repräsentationen verstanden. Das Anordnen und Errichten solcher Räume an Orten ist die Aufgabe der Architektur – eine Arbeit am Zusammenhalt von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.“ Im Hochzeitsturm zeigt sich diese Prämisse in kleinstem Volumen. Und gleichzeitig erhält die Wiese einen konkreten, zugänglichen Raum.

Der Weg des Brautpaars führt unter den Kronen der Obstbäume über die Wiese zum Turm. Von oberhalb nähern sie sich dem weiß engobierten Backsteinturm, der hangaufwärts zwei schmale, nebeneinanderliegende Öffnungen ausweist. Über Stufen in den Schwellen treten die beiden gemeinsam und zugleich, durch die beiden Öffnungen getrennt voneinander, in das Innere hinein. Im Turmhaus wechselt der Backstein von Weiß zu Rot. Eine Glücksmünze wird durch den dunklen Schlitz im rot gepflasterten Boden geworfen.

Ursprünglich: Wasserstrich Backsteinklinker

Wo historische Zusammenhänge gezeigt werden, ist ein „Original Wasserstrich Backstein Klinker“ aus der Privatziegelei Hebrok ein adäquates Baumaterial. Diese Vollsteine werden im echten Wasserstrich-Verfahren produziert. Der nasse Ton wird in die Formen eingestrichen und ausgestempelt und kommt unmittelbar mit Wasser in Berührung. Die so entstehende Oberfläche ist in jedem Stein einzigartig und nach dem Brand deutlich sichtbar. Die Ursprünglichkeit eines Klinkers wird dadurch betont.

Kräftig rot stellt sich „ruber“ dar: Der satte Farbton im orangefarbenen Farbklang strahlt wie eine aufgehende Sonne. Der Klinker „farina“ dagegen ist sanft, hell, fast weiß. Der Farbton zeigt kaum sichtbare Unregelmäßigkeiten wie Mehl in einer Backstube. Die Besonderheit im Hochzeitsturm: Der Klinker „farina“ basiert auf rotem Scherben, sodass beide Steine die gleiche Basis haben. Die Schlusssteine der Spitzbögen sind als handgemachte Formsteine produziert.


Projekt: „Hochzeitsturm zu Plüderhausen“ für Remstal Gartenschau

Standort: 73655 Plüderhausen

Architektur: Uwe Schröder Architekt, Bonn
www.usarch.de


Architekt Uwe Schröder: „Das Anordnen und Errichten solcher Räume an Orten ist die Aufgabe der Architektur – eine Arbeit am Zusammenhalt von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.“


Auszeichnungen

Der Hochzeitsturm zu Plüderhausen wurde 2020 ausgezeichnet mit dem Fritz-Höger-Preis, Special Mention, Kategorie Öffentliche Bauten, Freizeit & Sport. Im Rahmen des Deutschen Ziegelpreis 2021 erhielt er die Anerkennung im Bereich Monolithisch Öffentliche Bauten.


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