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Heavy Metal

Nachverdichtung im Kontext - Umbau und Erweiterung eines Schrotthandels zum Veranstaltungsclub in Leiden
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Im Zentrum der niederländischen Stadt Leiden wurde der Gebäudeblock rund um einen ehemaligen Altmetallhandel nachverdichtet und zu einem neuen Musikklub umgenutzt. Der Umbau von Ector Hoogstad Architecten ergänzt die Substanz der vorhandenen Backsteinbauten mit neuen Elementen und fasst Teile des Komplexes in eine Hülle aus rostigem Corten-Stahl ein.

Robert Uhde

Die 120 000 Einwohner zählende niederländische Stadt Leiden ist nicht nur als Geburtsort des Malers Rembrandt bekannt, hier wurde 1575 auch die älteste Universität des Landes gegründet. Aktuell zählt die Universität Leiden rund 20 000 Studenten, entsprechend bunt ist auch das kulturelle Leben vor Ort. Ein wichtiger Bestandteil der städtischen Kreativszene ist der bereits 1969 gegründete Musikclub „Leids Vrijetijds Centrum“ (LVC), das jetzt unter dem Namen „Gebr. De Nobel“ an einem neuen Standort inmitten der Stadt neu eröffnet wurde. Neben einem großen, multifunktional nutzbaren Konzertsaal für rund 750 Besucher steht dort auch ein kleinerer Clubsaal für 200 Besucher zur Verfügung.
Ausgangspunkt der Planung war der Wunsch der Stadt, das bestehende Kulturangebot im nordwestlichen Bereich der Innenstadt weiter zu erhöhen und dabei gleichzeitig auch die Chance zur Revitalisierung des Quartiers zu nutzen. Um das Vorhaben umzusetzen, wurde schon vor Jahren damit begonnen, verschiedene Gebäude des teilweise aus dem 17. Jahrhundert stammenden Gebäudeblocks zwischen Lammermarkt, Marktsteeg, Oude Singel und Lange Scheistraat und rings um den ehemaligen Altmetallhandel „Gebr. De Nobel“ aufzukaufen, um ihn als neuen Standort für den bestehenden Musikclub LVC nutzen zu können. 2012 wurde schließlich das Rotterdamer Büro Ector Hoogstad Architecten mit der architektonischen Planung des großflächigen Umbauprojektes beauftragt: „Eine der Auflagen war dabei, trotz der umfangreich notwendigen Abbrucharbeiten einen möglichst großen Teil der vorhandenen, teilweise denkmalgeschützten Bausubstanz zu erhalten“ , beschreibt Projektarchitekt Chris Arts die Vorgaben der Stadt.
Fassade aus Corten-Stahl
Um trotzdem das geforderte Raumprogramm des Musikclubs möglichst gut auf der zur Verfügung stehenden Grundfläche unterzubringen und dabei die Lärmbelästigung für die umliegende Nachbarschaft möglichst gering zu halten, wurden die beiden Konzertsäle ganz bewusst im frei liegenden Kern des Gebäudeblocks platziert. Nicht weiter erhaltenswert war die komplett überbaute, überwiegend aus den 1970er-Jahren stammende Gebäudezeile zur Langen Scheistraat in Richtung Westen und Nordwesten, wo jetzt Bühnentechnik sowie Umkleideräume des Musikclubs untergebracht sind. Um in diesem Abschnitt einen kraftvollen Akzent nach außen zur Langen Scheistraat sowie zum viel befahrenen Lammermarkt zu schaffen, entschieden sich die Planer dazu, die als Kalksandsteinwand neu errichtete, teilweise leicht zurückspringende Straßenfront mit einer bewegten Hülle aus vertikal ausgerichteten Corten-Stahl-Elementen von Prince Cladding Benelux zu verkleiden.
„Die rostrote Hülle schafft in ihrer Materialität einen sinnfälligen Bezug zu dem ehemals vor Ort ansässigen Metallhandel, passt sich dabei aber farblich har-monisch an die umgebende Klinkerarchitektur an“, erklärt Chris Art das gestalterische Konzept.
Zur Wärmeisolierung wurde eine 12 cm dicke Dämmung aus Glaswolle eingefügt.
Um den Rhythmus und die Grundrissstruktur der ursprünglichen Bebauung aus dem 19. Jahrhundert aufzugreifen, wurde die Gebäudezeile zur Langen Scheistraat bewusst kleinteilig mit unterschiedlich hohen und unterschiedlich breiten Corten-Stahl-Elementen mit einer Gesamtfläche von 370 m² sowie mit breiten Fugen und mit verschiedenen Rücksprüngen gestaltet. Zusätzliche Bewegung erhält die Front durch unterschiedlich große Öffnungen, die in Größe und Anordnung die ursprüngliche Fassadengliederung aufgreifen und die an einigen Stellen durch Rahmen aus perforierten Corten-Stahl-Elementen zusätzlich hervorgehoben wurden. In einigen Bereichen der Fassade wurden zusätzliche Türen eingefügt, im Eckgebäude zum Lammermarkt steht außerdem eine Zufahrtsrampe zur Anlieferung zur Verfügung.
Die zurückspringenden Fassadenabschnitte entlang der Langen Scheistraat wurden abweichend mit weiß lasierten, 19 mm dicken und unterschiedlich langen und breiten Latten aus thermisch veredeltem Fichtenholz der Sorte Platowood Fraké von Plato International eingefasst. Die Obergeschosse und Aufbauten der beiden Konzerthallen sowie des Eckgebäudes zum Lammermarkt wurden auf einer Fläche von 600 m² mit rostfreiem Stahltrapezblech, ebenfalls von Prince Cladding Benelux, verkleidet und lösen sich so optisch im Himmel auf.
Backsteinfassade des Bestandes
Der ehemalige Altmetallhandel selbst war in einem Backsteingebäude in der östlich angrenzenden kleinen Gasse Marktsteeg ansässig. Das Gebäude ist im Zuge des Umbaus in weiten Teilen erhalten geblieben und wurde durch die Architekten zu einem stilvollen Eingangs- und Foyerbereich für den Musikclub umgestaltet. Von außen ist hier von dem umfangreichen Eingriff in den Gebäudeblock nichts zu sehen. „Im Innenraum haben wir jedoch zahlreiche Elemente wie eine große Treppe, eine offene Galerie im Obergeschoss oder die beiden Kassenbereiche neu eingefügt“ , erklärt Chris Arts. Die alten Backsteinwände schaffen dabei gemeinsam mit den neu hinzugefügten Elementen aus Edelstahl sowie aus roh belassenem oder schwarz laminiertem Holz ein robustes und charaktervolles Ambiente für den neuen Musikclub. Komplettiert wird das reizvolle Zusammenspiel von alt und neu sowie zwischen glatt und rau durch die nach historischem Vorbild neu errichtete Deckenkonstruktion aus Holz.
Hochwertige Konzertsäle
Ein ähnlicher Materialmix, ergänzt durch schwarze Metallpaneele und Vorhänge, findet sich auch im Innenraum des Musikclubs. Im Zentrum liegt dabei der große Saal mit seinen beiden U-förmigen Balkonen, der von Experten aufgrund seiner hervorragenden Akustik mittlerweile zu den besten Konzertsälen des Landes gezählt wird. „Der kleinere Raum dient dem-gegenüber vor allem als Bühne für Tanzveranstaltungen oder für Newcomer-Bands“ , erklärt Chris Arts. Besondere Herausforderungen an die Planer stellte außerdem das Thema Lärmschutz:
„Um an dem dicht besiedelten Innenstadtstandort ein Maximum an Schalldämmung zu erzielen, haben wir die Konzertsäle als Box-in-Box-Räume ausgebildet und mit einem eigenen Fundament ausgestattet“, so der Architekt weiter. „Damit ist sichergestellt, dass die Bewohner 20 m weiter ganz in Ruhe schlafen können.“
Corten-Stahl
Rostfreies Stahltrapezblech
Holzfassade
Architekten:
Ector Hoogstad Architecten, Rotterdam
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