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Märchenhaft inszeniert: Neubau des Museums Grimmwelt in Kassel

Neubau des Museums Grimmwelt in Kassel
Märchenhaft inszeniert

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Mit dem Museumsbau Grimmwelt auf dem Kasseler Weinberg schufen die Architekten von kadawittfeldarchitektur einen besonderen Rahmen für das Werk der Gebrüder Grimm. Durch seine Architektur und Materialität fügt sich der Neubau behutsam in das historische Gelände ein. Mehr als das, er wird Teil des Weinbergs und seiner Geschichte.

Es war einmal…wie die meisten Märchen der Gebrüder Grimm könnte auch die Geschichte des Kasseler Weinbergs beginnen. Zahlreiche bauliche Relikte vergangener Zeiten zeugen von dessen historischer Entwicklung. Hier auf dem stadtgeschichtlich bedeutsamen Weinberg entstand Grimmwelt, ein Ausstellungsgebäude für das Lebenswerk der Gebrüder Grimm, die über dreißig Jahre in Kassel verbrachten. Ausschlaggebend für die Wahl des Standortes war zum einen die Nähe zur Innenstadt, zum anderen die Abgeschiedenheit in malerischem Umfeld.
Begehbare Skulptur
Inmitten der denkmalgeschützten Parklandschaft mit den Terrassen und steinernen Fragmenten aus der Vergangenheit erhebt sich der skulpturale Neubau auf der Anhöhe des Weinbergs und lädt mit seiner großzügigen Treppenlandschaft zum Begehen und Verweilen ein. Die Architekten des Aachener Büros kadawittfeldarchitektur entwarfen einen ausdrucksvollen Baukörper, der sich aus der Topografie des Weinbergs heraus entwickelt. Seine schlichte Kubatur wird durch das in allen Ebenen umgesetzte Treppenmotiv zur begehbaren Skulptur, die sich behutsam und spannungsvoll zugleich in die Umgebung integriert.
Bereits von Weitem fallen die Treppen in der Fassadenebene ins Auge. Hier überragen die oben abgetreppten Außenmauern die Traufkante und fungieren so als Brüstung. Als dreidimensionales Gestaltungselement, das nicht nur der Erschließung dient, sondern auch dem Erlebnis des Erklimmens, dominiert eine großzügige Treppe den Außenraum. Sie führt über das komplette Gebäude bis aufs Dach, schafft interessante Perspektiven und motiviert, das Gebäude zu besteigen. Ganze 10 m sind es bis zum Dach hinauf, wo eine riesige, als Stufenlandschaft ausgeführte Fläche und ein einmaliger Ausblick die Besucher erwarten.
Ein Höhepunkt auf dem Dach ist die verglaste Box, in der sich Himmel und Umgebung spiegeln. „Berg Semsi, Berg Semsi, tu dich auf“, so heißt es in einem der Grimm’schen Märchen, woraufhin sich der Berg öffnete und zwölf Männer entließ. Aus der Glasbox entsteigen ebenfalls Menschen – dahinter verbirgt sich der Fahrstuhl, der einen barrierefreien Zugang zum Dach bietet.
Ursprüngliches Fassadenmaterial
Mit seiner außergewöhnlichen Architektur kommuniziert der Neubau sein Inneres nach außen und macht Geschichte und Geschichten erlebbar. Geologisch gesehen ist der Weinberg Teil einer Muschelkalk-Verwerfung des Kasseler Beckens. In der Wahl des Fassadenmaterials spiegelt sich der Untergrund wider. Der Stahlskelettbetonbau wurde mit „Gauinger Travertin“ verkleidet, einem offenporigen Süßwasserkalkstein von heller Farbe. Lauster Steinbau baut den Naturstein in eigenen Steinbrüchen ab und verarbeitet ihn zu Fassadenelementen, Wand- und Bodenbelägen sowie Treppenstufen. Auch der begehbare Dachbelag wurde aus diesem Kalkstein gefertigt.
Eine weitere wichtige gestalterische Funktion nehmen die Fenster ein. Sie sind überwiegend als Fensterbänder mit geringer Leibungstiefe in der Fassade ausgeführt, die an einzelnen exponierten Stellen die Natursteinmauer durchbrechen. Je nach Blickwinkel schaffen die Spiegelungen des Himmels und der umgebenden Landschaft die Illusion, durch die Öffnungen hindurchblicken zu können wie bei einer historischen Ruine. Für die Festverglasungen kam das Schüco-System „AWS 75.SI+“ in der Ausführung Super Insulation zum Einsatz. Bei dem Verwaltungsbereich fiel die Wahl auf eine Fensterbandkonstruktion mit schlankem Design: Schüco „AWS 75 BS.SI+“. Passend zu den Fenstern bietet dort der filigrane Aluraffstore Warema „E80 AF“ mit Flachlamellen einen effektiven Sonnenschutz.
Für das große Panoramafenster im Café wählten die Architekten die Warema Senkrecht-Markise „490 E“, die mit „Soltis 92“ ausgestattet ist, einem PVC-beschichteten Polyestergewebe, das UV- und schmutzbeständig ist. Der funktionale Sonnenschutz fungiert als Wärmeschutzschild, das zu einer konstanten Innenraumtemperatur beiträgt.
Split-Level schafft Durchblick
Wer das Gebäude betritt, wird von einem großzügigen, hohen Raum empfangen, an dessen Ende ein großes Panoramafenster aus dem hochwärmegedämmten Schüco Schiebesystem „ASS 77 PD.HI“ in die Weite blicken lässt. Die Holzverkleidung der Wände und Decken des Foyers und des angrenzenden Cafés betont die Länge des Raumes und verleiht ihm Dynamik. Hierfür wurde ein Holzdeckensystem in Weißeiche von Hunter Douglas gewählt. In Anlehnung an das Waldmotiv, das oft in den Märchen der Gebrüder Grimm auftaucht, entschieden sich die Architekten für das natürliche Material, um den Besucher gleich zu Beginn der Ausstellung atmosphärisch in eine andere Welt zu versetzen. Das Café dient zugleich als Multifunktionsbereich. Bei Bedarf entsteht dort mithilfe einer mobilen Abtrennung ein Vortragsraum. Aufgrund der hohen Stabilität bei niedrigen Flächengewichten kam hier das schalldämmende, flexible Trennwandsystem „Dorma Moveo“ zum Einsatz.
Um einen architektonischen Konsens zu den Terrassen im Außenraum zu schaffen, entwarfen die Architekten im Inneren einen Ort voller Spannung durch Split-Level-Ebenen, die allein durch Blickbezüge dynamisieren und den Besucher animieren, die Räume zu durchwandern. Auch wenn sämtliche Ebenen inhaltlich und formal verknüpft sind, zeigen sie Eigenständigkeit und können unabhängig voneinander betrachtet werden.
Herzstück von der Grimmwelt ist der zentrale Auftaktraum, der links des Foyers liegt. Er hat zwei Funktionen: Zum einen sind seine gebäudehohen Wände Projektionsflächen und somit Teil der Ausstellung, zum anderen dient er als Verteilerfläche. Von hier aus hat der Besucher einen Blick in alle vier Ebenen, kann sich orientieren und seine Richtung wählen.
Damit den Blickbeziehungen nichts im Wege steht, wurden auch die Brüstungen transparent ausgeführt. Hierfür setzten die Planer das Ganzglasgeländersystem „Crosilux“ von Croso ein, das optisch und funktional ins Konzept passt.
Mit ihrem stimmigen, auf dem terrassierten Umfeld aufbauenden Konzept schufen die Architekten von kadawittfeldarchitektur ein vielschichtiges Museumsgebäude, das nicht nur Raum für Ausstellungen bietet. Durch das Wechselspiel zwischen den verschiedenen Ebenen, zwischen Baukörper und Landschaft wird das Gebäude selbst Teil der Ausstellung und versetzt seine Besucher in märchenhafte Stimmung.
Dipl.-Ing. Claudia Närdemann
Architekt Gerhard Wittfeld: „Die Weginszenierung des Auf und Ab durch den gestaffelten Park, über die Treppe, weiter über die Terrasse und wieder hinunter, setzt sich im Gebäude fort – ganz im Sinne eines Hauses, das mit und nicht nur in seiner Umgebung bestehen will.“
Architekten:
kadawittfeldarchitektur, Aachen
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