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Flächenbündig aufgestockt

Sanierung eines Industriedenkmals in Heilbronn
Flächenbündig aufgestockt

Im alten Industriegebiet am Ufer des Neckars in Heilbronn wurde das denkmalgeschützte Gebäude „Am Kaiser’s Turm“ – kurz AKT – für rund 16 Millionen Euro komplett saniert. Zusätzliche neue Bauten bringen mit ihren Flächen für Dienstleistungs- sowie Einzelhandelsunternehmen wieder Leben in das Gebiet.

Blickfang des Industriedenkmals ist ein Glaskubus auf dem 30 Meter hohen Siloturm. Darauf prangt die markante rote Leuchtreklame als Wahrzeichen des alten Heilbronner Industriegebietes. Den Turm umgab ursprünglich nur ein dreigeschossiges Industriegebäude mit Anlieferungsbereichen, wie es in den Jahren 1936 bis 1939 in Auftrag gegeben worden war. Bauherr war Josef Kaiser, Sohn der Gründer der bis heute bekannten gleichnamigen Supermarktkette. Bis ins Jahr 2001 wurde das alte Industriegebäude von der Tengelmann-Gruppe, zu der auch Kaiser’s gehört, für die Verwaltung und das Lager genutzt.
Vorbild Neckarkiesel
Nach der Stilllegung begannen die Überlegungen, wie man das Areal revitalisieren könnte. Die Entscheidung fiel schließlich zugunsten des Entwurfs des Heilbronner Architektenbüros müller.architekten. Der Plan beinhaltete, dass die Grundfläche des Industriedenkmals um das Dreifache auf etwa 14 500 m² vergrößert wird.
Der bisherige Stahlbeton-Klinkerbau wurde um einen Neubau erweitert, der sich aus zwei verschieden großen, zweigeschossigen Ellipsen mit Dachgeschoss zusammensetzt. Die architektonische Grundidee lieferten die Kieselsteine im Neckar, die in ihrer organischen Form einen Kontrapunkt zur geradlinigen Bauhaus-Architektur des bestehenden Gebäudes bilden.
Die Ellipsen werden durch einen Glasbau im Dachgeschoss und eine Membrankonstruktion über der Freiterrasse im ersten Obergeschoss miteinander verbunden. Erbaut wurden die Ellipsen in Massivbauweise mit Flachdecken, Stahlbetonstützen und Verbundträgern.
Zuvor war eine aufwendige Bohrpfahlgründung bis in den Neckarkies notwendig. Als Material für die Außenhaut entschieden sich die Architekten für Streckmetall aus Roh-Aluminium. Dieses zieht sich um beide Ovale und erinnert bei Sonnenlicht an im Wasser glitzernde Kiesel.
Krönender Glaskubus
Neben konventionellen Verglasungen in der Lochfassade des Backstein-Ensembles mit sichtbaren Stahlbetonstützen erhielt der Siloturm einen acht Meter hohen, zweigeschossigen Glaskubus mit einer Stahl-Glas-Fassade, der Platz für ein Panoramarestaurant mit einem beeindruckenden Ausblick über Heilbronn bietet.
Die Aufstockung für den Glaswürfel wurde in Stahlskelett-Konstruktion ausgeführt, umhüllt von einer großflächig verglasten, filigran profilierten Pfosten-Riegel-Konstruktion. Zudem verfügt der glatte Glaskubus über rahmenlose Oberlichter für die Querlüftung.
Für die nächtliche Illumination sorgt eine spezielle Beleuchtung mit RGB-Steuerung, die auf beiden Ebenen rundum innen an der Fassade anliegt. Sie kann parallel unterschiedlichste Farbszenarien steuern und dazu noch gedimmt werden. Alle sichtbaren Innenraumleuchten sind mit LED-Technik bestückt und unterstützen durch ihre geringe Wärmeentwicklung die Klimatechnik.
Funktionsverglasung
Das verwendete Glas erfüllt die Erwartungen der Bauherren und Architekten sowohl unter ästhetischen als auch unter funktionalen Gesichtspunkten. Optisch setzen die flächenbündigen Fensterscheiben sowie der Einsatz der neutral anmutenden Verglasung einen reizvollen Kontrast zum denkmalgeschützten Industriegebäude.
Auf funktionaler Ebene vereinen die maximal 1,5 x 3,5 m² großen Scheiben gleich mehrere Eigenschaften. So erfüllt das außen positionierte Pilkington Optilam™ Verbundsicherheitsglas (VSG) mit 12 mm Dicke und doppelter Folie alle Anforderungen an die Absturzsicherung. Der für den Sonnenschutz geforderte g-Wert von max. 40% wird durch die beiden im Objekt eingesetzten Sonnenschutzglastypen Pilkington Suncool™ HP 70/40 und Pilkington Suncool™ HP 53/40 erreicht.
Ein weiteres besonderes Merkmal ist die selbstreinigende Eigenschaft dank Pilkington Activ™. Auf der Außenseite der Scheiben ist eine Titandioxid-Beschichtung dauerhaft eingebrannt, die auf zweifache Weise wirkt. Im ersten Schritt reagiert die Beschichtung mit der natürlichen UV-Strahlung im Tageslicht und zersetzt organische Verschmutzungen. Der nächste Regen spült die gelösten Schmutzpartikel dann ab. So sparen die Betreiber Geld, da Reinigungsarbeiten deutlich seltener notwendig werden, und die Gäste des Restaurants können die ungetrübte Aussicht auf Heilbronn und seine Weinberge genießen.
Ausgezeichneter Entwurf
Innerhalb des Pilkington Activ™ Fassadensponsorings 2005 überzeugte der Entwurf von müller.architekten die Jury einstimmig. Bewertet wurden die Vorschläge unter dem Gesichtspunkt des sinnvollen Einsatzes von Pilkington Activ™. Das Glas entfaltet seine dualaktive Wirkungsweise vor allem dann, wenn Verglasungen möglichst frei liegen und für den reinigenden Regen zugänglich sind.
Ein außen liegender Sonnenschutz, größere Dachüberstände und vorgesetzte Balkone schränken die Selbstreinigungsfunktion dieses Glases ein. Die Entscheidung der Architekten, flächenbündige Fensterflächen zu nutzen und die Turmverglasung einer Bewitterung auszusetzen, die den Selbstreinigungseffekt des Glases optimal unterstützt, waren in den Augen der Jury die ausschlaggebenden Kriterien. Der Preis beinhaltete das Sponsoring der Mehrkosten für die selbstreinigende Verglasung.
Weitere Informationen
Pfosten-Riegel-Konstruktion für Glaskubus bba 511 Verbundsicherheitsglas bba 512 Selbstreinigendes Sonnenschutzglas bba 513
Architekturbüro: müller.architekten, Matthias Müller, Heilbronn Planungsbüros Fassadentechnik: IGK-IGR Ingenieurgesellschaft mbh, Mülheim Gutbrod Ingenieurbüro Bau-Physik, Markgröningen
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