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Fassade als Showroom

Produktions- und Lagerhalle in Massing
Fassade als Showroom

Susanne Ehrlinger, Freie Journalistin, Berlin / red.

Was liegt für Architekten wie Hersteller näher, als das eigene Leistungsspektrum am passenden Projekt vorzustellen? So vermittelt in Massing bei München der werkseigene Hallenbau eines Betonfertigteil-Werks als Referenz einen umfassenden Eindruck über die Vielfalt von Fassadenelementen aus Beton. Die neue Halle der Laumer Bautechnik GmbH zeigt Möglichkeiten moderner Betontechnologie, die für die Gestaltung unterschiedlichster Bauprojekte und Anwendungen genutzt werden kann.
Sie ist Teil einer zweischiffigen Produktions- und Lagerhalle mit einer Grundfläche von insgesamt 2 800 m². Der Produktionshalle wurde neben einem Durchfahrtsbereich ein etwa 150 m² großer, mehrgeschossiger Anbau vorgelagert. Auf einer rund 500 m² großen Fassadenfläche zeigt dieser Anbau eine strukturell gegliederte Musterfassade mit Elementen aus der eigenen Fertigteilproduktion.
Konstruktion
Die einzelnen Sandwichelemente der 21 m langen Hallenkonstruktion bestehen aus einer Beton-Tragschicht, einer Polystyrol-Dämmung sowie aus einer mit Pigmenten eingefärbten Vorsatzschale aus Beton. Die 3 x 7 m großen Fertigteilelemente wurden werkseitig bereits vorproduziert und dienen an der Hallenkonstruktion gleichzeitig als tragendes und als gestalterisches Fassadenelement.
Konzipiert in der für die Fertigteilbauweise üblichen Art, wurden für die Tragkonstruktion der Musterhalle zunächst 40 x 40 cm dicke Fertigbetonteilstützen im vorgegeben Rastermaß in Fertigbetonteil-Fundamente gestellt. An die Stützen lehnen sich Sandwichelemente, die daran bzw. in den Geschossdecken verankert werden. Die Fassadenfläche wird unter anderem durch ein strenges Raster aus gleichformatigen Öffnungen gegliedert, in die zum einen Fensterelemente und zum anderen Musterquader mit verschiedenen Betonoberflächen eingesetzt wurden.
Diese cirka 900 kg schweren Quader wurden vor der Wandmontage mit Hilfe eines Gabelstaplers in die dafür vorgesehenen Öffnungen der Wandplatten montiert und auf der Innenseite mit verdeckt liegenden Anschraubplatten befestigt. So zeigt die Fassadenansicht keinerlei Befestigungspunkte.
Ein flach geneigtes Blechsandwich-Dach bedeckt die Halle. Last not least wurde eine Bodenplatte aus Beton in die Lagerhalle gegossen. Alle Arbeiten rund um den Bau konnten vom Unternehmen selbst ausgeführt werden.
Halle als Ausstellungsfläche
Die Musterhalle zeigt realitätsgetreue, das heißt großflächige Kostproben aus der Produktionslinie „Architekturbeton“. Eine komplette Giebelseite und Teile der Längsfassaden wurden auf diese Weise mit besonderen Betonfertigteilen ausgeführt. Im Inneren dient dieser Teil der Halle dem Werk in erster Linie als Büro und Lagerfläche.
Außerdem ist in ihr das Betonlabor untergebracht. Hier werden die Rezepturen für verschiedenste Bauvorhaben in Beton angemischt. Über 100 Farbproben mit unterschiedlichen Oberflächen und Strukturen sind bereits zur Ansicht in Probeflächen gegossen worden und als Muster vorhanden. Für spezifische Architekturvorstellungen werden Betone, Farben und Zuschlagstoffe so lange gemischt und ausprobiert, bis das gewünschte Ergebnis vorhanden ist und auf eine große Betonmenge übertragen werden kann.
Schließlich müssen Architekt und Bauherr sicher sein, dass Farbangaben und die gewünschte Oberflächengüte für das gesamte Bauwerk in der immer gleichen Qualität produziert werden und dass die Betonoberflächen über lange Zeit ihre Ästhetik bewahren.
Strichcodeartige Gestaltung
Entwurfsidee des Hallenbaus war eine Komposition aus verschiedenfarbigen und unterschiedlich breiten Betonplatten, die zu einer strichcodeartigen, vertikal strukturierten Fassadentextur kombiniert wurden. Die strenge Rasterung, die sich durch die Anordnung der Fensterelemente innerhalb der Fassade ergibt, lockerte der Architekt durch die eingangs erwähnten Quader aus durchgefärbtem und unterschiedlich behandeltem Beton spielerisch auf.
Die eingesetzten Elemente kragen aus, schaffen zusammen mit den tiefer liegenden Fenstern ein interessantes Spiel von Höhen und Tiefen und sorgen so für ein lebendiges Schattenspiel.
Beton für Fassaden
Die besonderen bauphysikalischen Eigenschaften wie Langlebigkeit, Tragfähigkeit, Stoßfestigkeit, Schalldämm- und Brandschutzeigenschaften, das hohe Wärmespeichervermögen und die Dauerhaftigkeit von Beton sind bekannt. Dass jedoch Beton wieder verstärkt in das Blickfeld von Architekten geraten ist, verdankt der Baustoff auch einer seiner besten Charaktereigenschaften, der Vielseitigkeit.
Über das sachliche, schlichte und zweckbetonte Image hinaus unterstützt Beton den Form- und Gestaltungswillen von Architekten bei nahezu jeder Bauaufgabe. In Massing wurde dies mit vorgefertigten Fassadenelementen am Hallenbau exemplarisch aufgezeigt. Es erweist sich, dass Betonfertigteile – was das optische Erscheinungsbild anbelangt – in Form, Farbe und Oberflächenstruktur mit großer Wandlungsfähigkeit aufwarten können.
Allein als „graue Eminenz“ wird der sogenannte Architektenwerkstoff in Zukunft nicht mehr gezeigt werden. Denn die moderne Betontechnologie fordert experimentierfreudige Anwendungen mit farbigen und strukturierten Betonen geradezu heraus.
Am Hallenbau der Laumer GmbH fallen drei Anwendungen besonders ins Auge: Das Wandelement, das auf einer markanten Strukturmatrize betoniert wurde, besteht aus einem Beton mit Normalzuschlag. Dieser enthält als Bindemittel Weißzement. Seine Farbigkeit erhält er durch gelbe Farbpigmente, bestehend aus 5 % Eisenoxid vom Zementgewicht.
Als weitere Besonderheit stellen sich die Fassadenelemente mit der gewaschenen oder gesäuerten Betonstruktur dar. Hier wurde auf Stahl-Kipptischen betoniert, ebenfalls mit Bindemittel Weißzement. Bei der gewaschenen Variante lässt sich die Intensität der Auswaschtiefe bestimmen; hier erhielt der Beton einen Zuschlag Jura gelb und Quarzsand. Der geringe Prozentanteil Eisenoxid vom Zementgewicht führte hier zu einer helleren Anmutung. Schließlich erhielt die abgesäuerte Variante im Beton Sonderzuschläge aus grauem Granit, Silberweiß, Nero Impalla (Schwarzkorn). Je nach gewünschter Rauigkeit können Betonoberflächen dieser Art mehrfach mit Microgel abgesäuert werden.
Die ausgeführten Wandelemente stehen beispielhaft für eine Fülle an möglichen Farben und Oberflächen der Fassadenelemente. Ihr Einsatz ermöglichte es dem Unternehmen, den schlichten Industriebau optisch aufzuwerten und gleichzeitig Teile der Produktpalette anschaulich darzustellen. Nicht zuletzt konnte die Halle mit der architektonisch ansprechenden Fassade in kurzer Bauzeit mit dauerhaften und widerstandsfähigen Oberflächen realisiert werden.
Weitere Informationen
Durchgefärbte Betonelemente bba 556
Architekt: Heinz Eberherr, Massing
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