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Eleganz in weißem Stein

Neubau zweier Stadtvillen im Frankfurter Westend
Eleganz in weißem Stein

Die Nachverdichtung der Städte dürfte eine der Aufgaben der Zukunft sein. Denn die Pendler-Müdigkeit und die langsame, aber stetige Renaissance der Stadt sorgt dafür, dass die Nachfrage nach Wohnraum in den Städten wächst. Im Frankfurter Westend entstand ein gelungenes Beispiel für eine Nachverdichtung: Zwei Stadtvillen mit für dort eher untypischen Kalksandsteinfassaden.

Dipl. Ing. Marc Nagel | jo

Skidmore, Owens & Merrill, dieser Name steht für teils gelungene, teils zweckmäßige Bauten, die häufig für die Regierung der USA, ihre Botschaften, Konsulate und Amerikahäuser entstanden. Eines der gelungen Gebäude befindet sich im Frankfurter Westend, wo in einem kleinen Park eine fünfgeschossige Gebäudescheibe mit einer für diese Gegend untypischen Glas- und Stahlfassade dem Generalkonsulat der USA lange Raum bot und 1986 das Signet des Denkmalschutzes bekam. Weil die Räumlichkeiten zu klein wurden, verkauften die USA das Gebäude und das dazugehörende Gelände. Der neue Besitzer lies daraufhin das Skidmore, Owens & Merrill-Haus sanieren und hatte die Idee, auf dem Grundstück eine städtebauliche Nachverdichtung vorzunehmen. So entstanden auf dem ehemaligen Parkplatz des Generalkonsulats zwei neue Stadtvillen nach den Plänen der ebenfalls aus Frankfurt stammenden Architekten um Jo Franzke.
Nicht typisches Zeichen
Architektonisch nehmen die beiden neuen Gebäude dabei nicht die harte und für das Westend untypische Stahl-Glas-Haut des ehemaligen US-Generalkonsulats auf, sondern setzen mit Natursteinfassaden ein ebenfalls nicht typisches Zeichen. Besser: Nicht mehr typisches Zeichen.
Denn mit ihren beiden im Grunde sehr ähnlichen, bei wichtigen Merkmalen jedoch eigenständigen Entwürfen haben Jo. Franzke Architekten ein Zitat der ehemals für Frankfurt so typischen Bürgerhäuser aus dem 19. Jahrhundert umgesetzt. Da die Villen hinter der Gebäudescheibe des ehemaligen US-Konsulats liegen, fehlt ihnen auf den ersten Blick eine klare und eindeutige Adresse.
Ein Typ, zwei Erscheinungsformen
Klar und eindeutig ist dagegen das Erscheinungsbild der beiden Villen. Beide sind geprägt von ihrer hellen Kalksteinfassade, die von Zeidler und Wimmel Naturstein GmbH geliefert wurde. Dabei erscheinen die Bauten jedoch nicht uniform. Das wurde erreicht, weil man die Oberflächen der Fassaden unterschiedlich gestaltete und zudem die Architektur in kleinen Details differiert.
Villa 1, die sich im Westteil des Geländes befindet, verfügt über ein Staffelgeschoss, das von der Fassade abgesetzt wurde. Es ergänzt den viergeschossigen Baukörper und lässt diesen so niedriger erscheinen. Villa 2 dagegen ist fünfgeschossig und wird ebenfalls durch ein Staffelgeschoss erweitert, das bei diesem Bau jedoch bündig mit der Frontfassade ausgeführt wurde. So vermittelt diese Villa den Eindruck eines Baus, der sechs Vollgeschosse hat, und lässt dieses Gebäude somit wesentlich höher erscheinen als Villa 1. Beiden Gebäuden gemeinsam ist ein Eingangsbereich, der fast wie der Zugang zu einem Hotel wirkt. Dieser Eindruck wird erweckt, weil jeweils ein auskragendes Vordach den Eingang prägt, das in seiner Anmutung fast an Entwürfe aus den 20er Jahren oder gar aus dem Art Nuovo erinnert. Zudem sind die Eingangstüren in große Glasflächen eingelassen. Sie bestehen aus Gläsern von Glas Trösch, die in Schüco-Profile der Typen FW 50+.1 und FW 60+.1 eingelassen sind. Die Eingangstüren von Schörghuber bestehen aus Eichenholz, das rustikal gebeizt wurde.
Unterschiedliche Steinbearbeitung
Die Kalksteinfassaden wurden bei den beiden Villen nicht identisch ausgeführt und reagieren so auch auf die unterschiedlichen Gebäudehöhen. So wird die niedrigere Villa 1 in ihrer Vertikalität betont, was durch eine Kannelierung der neben den Fensterfassungen befindlichen Feldern erfolgt. Diese wirkt wie ein zartes Zitat von klassizistischen Säulen und wird durch die Faschen um die Fenster zusätzlich unterstützt.
Bei Villa 2 dagegen, die inklusive Staffelgeschoss ein Geschoss höher ist als Villa 1, wird die horizontale Linie betont. Hier wurden die Geschossdecken mit einem Band aus gehauenem, also bossiertem Stein angedeutet. Dieser bossierte Stein prägt auch den Sockel der Villa 2 und betont zusätzlich den Eingangsbereich, den es komplett umleibt. Dabei wurde darauf geachtet, dass die behauenen Mauerwerksbereiche nicht zu große Überstände haben und so nicht zu aufgetragen wirken. Die weiteren Bausteine der Fassaden sind glatt geschliffen und erscheinen aufgrund ihres hellen Farbtons sehr hochwertig.
Bronzene Ergänzung zu hellem Stein
Wie die Vordächer der Eingangsbereiche so sind auch die Profile der Verglasungen, der Wintergärten und die Verkleidungen der Balkone in Kupfer gehalten. Dieser Farbton ergänzt die helle Steinfassade sehr gut und gibt den Öffnungen einen eigenen Auftritt. Die Profile AWS 65 der Fenster mit Hebe-Schiebeelementen Royal S 120+ stammen ebenso von Schüco wie die Profile FW 50+.1 und FW 60+.1, die für die Wintergärten verwendet wurden. Ausgestattet sind die Profile ebenfalls mit Gläsern von Glas Trösch. Hier kam das Sonnenschutzglas Silverstar Selekt 70/40 zum Einsatz.
Die thermisch getrennt angebrachten Balkone bestehen aus Stahlbeton, der auf eine Konstruktion aus Iso-Körben von Schöck gegossen wurde. In der Konstruktion gleich, sind die Ausführungen der Balkone jedoch unterschiedlich. Auch hier zeigt sich die Eigenständigkeit der jeweiligen Villa. Die Absturzsicherungen der Balkone sind bei Villa 1 als Stahlstabgeländer und bei Villa 2 als Glasbrüstung ausgeführt. Gedeckt sind die Balkone mit 25 cm breiten Holzdielen aus Cumaru-Holz, die auf einer Konterlattung aufgebracht sind.
Elegante Erscheinung
Insgesamt überzeugen die beiden Bauten von Jo. Franzke Architekten vor allem mit ihrer sehr eleganten Erscheinung, die auf das begrünte und parkähnliche Gelände passen. Auch wenn das Westend nicht in all seinen Nuancen wie geschaffen für diesen Typ moderne Stadtvilla geschaffen zu sein scheint, wirken die Bauten nicht wie Fremdkörper. Sie ergänzen sogar das denkmalgeschützte Gebäude von Skidmore, Owens & Merrill und nehmen diesem seine dominante Rolle. Auch für die Durchmischung des Westends scheinen diese Bauten eine gute Lösung zu sein und tragen hoffentlich nicht zur Gentrifizierung dieses Frankfurter Stadtteils bei.
Ebenfalls positiv zu vermerken: Die leicht unterschiedliche Erscheinung der beiden Villen gibt den Bauten je eine eigenständige, die Verwendung der gleichen Materialien und der gleichen Architektursprache eine einheitliche Erscheinung.
So wurde erreicht, dass beide Villen je als das eigene Zuhause wiedererkennbar sind und trotzdem als gemeinsames Projekt identifiziert werden können. Ein Beweis dafür, dass die Aneinanderreihung von uniformen Baukörpern zur Nachverdichtung der Städte nicht sein muss und es andere Lösungen gibt, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen.
Jo Franzke: „Die Planung aktualisiert ein wichtiges Kapitel Frankfurter Architekturgeschichte jenseits des Hochhausbaus. Die beiden Gebäude zitieren in Form und Material den Typus des klassizistischen Wohnhauses, der heute nur noch durch wenige Beispiele repräsentiert ist. Ein Beispiel ist das „Haus Köster“ von 1816/17 am Untermainkai. Es zeugt noch von der einstigen Großzügigkeit und Eleganz des einheitlich im klassizistischen Stil gehaltenen Mainufers. In Anlehnung an diesen Typus betonen in der Siesmayerstraße hochrechteckige, überwiegend geschosshohe Fenster die strenge Symmetrie der steinernen Stadtvillen.“
Architekten: JO. FRANZKE ARCHITEKTEN, Frankfurt am Main
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