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Backstein-Fassade mit Mosaikoptik für Kinder- und Jugendzentrum

Neubau eines Kinder- und Jugendzentrums in Heemskerk, Niederlande
Mosaik in Backstein

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In der niederländischen Gemeinde Heemskerk ist vor kurzem der Neubau eines Kinder- und Jugendzentrums mit Backstein fertiggestellt worden. Der Entwurf der Architektin Marlies Rohmer überzeugt nicht nur durch die intelligente Anordnung unterschiedlichster Funktionen, sondern auch durch seine detailliert ausgearbeitete Klinkerarchitektur im expressiven Stil der Amsterdamer Schule.

Anforderung:

Individueller und zugleich nachhaltiger Bau für dauerhaft hochfrequente Nutzung

Lösung:

Backstein-Fassade mit ornamentaler Rautenstruktur aus Handformziegeln


Robert Uhde

Der Sozialträger KJC Heliomare bietet an Standorten in Nordholland unterschiedlichste Dienstleistungen für Kinder und Jugendliche mit körperlichen, geistigen oder sozial-emotionalen Beeinträchtigungen an. Das Spektrum umfasst pädagogische Angebote und schulischen Unterricht ebenso wie vorberufliche Ausbildung, ärztliche Versorgung sowie Sport- und Reha-Möglichkeiten.

Ende 2017 hat das KJC eine hochmoderne neue Einrichtung in der kleinen, rund 30 km nordwestlich von Amsterdam gelegenen Gemeinde Heemskerk eröffnet. Der individuell gestaltete Klinkerbau integriert auf einer Bruttogeschossfläche von 12 000 m² eine vielfältig nutzbare Lernumgebung für rund 500 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 20 Jahren. Neben verschiedenen Unterrichtsräumen und Spielbereichen stehen dabei auch ein Sporttrakt mit Fitnessstudios und Schwimmbad, ein Restaurant sowie ein multifunktional nutzbarer Tagungsbereich zur Verfügung.

Städtebauliche Einbettung gelungen

Mit der Planung des Projektes war im Winter 2015 das Büro Marlies Rohmer beauftragt worden. Die Amsterdamer Architektin hat in den vergangenen Jahren unterschiedliche Projekte im Bereich Bildung und Integration realisiert. Um individuelle und zugleich nachhaltige Lösungen zu erreichen, die dauerhaft einer hochfrequenten Nutzung standhalten, hat sie dabei mehrfach auf das Material Backstein zurückgegriffen; unter anderem beim Bau eines Tageszentrums für geistig Benachteiligte in Noordwijk (2007), bei der Planung der Schule „Het Mervoud“ in Amsterdam mit ihrer ornamental gestalteten Klinkerfassade (2013) oder beim Entwurf einer Doppelsporthalle in Groningen (bba 12/ 2016), die nach außen durch ihre wellenförmig gestaltete Frontfassade aus rotem Backstein beeindruckt.

Eine ähnlich ungewöhnliche Lösung bietet der Neubau in Heemskerk. Um verschiedene Funktionen unter einem Dach zu integrieren, entwickelte Marlies Rohmer einen kompakten, 70 x 80 m umfassenden doppelgeschossigen Block, der mit seiner ornamental gestalteten Klinkerfassade mühelos zwischen freistehenden Siedlungshäusern und nördlich angrenzenden Wohnblöcken aus den 1970er-Jahren vermittelt.

Ein wichtiges architektonisches Element ist außerdem der zentrale Innenhof: „Die begrünte Fläche bietet nicht nur eine geschützte Außenfläche für die Kinder und eine attraktive Terrasse für Tagungsgäste, sondern sie ermöglicht mit ihrem öffentlich zugänglichen Café auch eine gewollte Anbindung an die Bewohner des Viertels“, so Marlies Rohmer. Eine zusätzliche Öffnung zum Umfeld ermöglicht die rund um das Gebäude verlaufende Veranda. Im Verbund mit Spielplätzen, Laufbahnen, Parkplätzen und einem kleinen Park ist so ein fließender Übergang zwischen innen und außen entstanden.

Backstein-Fassade mit expressiver Mosaikwirkung

Die Fassaden des Gebäudes wurden als zweischalige Wand mit einer Außenschale aus Backstein errichtet. Um die insgesamt 3 000 m² große Mauerwerksfläche zu untergliedern und dabei einen identitätsstiftenden Charakter mit menschlichem Maßstab für die Nutzer zu ermöglichen, entwickelte Marlies Rohmer eine ornamentale Rautenstruktur. Sie verjüngt sich und löst sich vom Sockel bis zum First optisch auf, aus dunkelbraunen und leicht vorstehend gemauerten hellbraunen Handformziegeln bestehend. Im Zusammenspiel mit kreis- und halbkreisförmigen Einschnitten und Öffnungen sowie bronzefarbenen Fensterrahmen und Fassadenelementen aus Aluminium ist eine vielschichtige Architektur entstanden, die sich den Kindern und Jugendlichen auf den ersten Blick einprägt.

Um die Fassade ausbilden zu können, kam der Handformziegel „Agaat“ im Dickformat von 210 x 100 x 66 mm von Steenfabriek Engels Oeffelt zum Einsatz. Die rustikale Oberfläche der Steine betont das expressive Gestaltungskonzept und schafft gleichzeitig einen gelungenen Kontrast zur den verschiedenen Elementen aus Aluminium. Fassade, Fenster und Türen sind von Reynaers: Fassadensystem CW 50 sowie Aluminiumfenster und -türen CS 77 und CS 77-HV. Ein gelungenes Detail sind außerdem die kreisrunden Fenster, die jeweils durch zwei Lagen von strahlenförmig vermauerten Ziegeln in dunkler Farbigkeit eingefasst werden. Für einen optimierten Wärmeschutz wurde in sämtlichen Bereichen eine Dämmung aus Steinwolle integriert.

Gut organisierter Innenraum

Ebenso überzeugend wie die Gestaltung der äußeren Hülle präsentiert sich auch die Innenraumgestaltung des Neubaus. In enger Absprache mit dem Bauherrn entstand ein freundliches und barrierefreies, mit Vinylböden in Holzoptik umgesetztes Raumkonzept, das mit zahlreichen Details auf die Bedürfnisse seiner Nutzer eingeht: z. B. durch eine übersichtliche Grundrissstruktur mit kurzen Wegen und ohne Sackgassen, durch die Schaffung von unterschiedlichen Haupteingängen für unterschiedliche Nutzer oder durch die Integration von intelligenten Stellflächen für Rollstühle, die Raum schaffen und Assoziationen an Pflegeeinrichtungen bewusst vermeiden. Eine Besonderheit sind außerdem die drei unterschiedlich großen, teilweise über 40 m gebäudetief in die Kubatur eingeschnittenen Dachterrassen, die angrenzend an die verschiedenen Klassenräume als sichere Spielflächen zur Verfügung stehen.

Flankiert wird das Konzept auf baulicher Seite durch ein flexibles Stützenraster mit großen Spannweiten, das maximale Freiheiten bei der Grundrissgestaltung bietet: „Bei Bedarf kann die Raumaufteilung damit ohne größere Eingriffe an veränderten Anforderungen angepasst werden“, erklärt Marlies Rohmer. „Besondere Maßnahmen erforderten diesbezüglich die vier Sporthallen, die wir durch eine eigene Konstruktion und einen optimierten Schallschutz akustisch von den übrigen Räumen abgeschirmt haben.“ Ebenfalls räumlich getrennt von den verschiedenen Unterrichtsräumen steht eine eigene Polyklinik zur Verfügung, die Untersuchungen und Reha-Maßnahmen für Kinder und Jugendliche aus der Region bietet.


Projekt: Kinder- und Jugendzentrum, De Velst 1, Heemskerk (NL)

Bauherr: Stichting Heliomare Onderwijs und die Gemeinde Heemskerk (NL)

Planung: Marlies Rohmer Architects & Urbanists, Amsterdam (NL)
Planungsteam: Marlies Rohmer, Fabian van den Bosch, Ronald Hageman, Yolande de Vries
www.www.rohmer.nl

Bauunternehmen: Pellikaan Bouwbedrijf (NL)

Bruttogeschossfläche: 12 000 m²

Entwurf: 2014 bis 2015

Fertigstellung: November 2017


Architektin Marlies Rohmer: „Vor Ort wurden die Ziegel entsprechend der gewählten Rautenstruktur im harmonischen Läuferverband gemauert und anschließend dunkelbraun verfugt.“


Robert Uhde

Studium der Kunst und Germanistik in Oldenburg. Erstes Staatsexamen. Ausbildung zum Fachredakteur für Architektur bei der Verlagsgruppe Rudolf Müller in Köln. Seit 1997 freier Autor für Fachzeitschriften und Tageszeitungen. Eigenes Büro in Oldenburg.
www.robert-uhde.de


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