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Mit zwei Gesichtern

Neubau eines Wohnhauses in Karlsruhe-Grötzingen
Mit zwei Gesichtern

Die Weite der Rheinebene genießen können und Wohn- sowie Lebensraum für vier Menschen schaffen – das waren die Leitgedanken von baurmann.dürr Architekten beim Neubau eines Wohnhauses in Grötzingen. Entstanden ist ein Gebäude mit zwei Gesichtern: klassisch inszeniert zur Straßenseite, großzügig geöffnet zur Talseite.

Marc Nagel / be

Restriktiver Bebauungsplan, typisch vorstädtische Umgebungsbebauung, niedrige Traufhöhen und die Dominanz von Satteldächern waren die Gegebenheiten, auf die die Planer um Henning Baurmann von baurmann.dürr Architekten in Grötzingen trafen. Ihnen gerecht zu werden und trotzdem ein Haus zu schaffen, mit dem sich Bauherren und Architekten identifizieren können, waren die Aufgaben, denen man sich stellte.
Folglich entstand ein Gebäude, das sich zur Straße hin eher klassisch gibt und in seiner Gestaltung dem Straßenbild folgt, ohne dabei auf seine moderne Architektursprache zu verzichten. Der kubische Baukörper beherbergt straßenseitig die Garage sowie den Eingang zum Wohnhaus und wird von einem Pultdach bedeckt, das mit einer Steigung von 35 Grad und der niedrigen, zur Straße hin gerichteten, Traufkante ein giebelständiges Satteldach andeutet. Vorne eher traditionell, wird das Gebäude im hinteren, dem Garten zugewandten Teil gewagter inszeniert. Zum Tal orientiert befindet sich ein dreigeschossiges Stahlbeton-Skelettgebäude, das komplett verglast wurde. Es fügt sich an den vorderen, in Massivbauweise ausgeführten Gebäudeteil an.
Jeder Funktion ihren eigenen Ort
Während die Erdgeschossebene zur Straße hin die Garage mit zwei Stellplätzen sowie den Hauseingang beherbergt, bildet sie zur Rückseite das Wohnzimmer aus. Von hier hat man auch Zugang zum überdachten Balkon, der geschützt hinter der Garage liegt und einen freien Blick auf das Rheintal bietet. Blickt man im Wohnzimmer stehend den großen Luftraum hinunter, so sieht man den Essplatz der Familie. Dieser befindet sich auf der Ebene des Gartengeschosses und bietet zudem Platz für Küche und Rückzugsraum. Ebenfalls auf dieser Ebene angeordnet befindet sich die Terrasse. Sie wurde im Quadrat von Esszimmer und Küche platziert und mit einer Beplankung in Bangkirai-Dielen ausgeführt. Dabei kann die Terrasse durch ihre Platzierung sowohl von der Küche aus als auch vom Essplatz über große Schiebetüren betreten werden. Auch die Terrasse ist überdacht, befindet sich über ihr doch der erwähnte Balkon. Beide Freisitze sind über eine Außentreppe miteinander verbunden.
Wieder zurück im Wohnzimmer kann man nach oben über einen kleinen Luftraum das Obergeschoss erahnen. Dieses erreicht man über das Treppenhaus und betritt so die hier angeordneten Rückzugsräume für Eltern und Kinder. Neben den zwei Kinderzimmern und einem Büro finden sich hier Elternschlafzimmer, begehbarer Schrank sowie großzügiges Bad und separates WC.
Hangkante ausgenutzt
Während das Haus von der Straße betrachtet wie ein eingeschossiges Gebäude mit Dachgeschoss wirkt, zeigt es vom Garten aus seine volle Größe als dreigeschossiges Haus. Das gesamte Objekt verfügt über drei Wohngeschosse sowie ein Kellergeschoss. Möglich wurde dies, weil man geschickt die Hangkante nutzte. So sind Erdgeschoss und Dachgeschoss straßenseitig sichtbar und das Gartengeschoss sowie Keller liegen unter dem Straßenniveau. Belichtet wird das Gartengeschoss jedoch auch von der Straßenseite. Eine Absenkung als Lichtschacht im Bereich der Eingangstür lässt Helligkeit in die untere Ebene hinein und verhilft dem Eingang zu einem besonderen Auftritt, da dieser über einen kleinen Steg betreten wird.
Auf der Garten- bzw. Talseite präsentiert sich das Gebäude ganz aus Glas als transparenter Bau mit drei Vollgeschossen sowie dem nicht sichtbaren Kellergeschoss. Über die großzügige Verglasung korrespondieren die Innenräume gut mit den Außenräumen und dem sehenswerten Ausblick.
Introvertiert zur Straße hin
Betrachtet man das Gebäude von der Straße aus, dann wirkt es verschlossen und in sich gekehrt. Die Fassade des hier stehenden Massivbaus aus Kalksandstein wird mit seinem Grau lediglich durch die Querlattung des Garagentors sowie den Eingangsbereich aufgelockert. Das Garagentor ist als Design-Sektionaltor ausgeführt. Die von Belutec stammende Variante „BeluGa Premium BT 6P404“ gleitet platzsparend und geräuscharm beim Öffnen des Tors an den Laufschienen entlang, die sich an der Decke der Garage befinden. Eine Querbeplankung mit Lärchenholzlatten verleiht dem Garagentor zusätzlich eine angenehme Optik, die sich im Eingangsbereich wiederholt. Die so erreichte optische Klammer lockert nicht nur auf, sondern verleiht auch eine interessante horizontale Gliederung. Die restliche Fassade ist in feinkörnigem, grau durchgefärbtem Putz (Schwenk Dispersionsputz, 1mm, Kornputzstruktur) auf einem Wärmeverbundsystem PS-D (Polystyrol, gedübelt und geklebt, ebenfalls von Schwenk) ausgeführt.
Folgt man der Gebäudehülle nach oben, so erreicht man das Pultdach mit seiner relativ niedrigen Traufkante von 4 m. Von hier steigt das Dach in einem Winkel von 35 Grad an und überdeckt den gesamten Massivbau, der sich an der Straßenseite befindet. So gestaltet sich das Pultdach als Andeutung eines Satteldaches. Die Deckung mit Glattziegeln des Typs Turmalin von Braas, Monier ist in Kieselgrau ausgeführt. Diese Deckung passt aufgrund ihrer klaren und einfachen Linie zum Auftritt des gesamten Gebäudes. Unterbrochen wird die Deckung lediglich durch drei Dachfenster Velux-Klappschwingfenster GPL, die zur Belichtung von begehbarem Kleiderschrank und Bad dienen. Die an den Giebelseiten ausgeführten Öffnungen sind allesamt in Lärchenholzprofil IV 68 in Alutafel ausgeführt. An ihnen lässt sich der Aufbau der Innenräume ablesen.
Extrovertierter Glaskörper zum Garten
Wendet man sich der Talseite zu, so erscheint das Gebäude offen und einladend. Die private Seite des Hauses ist komplett als Stahlbetonskelett ausgeführt, umhüllt mit einem Fassadensystem aus einer Holz-Aluminium-Konstruktion der Firma Gutmann. Die Systemprofile in Pfosten-Riegel-Bauweise der Serie Mira zeichnen sich dabei vor allem durch die bei diesen großen Flächen nicht zu vernachlässigenden Wärmedämm-Eigenschaften von 1,4 W/m²K aus. In Verbindung mit der Dreifachverglasung von Glas-Trösch mit einem U-Wert von weit weniger als 1,0 W/m²K nach DIN EN 673 wird so ein solider Gesamtwert erreicht. Bei einer solch großen Fassade mit großen Glasscheiben war natürlich auch die Festlegung der Holzrahmendicke und der Profilbreiten nicht zu vernachlässigen.
Die statische Dimensionierung von Pfosten und Riegeln war ebenso zu beachten wie andere bauseitige Voraussetzungen. Hierzu mussten die Normen DIN 1055 (Lastannahmen im Hochbau), DIN 18055 (Fenster-Fugendurchlässigkeit und Schlagregensicherheit) sowie die DIN 18056 (Fensterwände, Bemessung und Ausführung) heran gezogen werden. Ein Bereich, auf dessen Einhaltung auch Bauleiter Thomas Fabrinsky achtete.
Das Ergebnis ist eine elegante und transparente Fassade mit Wechsel aus Festverglasung und Öffnungsflügeln, bei der sich die einzelnen Etagen aufgrund der optischen Betonung der Decken gut ablesen lassen.
Sonnenschutz als Thema
Natürlich muss bei einer großen, größtenteils in Südostausrichtung stehenden Glasfassade auch über den Sonnenschutz nachgedacht werden, zudem keine Dachüberstände als Sonnenschutz vorhanden sind. Deshalb wurden zur Außenverschattung Aluminium-Jalousetten Rau-Arabella AR 80M eingesetzt. Mit ihnen lässt sich die Fassade dank Seilführung und elektrischem Antrieb leicht und schnell verschatten und dient zusätzlich als Sichtschutz.
Abschließend lässt sich sagen, dass das Wohnhaus in Karlsruhe-Grötzingen dem Wunsch von Bauherrschaft und Architekten nach einem Haus, dass sich mit Aussicht öffnet und großzügiges Wohnen möglich macht, gerecht wird. Auch der Spagat zwischen Wunsch und der Wirklichkeit des vorhandenen Bebauungsplans wurde geschafft.
Dipl. Ing. Hennig Baurmann: „Das Spiel mit den Gegensätzen – massiv und leicht, hart und weich, geschlossen und transparent – hat uns angesichts der fantastischen Lage des Grundstücks bis in die Details hinein inspiriert. Dadurch hat das Haus zwei Gesichter, wie die zwei Seiten des Grundstücks – eng und weit, klein- und großmaßstäblich.“
bba-Infoservice Holz-Alu-Pfosten-Riegelfassade 509 Fassadenputz 510 Wärmedämmverbundsystem 511 Verglasung 512 Aluminium-Jalousetten 513 Glattziegel 514 Dachwohnfenster 515 Designsektional-Garagentor 516 www.ift-rosenheim.de (Fensterinstitut Rosenheim) www.ift-rosenheim.de (Fachverband Putz und Dekor) www.ift-rosenheim.de
Architekten:
baurmann.dürr Architekten, Karlsruhe
Projektleitung: Henning Baurmann
Bauleitung: Thomas Fabrinsky
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