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Inspiration Wald

Neubau des Mensagebäudes der HNE Eberswalde
Inspiration Wald

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Auf dem Waldcampus in Eberswalde zeigt der Berliner Architekt Andreas Gehrke mit seinem Entwurf eines kombinierten Mensa- und Lehrgebäudes, dass auch öffentliche Gebäude aus Holz bestehen können – von der Konstruktion bis zur Fassade. Die Materialwahl passt zudem ebenso zur Hochschule für nachhaltige Entwicklung wie zur waldreichen Umgebung – und lässt erkennen, dass die Entscheidung für Holz mehr als nur Spielerei war.

Dipl. Ing. Architekt Marc Nagel | jb

Wie reagiert man auf ein Bestandsgebäude, das mit Sichtbeton, teilweise Schindelfassade und halbrunden Elementen extrovertiert anmutet, ohne dass der Neubau daneben zu unscheinbar oder zu markant wirkt? Wie geht man mit einer lebendigen, von Wald dominierten Kulisse um, ohne dass das neue Gebäude als Fremdkörper erscheint? Der Entwurf, der dem 2013 fertig gestellten Mensaneubau der Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNE) in Eberswalde zugrunde liegt, liefert die Antworten. Der Architekt Andreas Gehrke setzte dem Bestand, der u. a. den großen Hörsaal beherbergt, einen ebenso eleganten wie schlichten Holzbau entgegen. Dieser harmoniert gleichermaßen mit dem angrenzenden halbrunden Hörsaalgebäude als auch mit dem umgebenden Wald.
Ein weiterer Grund für das Gelingen dürfte in der Einbettung in die Topographie zu finden sein. So wurde der multifunktionale Neubau in eine Hangkante eingeschoben und baulich mit dem Hörsaalgebäude verbunden. Auf diese Weise wird auch der Vorgabe der Nutzer, also der Hochschule, entsprochen: mehr Raum für Veranstaltungen und Servicemöglichkeiten zu schaffen.
Holzkonstruktion als Basis
Bemerkenswert ist, dass es dem Architekten gelang, auch den Bauherrn, den Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB), von Holz als dominierendem Material zu überzeugen. Schließlich sind reine Holzbauten im Bereich des öffentlichen Bauens nach wie vor rar. Der Bauherr folgte dem Entwurf, der nicht nur eine Holzfassade, sondern auch weitestgehend eine Holzkonstruktion vorsah. Im Prinzip handelt es sich um eine tragende Holzständerbauweise mit stabilisierenden Brettstapeldecken. Um den größten Raum, den Speisesaal der Mensa zu realisieren, wurde zudem ein großer, geschosshoher Fachwerkträger verwendet. Er ist gleichermaßen konstruktives Merkmal wie optisches Element und erlaubt die stützenfreie Überspannung des gesamten Mensabereichs. Um das Thema Nachhaltigkeit nicht nur im Namen der Nutzer stehen zu lassen, wurden ausschließlich FSC zertifizierte Hölzer aus Deutschland eingesetzt. So besteht die Brettstapeldecke der Weihele Holz GmbH aus regionalem Fichtenholz, die konstruktiven Elemente ebenfalls ausschließlich aus deutschen Hölzern und das Lärchenholz der Fassade stammt aus Niedersachsen.
Blickt man hinter die Lärchenfassade, deren senkrecht angebrachten Leisten vorvergraut wurden und so bereits eine silbrige Patina mitbringen, trifft man bei der Außenwand auf einen typischen Aufbau. Auf die Lärchenhölzer folgt die Unterkonstruktion mit Trag- und Konterlattung. Darunter befindet sich die erste Dämmebene mit bituminierten Holzweichfaserplatten. Die Platten Celit 3D von Dieter Schlichtling Baustoffe sind diffusionsfähig, wärmedämmend und durch ein Nut-Federsystem einfach zu verlegen. Ferner sind die Celit 3D-Platten mit einer Bitumen-emulsion behandelt, um sie dauerhaft gegen Feuchtigkeit zu schützen.
Nach der tragenden Konstruktionsebene folgt eine Beplankung mit OSB-Platten sowie ein innenseitiger Abschluss mit Gipskartonplatten. Die Ebene der Tragkonstruktion wurde zudem mit einer Zellulosedämmung, Isofloc Zellulosefasern, versehen. Diese sorgt neben den Holzfaserplatten für eine ausreichende Wärmedämmung und erhöht den Schallschutz. Besonders die Zellulosedämmung und der Einsatz der Holzfaserplatten zeigen, dass sich der Gedanke der Nachhaltigkeit durch den gesamten Entwurf zieht.
Einzig an zwei Stellen tritt das Holz als dominierendes Material zurück. Zum einen verfügt das Gebäude an der nordwestlichen sowie der südwestlichen Seite jeweils über eine große Glasfassade. Zum anderen wurde der Küchenblock der Mensa konstruktiv anders gelöst als das übrige Gebäude.
Die Glasfassaden lassen ausreichend Tageslicht in das Erdgeschoss und damit in den Mensasaal, der unter dem Niveau des Hörsaalgebäudes liegt. Die dabei verwendete Pfosten-Riegel-Fassade stammt von der Batimet GmbH. Die Profile der Serie TM50 SE bestehen aus einer Holz-Aluminium-Kombination mit einer Ansichtsbreite von 50 mm. Als Gläser wurden Uniglas-Isoliergläser der Hohenstein Isolierglas GmbH verwendet.
Die erwähnte konstruktive Besonderheit des Küchenbereichs ist in den Brandschutzanforderungen begründet. Hier musste eine bessere Brandschutzklasse erreicht werden, weswegen die Planer auf Holz verzichteten und eine Kombination aus Mauerwerk und Beton wählten.
Umfangreiches Raumprogramm
Lässt sich beim Begriff Mensagebäude vermuten, dass es sich ausschließlich um die Hülle für einen Speisesaal handelt, dann täuscht der Begriff über das tatsächliche Raumprogramm hinweg. So finden sich neben dem eigentlichen Saal, der auch sozialer Ort außerhalb der Speisezeiten sein soll, im Erdgeschoss die offene Küche sowie Sanitärräume. Im Obergeschoss, das gegenüber dem Hörsaalgebäude durch die Hanglage wie ein Erdgeschoss wirkt, sind Seminarräume sowie Räume der hochschuleigenen Kita zu finden. Beiden Ebenen gemeinsam ist der Bezug zum Außenraum, der in gestaltete Freiflächen eingeteilt ist. Bemerkenswert an der Aufteilung der Räume und den Grundrissen ist das Fehlen eines Treppenhauses. Dies konnte baurechtlich umgesetzt werden, da die beiden Geschosse wie einzelne, aufeinander gestapelte Gebäude behandelt werden. Jeweils gleichberechtigte Zugänge zu den Räumen machen den Verzicht auf ein Treppenhaus möglich.
Vom Gebäudeinneren ergibt sich immer wieder eine Verbindung nach Außen. Vor allem aus dem Speisesaal mit seinen Glasfassaden werden spannende Blickbeziehungen zu den Bestandsgebäuden sowie zur Landschaft eröffnet. Damit die Nutzer beim Blick in die Natur nicht vom Lärm gestört werden, setzten die Planer auf Schallschutzelemente an den Wänden. Wandbekleidungen des Typs 12/4 Aria von Topakustik absorbieren den Schall und sorgen mit einem hohen NRC (Noise Reduction Coefficient) von 0,89 für ein angenehmes Raumklima. Mit ihrer Oberfläche in Holzfurnier und feiner 4 mm-Rillung nehmen die Platten zudem die Materialoptik des gesamten Gebäudes auf.
Gelungene Umsetzung in zwei Ebenen
Insgesamt kann man durchweg von einer gelungenen Umsetzung des Entwurfs sprechen. Sowohl der Bezug zur Umgebung, die angenehme Materialität als auch die Idee, zwei Einzelgeschosse zu kombinieren und so die jeweilige Geschossfläche komplett für Nutzräume zu gewinnen, sind Zeichen hierfür. Die Verwendung von Holz als Konstruktions- und Dekormaterial geht außerdem mit der Umgebung des Waldcampus als auch mit dem Gedanken der Nachhaltigkeit, der Kern der Hochschule ist, einher und bestätigt das positive Urteil. Bleibt, wie immer bei Gebäuden für eine heterogene Nutzerschaft, abzuwarten, wie sich der Neubau im täglichen Tauglichkeitstest bewährt.
Andreas Gehrke, Architekt: „Der umgebende Wald hat uns geradewegs durch das Projekt getragen. Seine Farben und Formen spiegeln sich im ganzen Gebäude architektonisch interpretiert wider.“
Architekt:
Andreas Gehrke, Berlin
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