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Gelungene Neuordnung

Neubau des Technikerhauses am Berufskolleg Oberberg in Wipperfürth
Gelungene Neuordnung

Manche Orte haben keine Identität. Sie sind geprägt von einer beliebigen Anordnung von Gebäuden. Wie ein solcher Ort durch sanften Eingriff in seiner Wirkung und Funktion verbessert werden kann, zeigt der Neubau des Technikerhauses des Berufskollegs Oberberg im südöstlich von Wuppertal gelegenen Wipperfürth.

Dipl. Ing. Marc Nagel

Wächst ein Ensemble ungeplant und immer nur, wenn neuer Bedarf entsteht, dann sieht man das einer Anlage meist auch an – so wie in Wipperfürth. Hier entstand nach und nach ein Schulzentrum, das stetig um Neu- oder Anbauten erweitert wurde. Das Ergebnis war eine Anlage, die wenig Identität aufwies und zudem mit einer schwierigen topographischen Lage zu kämpfen hatte. In diese Situation kam der Auftrag an Oxen + Partner Architekten, das alte Technikerhaus durch einen Neubau zu ersetzen und den Ort aufzuwerten. Keine leichte Aufgabe in einer zersiedelten Umgebung am Ortsrand von Wipperfürth. Das Ergebnis allerdings kann, auch aufgrund der schwierigen Umstände, überzeugen. So schafften die Architekten um Bernd Oxen nicht nur einen Neubau für das Berufskolleg Oberberg, sondern auch ein neues Erschließungs- und Aufenthaltskonzept. Dabei machten die Architekten mit ihrer Umsetzung aus der Not eine Tugend und integrierten das neue Technikerhaus in die Topographie vor Ort, die durch kleine Geländeerhöhungen geprägt ist.
Zwei Geschosse
Die beiden Geschosse des Neubaus sind so angeordnet, dass das Untergeschoss in das ansteigende Geländeprofil integriert wurde, zum Nackenborn hin, einer kleinen Seitenstraße, jedoch geöffnet ist. Das Erdgeschoss steht erhöht auf dem Untergeschoss auf und bildet auf Bodenniveau mit der oberen Geländekante eine Ebene. Die Haupterschließung dieses Gebäudes erfolgt über einen Außenraum, der sich ebenfalls auf der Erhöhung befindet und als zentraler Verteilungsort für das Berufskolleg und seine Gebäude dient. Erreichbar ist dieser Bereich von der Ringstraße sowie vom Nackenborn aus über ein Wegenetz mit Treppenaufgängen und Rampen.
Durch seine Positionierung erscheint der Baukörper je nach Blickwinkel als zweigeschossiges oder eingeschossiges Gebäude. Das nur vom Nackenborn aus Osten sichtbare Untergeschoss wurde dabei mit einer großen Glasfassade versehen und lässt viel Licht in die dahinter befindlichen Räume. Die Fassade besteht aus Profilen des Typs FW 50+ HI von Schüco. Der restliche Baukörper wird von der Natursteinfassade geprägt, die dem Technikerhaus seine moderne und solide Anmutung verleiht. Beim dabei verwendeten Stein Grauwacke, einem quarzitischen Sandstein, handelt es sich um ein regionales Produkt. Die Fassadenplatten wurden im 15 Kilometer entfernten Steinbruch von der Heinrich Quirrenbach GmbH gebrochen und nahezu so verwendet, wie er abgebaut wurde. Die Architekten wollten der Fassade dadurch eine zeitgenössische Note verleihen. Auf der Sichtseite beließen sie die Bohr- und Bearbeitungsspuren als prägende Struktur. Die daraus entstandene Fassade ist selbsttragend, hat als Deckschicht zehn bis 15 cm dicke Grauwacke-Platten und darunter die Kerndämmung Ultimate 035 (d=18 cm) von Isover G+H, auf die die eigentliche Gebäudekonstruktion aus Stahlbeton folgt. In ihrer Wirkung zeigt sich die Fassade aufgrund der rauen Oberfläche mit einem spannenden Licht- und Schattenspiel.
Offene Pausenhalle
Geht man um den Baukörper herum und folgt der Treppe hinauf, dann trifft man auf den neu konzipierten Eingangsbereich zum Technikerhaus. Ihm gegenüber befindet sich der Zugang zu einem benachbarten Bestandsgebäude. Ein paar Schritte weiter öffnet sich dann der Weg zu einer Platzsituation, die von drei Gebäuden gefasst wird. Über diesen Außenraum erfolgt sowohl die Erschließung der übrigen Gebäude des Schulzentrums sowie die An- und Abfahrt von Fahrzeugen des Lieferverkehrs. Durch diese Entscheidung konnte ein Ringverkehr geschaffen werden, der von der Ringstraße über das Außengelände zum Nackenborn und wieder zurück führt.
Auffälligstes Element der Gebäudegruppe ist der Neubau, der aufgrund der Topographie hier als eingeschossiges Volumen erscheint. Er wird geprägt von der dominierenden Steinfassade aus Grauwacke, die lediglich mit einem Fensterband unterbrochen ist. Bei den eingesetzten Fenster-Profilen handelt es sich um Schüco AWS 75 BS.HI mit einer Doppelverglasung. Ebenfalls auffällig ist die offenen Vorhalle. Sie erinnert mit ihren Stützen ein wenig an eine antike Wandelhalle und bietet den Schülern einen geschützten Aufenthaltsraum im Freien. Sie fällt dem Betrachter auch deshalb ins Auge, weil sie in ihrer Materialität von der Natursteinfassade des Hauptvolumens abweicht und in hellem Sichtbeton gehalten ist.
Mehrere Funktionen
Wie der Name Technikerhaus bereits vermuten lässt, wird das Raumprogramm des Neubaus von Werkstätten dominiert, die nahezu das gesamte Untergeschoss einnehmen und den verschiedenen, hier ausgebildeten Gewerken Platz bieten. Diese Räume erhalten entweder Licht über die große Glasfassade am Nackenborn oder über Lichtschächte, die sich zum Platz hin an der Westfassade öffnen. Das Erdgeschoss dagegen ist Klassenräumen, sanitären Anlagen, Aufenthaltsbereichen und einem großen Forum vorbehalten. Hier befindet sich auch der Zugang zur offenen Pausenhalle. Durch diese fließt der Innen- in den Außenraum und bildet zugleich eine interessante Aufenthaltsfläche. In Bezug auf die Materialität sind die Innenräume unspektakulär und erfüllen jeweils ihren Zweck. Ein Mix aus weiß verputzten Wänden, Holzelementen für Türen und den Glasfassaden sowie praktischen Bodenbelägen bildet eine solide Grundausstattung.
Raumprägend
Insgesamt ist es den Architekten mit ihrem Technikerhaus gelungen, die ungefasste Ansammlung von Bauten stärker zu fassen, ihnen eine Ordnung zu geben und dabei einen Campus dort zu schaffen, wo es vormals keinen gab. Dass durch den Neubau und die Neuordnung des Wegenetzes zudem eine bessere Erschließung und eine höhere Qualität der Außenräume entstand, ist ein positiver Effekt und soll lobend erwähnt werden – wenn dies auch selbstverständlich sein sollte. Besonders die Natursteinfassade und die offene Pausenhalle gefallen an diesem Entwurf von Oxen + Partner Architekten und machen den Neubau in Wipperfürth zu einem der besseren Schulbauten, die in letzter Zeit entstanden.
Architekt Bernd Oxen: „Ich freue mich, dass sich die Entscheidungsgremien aus Politik und Verwaltung für die Fassade aus heimischer Grauwacke entschieden haben. So wird langfristig und nachhaltig den Schülern am Berufskolleg ein Wert vermittelt, der Beständigkeit und Lokalbezug vereint. Der Neubau ist nun der Mittelpunkt im Campus, funktional wie formal.“
Architekten: Oxen + Partner, Hürth-Efferen
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