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Erholungsräume am Wasser

Neubau der Bodensee-Therme in Konstanz
Erholungsräume am Wasser

Der Bodensee ist eine ganz besondere Wasserlandschaft. Diese Um- gebung war bestimmend für den Entwurf der neuen Thermal- und Freibadanlage in Konstanz. 4a Architekten schafften eine transparente Architektur für eine vielfältige und offen konzipierte Badelandschaft. Schiffe und Wasser waren maßgebliche Vorbilder für die Gestaltung.

Beinahe zehn Jahre mussten sich die Konstanzer gedulden, um in der neuen Bodensee Therme dem Badespaß zu frönen. Dabei konnten 4a Architekten aus Stuttgart bereits 1998 mit ihrem innovativen Entwurf den Wettbewerb für den Neubau der Therme für sich entscheiden – kommunalpolitische Unstimmigkeiten verzögerten die Realisierung bis ins Jahr 2007. Das Baugrundstück für das Thermal- und Freibad mit Saunaanlage und Restaurant liegt direkt am Bodensee und beeindruckt durch einen wunderbaren Blick auf den See, bei klarer Sicht bis auf die ferne Schweizer Bergwelt. BGF (ohne Bestandskeller): 8 170 m², BRI (ohne Bestandskeller): 37 950 m³.

Ziel der Architekten war es, die besondere Umgebungsqualität aufzugreifen und auch im Bad zu inszenieren. Die sanft in das ansteigende Terrain des Seeufers eingebettete Anlage öffnet sich in Richtung See, greift besondere Blickbeziehungen auf und führt diese im Innenraum fort. Sauna- und Restauranttrakt sowie Betriebs- und Umkleidetrakt bilden den teilweise in den Boden eingesenkten „Rücken“ der Anlage und scheinen die Badelandschaft mit ihren beiden Flügeln zu umarmen. Die rund 80 m breite Glasfront der Badelandschaft öffnet sich großzügig zur weiten Wasserfläche des Bodensees. Ein Geschoss über der Badeebene, am Schnittpunkt der Gebäudeflügel, liegt der Eingangsbereich. Er ist so angeordnet, dass beim Betreten des Bades der Blick über die neue Badelandschaft und auf den Bodensee freigegeben wird.
Offene und geschützte Bereiche
Das architektonische Leitbild der Therme ist vom Ort selbst inspiriert. Vorüberziehende Schiffe, vor allem Segelboote, gaben Anregungen zur formalen und materiellen Gestaltung der Baukörper. Der Westflügel symbolisiert einen gewaltigen Schiff-rumpf, der in See sticht. Sein Bug kragt weit aus, fast bis über den See. Das Panorama-Sonnendeck im Obergeschoss des holzverkleideten Flügels mit weißer Schiffsreling und plankenartigem Bodenbelag unterstreicht den „Schiffcharakter“ des Gebäudetraktes. Die im Inneren befindlichen Saunaräume bieten Aussicht über den See. Der Ruheraum im Bug mit seinem Stabdeckboden vermittelt das Gefühl, bereits auf See zu sein – nur noch Wasser ist zu sehen. Im Gegensatz dazu ist der Duschbereich von Intimität geprägt: Die weichen, fließenden Formen der Duschen sind in dunkleren Farbtönen gefliest und vermitteln das Gefühl einer geschützten Höhle. Die großzügige Badehalle ist geprägt vom Blick über den See und dessen vielfältigen Licht- und Wetterstimmungen. Sie lässt sich von verschiedenen Ebenen aus erleben.
Aus raumakustischen Gründen kam auf rund 2 000 m² Deckenfläche die Akustikdecke Sto Silent Top zum Einsatz, die zusammen mit einer schalldurchlässigen Schlussbeschichtung der schallharten Glasfassade entgegenwirkt. Neben Fliesen liegt auch der pflegeleichte Haro Sports Sportbodenbelag von Hamberger auf dem Boden. Für die Umkleidekabinen wurde eine flächenbündige Ganzglasanlage in hellem Grün und schwebender Optik von Schäfer Trennwandsysteme eingesetzt.
Wendeltreppen formen farbige Zylinder, die prägnante, skulpturale Akzente im Innenraum setzen. Über der Badehalle schwebt das trapezförmige, zu den Rändern sich öffnende Stahldach (Kalzip, Stehfalzsystem aus Aluminium von Corus). Es erinnert an ein Segel, das ein Surfer ruhig auf das Wasser gelegt hat. Von den massiven Elementen losgelöst, verleiht es dem Baukörper eine besondere Leichtigkeit. In Anlehnung an die Schiffsbilder von Lyonel Feininger oder auch die vorbeiziehenden bunten Spinnaker der Segelboote wurde die Untersicht der Decke in dreieckige Farbflächen zerlegt.
Transparenz der Fassade
Die großzügige Transparenz der Fassadenflächen sorgt dafür, dass der See in die Badelandschaft eingebunden wird. Die filigrane Hallenverglasung zur Wasserseite reicht über die gesamte Höhe des Gebäudes. Sie wurde als Pfosten-Riegel-Konstruktion mit innenliegender tragender Stahlkonstruktion und großformatigen Scheiben ausgebildet. Senkrechte Flachstähle im Abstand von 8 m bilden die tragenden Elemente der Fassadenkonstruktion. Die Flachstähle sind um ca. 9° nach innen geneigt und verringern so das Raumvolumen im oberen Bereich der Schwimmhalle. Zwischen den vertikalen Profilen sind horizontale Träger aus Flachstahl (180 x 25 mm) in einem Raster von ca. 1,25 m gespannt. Der Tragkonstruktion ist eine filigrane Stahl-Pfosten-Riegel-Konstruktion aus T-Profilen 60/15 mm (Raico Therm 56 S-I) mit Abstand vorgelagert. So kann die von unten einströmende Zuluft entlang der Fassadenfläche ungehindert nach oben streichen.
Die Verbindung von Verglasungsebene und Tragkonstruktion erfolgt ausschließlich durch schmale Zug-/Druckstäbe aus Edelstahl (Ø 25 mm), die mittig, also im Abstand von 4 m, an die filigranen Querträger montiert sind. Die Verglasung der Stahl-Pfosten-Riegel-Konstruktion erfolgte mit Isoliergläsern in den Abmessungen von 4 x 1,25 m aus VSG/ESG-Scheiben bzw. im unteren Bereich 4 x 2,50 m aus 2 x ESG-Scheiben (Wärmeschutzisolierverglasung von Saint-Gobain mit U-Wert 1,1 W/m²K).
Energie
Neben dem Wunsch nach einer hochwertigen Architektur war das vorrangige Ziel des Bauherrn, der Bädergesellschaft Konstanz mbH, ein innovatives Energiekonzept einzusetzen. Dieses basiert auf der Nutzung der Mineralquelle „Hörnle“, die zum einen das Füllwasser der Becken und das Duschwasser zur Verfügung stellt und zum anderen den Heizbedarf des Bades weitgehend deckt. Berechnungen auf dem virtuellen Prüfstand ergaben, dass es mit dem neuen Energiekonzept möglich ist, rund 37 % Energie- und Betriebskosten im Vergleich zu einer Referenzvariante mit Gaskessel und Strombezug einzusparen. Die CO2-Emissionen könnten sogar um rund 40 % gesenkt werden. Damit hat das Energiekonzept der Bodensee Therme Vorbildcharakter und bietet Lösungsansätze für künftige Systeme anderer Bäder. Die Zu- und Abluftanlagen stammen von der Menerga Apparatebau.
Ort und Lage nahe zum Bodensee haben die Bilder kreiert, nach deren Vorbild die Therme gestaltet wurde: Schiffe und Wasser sind das Thema. Dieser Eindruck wird durch ein gezieltes Lichtkonzept unterstützt – Teile des Gebäudes wurden in Anlehnung an die Lichtreflexe im Wasser beleuchtet und erinnern an Schiffsrümpfe, die abends an Bojen oder im Hafen liegen.
„Die Architektur der Bodensee Therme greift die prägenden Elemente der Umgebung auf: Wasser und Weite sowie die Segelboote waren Leitbild und Inspiration für die Gestaltung der Anlage.“ (4a Architekten)
bba-Infoservice Akustikdecke 509 Sportbodenbelag 510 WC-Trennwandsysteme 511 Aluminiumdach 512 Stahl-Pfosten-Riegel-Konstruktion 513 Fassadenverglasung 514 Zu- und Abluftsysteme 515 www.4a-architekten.de www.4a-architekten.de
Architekturbüro: 4a Architekten GmbH, Stuttgart Matthias Burkart, Alexander v. Salmuth, Ernst Ulrich Tillmanns Mitarbeiter: Dieter Deichsel (Projektleitung), Martin Schweizer, Patricia Schlarb, André Georg, Alexandra Illig, Timo Sitter Örtliche Bauleitung: 4a Architekten mit s-oe Architekten, Stockach Franz Stinner, Markus v. d. Oelsnitz
Mitarbeiter: Frank Weltin, Tommy Steiger Landschaftsarchitekten: : Stötzer und Stötzer, Freiburg Tragwerksplaner: Fischer + Leisering Ingenieurgesellschaft mbH, Konstanz
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