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Im modularen Formatmix

Umbau eines Supermarktes zur Bibliothek in Ochtrup
Im modularen Formatmix

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Beim Umbau zur Bücherei blieb die Konstruktion des vorher hier befindlichen Supermarktes bewusst erkennbar. Das neue Deckensystem setzt mit kreativen Plattenformaten einen eigenständigen gestalterischen Akzent im Stahlbeton-Tragwerk. Ohne Raumhöhenverlust konnte so eine bibliotheksgerechte Raumakustik und Lichtreflexion erreicht werden.

Die Aufgabenstellung war ungewöhnlich: Ein ehemaliger Supermarkt sollte für den Einzug der Bücherei St. Lamberti umgebaut werden. Bauherr war die Katholische Kirchengemeinde St. Lambertus in Ochtrup. Bei dieser nicht alltäglichen Metamorphose setzten die Architekten vor allem auf Möblierung, Fußboden und Decke, um das zu einer Bibliothek gehörige Raumerlebnis und Ambiente zu schaffen.

Heute bietet die Bücherei neben aktuell etwa 35 000 Medien vom klassischen Buch bis zu verschiedensten Datenträgern mit dem Café, den Internetzugängen oder auch der automatisierten „Außenleihe“ an der Straßenfront den kompletten Service einer modernen Bibliothek. Gestaltung und Atmosphäre sind natürlich von Büchern geprägt, aber auch Kuschelecken für Kinder oder loungeartige Wohlfühlbereiche für Erwachsene laden zum Lesen und Verweilen ein.
Neu interpretierte Decke
„Entscheidend ist, was der Architekt daraus macht“, hatte Hadi Teherani bei der Vorstellung der von ihm gemeinsam mit dem Deckenspezialisten Owa entwickelten Deckenkollektion gesagt. Diese „OWAconsult collection, designed by Hadi Teherani“ ermöglicht es, die bisher oft rein funktional verstandene Raumdecke architektonisch neu zu interpretieren. Statt des gewohnten Schachbrettmusters erweitert ein Baukastensystem aus im Grundsatz einfachen Formen, Mustern und geometrischen Elementen den kreativen Freiraum bei der Raumdeckengestaltung. Was sich aus diesem Baukasten machen lässt, haben UKW Innenarchitekten aus Krefeld auf überraschende Weise mit dem Deckensystem Flexo in Ochtrup gezeigt.
Dabei wurde die Decke mit ihren frei kombinierbaren Formaten jedoch nicht als allein dominierendes, flächiges Design am oberen Raumabschluss inszeniert, vielmehr fügt sie sich als spannendes Element in das Raster der markanten Unterzüge und in die Linearität der untergehängten Deckenstrahlheizungen ein.
„Mit einem knappen Budget mussten wir große Raumtiefen bei wenig Tageslicht und im Verhältnis zur Raumgröße niedrige Decken berücksichtigen“, beschreibt Prof. Martin Klein-Wiele, gemeinsam mit Jochen Usinger Partner bei UKW Innenarchitekten, die Ausgangssituation. „Unser Entwurf basiert auf der Sichtbarmachung der Architektur des Gebäudes und auf der starken Nutzung von Farben sowie der Kombination aus seriellen Regalen und eigenen Möbelentwürfen.“
Das schwerste „Erbe“ des Supermarktes war die knappe Raumhöhe von 3,16 m bis Unterkante der Unterzüge, die in Anbetracht des rund 700 m² großen Bibliotheksraums keinesfalls noch weiter verringert werden sollte. Die Träger selbst sind wegen der großen Spannweiten mit 94 cm Höhe eher üppig dimensioniert. In ihrer Ebene und teilweise durch sie hindurch verlaufen eine Reihe von Elektro- und Lüftungsinstallationen, die nicht mehr zu sehen sein sollten.
Die neue Unterdecke wurde deshalb feldweise zwischen den Unterzügen eingebaut, so dass in den Feldern 3,36 m Raumhöhe entstand. Die sichtbar bleibenden unteren 20 cm der Träger unterstützen die angestrebte Ablesbarkeit der Architektur, zugleich präsentieren sie sich in einer Eleganz – man möchte fast sagen: Filigranität – die man Stahlbeton gar nicht zugetraut hätte.
Besondere Spannung erzeugt die Idee der sichtbaren Konstruktion im Eingangsbereich, in dem das Tragwerk die klassische Rechtwinkligkeit verlässt. Der Gebäudegrundriss verlangte hier die Ausbildung einer polygonalen Ecklösung.
„Die Unterzüge verlaufen dadurch in den verschiedensten Richtungen schräg durch den Raum“, erklärt Prof. Martin Klein-Wiele. „Diese schon beinahe wild wirkende Struktur wollten wir unbedingt erhalten und für die Raumgestaltung nutzen. Die Farbanordnung im Teppich und die Formen der hierfür eigens entworfenen Möbel orientieren sich darum an den durch die Unterzüge vorgegebenen sternförmigen Linien.“
Gerade im unregelmäßigen Eingangsbereich erwies sich der besondere Formatmix der Design-Deckenkollektion Flexo als Vorteil. Denn statt einer Einheitsgröße gibt es hier vier verschiedene, frei miteinander kombinierbare Formate der vlieskaschierten Mineralwolleplatten, mit denen individuelle Deckenbilder erzeugt und Räume entsprechend ihrer Geometrie und Nutzung gegliedert werden können. Das bestechend Einfache an Flexo ist der modulartige Aufbau, der aus den Formaten 60 x 60 cm, 120 x 30 cm, 120 x 60 cm und 120 x 120 cm in beliebiger Anordnung entsteht. Die Kreativität des Planers durchbricht so die Monotonie der immer gleichen Rechtecke und Quadrate.
Die Platten werden mit dem System S 15a cliq aus der OWAconsult collection montiert und sind für den Zugang zu den Installationen einzeln herausnehmbar. So genannte abgefälzte Kanten sorgen für sichtbare Plattenstöße, an denen die Trag- und Verbindungsprofile jedoch dezent zurücktreten und dadurch einen gegenüber Standardsystemen wertigeren Eindruck vermitteln.
„Durch die Decke mit ihrem Formatmix und ihrem Fugenbild sind wir endgültig vom Charakter des Supermarktes weggekommen“, erklärt der Architekt. Was sowohl optisch als auch akustisch gilt. Denn mit Schallabsorptionswerten W/NRC von 0,85 (bzw. 0,70 für das Format 120 x 30 cm) schaffen die Designplatten genau die ruhige und gedämpfte Geräuschkulisse, die eine Bibliothek von einem Supermarkt unterscheidet.
Höhe durch Helligkeit
Ein weiteres „Erbteil“ der Vorgängernutzung war in Ochtrup das wenige Tageslicht im Verhältnis zur Raumgröße. Die Fenster in den Außenwänden allein reichen selbst am hellen Tag nicht aus, um die für eine Bibliothek geforderten 200 lx an den unteren Regalfächern oder gar 500 lx an den Leseplätzen zu erreichen.
Ähnlich stellte sich die Situation für die Raumheizung dar, die allein mit Radiatoren entlang der Wände und Fenster nicht zu bewältigen war. Für eine Fußbodenheizung hätte jedoch der Boden komplett aufgenommen werden müssen.
UKW Innenarchitekten machten aus dieser zweifachen Not eine doppelte Tugend und verknüpften die Lösungen für die Beleuchtung und Beheizung: Rund 26 cm unter der Decke hängen Deckenstrahlheizköper, die ihre Wärme vollständig nach unten abstrahlen und sich mit ihrer ausgeprägten Linearität überraschend gut an die Langformate der Flexo-Decke anpassen. Für die Beleuchtung gibt es einige dem Raster angepasste direkte Leuchten in der Decke. Zudem befinden sich auf der Oberseite der Heizkörper Leuchtstofflampen, die die Decke anstrahlen und den Raum damit indirekt beleuchten.
Mit ihrer hohen Lichtreflexion von ca. 87 nach ISO 7724 unterstützt die weiße Designdecke solche Lichtlösungen sehr effektiv. Doch ging es den Architekten bei dieser indirekten Lösung nicht nur um die Beleuchtungsstärken, sondern auch um den ästhetischen Effekt:
„Die helle Decke erhöht in der menschlichen Wahrnehmung die Raumhöhe und schafft eine Großzügigkeit, wie sie dunkle, unbeleuchtete Decken nie erreichen. Außerdem kommen die Struktur und Geometrie der variablen Plattenformate an der Decke dadurch noch einmal verstärkt zum Ausdruck.“
Architekten: Dipl.-Ing. (FH) Innenarchitekt Jochen Usinger und Prof. Dipl.-Ing. (FH) Innenarchitekt Martin Klein-Wiele, UKW Innenarchitekten, Krefeld
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