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Zeitzeugnis erhalten

Sanierung eines Gaststättendaches in Brandenburg an der Havel
Zeitzeugnis erhalten

Im Sommer wurde das zweiflügelige HP-Schalendach einer Gaststätte, die an der Regattastrecke am Beetzsee liegt, mit Flüssigabdichtung saniert. Die ausgeführte Tragwerkskonstruktion des HP-Schalendaches ist eine Sonderkonstruktion und gleichermaßen ein optisch interessantes sowie für das Land Brandenburg singuläres architektonisches Zeitzeugnis des Industrie- und Gesellschaftsbaus der früheren DDR.

Im Jahr 1969 realisierte die Stadt Brandenburg zur Komplettierung ihrer bedeutendsten Sportstätte der Regattastrecke Beetzsee einen relativ großflächig überdachten Freisitz in massiver Bauweise. 1985 wurden dann unter diesem Freisitz aufgehende Wände errichtet und der so entstandene geschlossene Bereich zu einer Gaststätte ausgebaut. 1994 erhielt die Gaststätte ihr heutiges Gesicht. Das zweiflügelige Dachtragwerk besteht aus jeweils zehn Stück schlaff bewehrter HP-Dachschalenträger der Systemlänge 15000 mm. Sie bilden einen Dachüberstand und verfügen oberseitig im Bereich der außen liegenden Randquerstege über spezielle Durchbrüche für die Aufnahme der Widerlager zur Rückverankerung der optisch attraktiven Zugseile. Zur Landseite hin ist jede HP-Schale auf einer Stahlstütze gelagert und mit dieser verbolzt. Die ausgeführte Tragwerkskonstruktion des von 600 m² großen HP-Schalendaches stellt eine Sonderkonstruktion dar.

Zustand vor der Dachsanierung
Die als Kaltdach ausgeführte Konstruktion verfügte nur über eine mehrlagige Abdichtung aus Bitumenbahnen mit hellem Deckanstrich. Die Dachabdichtung wurde in den zurückliegenden Jahren nur bedarfsweise repariert, jedoch nicht grunderneuert. Durch den wiederholten bituminösen Verguss der Zugseileinbindungspunkte staute sich im Tiefpunkt der HP-Schalen massiv Bitumen an. Der systemfremde, reflektierende Anstrich war stark rissig und blätterte ab. Dadurch war die Decklage der Bitumenbahnen verwittert und brüchig. Im Tiefpunkt des Daches fand sich stauende Feuchtigkeit zwischen den Dichtungsbahnen. Die Entwässerung der großen Dachfläche erfolgte nur über zwei Abläufe in der Mittelachse. Deshalb waren die Laubfänge der Abläufe häufig verstopft und bedurften ständiger Wartung. Das Gefälle im Entwässerungsbereich selbst war unzureichend. Stehendes Wasser war eine „natürliche“ Begleiterscheinung.
Pro HP-Schale ist jeweils ein Zugseilpaar von oben durch die Querstegverdickung der Schale – über ein Hüllrohr hindurch – zum untenliegenden Widerlager geführt. Die Enden sind mit einem Gewinde versehen. Über Widerlagerplatten aus Stahl und Muttern sind sie dort verspannt bzw. rückverankert. Die Zugseile haben eine Länge von 10 m, einen Durchmesser von d = 27 mm und sind durch je zwei Muffen zu einer Gesamtlänge von ca. 30 m verbunden. Für die Zugseile wurde Spannstahl St 60/90 eingesetzt. Bereits in ihren Einbindungspunkten waren die Zugseile korrodiert, womit sich ein Gefahrenpotential aufzubauen begann. Die Gewährleistung der sicherheitsbedingten Einschraubtiefe der Seile in die Muffen war zerstörungsfrei nachzuweisen.
Instandsetzungskonzept
Das vorhandene, für konventionelle Dachabdichtungen ungewöhnlich stark geneigte HP-Schalendach mit individueller Zugseilkonstruktion stellte höchste Anforderungen bezüglich Neuabdichtung und Korrosionsschutz.
Sowohl Oberflächenprofil als auch Ausrichtung der stark geneigten, 15 m langen HP-Schalen, zusätzlich verkompliziert durch die Zugseileinbindungen, schlossen den Rückbau und erneuten Einsatz bituminöser Dachabdichtungssysteme aus. Unter Beachtung der budgetären und objektspezifischen Vorgaben erwies sich der Einsatz einer modernen Flüssigabdichtung als erste Wahl.
Dr. Jennes BauConsulting als planendes Büro entschied sich für Kemperol 2K-PUR, ein lösemittelfreier Flüssigkunststoff mit Polyestervlieseinlage, zugelassen nach ETAG 005. Die Abdichtung erhielt zusätzlich ein systemkompatibles Finish mit Kemperdur PU-2K-Finish im Farbton Lichtweiß. Durch die flüssige Verarbeitung ließen sich die mehrfach gekrümmten Formen der abzudichtenden HP-Schalen problemlos in den Griff bekommen ebenso die komplizierten Übergänge zwischen HP-Schale/Rinnenbereich. Die Zugseileeinbindungen, die beide HP-Schalenkonstruktionen schmetterlingsflüglig halten, werden – selbst unter dynamischen Belastungen – sicher vor dem Eindringen von Feuchtigkeit geschützt.
Funktions- und zustandsbedingt lagen die Prioritäten der ersten Phase der Bauwerksinstandsetzung, die bei laufendem Gaststättenbetrieb stattfand, auf der Sanierung der HP-Schalenabdichtung einschließlich der Zugseilkonstruktion. Im Bereich der HP-Schalen wurde der alte Aufbau belassen, es wurden Blasen und Hohlstellen entfernt und egalisiert. Der Rinnenbereich wurde bis auf den Rohbeton entfernt. Zur Verbesserung der Dachentwässerung wurden die vorhandenen zwei Abläufe demontiert und partiell erneuert. Zusätzlich wurden zwei Notüberläufe als Wasserspeier montiert. Das Team des ausführenden Unternehmens, Spezialbau BBS GmbH, Ludwigsfelde, verarbeitete die Kemperol-Abdichtung im bewährten Dreischrittverfahren: Das Material wird vorgelegt, das Armierungsvlies blasenfrei eingebettet und mit einer zweiten Lage satt nachgetränkt. Abschließend wurde die Abdichtung aus optischen Gründen mit Kemperdur PU-2K-Finish im Farbton Lichtweiß überarbeitet.
Ausführungsplanung und Bauüberwachung: Dr. Jennes BauConsulting, Brandenburg a. d. Havel
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