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Zeitlos stringent

Seminar- und Ferieneinrichtung in Heringsdorf
Zeitlos stringent

Tina Stadelmann / pro publica

Als die drei „Kaiserbäder“ traten Heringsdorf, Ahlbeck und Bansin im 19. Jahrhundert ins Rampenlicht der Geschichte. Hier auf Usedom promenierten der Adel und das wohlhabende Bürgertum, die Brüder Mann, Gorki, Tolstoi oder Johann Strauß flanierten vorbei an beeindruckenden Gründerzeit-Villen.
Vor allem Heringsdorf war häufiger Aufenthaltsort Kaiser Wilhelms II. Dort spürt man noch heute die mondäne Atmosphäre vergangener Tage.
Vorgabe: Bäderarchitektur
Aus diesem Grunde war es auch der Wunsch des Bauherren, des DRK-Landesverbands Mecklenburg-Vorpommern, das neue Seminargebäude in Anlehnung an Traditionen und Oberflächenmaterialien der alten Seebäderarchitektur zu errichten. Das Grundstück befindet sich unmittelbar zwischen Maxim-Gorki-Straße und Strandpromenade und beherbergte früher ein Gebäude der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, das in den 50er Jahren zu einer Ferieneinrichtung des DRK umgebaut wurde. Der Bauherr ließ nun das alte Bauwerk abreißen und beauftragte Anfang 2002 das Greifswalder Architekturbüro Frank-Milenz-Rabenseifner mit der Planung und Realisierung des Neubaus.
Modern umgesetzt
Auch die Denkmalbereichsverordnung und die Erhaltungssatzung der Baubehörde gaben vor, dass ein Solitärgebäude entstehen sollte, das architektonische Anklänge zur Bäderarchitektur erkennen lässt. Die Umsetzung gelang den Architekten mit einem Gebäude in moderner Formensprache, unter Verwendung von Vollholzprofilen an der Fassade und der Installation von Loggien. Mit den vorhandenen modernen Mitteln und Materialien wollten die Architekten keinen Bau aus dem 19./20. Jahrhundert nachempfinden, sondern vielmehr eine stringente Form, die Aktualität und Zeitlosigkeit vermittelt. Auf dem nur knapp 20 m breiten Grundstück entstanden – in nördlicher und südlicher Richtung – zwei kubische Baukörper, mit jeweils zwei Ferienwohnungen im Erd- und Obergeschoss. Der Eingang zu Aufzug und Treppenhaus befindet sich in dem horizontalen Verbindungsbau. Das Gebäude wurde in massiver Bauweise aus statisch optimierten Kalksandsteinplatten errichtet. Eine durchgehende mineralische Wärmedämmschale auf allen Außenwänden gewährleistet gute energetische Daten und geringe Betreiberkosten.
Fassade
Das Holz an der Fassade spiegelt – wenn auch in zeitgemäßer Umsetzung und Formensprache – ein traditionelles Oberflächenmaterial aus der Seebäderarchitektur wieder. Die Vollholzprofile aus Sibirischer Lärche der Hobelunternehmen Moco/Pinus, Ulm/Karlsruhe, wurden unbehandelt verarbeitet und vergrauen daher im Laufe der Zeit.
Das Holz der Sibirischen Lärche wächst langsam, ist nahezu astfrei und gilt daher als besonders widerstandsfähig. Die natürliche Verwitterung ist Teil des architektonischen Konzeptes. Aus diesem Grunde wurde auch bewusst auf den Dachüberstand verzichtet: So kann die Vergrauung einheitlich erfolgen.
Durch das waagerecht angebrachte Variant-Profil wird das schmale Gebäude optisch in die Breite gezogen. Die Profile basieren auf dem bewährten Steckprinzip von Nut und Feder, welches die Montage auf der Unterkonstruktion maßgeblich erleichtert.
Durch die Stülpschalung mit Profilschräge und Tropfkante kann das Regenwasser schnell und ungehindert abfließen. Die Befestigung wird vom überlappenden Profil verdeckt und ist damit ebenfalls witterungsgeschützt.
Auch der Verbindungsbau als Erschließungsachse ist hoch wärmegedämmt. Durch den orange-farbenen Putz wird er sich später zur silber-grauen Holzfassade kontrastreich abheben.
Nutzung
Die Düne, die mittig über das Grundstück verläuft, fällt sowohl zur Promenade als auch zur Straße hin um ca. 1,50 m ab, so dass das Untergeschoss direkt in sie hineingebaut werden konnte. Dadurch entstand ein ebenerdiger Eingang und das Untergeschoss kann natürlich belichtet und belüftet werden.
Dort befinden sich zwei Seminarräume für insgesamt 35 Personen und ein Freizeitbereich mit Sportmöglichkeiten. Während außerhalb der Badesaison der Seminarcharakter in den Vordergrund tritt und die Wohnungen von den Teilnehmern genutzt werden können, werden die Ferienwohnungen während der Sommermonate vorwiegend an Badegäste vermietet.
Die Seminarräume lassen sich so umgestalten, dass man sie für gemeinschaftliche Abende nutzen kann.
Über einen kleinen Vorraum erreicht man den Wohn- und Essbereich der Wohnungen. Die eingebundene Loggia ist ein typisches Merkmal für zugige Seebäder. Die Fassade ist hier um die Größe der Loggia zurückgenommen, um nicht gegen die zulässige Bauabstandsgrenze zu verstoßen.
Da alle Nutzungsbereiche des Gebäudes rollstuhlgerecht erschließbar sein mussten, wurden auch die Ferienwohnungen dementsprechend konzipiert: Die im Wohnbereich offen integrierte Küche bietet genug Freiraum und der bodenebene Duschbereich bedeutet ebenfalls keine Einschränkung für Rollstuhlfahrer.
Weitere Informationen
Holzprofilfassade bba 502
Architekturbüro Frank-Milenz-Rabenseifner, Greifswald
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