Firmen im Artikel
Das Wikinger Museum Haithabu, 1985 in Busdorf bei Schleswig eröffnet, gehört heute zur Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen. Das Museum liegt in der Nähe des historischen Siedlungsplatzes und befasst sich der Archäologie und der teilweise als Freilichtmuseum aufgebauten Siedlung Haithabu.
Der Entwurf legte die sieben bleigedeckten Holzhäuser wie eine Flotte kieloben liegender Wikingerschiffe in die Landschaft. Anders als ihre realen Vorbilder, erwies sich diese Konstruktion jedoch als undicht. Von außen und innen eindringende Feuchtigkeit hatte die Dachdeckung und Holzkonstruktion angegriffen und gefährdete die Statik. Für die Runderneuerung wurden einzelne Teile aus dem Tragwerk der Wände und Dächer sowie die gesamte Holzfassade zurückgebaut.
Den Gebäuden aus dem Jahr 1983 mangelte es an konstruktivem Holzschutz. Feuchtigkeit drang in sämtliche Holzbauteile ein, weichte sie auf und bereitete einen Nährboden für Pilze. Die Schäden erforderten die grundlegende Sanierung des wabenartigen Komplexes. Das Großprojekt wird zu über 50 % durch Mittel des Europäischen Landwirtschaftsfonds zur Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) mit rund 1,8 Millionen Euro gefördert.
Sechs der sieben achteckigen Häuser sind baugleich. Sie sind 20 m lang, 11 m breit und 6 m hoch. Nur eins ist größer: 26 m/ 13 m /8 m.
Analyse und Maßnahmen
Für die Restaurierung mussten die Dachschalung und die äußere Holzfassade aller Gebäude erneuert und Luftdichtigkeit und Dämmung entscheidend verbessert werden. Weil die Belüftungsebenen der Dächer nur unzureichend funktionierten, konnten Kondens- und Regenwasser unter der Dachhaut nicht schnell genug abtrocknen. Zusätzlich hatte Feuchtigkeit aus dem Gebäudeinneren die unterschiedlichen Konstruktionsebenen durchdrungen und die Zersetzung der Holzbauteile vorangetrieben. Aufgrund der extrem ungünstigen Bedingungen zeigten die Bleibleche erhebliche Korrosionsschäden. Das alte Blei musste zum einen vom Dach entfernt werden, um die Unterkonstruktion zu erneuern. Zum anderen entsprach die Blechstärke von 2 mm nicht mehr den heutigen Vorschriften.
Das Dach wurde in allen Teilen in Kirchenblei eingedeckt: Flächen, Firste, Rinnen und Traufen. Zum Einsatz kam unterseitig verzinntes Kirchenblei von Röhr + Stolberg in einer Stärke von 2,5 mm. Die Zinnbeschichtung schiebt der korrodierenden Wirkung von Kondenswasser, schlechter Entlüftung und den aggressiven Gerbsäuren mancher Hölzer einen wirkungsvollen Riegel vor.
Die großzügigen Dachflächen des Wikinger Museums wurden in Holzwulstdeckung ausgeführt. Der Rhythmus der markanten Verbindungslinien orientierte sich an der ersten Bedeckung – lediglich im Detail einiger Durchdringungen und Anschlüsse unterscheidet sich die neue Gestaltung von der ursprünglichen. Um ausreichend Raum für thermische Dehnung zu lassen, wurden die Unterkanten der Schare indirekt befestigt, sodass eine Ausdehnung möglich ist: per eingehängtem Querstoß mit durchlaufend genageltem Haftstreifen. Diese Art der Befestigung ist besonders in windexponierten Lagen zu bevorzugen.
Sanierungskonzept
„Die größte Herausforderung bei der Sanierung bestand darin, das optische Erscheinungsbild zu erhalten. Diese Aufgabe ist nicht trivial, denn das Objekt ist durch die zusätzlich erforderlichen Dämmschichten in allen Dimensionen gewachsen“, sagt Götz Lammers, der projektverantwortliche Architekt des Kieler Architekturbüros Lammers. „Besonders dort, wo die Gebäude aneinandergrenzen, kam es zu Zwängungen – eine Schwierigkeit, die sich aber mit etwas Geduld lösen ließ.“
Angesichts der Komplexität dieser Aufgabe war ein ganzer Stab aus Tragwerksplanern, Sachverständigen für Holzschutz, Energieberatern und Fachplanern für Elektroinstallationen an der Planung der Sanierungs- und Umbaumaßnahme beteiligt. Um nach der Restaurierung vergleichbare Schäden zu verhindern, nahm der konstruktive Holzschutz eine zentrale Rolle im Sanierungskonzept ein. Unbehandelte Hölzer werden jetzt vor Witterungseinflüssen geschützt und Wasser bzw. Wasserdampf werden schnellstmöglich abgeleitet. Nachdem die alte Bleieindeckung und die Dachflächen abgenommen worden waren, wurde über die Dachkonstruktion mit Dampfbremse und Dämmung ein schützendes Unterdach mit Unterdachbelüftung gebaut, bestehend aus einer Unterdeckplatte über einer luftdichten Bahn. Bevor die Ausarbeitung der Dachflächen begonnen werden konnte, wurden die Holzständer der Fassade mit Bleihauben versehen, um diese Bauteile konstruktiv vor Regen zu schützen.
Walzblei für Eleganz und Langlebigkeit
Bei der Wahl der neuen Eindeckung kam erneut Walzblei zum Einsatz. Der traditionsreiche, langlebige Werkstoff dient mit seinem edlen Schimmer schon seit Jahrhunderten für den krönenden Abschluss von Sakral- und Repräsentationsbauten. In der modernen Architektur verleiht Walzblei Dächern und Fassaden eine besonders edle Ästhetik. Seine natürliche Patina in Verbindung mit den typischen Bearbeitungsspuren gibt dem Material seinen lebendigen Charakter. Seine Kaltformbarkeit erlaubt es, die nötigen Bleche direkt am Objekt zuzuschneiden, zu falzen und anzuformen. So können selbst komplexe, unebene Stellen sehr flexibel abgedichtet werden. Mit Blick auf seinen Lebenszyklus ist Blei ein nachhaltiges Material: Es kann nach dem Rückbau eingeschmolzen und nahezu vollständig wiederverwertet werden.
Anforderung:
Sanierung von Feuchteschaden bei Holzhäusern mit Bleidächern ohne optische Veränderung
Lösung:
Neue Dachbedeckung aus Walzblei als konstruktiver Holzschutz
Planung: Architekten Lammers, Kiel
www.architekten-lammers.de
Bauherr: Landesmuseen Schleswig-Holstein
Projektverantwortlicher Architekt Götz Lammers: „Die größte Herausforderung bei der Sanierung bestand darin, das optische Erscheinungsbild zu erhalten.“
Nachhaltiges Walzblei
Walzbleierzeugnisse von Röhr + Stolberg bestehen zu 100% aus recyceltem Blei und sind mit der Umwelt-Produktdeklaration des Instituts Bauen und Umwelt e.V. ausgezeichnet: EPD Environmental Product Declarations, international anerkanntes und genormtes Instrument für die Nachhaltigkeitszertifizierung von Gebäuden.