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Utopisch inspiriert

Neubau eines Wohnhauses in Nordholland
Utopisch inspiriert

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UNStudio hat ein futuristisch gestaltetes Einfamilienhaus mit überraschenden Details in der niederländischen Provinz Nord-Holland fertig gestellt. Das mit viel Glas und Holz errichtete „W.I.N.D. House“ überzeugt durch fließenden Wechsel von offenen und geschlossenen Gebäudeflügeln, die sich zentrifugal um einen zentralen Erschließungskern anordnen.

Robert Uhde

Mit ihrer innovativen Verbindung von futuristischem Design und ambitionierter Gebäudetechnik sorgen die Bauten vom Amsterdamer UNStudio regelmäßig für internationale Beachtung. Zuletzt haben die Planer um Ben van Berkel das WIND Haus fertig gestellt. Der in der niederländischen Provinz Nord-Holland errichtete Bau aus Glas und Holz fügt sich mit seinen expressiv ausladenden Formen nahtlos in die umgebende Dünenlandschaft ein. Auf vier unterschiedlich großen, im Split-Level-Prinzip zentrifugal um einen Kern angeordneten Gebäudeflügeln stellt der Neubau seinen Bewohnern eine luftige Wohnfläche von insgesamt 528 m² zur Verfügung.
Um eine zeitgemäße gestalterische Lösung zu entwickeln, die ganz gezielt die von den Bewohnern geforderte Flexibilität, Nachhaltigkeit und Automatisierung umsetzt, haben die Architekten bei der Planung des Projektes einerseits die konkreten Tagesabläufe und Lebensrhythmen der künftigen Bewohner berücksichtigt und sich andererseits von Science-Fiction-Fantasien oder von utopischen Ausstellungsentwürfen inspirieren lassen. Zwei futuristische Projekte aus den 1950er-Jahren sind etwa das von Richard Hamilton aus Plastik errichtete „Monsanto House of the Future“ im kalifornischen Disneyland oder das „House of the Future“ des britischen Architektenehepaars Peter und Alison Smithson, bei dem vier Flügel wie Blütenblätter aus einem zentralen Sockel herausragten. Eine ähnlich überraschende Struktur zeigt auch das WIND House mit seinem zentralen Kern und den vier zentrifugal davon ausgehenden Halbgeschossen
„Im Vergleich zu den futuristischen Experimenten des 20. Jahrhunderts stehen uns für moderne Smart-Homes aber mittlerweile ganz andere Technologien zur Verfügung, die sich ganz individuell an den Bedürfnissen der Bewohner im Hinblick auf Komfort und Sicherheit ausrichten lassen“, erklärt Ben van Berkel.
Vibrierende Holzfassade
Ebenso angepasst wie auf seine Bewohner reagiert der Neubau auch auf seine Umgebung: Von Osten her kommend, trifft der Blick zunächst auf zwei weitgehend geschlossene Volumen, zwischen denen im abschüssig gelegenen Untergeschoss der Zugang zum Haus und die Garage platziert sind. Eine weitere Besonderheit ist die in einigen Bereichen leicht wellenförmig gestaltete Holzfassade, deren vibrierende Ausbuchtungen nicht nur lebendige Schattenspiele auf der Außenhaut erzeugen, sondern gleichzeitig auch flache Öffnungen in den dahinter gelegenen Räumen ermöglichen. Zusätzlichen Charakter erhält die Fassade durch den leicht nach innen gefalteten Traufbereich. Eine ähnliche Ansicht bietet sich auf von Westen her, auch hier grenzt sich der Neubau durch eine plastisch gestaltete, dabei weitgehend geschlossene Holzfassade (FSC-zertifizierte Bretter aus Laubholz der Sorte Fraké von Plato Wood) von seiner Umgebung und den Nachbargebäuden ab.
„Für die Ausbildung der Holzfassaden kamen schmale, in versetzten Streifen vertikal verlegte Bretter aus Laubholz im Format von 925 x 70 mm und mit einer Dicke von 18 mm zum Einsatz, die auf der Baustelle in vertikaler Anordnung auf einer darunter liegenden Konterlattung montiert wurden“, erläutert Ben van Berkel.
Die wellenförmig bewegte, dabei eigentümlich geschuppte Oberflächenstruktur in einigen Bereichen der Fassade wurde dabei durch eine variable Anordnung der horizontalen Unterkonstruktion erreicht:
„Auf der einen Seite ist die Unterkonstruktion mit einem Abstand von 0 mm aufgebracht, auf der anderen Seite wurde sie bis zu 200 mm von der Wand entfernt montiert. Der darunter liegende Fassadenaufbau setzt sich zusammen aus einer 300 mm starken Wand aus Poroton Ziegelstein, einer 80 mm dicken Dämmung aus Mineralwolle, einer zum Schutz gegen Feuchtigkeitsschäden aufgebrachten wasserdichten und dampfdurchlässigen Folie sowie einer davor montierten Zementplatte.“
Panoramafenster nach Süden
Eine komplett andere Ansicht bietet sich in Richtung Süden. Eingerahmt von einer weit vorkragenden Konstruktion aus Boden, Decke und Wand haben die Planer hier eine flexibel öffenbare Panoramafront integriert, die den Bewohnern vom Wohn- und Essbereich aus eine weite Aussicht über den schilfbewachsenen Garten zur angrenzenden Polderlandschaft bietet. Die durch schlanke schwarze Aluminiumprofile untergliederte Front („minimal windows“ von Keller) setzt sich zusammen aus insgesamt zehn Einzelelementen aus HR++ Verbundglas. „Im Bereich der nach Südwesten orientierten Küche wurde ein Format von 7 950 x 3 350 mm gewählt, im Bereich des nach Südosten orientierten Wohnzimmers kamen Glaselemente im Format von 6 100 x 3 350 mm zum Einsatz“, erklärt Ben van Berkel.
Ein besonderes Detail der Glasfront ist außerdem der halbkreisförmig zurückspringende Fassadenausschnitt, der eine elegante Untergliederung der Funktionen Wohnen und Kochen ermöglicht. Direkt darüber schließt sich im oberen Geschoss eine großflächige Dachterrasse an.
Die Arbeits- und Schlafbereiche der Familie sowie die Kinderzimmer und ein Musikzimmer wurden stattdessen in den beiden rückwärtigen Nordflügeln des Hauses untergebracht, wo der Neubau direkt an einen kleinen Wald angrenzt. Die Verbindung der unterschiedlichen Flügel und Ebenen erfolgt durch eine offene Treppe im zentralen Erschließungskern. Die freien Sichtachsen sowie die durchgehende Verwendung von PU-Gussböden in sandiger Farbgebung betonen dabei den homogenen und fließenden Gesamteindruck des Neubaus (Polyurethan-Gussboden von Senso).
Konsequente Automatisierung
Ähnlich ambitioniert wie die Grundrissgestaltung und Volumengliederung präsentiert sich auch die technische Ausstattung im WIND House. Für einen nachhaltigen Betrieb wurden Sonnenkollektoren auf dem Dach sowie eine zentrale Luft/Wasser-Wärmepumpe und eine mechanische Lüftung mit Wärmerückgewinnung installiert. Komplettiert wird die Ausstattung durch eine aufwändige Hausautomatisierung, die eine integrierte Steuerung des elektrischen Systems einschließlich der Sonnenkollektoren und der mechanischen Einrichtungen erlaubt. Über einen zentralen Touchscreen im Wohnzimmer oder extern über LAN-Verbindung können die Bewohner sämtliche Geräte damit individuell steuern.
Die hochmoderne Ausstattung ermöglicht nicht nur eine erhöhte Bequemlichkeit, sondern sie sorgt auch für eine optimierte Energieeffizienz, für mehr Zuverlässigkeit und für ein Maximum an Sicherheit. Genau so, wie man es von einem Haus der Zukunft erwartet.
Architekten: UNStudio, Amsterdam
Projektteam: Ben van Berkel, Caroline Bos, Astrid Piber und Ger Gijzen, René Wysk, Luis Etchegorry, William de Boer, Elisabeth Brauner, Albert Gnodde, Cheng Gong, Eelco Grootjes, Daniela Hake, Patrik Noome, Kristin Sandner, Beatriz Zorzo Talavera
Statik: Pieters Bouwtechniek, Haarlem
Gebäudetechnik: Ingenierusburo Linssen, Amsterdam
Bauphysik: Mobius Consult, Driebergen
Innenarchitektur: UNStudio, Tim-Alkmaar, Alkmaar (NL)
Landschaftsplanung: UNStudio
Lichtplanung: Elektrokern Solutions, Alkmaar (NL)
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