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Schlüsselrolle für Dränage

Dachbegrünung
Schlüsselrolle für Dränage

Pflanzen mögen keine nassen Füße, zumindest nicht über einen längeren Zeitraum. Ganz wesentlich ist es daher bei der Planung von Dachbegrünungen auf eine einwandfrei funktionierende Dränage zu achten.

Dipl. Ing. (FH) Bauphysik Roland Appl | jo

Insbesondere vollflächig verlegte und mit Filtervliesen abgedeckte Dränelemente aus profilierten Kunststoffen oder Schaumstoffen haben sich bei Dachbegrünungen auf dem Markt durchgesetzt, da diese über die reine Dränage hinaus Zusatzfunktionen übernehmen können, die der Vegetation und/oder dem Dach bzw. dem Gebäude zugute kommen.
Doch Dränelement ist nicht gleich Dränelement. Allein der Dachbegrünungs-Systemhersteller ZinCo hat rund 15 verschieden Typen im Programm. Unterschiedliche Dachsituationen und unterschiedliche Ansprüche an den späteren Begrünungsaufbau erfordern oftmals spezielle Lösungen.
Wichtige Kriterien bei der Auswahl des richtigen Dränelementes sind
  • die Menge des abzuführenden Überschusswassers, welche unter anderem vom örtlichen Niederschlag, vom Speichervermögen der Substratschicht und von der zu entwässernden Fläche abhängt, und eventuell auch davon, ob z.B. Fassaden angrenzen, entlang derer mit verstärktem Anfall von Schlagregen zu rechnen ist,
  • die Gefällesituation – ein Dach mit Pfützenbildung benötigt eine Dränschicht, die so hoch ist, dass das Filtervlies nirgendwo mit stehendem Wasser in Kontakt kommt, es also quasi wie ein Docht das Wasser herauf saugen würde,
  • die voraussichtliche Belastung – eine Begrünung, auf der später Bäume wachsen sollen oder wo auch Verkehrsflächen, wie z.B. Feuerwehrzufahrten vorgesehen sind, benötigt stabilere Elemente, als dünnschichtige Begrünungsaufbauten, deren Eigengewicht zum Teil geringer ist, als der eines Kiesbelages,
  • Zusatzfunktionen, die erfüllt werden sollen. Diese können z.B. sein: Mechanische Schutzfunktion für die Abdichtung, Eignung als Wasserreservoir bei der Anstaubewässerung von Dachgärten, Schubaufnahme und -abtragung bei Schrägdachbegrünungen oder auch Anrechenbarkeit als Zusatz-Wärmedämmung.
Technische Werte
Um die Eignung eines Dränelements für den jeweiligen Einsatzzweck beurteilen zu können, sollte man sich die entsprechenden technischen Werte anschauen.
Am wichtigsten ist hierbei das Wasserableitvermögen in der Ebene, sprich in Richtung des Dachgefälles, welches nach DIN EN ISO 12958 gemessen wird und welches für verschiedene Gefällesituationen angegeben werden sollte. Bei dieser Messung wird die zu prüfende, ca. 40 x 20 cm Probe des jeweiligen Dränelements bereits mit einer Normalspannung von 20 kPa beaufschlagt, was einer Belastung von rund 2 Tonnen je m² entspricht. Für Einsatzgebiete, die eine noch höhere Druckfestigkeit erfordern, sollte man sich die Ergebnisse der Prüfungen nach DIN EN ISO 25619–2 geben lassen. Diese Prüfungen spiegeln das Kurzzeit-Druckverhalten der Elemente wieder und geben Auskunft darüber, bei welcher Last ein Dränelement letztendlich versagt.
ZinCo bietet hier einige Produkte, die selbst im unverfüllten Zustand mit Baufahrzeugen befahren werden können, was insbesondere bei hohen Substratschüttungen auf Tiefgaragendecken von Vorteil sein kann.
Was das Wasserableitvermögen in der Ebene anbelangt, gibt es bei Dränelementen durchaus große Unterschiede. So weist z.B. das wie ein „Eierkarton“ geformte, 25 mm hohe Dränelement Flora- drain® FD 25 bei 2 % Dachneigung ein Wasserableitvermögen von 0,85 l/(s · m) auf, während die 40 mm hohe Ausführung Floradrain® FD 40 bereits mehr als die doppelte Leistung erbringt, nämlich 2,1 l/(s · m). Das Wasserableitvermögen der 12 mm hohen, vlieskaschierten Noppenbahn DBV 12 liegt hingegen nur in etwa bei der Hälfte, nämlich bei 0,43 l/(s · m). Ein kleiner Wert muss hier jetzt nicht unbedingt schlecht sein, denn bei normgemäßem Dachgefälle und überschaubaren Entwässerungslängen (bis ca. 20 m) reichen dünne Dränagebahnen durchaus aus, um Überschusswasser sicher zu den Gullys bzw. in eine Dachrinne abzuleiten. Ein Hauptgrund, warum hier zu Lande Dachbegrünungen vielerorts gefördert oder in Bebauungsplänen festgesetzt werden, liegt letztendlich darin, dass diese Niederschlagswasser speichern und dieses eben nicht unverzüglich der Kanalisation zuzuführen. Bei großen Entwässerungslängen (30 m, 50 m und teilweise mehr) und/oder geringerem Gefälle als 2 % muss jedoch ein entsprechend leistungsfähiges Dränelement ausgewählt werden, um Überschusswasser, ohne dass es zu Rückstau kommt, sicher abführen zu können. Diese meist etwas höheren Dränelemente weisen auf der Oberseite meist Mulden auf, in denen wiederum Niederschlagswasser pflanzenverfügbar gespeichert werden kann.
In der Regel wird auf einer Dachfläche durchgehend ein Typ eines Dränelements eingesetzt. Manchmal kommt es aber auch vor, dass nur in Bereichen, wo viel Wasser zusammenläuft, also z. B. vor Dachkehlen, rings um Dachgullys oder in den unteren Bereichen extrem langer Dachflächen Elemente höherer Leistungsfähigkeit eingesetzt werden und in den schwächer beaufschlagten Bereichen dünnere und daher in der Regel preiswertere Varianten. Derartige Kombinationen sollten jedoch zuvor berechnet werden. Insbesondere bei Dächern mit Hochleistungs-Entwässerungssystemen ist es wichtig, dass an den Gullys auch entsprechend hohe Wassermengen ankommen, um die Vollfüllung der Rohrleitungen und die dann einsetzende Druckströmung regelmäßig zu erreichen. Nur so kommt es zum gewünschten Selbstreinigungseffekt in den Rohren.
Anrechenbarer Wärmedämmwert
Eine Alternative zu den bereits beschriebenen Dränelementen und –bahnen, die aus tiefgezogenen Hartfolien hergestellt werden, stellen Dränelemente aus Hartschaum dar. Sofern diese, wie z. B. die Produktreihe Floratherm®, über eine entsprechende allgemeine bauaufsichtliche Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik verfügen, kann die vollflächig auf dem Dach verlegte Dränschicht bei wärmeschutztechnischen Berechnungen gemäß EnEV oder DIN 4108 ganz offiziell als Zusatz-Wärmedämmung angerechnet werden. Voraussetzung ist lediglich, dass unterhalb der Dachabdichtung eine Grundwärmedämmung vorhanden ist, die einen Wärmedurchlasswiderstand von mindestens 1,5 m²K/W aufweist, was ca. 6 cm EPS entspricht. Als zusätzlicher Wärmedurchlasswiderstand können je nach Element-Typ zwischen 0,7 m²K/W und 2,15 m²K/W angesetzt werden, was einer zusätzlichen Dämmstoffschicht von ca. 3 cm bis knapp 9 cm Dicke entspricht (WLG 040 angenommen).
Der Einsatz von Dachbegrünungen mit wärmedämmtechnisch anrechenbaren Dränelementen ist vor allem auf bestehenden Dächern mit zu gering dimensionierter aber noch funktionsfähiger Wärmedämmung interessant, aber auch auf Dächern mit relativ teuren Grundwärmedämmungen, wie z.B. solchen aus Schaumglas. Auch Floratherm®-Elemente sind selbstverständlich hinsichtlich Druckfestigkeit und Wasserableitvermögen geprüft und unterliegen darüber hinaus einer Güteüberwachung durch das Fraunhofer Institut für Bauphysik.
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