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Putz-Grobstruktur berücksichtigt

Mauerwerksinstandsetzung an Kirchenfassaden
Putz-Grobstruktur berücksichtigt

Dr. Joachim Käppler / red.

Die Instandsetzung von feuchtem und salzhaltigem Mauerwerk ist nach wie vor eine besondere Herausforderung für Architekten und Baubetriebe. Dies gilt gerade dann, wenn der Charakter eines historischen Bauwerks erhalten werden soll. Eine Reihe von Kirchen im südlichen Sachsen zeigt, wie dieses Ziel mit traditioneller Handwerkskunst und einem speziellen Putz erreicht werden kann.
Handwerk veraltet?
In den vergangenen Jahren haben Putzmaschinen und Werktrockenmörtel manuelle Putzverfahren weitgehend vom Markt verdrängt. Putz von Hand aufzubringen oder gar auf der Baustelle aus den einzelnen Bestandteilen anzumischen, gilt als veraltet. Die maschinelle Applikation von Putz aus dem Baustellensilo ergibt mindestens die fünffache Flächenleistung und spart Personal.
Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass über lange Zeit bewährte, traditionelle Handwerkstechniken auf der Strecke bleiben. Schon heute gibt es Fachbetriebe, die keinen Handputz mehr verarbeiten können.
Ein gutes Beispiel, dass es auch anders geht, sind einige Kirchen im Erzgebirge, deren Putzfassaden in den vergangenen zehn Jahren mit viel handwerklichem Geschick und einem interessanten Putzmörtel instand gesetzt worden sind.
Feuchtes Mauerwerk
Ältere Bauwerke haben oft einen feuchten Gebäudesockel. Der Grund dafür ist, dass keine Horizontal- und Vertikalsperren existieren oder dass sie nicht funktionsfähig sind. Deshalb gilt als Idealziel einer Instandsetzung feuchten Mauerwerks, neue Horizontal- und Vertikalabdichtungen einzubauen. Zusätzlich werden üblicherweise die durchfeuchteten und salzbelasteten Putze gegen Sanierputz ausgetauscht.
Bei vielen Objekten ist diese umfassende Sanierung aber nicht durchführbar. Oft scheitert sie an den hohen Kosten, in anderen Fällen ist die Außenseite des erdberührten Mauerwerks nicht zugänglich. Hinzu kommt die Skepsis vieler Fachleute gegenüber Verfahren wie Injektionen und Elektroosmose, deren Wirksamkeit weder nachgewiesen noch gewährleistungsrechtlich greifbar ist.
Die Fassaden der Kirchengebäude bestehen aus zweischaligen Natursteinmauerwerken, deren Zwischenraum mit Geröll oder Bauschutt gefüllt ist. Dies macht Injektionen unkalkulierbar; mechanische Verfahren sind aus statischen Gründen problematisch.
Sehr gut bewährt hat sich dagegen hoch diffusionsoffener Putz, wie er zum Beispiel von Hydroment angeboten wird. So betont Johannes Küchler, Restaurator im Maurerhandwerk und Hydroment-Fachberater in Sachsen: „Hydroment-Putz ist in den letzten Jahren an vielen Kirchen verwendet worden, gerade dann, wenn man aus bautechnischen oder finanziellen Gründen auf Horizontal- und Vertikalabdichtungen verzichten musste.“
Graupenputz
Hinzu kommt eine weitere Besonderheit der Kirchenfassaden in der Region: eine ungewöhnlich grobe Putzstruktur, die durch Bestandteile von grobem Kies zustande kommt. Das Größtkorn beträgt bis zu 15 mm.
„Dieser Graupenputz ist im südlichen Sachsen weit verbreitet“, weiß Johannes Küchler. „Der Grund ist, dass es hier nur geringe Sandvorkommen gibt. Deshalb mussten die sächsischen Baumeister auf Kies zurückgreifen, der aus den Bächen und Flüssen gewonnen wurde. So entstanden die groben Putze. Besonders interessant ist, dass der raue Graupenputz sogar Baustile wie Barock überdauert hat, in denen eigentlich glattere Putze üblich waren.“
Sollen an einem feuchten Gebäudesockel solche rauen Putzstrukturen hergestellt werden, kommt ein wesentlicher Vorteil von Hydroment-Putz zum Tragen. Im Gegensatz zu anderen Sanierputzen ist er nicht nur als Trockenmörtel verfügbar, sondern kann auch als Baustellenputz hergestellt werden.
So lässt er sich optisch an den vorhandenen Putz in größerer Fassadenhöhe anpassen, ohne dass der Übergang sichtbar ist – ein Vorgehen, das mit standardisiertem Werktrockenmörtel nicht ohne weiteres möglich ist.
In der Regel wird der Hydroment-Putz bei solchen Objekten dreilagig eingebaut. Die erste Lage ist ein Spritzbewurf, dann folgt der Funktionsputz und schließlich die dritte Lage mit dem groben Zuschlag. Die übliche Putzdicke beträgt 30 mm.
Handwerkliche Sorgfalt
Ein Beispiel ist die historische Wehrkirche in Lauterbach/Erzgebirge. Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut, gleicht sie mit ihren massiven Mauern, dem umlaufenden Wehrgang und den Schießscharten einer kleinen Festung.
Der grobe Putz unterstützt dieses optische Erscheinungsbild. Gut zu sehen ist die grobe Putzstruktur auch bei der Kirche in Königswalde. Bei Ausführung solcher Putzarbeiten ist vor allem die handwerkliche Sorgfalt entscheidend. Dementsprechend ist der Bieterkreis für solche Objekte auf Betriebe begrenzt, die in der Region ansässig sind und die traditionellen Methoden beherrschen. Hinzu kommt eine leicht zu realisierende Qualitätssicherung auf der Baustelle, mit der die gleichmäßige Zusammensetzung des Baustellenputzes sicher gestellt wird. Unter der Marke „Hydroment Transputz“ werden heute verschiedene mineralische Putze für feuchtes und salzhaltiges Mauerwerk angeboten. Im weitesten Sinne sind die Stoffe Sanierputze – obwohl sie sich in einigen wesentlichen Eigenschaften von den in Deutschland oft verwendeten „WTA-Sanierputzen“ unterscheiden.
Zum Beispiel ist dieser Putz im Gegensatz zu diesen Produkten rein mineralisch zusammengesetzt. Er enthält keine Hydrophobierungsmittel.
Damit sind zwei wichtige Vorteile für den Bauherrn und den Verarbeiter verbunden: Zum einen kann der Putz auf stark durchfeuchtetes Mauerwerk aufgebracht werden, ohne dass es vorher getrocknet werden muss. Zum zweiten beträgt die Wartezeit zwischen den einzelnen Putzlagen nur etwa ein bis zwei Tage. Damit ist sie wesentlich kürzer als bei anderen Putzen. Die Arbeiten gehen also schneller und die Wandflächen sind früher fertig.
Die Putzoberfläche trocknet schneller als bei anderen Putzen ab und der Querschnitt bleibt trocken. So bleiben die Wandflächen trocken, sauber und frei von Salzausblühungen. Eine indirekte Folge in Innenräumen: Schimmelbildung unterbleibt und das Raumklima verbessert sich.
Auch beim Einbau gibt es eine Reihe von Vorteilen. Zum Beispiel wird der gesamte Putzaufbau meist mit nur einem Produkt hergestellt. Dies vereinfacht die Baustellenlogistik und vermeidet Restmengen.
Als Trockenmörtel erfüllt Hydroment-Putz die Anforderungen der zukünftigen europäischen Putznorm EN 998–1.
Als Farbanstriche verwendeten die Baubetriebe für die sächsischen Kirchen überwiegend einkomponentige Silikatdispersionen. Dabei wurden gezielt kunststoffarme Produkte ausgewählt, um Filmbildung weitgehend zu vermeiden und ein mineralisches Verkieseln mit dem Untergrund zu erreichen.
Weitere Informationen
Transputz bba 505
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