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Anforderung:
Optische und vor allem energetische Aufwertung des Bestands zum Plusenergiehaus
Lösung:
Mit PV-Dach, Holz-Alu-Fenster mit 3-fach-Verglasung sowie 8 cm zusätzlicher Außenwand-Dämmung zum KfW-55-Standard
Bereits 20 Jahre lang hatte Architekt und Holzbauer Thomas Dammann sein Einfamilienhaus bewohnt, als er zum großen Schlag ausholte. Ein großzügiger Anbau, neue Fassaden und Fenster prägen die runderneuerte Immobilie in Tiste südwestlich von Hamburg. Auch auf dem Dach tat sich mit der Sanierung ganz Entscheidendes: Eine in die Dachziegel integrierte Photovoltaikanlage versorgt das Haus mit Strom. Ihre Realisierung entsprang dem Wunsch des Architekten nach Perfektion: „Ich wollte keine unansehnlichen Platten auf dem Dach“, bringt Thomas Dammann sein Konzept auf den Punkt.
Geradlinige Gestaltung
Das ursprüngliche Einfamilienhaus mit Satteldach und Dachüberstand zierten viele Vor- und Rücksprünge, bunte Fensterrahmen, eine Putzfassade und ein Dach mit der üblichen sanft geschwungenen Dachziegelstruktur.
Dem Architekten, Holzbauer und Bauherrn in Personalunion schwebte eine geradlinigere Gestaltung vor. Gleichzeitig sollte der Umbau die Immobilie nicht nur optisch, sondern auch technisch auf den neuesten Stand bringen. Im Baukörper waren keine weiteren Ausbaukapazitäten vorhanden. So entschied sich der Architekt für einen Anbau, der sich in seiner kubischen Form deutlich vom Steildach-Bestand abhebt. Durch eine entsprechende energieeffiziente Ertüchtigung erreichte das Haus KfW-55-Standard und war damit förderwürdig.
Gebäudehülle und Haustechnik
Um diesen Standard zu realisieren, investierte der Bauherr zuerst in eine höherwertige Gebäudehülle und Holz-Alu-Fenster mit Dreifach-Verglasung. Die Außenwände wurden mit weiteren 8 cm Holzweichfaserplatten überdämmt. Die Fassadengestaltung wurde somit begradigt und die nachträglich angebrachten Raffstores in die mit Holz verschalte Fassade integriert.
Auch die Haustechnik erfuhr ein Update. Die Gastherme wurde gegen eine Wärmepumpe mit Tiefenbohrung ausgetauscht. Die Dachflächen spielen eine wesentliche Rolle im neuen Energiekonzept. In der neuen, geradlinigen Dacheindeckung verstecken sich 738 kleine Kraftwerke, die Sonnenenergie in Strom verwandeln. Sind die hauseigenen Stromspeicher voll, muss die überschüssige Energie nicht gleich ins öffentliche Netz gespeist werden. „Zunächst wird der Warmwasserspeicher der Wärmepumpe noch um bis zu 30°C überhitzt und dient so als zusätzlicher, günstiger Energiespeicher“, erklärt der Planer. Das Gesamtkonzept macht aus dem Gebäude ein Plusenergiehaus.
Solarziegel: Geringe Ausfallrate
Die Entscheidung, die „Autarq-Solarziegel“-Anlage zu installieren, resultierte aus den gestalterischen Wünschen des Architekten. Die Solarziegel sind eine Kooperation zweier Profis am Dach. Als Träger dient der Dachziegel Domino von Creaton in der Farbe Finesse schwarz glasiert. Diesen rüstet der Solarziegel-Spezialist Autarq zum Solardachziegel auf, indem Ziegel und Solarmodul untrennbar zu einem robusten Bauteil verbunden werden. Wasserführung und Dichtigkeit des Originalziegels sowie die Lebensdauer des Produkts bleiben erhalten.
Ein großer Vorteil des Systems ist die geringere Ausfallrate aufgrund von partieller Verschattung. „Dank der Poweroptimizer fallen bei dieser Anlage nur einzelne Ziegel aus. Auf diesem Dach fällt bei kleinem Schattenwurf also nur 1/738 aus“, präzisiert der Planer. „Ein weiterer Vorteil der Parallelverschaltung der Ziegel ist die niedrige Spannung von nur 48 Volt im ganzen System bis zum Wechselrichter. So gibt es auch im unwahrscheinlichen Brandfall keine Gefahr durch Hochspannung für die Feuerwehrleute.“
Verlegung
Den Dachdecker zu überzeugen, das System zu installieren, war zunächst eine kleine Herausforderung. „Als die Anlage installiert war, sagte der Dachdecker: ‚Das können wir wieder machen’“, berichtet Thomas Dammann. Denn für die Installation der Anlage müssen keine hochspezialisierten Solarteure anreisen. Die Solarziegel lassen sich fast genauso verarbeiten wie eine Standard-Eindeckung mit dem Flachziegel.
Eine Aufgabe hat der Architekt und Holzbauer mit seinem eigenen Holzbau-Unternehmen vorab selbst erledigt: Das Dach wurde neu eingelattet und die Lattung über Stellschrauben befestigt, um es präzise auf der Dachfläche auszurichten. Bei der Ziegelinstallation fiel als zusätzlicher Aufwand lediglich an, die einzelnen Ziegel mittels der Stecker an ein Sammelkabel anzuschließen. Da das Autarq-System im Kleinspannungsbereich arbeitet, kann es vom Dachdecker dachseitig verkabelt werden. „Zum leicht erhöhten Verlegeaufwand kam insgesamt ungefähr ein halber Manntag zum Verbinden der Sammelkabel auf nur wenige Hauptleitungen“, führt der Architekt aus.
Das Projekt zeigt deutlich auf, dass sich mit entsprechend aufeinander abgestimmten Maßnahmen auch aus einem älteren Gebäude ein Plusenergiehaus machen lässt – und das kann auch in Sachen zeitgemäßer Gestaltung punkten.
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Objekt: Einfamilienhaus Dammann, Tiste
Architekt/Holzbauer: Dammann-Haus GmbH, Thomas Dammann, Tischler + Architekt
www.dammannhaus.de
Thomas Dammann, Architekt + Tischler: „Zum leicht erhöhten Verlegeaufwand kam insgesamt ungefähr ein halber Manntag zum Verbinden der Sammelkabel auf nur wenige Hauptleitungen.“
Thomas Dammann, Architekt + Tischler: „Dank der Poweroptimizer fallen bei dieser Anlage nur einzelne Ziegel aus. Auf diesem Dach fällt bei kleinem Schattenwurf also nur 1/738 aus.“
Technische Daten Solarziegel
Abmessungen:
257 x 436 mm (gleich Originalziegel Domino Finesse)
Solarzellen:
monokristalline Solarzellen
Frontglas:
3,2 mm gehärtetes ESG
Verbundstoffe:
EVA, Tedlar, Silikon
Mechanische Belastung:
5400 Pa, hagel/schneesicher, Schutzklasse 5
Betriebstemperatur:
-40° bis + 85°C
Elektrische Leistung: 10W
Leistungsdichte: 127 W/m2