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Patina akzeptieren oder vermeiden

Holzwerkstoffplatten
Patina akzeptieren oder vermeiden

Markus Hoeft

An Fassaden aus Holz sollen die Maserung und Textur meist gut sichtbar und der Werkstoff damit als Holz erkennbar bleiben.
Für die Oberflächenbehandlung kommen dünnschichtige, nur lasierende Beschichtungen oder der völlige Verzicht auf chemischen Holzschutz in Frage.
Bei großformatigen Holzwerkstoffplatten können diese Lösungen aber zu nicht unbedingt attraktiven Patinabildern und Alterungsansichten führen. Wenn die optischen Veränderungen vom Bauherrn nicht akzeptiert werden, sollte der Planer den Einsatz von Schichtstoffplatten mit Echtholzfurnieren oder Holzdekoren prüfen.
Bretter oder brettähnliche Profile
Eine bewährte Variante der Holzfassaden sind Bretter oder brettähnliche Profile, die beispielsweise als Stülpdeckungen oder als Boden-Deckel-Schalungen montiert werden.
Bei fachgerechter Planung können die Profile wenig oder gar nicht behandelt eingesetzt werden, so dass eine markante Holzoptik erhalten bleibt (siehe bba 10/2004 oder im Heftarchiv unter www.bba-online.de).
Das Verlegebild ist von einer kleinteiligen, stark linearen Textur sowie einem eher ländlich-traditionellen Charakter geprägt. Beim manchen Bauvorhaben ist dies vielleicht gerade erwünscht, bei anderen kann es aber auch der gewünschten architektonischen Aussage widersprechen. Denn die zeitgemäße, an Urbanität und modernem Montagebau orientierte Fassadenarchitektur ist eher von großflächigen, eine geschlossene Ebene bildenden Platten mit sachlich-klaren Fugenrastern geprägt. Bekleidungen aus Metall, Glas oder Faserzement standen Pate bei der Ausbildung dieser Formensprache. Wenn diese Architektur nun auf Holzfassaden übertragen werden soll, dann müssen statt mit Brettern oder Brettprofilen großformatige Holzwerkstoffplatten eingesetzt werden, wodurch sich allerdings die Anforderungen an die Planung und Ausführung erhöhen. Denn es handelt sich bei den Fassaden aus Holzplatten um eine eher junge Bauweise, für die bisher keine langzeit-bewährten und aus der Tradition gewachsenen Lösungen vorliegen.
Auch hinsichtlich der Beanspruchungen an der Fassade lassen sich die Erfahrungen von den Stülp- oder Boden-Deckel-Schalungen nur bedingt auf Fassaden mit großformatigen Holzwerkstoffplatten übertragen.
Beanspruchung direkt bewitterter Fassaden
Freibewittertes Holz wird vor allem durch UV-Strahlung und Niederschlagwasser beansprucht. Unter dem Einfluss des UV-Lichts und des Luftsauerstoffs werden die strukturgebenden Bestandteile des Holzes (Lignin und Hemicellulosen) in wasserlösliche Substanzen umgewandelt, die bei intensiver Wassereinwirkung ausgewaschen werden können.
Auf lange Sicht wird das Holz mürbe und verliert seine Festigkeit. Die Optik verändert sich dabei zu einem weißlich-grauen Ton.
Dauerhafte Freibewitterung und damit Feuchteeinwirkung begünstigt außerdem die Ansiedlung von Pilzen. Vor allem der Bläuepilz sorgt für blau-graue Verfärbung. Er zerstört aber nicht die eigentliche Holzsubstanz und damit auch nicht die Holzfestigkeit. Der entstehende Farbton ist jedoch wenig attraktiv und tritt meist nicht gleichmäßig verteilt auf. Er wird – obwohl baustoffbedingt – vom Bauherrn eventuell als optischer Mangel empfunden. Der Planer sollte seinen Auftraggeber darum vorher auf diese bei unbehandeltem Holz im mitteleuropäischen Durchschnittsklima faktisch immer auftretende Veränderung hinweisen.
Die genannten Beanspruchungen des unbehandelten Holzes lassen sich beherrschen, sofern erstens Niederschlagwasser schnell – ohne die Bildung von Wassernestern sowie ohne permanente Auftropfstellen – abfließen und zweitens ins Holz eingedrungene Feuchtigkeit ungehindert austrocknen kann.
Für Holzfassaden ist deshalb in jedem Fall ein baulich-physikalischer Holzschutz zu planen.
Typische Maßnahmen sind beispielsweise die Ausführung mit Hinterlüftung, ein möglichst großer Dachüberstand, der Verzicht auf die Holzbekleidung im Spritzwasserbereich bis 30 cm über Gelände, die Ausbildung von Abtropfkanten, saubere Schnittkanten des Holzes ohne Ausrisse sowie der Schutz offen liegender Kanten.
Fachgerecht geplante und ausgeführte Brettverkleidungen ermöglichen unter diesen Bedingungen und bei der Auswahl geeigneter Holzarten auch ohne chemischen Holzschutz lange Standzeiten. Etwas komplexer ist die Situation bei großformatigen Holzplatten.
Quell- und Schwindverhalten
In Frage kommen vor allem wasserfest verleimte Mehrschicht- bzw. Sperrholzplatten. Die Qualität der Verleimung von Sperrholzplatten für Fassaden muss BFU 100 nach DIN 68715 oder Klasse III nach DIN EN 636 entsprechen. Wobei die Kennzeichnung BFU 100 allein die Art der Verleimung beschreibt, über die Holzart und seine Witterungsbeständigkeit ist damit nichts gesagt.
Span- und Faserplatten gelten in der Literatur zumeist als ungeeignet für freibewitterte Fassaden. Unter bestimmten Bedingungen können jedoch OSB/4-Platten nach DIN EN 300 eingesetzt werden.
Bei der Fassadenplanung ist in jedem Fall das Quell- und Schwindverhalten unter dem Einfluss wechselnder Feuchtigkeit zu beachten. Dieses Problem spielt bei Brettverkleidungen nur eine untergeordnete Rolle, weil jedes Brett durch die schuppenförmige oder überdeckte Montage genügend Spielraum zum Quellen hat. Werden jedoch Holzwerkstoffplatten in einer Ebene – also ohne Überdeckung – montiert, muss in den Fugen Raum für die Längenänderung vorgesehen werden.
Hirnholz hat eine wesentlich größere Saugfähigkeit als Oberflächen in Faserrichtung, weshalb an den Stirnseiten auch eine andere Quell-/Schwindneigung zu verzeichnen ist. Bei senkrecht montierten Brettverkleidungen benötigen die Brettoberkanten deshalb einen besonderen Schutz, etwa eine Abdeckung mit Z-Profilen. Durch den kreuzweisen Aufbau von Sperrholz besitzen diese Platten an jeder der vier Kanten Hirnholz mit hoher Wasseraufnahmefähigkeit, weshalb auch jede Kante die Aufmerksamkeit des Planers verlangt.
Für die waagerechten Fugen bieten sich hier ebenfalls Z-Profile an, die senkrechten Plattenkanten können beispielsweise mit nur einseitig aufgenagelten Halbrundleisten abgedeckt werden. Doch auch mit solchen Schutzmaßnahmen bleiben die sägerauen Plattenkanten, bei denen außerdem verstärkt Fehl- und Ausbruchsstellen auftreten können, im unbehandelten Zustand ein potenzielles Einfallstor für Feuchtigkeit.
Damit das Quellen/Schwinden möglichst homogen in der Platte abläuft, sind Sperrholzplatten nach deutscher Norm symmetrisch aufgebaut, das Deckfurnier hat die gleiche Dicke wie das Rückseitenfurnier. Bei importierten Sperrhölzern ist dies nicht unbedingt der Fall, es kann hier die Gefahr des Schüsselns auftreten. In solchem Fall ist zu prüfen, ob statt einfacher Nagelung besser eine Befestigung mit Schrauben ausgeführt wird.
Sichtbare Holztextur erwünscht
Betrachtet man alle Besonderheiten der Holzwerkstoffplatten gegenüber den Brettern/Profilen, stellt sich die Frage, ob Plattenfassaden überhaupt ohne Oberflächenbehandlung, also ohne chemischen Holzschutz an freibewitterten Fassaden eingesetzt werden sollten? Dies ist grundsätzlich möglich, wenn der Planer alle Randbedingungen des baulich-konstruktiven Holzschutzes beachtet. Ein chemischer Holzschutz ist auch nicht vorgeschrieben, sofern die Holzplatten an der Fassade keine tragende bzw. aussteifende Funktion übernehmen.
Aber zu empfehlen ist die Lösung kaum, u.a. aus optischen Gründen. Die oben schon beschriebene Farbveränderung von unbehandeltem Holz kann auf großflächigen Platten irritierend und die Patina statt altehrwürdig einfach nur alt wirken. Auch die im Laufe der Zeit auftretenden Risse in der Oberfläche werden ästhetisch bei Brettern eher als naturgegeben akzeptiert als auf Platten.
Hilfreich ist in diesem Zusammenhang ein Blick auf die Bautraditionen in den USA oder in Skandinavien. Die Amerikaner beschichten ihre Holzfassaden mit den so genannten House-Paints. Das sind in der Regel hochelastische Reinacrylatfarben mit Wasser abweisenden und wasserdampfdurchlässigen Eigenschaften. Vor allem aber sind sie stark pigmentiert und damit deckend. Die Holzstruktur wird zugeschlämmt und jeder Riss sowie jede eventuelle Holzverfärbung überdeckt. Auch die Skandinavier verwenden überwiegend kräftig pigmentierte und deckende Farben (Schwedenrot!). Rein technisch gesehen sind die deckenden (Dick-)Beschichtungen die beste Lösung für den Schutz von Holzwerkstoffplatten an der Fassade.
Deutsche Bauherren und Architekten wollen jedoch meist den Baustoff Holz nicht nur verwenden, sondern ihn auch vorzeigen. Darum bevorzugen sie – wenn überhaupt ein chemischer Holzschutz zum Einsatz kommen soll oder muss – wenig oder gar nicht pigmentierte Lasuren mit einem möglichst dünnem Schichtaufbau, bei denen die Textur/Maserung sichtbar bleiben.
Je schwächer jedoch das Pigment ist, desto eher muss damit gerechnet werden, dass die Verfärbung unter UV-Licht-Einfluss hervortritt. Dünne Schichten neigen unter dem Einfluss der Quell-Schwind-Bewegungen und der thermischen Spannungen eher zur Mikrorissbildung. Sowohl die Risse als auch die Verfärbung stellen in solchem Fall keinen technischen Mangel dar und reduzieren nicht unbedingt die Standzeit der Fassade. Doch der Architekt sollte seinen Bauherrn vorher eingehend beraten, mit welchen optischen Veränderungen systembedingt gerechnet werden muss.
Schichtplatten mit Echtholz oder Holzdekor
Bei dieser Beratung kann sich ergeben, dass der Bauherr zwar eine deutlich sichtbare Holzoptik für die Fassade wünscht (womit deckende Beschichtung ausscheidet), aber die Konsequenzen aus der Patinabildung des dünn lasierten Naturbaustoffs nicht akzeptieren will. Oder anders formuliert: Dass er sich eine über die Jahre gleich bleibende Ansicht der Fassade vorstellt.
Diesem Anspruch können verschiedene Schichtstoffplatten gerecht werden, deren Kern zumeist aus verpressten Harzen besteht und deren Oberfläche mit Echtholzfurnieren oder Holzdekoren belegt ist.
Diese Alternativen zu Holzwerkstoffplatten besitzen für den Außeneinsatz spezielle Witterungsschutzschichten, so dass lange und wartungsfreie Standzeiten ohne merkliche Veränderungen in der Optik möglich sind. Eine zusätzliche Beschichtung an der Fassade ist nicht erforderlich. Die Materialien nehmen praktisch keine Feuchtigkeit auf, womit Quellen und Schwinden ausgeschlossen sind. Für den Kantenschutz und die Fugenausbildung findet der Planer eine Reihe von systemkonformen Lösungen in den Unterlagen der Hersteller.
Produkte
Zur Münchener BAU 2001 stellte die APA The Engineered Wood Association amerikanisches Fassadensperrholz auf dem deutschen Markt vor. Es wurden bereits einige Projekte in Mitteleuropa, darunter auch in Deutschland, realisiert.
Das in den USA bewährte Material entspricht nicht in allen Punkten DIN-Sperrholz (u.a. asymmetrischer Aufbau), deshalb sollten die Verarbeitungs- und Endbehandlungshinweise der APA beachtet werden. Allerdings hat die APA ihre deutsche Vertretung wieder aufgegeben und es konnte derzeit mit der Firma Blumenfeld nur ein Importeur von amerikanischem Fassadensperrholz im deutschsprachigen Raum ausfindig gemacht werden.
Weitere Informationen bba 524
Unter dem Namen Kerto-Q bietet Finnforest Merk Furnierschichtholzplatten mit längs und quer angeordneten, symmetrischen Furnierlagen an. Die Verleimung ist wasserbeständig. Im Kesseldruckverfahren durchimprägnierte Platten sind für Anwendungen im Freien oder in feuchter Umgebung geeignet, ggf. auch ohne Oberflächenbeschichtung.
Die Platten können außerdem tragende bzw. aussteifende Funktionen übernehmen (dann jedoch in der Regel mit Holzschutz).
Weitere Informationen bba 525
Eine für Fassaden vorgesehene High-Solid-Holzbeschichtung auf der Basis von Polyurethan gibt es im Sortiment von Coelan. Der einkomponentige Flüssigkunststoff ist elastisch, wasserdampfdurchlässig und UV-beständig.
Der ursprüngliche Farbton und die Holzmaserung bleiben nach Herstellerangaben ohne Vergrauung über viele Jahre erhalten. Das System besteht aus einer farblich lasierenden Grundierung und einer transparenten Dickbeschichtung. Auch deckende Beschichtungen sind möglich.
Weitere Informationen bba 526
OSB-Platten gelten in der Regel als wenig geeignet für direkt bewitterte Fassaden. Bei Verwendung der eben genannten High-Solid-Holzbeschichtung sieht der Holzwerkstoffplattenhersteller Egger jedoch die Möglichkeit, seine Eurostrand OSB/3 für diese Anwendung einzusetzen. Als geschliffene Trägerplatten bieten sie attraktive Ansichten und robuste Oberflächen.
Weitere Informationen bba 527
Je ein lasierendes und ein deckendes Beschichtungssystem von Sikkens, die sich beide auf Vollholz im Außenbereich bewährt haben, können auch für mehrschichtverleimte Holzbauplatten an der Fassade eingesetzt werden.
Der Hersteller weist ausdrücklich auf die Besonderheiten von Mehrschichtplatten gegenüber Vollholz hin; bestimmte optische Veränderungen im Verlauf der Standzeit lassen sich nach seiner Auffassung systembedingt nicht verhindern.
Weitere Informationen bba 528
Die für Außenbekleidungen vorgesehene Platte Prodema baq+ besteht im Kern aus phenolharzgetränkten Zellstoffbahnen, die in der Herstellung unter Hochdruck verpresst und thermisch gehärtet werden (Bakelit).
Auf der Sichtseite ist ein Echtholz-Schälfurnier appliziert, das durch einen transparenten Überzug gegen Witterung und Ergrauen geschützt ist. Folgeanstriche sind darum nicht erforderlich.
Da es sich bei den Furnieren um ein Naturprodukt handelt, ist jede Platte ein einmaliges und unwiederholbares Stück.
Die Farben der Furniere reichen von hellen und mittleren Holztönen bis hin zu fast schwarzen Oberflächen.
Weitere Informationen bba 529
Ein weitere Bekleidungsplatte für den Außenbereich, ebenfalls mit Bakelitkern und Naturholzoberfläche, ist Parklex 1 000.
Weitere Informationen bba 530
Schichtstoffplatten, deren Oberfläche mit lichtechten Holzdekoren sowie einer witterungsbeständigen Schutzschicht ausgerüstet sind, kann man nicht mehr zu den Holzwerkstoffen im engeren Wortsinn zählen.
Die Platten, wie sie beispielsweise von Trespa, Resopal und Isomax angeboten werden, lassen sich jedoch weitgehend wie Holz be- und verarbeiten.
Sie stellen eine wirtschaftliche, weil dauerhafte und wartungsarme Alternative zu Fassaden aus Holzwerkstoffplatten dar. Vor allem sorgen sie für eine weitgehend unveränderliche, gleich bleibend attraktive Holzoptik.
Weitere Informationen
Trespa bba 531
Resopal bba 532
Isomax bba 533
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