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Ornamental perforiert

Erweiterungsbau an der Süddänischen Universität in Odense
Ornamental perforiert

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Der Campus der Süddänischen Universität wurde um einen Bau für die Fakultät Ingenieurwesen erweitert. Ausgehend vom 1970er-Jahre-Bestand entwickelten C.F. Møller Architects einen verglasten Gebäudekomplex, der aus weißen CRC-Beton-Elementen mit unterschiedlich großen kreisrunden Öffnungen umhüllt wird. Dieser ornamental gestaltete Fassadenteil fußt auf einem Sockel aus Corten-Stahlpaneelen.

Robert Uhde

Mit rund 22 000 Studenten an fünf Standorten zählt die Syddansk Universitet (Süddänische Universität, SDU) zu den größten Universitäten in Dänemark. Historische Keimzelle der Hochschule ist die Odense Universitet, die seit Mitte der 1960er Jahre als dritte Volluniversität des Landes aufgebaut worden war. Der großflächige Campus im äußersten Südosten der rund 170  000 Einwohner zählenden Stadt Odense wird bis heute geprägt durch die streng lineare Architektur des Büros Krohn & Hartvig Rasmussen mit ihrer brutalistischen Verwendung von Sichtbeton in Verbindung mit rostigem Corten-Stahl.
Zuletzt wurde der Standort durch einen ungewöhnlichen Neubau für die Fakultät Ingenieurwesen erweitert. Der nach Plänen von C. F. Møller im Südosten des Campus‘ errichtete Komplex integriert fünf verschiedene Einzelvolumen für vier Institute, die nach außen hin durch eine umgehende Verglasung zu einer Einheit zusammengefügt werden. Im überraschend luftigen Innenraum stehen auf einer Gesamtnutzfläche von insgesamt 20 000 m² auf drei Ebenen unterschiedlich große und hochmodern ausgestattete Lehrräume und Labore zur Verfügung. Zu den Highlights gehören dabei ein vibrationsfreies Laser-Optiklabor sowie eine spezielle ultrahochfeste Betonplatte zur Prüfung von Strukturlasten.
Vorgefertigte Betonelemente
Um trotz der hohen Transparenz des Gebäudes einen ausreichenden Sonnenschutz im Innenraum zu ermöglichen, haben die Architekten in den oberen beiden Ebenen des Neubaus direkt vor der thermischen Außenhülle aus Glas einen dynamisch gestalteten Screen aus perforierten weißen CRC-Betonelementen (Compact Reinforced Composite) vorgehängt. In den Sockelbereichen wird das Fassadenbild im Kontrast in einigen Bereichen durch unterschiedlich große Corten-Stahlpaneele ergänzt. Kupferpaneele für das eingestellte Volumen bilden sich aus Verbundtafeln Tecu Bond in der Oberfläche Tecu Classic von KME. Die elegant leichte Gestaltung überzeugt nicht nur ästhetisch und funktional, sondern sie schafft in ihrer Materialität gleichzeitig einen zeitgemäßen Bezug zu den vorhandenen Bauten am Standort mit ihren Fassaden aus Beton und Corten-Stahl.
Trotz der offensichtlichen Annäherung bleibt der Neubau dabei aber eigenständig genug, um sich gegenüber dem Bestand zu behaupten. Auf inhaltlicher Ebene greift das ungewöhnliche Gestaltungskonzept gleichzeitig die Forschungsbereiche der Ingenieursfakultät mit Themen wie „Neue Konstruktionstechnologien“, „Nano-Optik“ oder „Industrielle Fertigung“ auf und demonstriert dabei die technischen und gestalterischen Möglichkeiten von neu entwickelten Materialien.
Die jeweils 5,35 x 2,38 m großen, dabei bewusst unregelmäßig perforierten Fassaden-Paneele wurden speziell für das Projekt aus einem speziellen glasfaserverstärktem ultrahochfestem Beton vorgefertigt. Dabei basieren die Betonpaneele auf Elementen aus Compact Reinforced Composite von HiCon „Der Durchmesser der verschiedenen Öffnungen variiert zwischen 10 und 180 cm, es gibt allerdings einige Öffnungen mit einem Durchmesser von bis zu 5 m, die sich über mehrere Paneele erstrecken“, erklärt Julian Weyer, Projektarchitekt und seit 2007 Partner bei C.F. Møller Architects. Auf den ersten Blick scheint es dabei, als handelte es sich bei den Elementen um Einzelanfertigungen:
„Letztlich haben wir aber lediglich sieben verschiedene Varianten verwendet, die wir dann in Abhängigkeit vom jeweils erforderlichen Bedarf an Licht, Verschattung und Sichtschutz der dahinter liegenden Räume an der Fassade angeordnet haben“, berichtet Julian Weyer. „Das Zusammenspiel der verschiedenen Perforierungen ermöglicht eine Transparenz von gemittelt 50%, erhält aber in sämtlichen Bereichen des Gebäudes eine ausreichende Aussicht auf die grüne Umgebung des Campus‘.“
Zur Herstellung der Elemente wurden die aufwändig berechneten Geometrien der Paneele direkt an den Hersteller HiCon übermittelt und dort mit speziell angefertigten Gussformen umgesetzt.
„Auf der Baustelle wurden die einzelnen Beton-Elemente dann von der Dachplatte herabgehängt und mit Hilfe von horizontalen Aussteifungen in einem Abstand von 90 cm vor der Glasfassade an den Geschossdecken montiert“, so Julian Weyer. „Damit bleibt genug Platz für einen schmalen Laufgang zum Fensterputzen.“
Luftiger Innenraum
Ebenso überzeugend wie die Fassadengestaltung präsentiert sich auch die architektonische Umsetzung im Innenraum des Neubaus, wo die Perforierungen innerhalb der Fassade im Zusammenspiel mit kreisrunden Oberlichtern je nach Wetter und Sonnenstand für lebendige Schattenspiele sorgen. Die Grundrissanordnung wird dominiert durch ein rautenförmig geschnittenes Atrium, um das herum sich zwei langgestreckte wellenförmige Volumen sowie ein Band mit zellenförmigen Räumen entlang der Außenfassade anordnen. Im Zusammenspiel der unterschiedlichen Elemente ist ein komplexes und mit Schiebewänden maximal flexibles Raumgefüge mit vielfältigen Lufträumen, Verbindungen und Brücken sowie mit unterschiedlichsten Sichtbezügen entstanden.
Die Hauptdurchwegung erfolgt in Nord-Süd-Richtung durch das Gebäude hindurch. Auf halber Strecke stoßen die Studierenden mitten im Atrium auf eine gebäudehoch aufsteigende, als gebirgsartige Skulptur gestaltete Treppe, die einen Lounge-Bereich im zweiten Obergeschoss erschließt und die in ihrem „Inneren“ gleichzeitig auch mehrere Arbeits- bzw. Besprechungsräume integriert.
Das gigantische „Möbelstück“ wurde von den Architekten mit einer mächtigen Stahlträgerkonstruktion und einer fassettenartig aufgebrachten Verbundverkleidung aus teilweise perforierten, teilweise glatten Kupferpaneelen gestaltet. An ihren Außenseiten ist die Treppenskulptur auf sämtlichen Ebenen über mehrere frei tragende Brücken direkt mit sämtlichen anderen Bereichen im Gebäude verbunden.
Die so entstandenen Durchwegungen durch das Gebäude schaffen bequeme Verbindungen von A nach B und fördern mit ihren Besprechungsinseln gleichzeitig unterschiedlichste Formen der Begegnung. Entstanden ist ein fließendes Raumkontinuum mit kurzen Wegen und mit vielfältigen Möglichkeiten zur Kommunikation. Der Bau hat also deutlich mehr zu bieten als eine attraktive Hülle!
Architekten:
C.F. Møller Architects, Aarhus (DK)
Landschaftsplanung:
Schønherr Landskab, Aarhus (DK)
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