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Mit Systemen bzw. Produkten von der Stange kommt man im Denkmalschutz meist nicht weit – so auch bei dieser Dachsanierung in München. Hier war eine objektbezogene Lösungen gefragt: Originalgetreue Biberschwanzziegel mit hoher Hagelfestigkeit.
Paul Zielinski | jo
Biberschwanzziegel ermöglichen mit relativ geringem Aufwand eine individuelle, originalgetreue Gestaltung hinsichtlich Schnitt, Format, Farbe und Oberflächenbeschaffenheit und sind zudem schneller zu verlegen als z.B. der historische Mönch- oder Nonnenziegel. Im Denkmalschutz spielen Biberschwanzziegel daher eine große Rolle. Eine individuelle Lösung war für die Pfarrkirche Sankt Paul in München gefragt. Nach über 120 Jahren war deren Sanierung fällig. Das Landesamt für Denkmalpflege erwartete in seiner Ausschreibung, dass die 41,5 cm langen Biberziegel in gotischem Schnitt nach originalgetreuer Vorlage erneuert werden.
Originalgetreuer Biber trotzt Hagelschlag
Das Erzbischhöfliche Ordinariat München und Freising strebte darüber hinaus an, einen Biber einzusetzen, der höhere Hagelfestigkeiten als der vor 120 Jahren eingedeckte Kirchenbiber aufweist. Die mit 18 mm Stärke eigentlich schon massiven Biber hielten dem starken Hagelschlag im Jahr 1984 nicht überall stand.
Fündig wurde man bei Erlus Dachbaustoffe. Dort ließ der Auftraggeber einen Biber entwickeln, der Hagelkörnern mit einem Durchmesser von mindestens 6 cm trotzt. Erlus fertigte objektbezogen für die rund 5 000 m2 große Kirche 100 000 Stück der 23 mm starken Biber in Klinkerqualität. Da dieser keinem Standardziegel auf dem Markt entspricht, stellte Erlus die dafür nötigen Sonderwerkzeuge her und fertigte die Biber mit einer exakt nach dem Original bestimmten gotischen Kontur. Um das Dach zukünftig ebenso vor Wind und Wetter zu schützen, entwickelte man zudem eine spezielle Edelstahlsturmklammer für die Dachklinker. Zusätzliche Sicherheit bietet die kopfseitige Doppel-Lochung der Biber zur Verschraubung geschnittener Ziegel.
Umfangreiche Auswahl
Sonderanfertigungen wie für die Pfarrkirche Sankt Paul bietet Erlus für viele Biberarten mit diversen Schnitten und Oberflächen. Dazu gehören unter anderen der Sächsische Biber, der Ergoldsbacher Berliner Biber, Biberschwänze mit genarbter Oberfläche, die klassische Wiener Tasche, der Amberger und der Augsburger Dom Biber, der Potsdamer Biber der Münchner Biberschwanzziegel Heilig-Kreuz, der Handschlagbiber, aufgerauhte Biberschwänze, der Spitzbiber (auch Schechseckbiber genannt), der Rautenspitz Kirchenbiber und gebürstete oder gekämmte Wappenbiber.
Daneben gibt es im Biber-Standardprogramm dieses Herstellers eine Reihe unterschiedlicher Schnitte, Farben, Stärken und Oberflächen, mit denen ein Großteil der Denkmalschutzobjekte fachgerecht eingedeckt werden können. Zu den Standardschnitten zählen Rund-, Segment- und Geradschnitt. Zu den Standardfarben gehören Naturrot, Rot, Kupferbraun, Brazilbraun und Anthrazit engobiert, Sinterrot sowie die Edelengoben Maroon und Diamantschwarz und Siena in Klinkerqualität. Mit diesem Angebot wird somit der größte Teil der in den letzten 1 000 Jahren entstandenen handwerklichen Ziegelfertigung abgedeckt.
Planung: Baureferat Erzbischöfliches Ordinariat, München-Freising
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