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Mit offenen Armen

Neubau eines Kundenberatungszentrums im niederländischen Sittard
Mit offenen Armen

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In der südniederländischen Stadt Sittard hat das Delfter Architekturbüro Mecanoo ein hochwertig gestaltetes Kundenberatungszentrum für die Rabobank gebaut. Der helle Backsteinbau streckt sich mit drei kraftvoll gestalteten Flügeln der Stadt entgegen. Innen werden Mitarbeiter und Kunden durch ein offenes und großzügiges Foyer empfangen.

Robert Uhde

Wie man ein Kundenberatungszentrum für eine Bank entwirft, das auf ausdrücklichen Wunsch des Bauherrn nicht wie eine Bank aussehen soll? Das hängt natürlich von den Anforderungen und der Philosophie des betreffenden Bauherrn ab, sagten sich die Planer von Mecanoo. Im Fall der Rabobank ging es entsprechend nicht nur darum, eine kundenfreundliche und flexibel nutzbare Arbeitslandschaft für die rund 320 Mitarbeiter am Standort Sittard zu schaffen, sondern dabei auch die genossenschaftliche Tradition des Unternehmens zu berücksichtigen, das bis heute eine Kultur der Offenheit und der gesellschaftlichen Verantwortung pflegt und das gleichzeitig eine hohe Anzahl an Unternehmern und Selbständigen zu seinen Kunden zählt.
Bislang waren die Mitarbeiter an verschiedenen Standorten in der rund 40 000 Einwohner zählenden limburgischen Stadt verteilt. Der Neubau fasst die verschiedenen Filialen jetzt an einem zentralen Standort in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof zusammen und integriert dabei auf vier Ebenen mit einer Fläche von rund 5 400 m² ein gebäudehohes Atrium, ein Auditorium, eine Kantine, temporär vergebene Touch-Down-Arbeitsplätze für flexibel wechselnde Besetzungen, unterschiedliche Büroräume, ein Callcenter sowie mehrere Rückzugsräume.
Skulpturale Backsteinarchitektur
Um die verschiedenen Funktionen unter einem Dach zusammenzuführen, entwickelten die Planer von Mecanoo einen skulptural gestalteten, in Stahlbetonbauweise errichteten und mit hellem Backstein verkleideten Bau, der sich mit seinen drei Flügeln in einer offenen und einladenden Geste der Stadt entgegenstreckt. Zusätzliche Dynamik schaffen die diagonal aufsteigenden Dachlinien der einzelnen Flügel; der nach Südwesten hin orientierte Flügel steigt zudem schräg aus dem Boden hervor und lässt so schon von außen seine Nutzung als Tribüne für den Veranstaltungssaal erahnen. Die leicht erhöhte Lage des gesamten Gebäudes auf einem künstlichen Hügel schafft gleichzeitig einen gelungenen Bezug zur Hügellandschaft in der Region Limburg.
Besonderes Augenmerk legten die Architekten auf die Gestaltung und Detaillierung der Backsteinfassade mit den bündig eingefassten, dabei unterschiedlich großen und unregelmäßig platzierten quadratischen Fensteröffnungen.
„Die Wahl von beige-weiß geflammten, beim Brennen mit Mergel aus der Region angereicherten Handformsteinen entspricht dem Wunsch der Bank nach einem hellen und freundlichen Gebäudeeindruck des Gebäudes“, erklärt die Architektin Francine Houben, die auch selbst aus Sittard stammt und die durch das britische Architects‘ Journal zuletzt mit dem Titel ‚Woman Architect of the Year 2014‘ bedacht wurde. „Andererseits wollten wir ganz bewusst die Architekturtradition in der Region Limburg aufgreifen, wo neben Backstein insbesondere auch heller Sandstein verwendet wird.“
Um den individuellen Charakter der mit weißem Mörtel verfugten und teilweise glasierten Handformsteine zu betonen und gleichzeitig die quadratische Form der Fensteröffnungen aufzugreifen, entschieden sich die Planer für einen ungewöhnlichen Blockverband, bei dem jeweils zwei horizontal verlegte Steine auf zwei vertikal verlegte Steine treffen (Handformsteine von Vogelensangh Steenfabriek).
„Außerdem wurden beim Vermauern 10 % der Steine nach dem Zufallsprinzip mit der Unterseite nach außen gedreht, so dass jetzt an einzelnen Stellen innerhalb der Fassade Hohlflächen zu sehen sind, die die Plastizität der Fassade weiter verstärken“, ergänzt Projektarchitekt Paul Ketelaars.
Im Zwischenraum zwischen der Innenwand aus Beton und dem außen liegenden Mauerwerk sorgen eine 15 cm dicke Wärmedämmung aus Steinwolle und ein 3 cm breiter Luftspalt für einen optimierten Wärmeschutz. Die Stirnseiten der drei Gebäudeflügel wurden im Kontrast mit großen, elegant detaillierten Glasfassaden gestaltet, um einen ausreichenden Tageslichteinfall zu ermöglichen und einen direkten Bezug zwischen innen und außen zu schaffen.
Flexibel nutzbarer Innenraum
Ebenso hochwertig präsentiert sich auch das Innere des Neubaus. Über den leicht zurückliegend gestalteten Eingang gelangen die Mitarbeiter und Besucher zunächst in das zentrale Foyer mit seinen vielfältigen Blickbeziehungen. Expressiv gestaltete Holztreppen, graue Natursteinböden sowie die leicht nach unten gewölbte Decke mit plastisch eingearbeiteten Oberlichtern verbinden sich dabei zu einem einladenden und angenehm luftigen Ambiente. Im Zusammenspiel der geschwungenen Treppen mit offen einsehbaren Galerien ist gleichzeitig eine fließende Verbindung mit den drei oberen, öffentlich nicht zugänglichen Ebenen des Gebäudes entstanden. Je nach Anforderung stehen dort Einzelbüros, Großraumbüros, ein mit Glaswänden eingefasstes Callcenter sowie flexibel einteilbare Zonen für Kundengespräche oder unterschiedlich große Teams zur Verfügung.
Als weitere Funktion beherbergt das Erdgeschoss eine öffentlich nutzbare Kantine. Linker Hand vom Eingang schließt sich außerdem ein multifunktional für Meetings, Vorlesungen oder andere Veranstaltungen nutzbares Auditorium an. Ein gebäudehoher Vorhang macht es dabei möglich, den Raum bei Bedarf optisch und akustisch vom übrigen Foyer abzutrennen. „Um eine optimierte Belegung des Raumes zu ermöglichen, haben wir die aufsteigende Tribüne zusätzlich mit temporär nutzbaren Arbeitsplätzen für Mitarbeiter und Kunden ausgestattet“, erklärt Paul Ketelaars das ungewöhnliche Konzept, das spontan eher an eine Bibliothek als an eine Bank denken lässt.
Hohe Nachhaltigkeit
Ein wichtiger Aspekt der Planung betraf die Schaffung eines nachhaltigen Gebäudes mit langfristig niedrigen Unterhaltungskosten. Wichtige Bausteine dafür sind die dichte Gebäudehülle mit dreifach verglasten Aluminium-Fenstern (Schüco FW50+ SG), der Einsatz von Klimadecken zur energiesparenden Beheizung, Kühlung und Belüftung sowie die Integration eines intelligenten Sonnenschutz- und Entlüftungssystems vor der nach Südwesten hin orientierten Glasfassade des Auditoriums (vorgehängte Glasfassade Schüco AOC 50 ST).
„Zur ökologisch einwandfreien Versorgung mit Wärme und Kälte ist das Gebäude außerdem an ‚Das grüne Netz‘ angeschlossen, das seine Energie aus einem Biomasse-Kraftwerk sowie aus industrieller Restwärme des nahe gelegenen Chemelot-Industrieparks bezieht“, berichtet Paul Ketelaars. Kaum verwunderlich also, dass der Neubau inzwischen das Breeam Very Good Zertifikat erhalten hat – eine offizielle Bestätigung für die nachhaltige Planung und den Energie sparenden Betrieb des Neubaus.
Planung: Architekten: Mecanoo, Delft, NL Statik: Bartels Ingenieursbureau BV, Eindhoven, NL
 Gebäudephysik: Nelissen Ingenieursbureau BV, Eindhoven, NL Lichtplanung: Studio Rublek, Schiphol, NL Landschaftsplanung: Plangroep Heggen BV, Born, NL
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