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Mit Nachhaltigkeit punktet das neue Hotelhochhaus in Amsterdam

Neubau eines Hotelhochhauses in Amsterdam
Mit Nachhaltigkeit hoch hinaus

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Das 2018 eröffnete Hotel QO Amsterdam schafft mit einer Höhe von 75 m eine neue Landmarke im Süden der Stadt. Der Entwurf von Mulderblauw Architecten und Paul de Ruiter Architects überzeugt durch eine gelungene Symbiose aus Ästhetik und Nachhaltigkeit. Charakteristisch ist die elegante Fassade mit ihren verschiebbaren Sonnenschutzpaneelen, die flexibel auf An- bzw. Abwesenheit der Gäste reagieren.

Anforderung:

Energiesparender Hotelturm mit ästhetisch gestalteter Fassade

Lösung:

Intelligente Aluminium-Glas-Fassade mit automatisch verfahrbaren Schiebeläden aus gold-eloxiertem Stahl


Robert Uhde

Mit rund 18 Millionen Touristen im Jahr gehört Amsterdam zu den beliebtesten Reisezielen in Europa, Tendenz weiter steigend. An zahlreichen Orten in der Stadt sind deshalb in den vergangenen Jahren Hotels in unterschiedlichen Preisklassen neu errichtet worden. Dazu zählt auch das 2018 eröffnete QO Amsterdam. Das weithin sichtbare Vier-Sterne-Hotel stellt auf 21 Ebenen mit einer Bruttogeschossfläche von 18 500 m² insgesamt 288 Zimmer zur Verfügung und integriert gleichzeitig ein öffentlich nutzbares Restaurant im Erdgeschoss sowie ein Fitness-Studio mit angrenzender Bar in den oberen beiden Geschossen. Von dort aus bietet sich den Gästen eine weite Aussicht über die Stadt und das umgebende Amstel-Quartier, wo in den kommenden Jahren rund 3 000 neue Wohnungen sowie zusätzliche Infrastruktureinrichtungen fertiggestellt sein sollen.

Mit der Planung des Projektes hatten die IHG InterContinental Hotels Group sowie die Unternehmen Invesco Real Estate und Amstelside B.V. im Sommer 2009 die beiden Büros Mulderblauw architecten aus Leidschendam und Paul de Ruiter Architects aus Amsterdam beauftragt. Ausgehend von der städtebaulichen Situation, der zulässigen Bebauungshöhe und der Bedeutung des Gebäudes als Schlüsselbau der neuen Stadterweiterung entwickelten die Planer einen 75 m hoch aufsteigenden Turm mit elegant abgerundeten Kanten, dessen schlanke Silhouette nachhaltig das umgebende Stadtbild prägt. Komplettiert wird die Kubatur durch einen leicht nach Norden ausscherenden achtgeschossigen Sockel, der mit seiner Höhe direkt an die benachbarte Bebauung am Spaklerweg anschließt.

Intelligente Fassade

Zusätzliche Qualität und Nachhaltigkeit erhält der Neubau durch seine hochwertige Fassadengestaltung. Um die schlanke Figur des Gebäudes zu betonen entwickelten die Planer eine streng gerasterte, dabei zurückhaltend detaillierte Außenhülle, die sich aus schmalen, dabei geschosshoch ausgebildeten und an den Gebäudekanten elegant abgerundeten Fenstern sowie insgesamt 1 638 dunkelgrau eloxierten Aluminiumelementen zusammensetzt. Die projektspezifischen Fassadenelemente wurden entwickelt von Brakel Atmos in Kooperation mit dem Projektentwickler J.P. van Eesteren und dem Bouwkundig Bureau Verberne.

Komplettiert wird die Ansicht durch automatisch verfahrbare Schiebeläden aus goldfarben eloxiertem Stahl. Die Läden sind in geschlossenem Zustand unsichtbar im Innenraum der Aluminiumpaneele angeordnet und verfahren bei Bedarf seitlich über das gesamte Fenster. Die direkte Anbindung an die Raum- bzw. Gebäudesteuerung ermöglicht dabei je nach Wunsch einen flexiblen Sonnen- bzw. Wärmeschutz.

„Ausgangspunkt unserer Überlegungen ist die Tatsache, dass die allermeisten Hotelgäste den Tag über gar nicht vor Ort sind“, erklärt Architekt Paul de Ruiter. „Um das zu nutzen und eine möglichst gleichmäßige Raumtemperatur mit minimiertem Energieverbrauch zu erreichen, werden die Fenster bei Abwesenheit der Gäste in der Regel automatisch verschattet, um sommerliche Überhitzung oder winterlichen Wärmeverlust zu vermeiden.“ Je nach Wunsch und Wetterlage können die Schiebeläden aber auch geöffnet bleiben – zum Beispiel, um an kühlen, aber sonnigen Tagen zusätzliche Wärmegewinne zu ermöglichen. Im Zusammenspiel ergibt sich ein überaus dynamisches Fassadenbild, das sich je nach Wetter, Tageszeit und Gästewunsch permanent verändert und das gemeinsam mit isolierverglasten Fenstern und einer Geothermieanlage eine Reduzierung des Heizenergiebedarfes um 65 % und des Kühlenergiebedarfes um 90 % ermöglicht.

Eine Besonderheit stellt auch die Konstruktion der mittlerweile zum Patent angemeldeten Fassadenelemente dar: „Denn für einen schnellen und kostengünstigen Baufortschritt wurden die jeweils 2,80 m hohen und 1,30 m breiten Fenster sowie die jeweils 2,80 m hohen und 0,65 m breiten Fassadenelemente mit den integrierten Schiebeläden bereits ab Werk als Doppelelemente mit einer Gesamtbreite von jeweils 3,90 m auf einer Stahlkonstruktion vormontiert“, wie Paul der Ruiter erklärt. Die eingesetzten Isoliergläser verbinden dabei einen guten Sonnenschutz, hohe Lichtdurchlässigkeit und exzellenten Wärmeschutz mit einem farbneutralen Charakter. Für die abgerundeten Gebäudeecken kamen spezielle Verbundsicherheitsgläser zum Einsatz (Verbundsicherheitsglas Climaplus Planitherm XN, Sonnenschutzglas Climaplus Solar SKN 165, gebogenes Floatglas Contour).

„Vor Ort brauchten die Elemente dann lediglich mit Stahlankern an der Stahlbetonstruktur des Gebäudes verankert zu werden“, so die Architekten.

Mit Nachhaltigkeit in Kreisläufen gedacht

Auch bei der weiteren Planung spielte das Thema Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. „Um dem Wunsch heutiger Hotelgäste nachzukommen, haben wir auf unterschiedlichsten Ebenen versucht, Energie einzusparen und möglichst geschlossene Kreisläufe im Hinblick auf Energie, Wasser, Abfall und Material zu erreichen“, so die Architekten. Neben der der Verwendung von Regenwasser und Brauchwasser spielt dabei auch das gebäudeinterne, auf der Dachterrasse platzierte Gewächshaus eine wichtige Rolle. Denn hier oben wird nicht nur ein Teil der in der Küche verwendeten Kräuter, Gemüse und Früchte angebaut, sondern in mehreren Wasserbecken sogar Fisch selbst aufgezogen.

Im Zusammenspiel verschiedener Faktoren war es möglich, das Projekt zum ersten LEED-Platin-zertifizierten Hotelbau in Europa zu machen. Auf Komfort müssen die Gäste dennoch nicht verzichten. Im Gegenteil: Für die Gestaltung der 288 Hotelzimmer wurde die renommierte Londoner Agentur Conran and Partners beauftragt, für die Inneneinrichtung des Restaurants, der Bar und der öffentlichen Bereiche zeichnet die Amsterdamer Agentur Tank verantwortlich. In gemeinsamer Absprache entstand ein materialbetontes, aber zurückhaltendes Ambiente mit unterschiedlichsten Elementen aus Stahl, Aluminium und Glas, das trotz optimierter Nachhaltigkeit mühelos Vier-Sterne-Ansprüche erfüllt.


Bauherr: Amstelside BV, Amsterdam

Projektentwicklung: TBI-Companies, J.P. van Eesteren und Croonwolter & Dros.

Planung: Mulderblauw architecten, Leidschendam, in Kooperation mit Paul de Ruiter Architects, Amsterdam

Projektteam: Paul de Ruiter, Marlous Vriethoff, Caro van Dijk, Robert Mulder, Wouter Kabbes, Dennis Dragt und Jelmer Tilstra
www.mulderblauw.nl
www.paulderuiter.nl

TGA: Arup, Amsterdam

Statik: Van Rossum bv, Amsterdam

Bruttogeschossfläche: 18 500 m²

Planungs- und Bauzeit: 2009 bis 2018


Architekt Paul de Ruiter: „Ausgangspunkt unserer Überlegungen ist die Tatsache, dass die allermeisten Hotelgäste den Tag über gar nicht vor Ort sind. Um das zu nutzen und eine möglichst gleichmäßige Raumtemperatur mit minimiertem Energieverbrauch zu erreichen, werden die Fenster bei Abwesenheit der Gäste in der Regel automatisch verschattet, um sommerliche Überhitzung oder winterlichen Wärmeverlust zu vermeiden.“


Mit Recyclingmaterial gebaut: Die Energiebilanz des Gebäudes wird durch die Nutzung von rund 20 % recyceltem Material verbessert. Rund 5 000 t des für das Gebäudetragwerk verwendeten Betongranulats stammen aus dem vor kurzem abgebrochenen Shell-Gebäude in Amsterdam.


Robert Uhde

Studium der Kunst und Germanistik in Oldenburg. Erstes Staatsexamen. Ausbildung zum Fachredakteur für Architektur bei der Verlagsgruppe Rudolf Müller in Köln. Seit 1997 freier Autor für Fachzeitschriften und Tageszeitungen. Eigenes Büro in Oldenburg.
www.robert-uhde.de


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