Startseite » Mauerwerk » Mauerwerksanierung »

Kein Gordischer Knoten

Schnittstellendetails in der Sanierung
Kein Gordischer Knoten

Bei Gebäudemodernisierungen verlangen vor allem Details wie Anschlüsse, Übergänge und Durchdringungen besondere planerische Beachtung. Die jährlich im Herbst stattfindende Veranstaltungsreihe „Baufachtagung für Fenster, Fassade und Dach“ ist speziell diesen Schnittstellen gewidmet.

Markus Hoeft

Fassaden und Dächer gegen Schall und Wärmedurchgang dämmen, gegen Schlagregen und Luftzug abdichten sowie schließlich ihre Oberflächen aufwerten und gestalten – die Sanierung der Gebäudehülle besteht zwar aus einer ganzen Reihe von Einzelmaßnahmen, die aber jede für sich genommen keine besonderen Schwierigkeiten bereiten.
Diese Behauptung ist zugegeben etwas generalisierend und durchaus auch provokativ, hat aber zumindest für die ungestörten Flächen von Dächern und Fassaden eine gewisse Berechtigung. Denn für faktisch alle gängigen Teilmaßnahmen an der Gebäudehülle stehen ausgereifte Lösungen zur Verfügung, bei denen die Systemplanung und -verarbeitung ausführlich in den jeweiligen Herstellerunterlagen beschrieben wird. Angefangen von den geometrischen und bauphysikalischen Auswahlkriterien über die jeweils zu beachtenden Untergrund- und Befestigungsvarianten bis hin zu den gestalterischen Möglichkeiten für die Bauteiloberflächen. Solange man innerhalb eines Systems bleibt, gibt es in der Regel auf jede Frage eine Antwort.
Auffallend schweigsam werden manche Herstellerunterlagen jedoch, wenn es um Übergänge, Anschlüsse oder Durchdringungen zu anderen Gewerken und Bausystemen geht. Jede Dämmung einer Außenwand hat jedoch zwangsläufig einen Anschluss zu den Fenstern, jeder Balkon einen Übergang zum Tragwerk und jeder Dachaufbau Durchdringungen. Bei der fachgerechten Ausbildung dieser Schnittstellen fängt die eigentliche Arbeit des Architekten und Planers an. Anders als in den ungestörten Flächen kann es hier gerade beim Bauen im Bestand auch anspruchsvoll und kompliziert werden.
Normenkonform und technisch sicher planen
Doch Schnittstellen müssen keine Gordischen Knoten sein, die nur noch mit einem Schwerthieb zu lösen sind. Sie lassen sich normenkonform und technisch sicher planen. Dies darzustellen ist ein Hauptanliegen der „Baufachtagung für Fenster, Fassade und Dach“. Die seit 1992 stattfindende und als Weiterbildungsmaßnahme anerkannte Veranstaltungsreihe für Architekten und Planer entwickelt anhand eines fiktiven Gebäudes praxisorientierte Planungsszenarien für die Sanierung. Verschiedene Firmen aus unterschiedlichen Bereichen stellen dabei unter der Leitung und Moderation des Instituts für Fassaden- und Befestigungstechnik ihre Lösungsansätze rund um Fenster, Fassade und Dach vor.
Vor allem aber – und das ist der Unterschied zu einer reinen Firmenveranstaltung – werden die gewerke- und produktübergreifenden Schnittstellen sowie ihre gegenseitige Bedingtheit diskutiert und veranschaulicht.
Der ausführliche Bericht über eine solche fiktive, aber baurealistische Gebäudemodernisierung ist in den bba-Heften 4 und 10/2010 veröffentlicht. Unter www.bba-online.de können die Artikel zudem jederzeit unter dem Suchbegriff „Baufachtagung“ nachgelesen werden. Von der inzwischen 15. Auflage der Veranstaltungsreihe, die von September bis November 2010 in sechs verschiedenen Städten stattfand, seien darum lediglich einige beispielhafte Details herausgegriffen, die allerdings die komplexe Behandlung der Themen auf der Tagung nur andeuten können.
Dämmung aufgedoppelt und gedübelt
Bei der energetischen Fassadensanierung kommt es zunehmend vor, dass nicht die tragende Wand den Untergrund für ein neues Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) bildet, sondern ein schon vorhandenes älteres WDVS, das bei einer früheren Sanierung aufgebracht wurde. Auf dem konventionellen Weg müsste die alte, aber nach heutigen Maßstäben zu dünne Wärmedämmung abgerissen und entsorgt werden. Dieser Aufwand lässt sich sparen, wenn das neue WDVS aufgedoppelt wird, wofür es bereits Systeme mit Allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung gibt. Unter Beachtung der Zulassungskriterien kann dann zum Beispiel bei StoTherm Classic die alte Dämmung angerechnet werden, was den Materialeinsatz für das neue System und Bauteildicke insgesamt reduziert. Voraussetzungen sind zum einen die Standsicherheit der alten Fassadendämmung, zum anderen in jedem Fall die Verdübelung des Gesamtaufbaus. Der Planer muss zudem alle Anschlussdetails vorgeben, etwa zu den Fenstern.
Eine weitere typische Schnittstelle der Fassadendämmung, der auf der Baufachtagung ein kompletter Vortrag gewidmet wurde, sind die Dübel des WDVS, die sowohl auf die Wärme- als auch auf die Schalldämmung der Fassade Einfluss haben. Mit dem speziell für Aufdopplungen geeigneten Hilti-Renovationsdübel Helix D 8-FV werden weniger Dübel benötigt, was gleichzeitig die Brückenwirkung der Dübel für Wärme und Schall reduziert, im günstigsten Fall bis unter die zu berücksichtigende Größe. Allein durch die Dübelauswahl und ihre korrekte Berechnung kann also die Schutzwirkung des Gesamtsystems WDVS verbessert werden.
Glas, Rahmen und Fensteranschluss als Einheit
Eine Vielzahl gegenseitiger Beeinflussungen verschiedener Planungslösungen ergibt sich an den Fenstern, etwa durch die Glas- und Rahmenauswahl sowie die Ausbildung aller Anschlussabdichtungen. Neben den Wärmedurchgangskoeffizienten Ug für die Verglasung und Uf für den Rahmen (f = frame) beeinflusst auch der Psi-Wert ( c ) den erreichbaren Wert Uw für das Fenster. Der Psi-Wert beschreibt die Wärmebrücke durch die Abstandhalter am Randverbund eines Isolierglases. Er steht in Wechselwirkung mit dem Rahmen, der Verglasung und dem Abstandhalter selbst. Der Interpane-Vortrag zu Auswahlkriterien des Isolierglases beschrieb den rechnerischen Einfluss des wärmetechnisch verbesserten Randverbundes, die sogenannte Warme Kante. Die energetische Schnittstelle Glas-Rahmen-Fassade wird auch durch die Position des Fensters, die Überdeckung des Rahmens durch die Wärmedämmung sowie die Rahmencharakteristik bestimmt. Der Systemgeber für Kunststoff-Fensterprofile Veka hat ein Planungstool auf CD-ROM herausgegeben, mit dem u.a. die Lage der Isothermen am Fensteranschluss visualisiert werden kann. Problematische Einbausituation lassen sich so schon in der Planungsphase analysieren und bei Bedarf verbessern.
Am Übergang vom Fensterrahmen zum Bauwerk verlangt vor die schlagregen- und luftdichte Ausführung der Fugen besondere Aufmerksamkeit. Im Rahmen der Baufachtagung stellte Tremco Illbruck die Abdichtungsvarianten in Abhängigkeit von der Leibung bzw. dem Anschlag dar. Eine Möglichkeit ist z.B. das Verkleben der Universalfolie Twin Aktiv, bei der ein und dasselbe Material sowohl innen für die Luftdichtheit als auch außen gegen den Schlagregen eingesetzt werden kann. Das vereinfacht die Lagerhaltung und schützt vor Verwechselungen bei der Bauausführung. Das feuchteadaptive Verhalten der Folie kombiniert die Abdichtung mit der Möglichkeit zur Austrocknung durch Diffusion und schützt so vor feuchtigkeitsbedingten Bauschäden wie Schimmelbildungen u. ä.
Reduzierte Durchdringungen
Während an der Fassade hauptsächlich Anschlüsse und Übergänge als Schnittstellen zu planen sind, müssen auf dem Dach zusätzlich die Durchdringungen für Dachaufbauten aller Art berücksichtigt werden. Je geringer ihre Anzahl, desto kleiner auch die Menge der möglichen Fehlerquellen. Unter diesem Aspekt stellte Alwitra zwei Planungsvarianten für Photovoltaikanlagen vor, die weitgehend ohne Durchdringung der Flachdachabdichtung auskommen. Neben den Solarbahnen war dies die aufgestellte PV-Anlage Solyndra. Sie wurde speziell für helle, hochreflektierende Abdichtungen entwickelt. Die in die Module eingebauten Röhren nutzen sowohl die direkte Einstrahlung im gesamten Tagesgang der Sonne als auch die von der Dachfläche reflektierte Strahlung. Die Module werden ohne Verletzung der Abdichtung auf das Dach gestellt und benötigen keine Befestigung oder Ballastierung. Mit einem Flächengewicht von nur 15 bis 16 kg/m² lassen sie sich auch auf statisch nur gering belastbaren Dächern verwenden, wie sie etwa im Gewerbebau üblich sind, aber eben auch beim Bauen im Bestand auftreten können.
Tags
Unsere Top-3-Projekte des Monats
MeistgelesenNeueste Artikel

Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der bba-Infoservice? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum bba-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des bba-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de