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Jenseits von Welle und Trapez

Kaltfassaden
Jenseits von Welle und Trapez

Markus Hoeft

Metalle als Fassadenbekleidung können neben der handwerklichen Stehfalztechnik auch nach den Prinzipien des modernen Ingenieurbaus geplant werden.
Aus montagefertig gelieferten Paneelen oder Kassetten lassen sich ästhetisch anspruchsvolle Fassaden herstellen, deren architektonische Aussage weit über den seriellen Industriebau mit einfachen Well- oder Trapezprofilen hinausreicht.
Sachlich-klare Formensprache
Mit ihrer sachlich-klaren Formensprache und dem technisch-modernen Image fügen sich Metalle ausgezeichnet in viele zeitgemäße Architekturauffassungen ein.
Neben diesen ästhetischen und wenn man so will „weichen” Kategorien sprechen auch eine Reihe harter Fakten für das Material, etwa seine beinahe unbegrenzte Formbarkeit oder die sehr variabel zu gestaltenden Ansichten.
Metalle lassen sich mit naturbelassener Oberfläche verwenden (vor allem Kupfer, Zink und Edelstahl) oder auch beliebig farbig beschichten (vor allem Aluminium und Stahl).
Die junge und moderne Anmutung des Baustoffs steht eigentlich im Widerspruch zu seinem tatsächlichen Alter. Schließlich werden Metalle seit Jahrhunderten beim Bauen eingesetzt, historisch hauptsächlich für Dächer, aber auch für senkrechte Flächen.
Die dafür entwickelten Falztechniken haben ihren handwerklichen Charakter bis heute bewahrt. Die Ansichtsqualität der fertigen Flächen hängt wesentlich vom Können und der individuellen Handschrift des Spenglers ab.
Auch die architektonische Ausstrahlung von Falzdächern oder -fassaden bleibt oft dem Handwerklich-Traditionellen verhaftet. Was natürlich kein grundsätzlicher Nachteil ist, aber nicht immer der gewünschten gestalterischen Aussage entspricht.
Montagefassaden
Deutlich mehr Entsprechung zu den architektonischen und technischen Prinzipien des modernen Ingenieurbaus bieten Montagefassaden aus vorgefertigten Profilblechen.
Ihre Ausführung als Kaltfassade auf einer Unterkonstruktion lässt sich vom Architekten oder Ingenieur bis ins Letzte planen und berechnen. Die Montage kann dann ein Spengler übernehmen, aber ebenso auch ein versiertes Montagebauunternehmen.
Denn für Anschlüsse, Übergänge und andere Fassadendetails stehen vorgeplante und vorgefertigte Lösungen bereit, die auf der Baustelle nur noch zusammengefügt werden müssen.
Well- und Trapezprofile mit Anspruch
Die ältesten und bis heute wohl auch meistverwendeten Profilbleche sind Well- und Trapezprofile.
„Gewelltes Eisenblech” wird erstmals 1819 in einer englischen Patentschrift erwähnt, um 1830 begann die Nutzung von geripptem Blech als Dachdeckung.
Die heute bekannten dünnwandigen Trapezprofile mit standardisierter Geometrie kamen 1935 in den USA auf.
Die Profile wurden architektonisch zunächst vor allem als Bauteile für den technischen und industriellen Zweckbau interpretiert.
In Deutschland stellte nach dem Zweiten Weltkrieg der Gewerbebau auf der grünen Wiese vor der Stadt ein Hauptanwendungsgebiet dar. Dabei wurden die Bekleidungen leider oft gestaltungsarm, schnell und billig ausgeführt, was man den Gebäuden dann auch ansah.
Das Image der Profilbleche hat unter dieser „Blechbüchsenarchitektur” erheblich gelitten, auch wenn an der Ideenlosigkeit kaum die Bauteile schuld sind, sondern eher die beteiligten Bauherren und die Planer.
Dass es auch anders geht, beweist die Entwicklung der letzten 10 bis 15 Jahre, in denen die Anbieter den Variantenreichtum der Profilbleche erheblich erweitert haben. Variiert wurden zum einen die Geometrien der Trapeze und Wellen und zum anderen die Oberflächen.
Es entstanden umfangreiche Farbsortimente für die Beschichtungen, die heute in faktisch allen RAL-Farben lieferbar sind. Auch bei den naturbelassenen metallischen Oberflächen wurde die Auswahl erweitert, etwa um Zink, Kupfer und Edelstahl – jeweils auch mit einer vorbewitterten Optik.
Für die anspruchsvolle Gestaltung war außerdem die Einführung bombierter Profilbleche ein wichtiger Schritt. Diese Bleche sind quer zur Profilierung gebogen, wodurch Versprünge, Übergänge und Ecken in der Fassade nicht mehr zwangsläufig eckig sind, sondern sich auch gerundet ausführen lassen. Spezialfirmen bieten inzwischen sogar doppelt bombierte Profilbleche für kuppelartige Bekleidungen an.
Eine weitere Besonderheit sind perforierte Profil- oder auch Glattbleche, mit denen sich halbtransparente Gebäudehüllen verwirklichen lassen. Diese Fassaden sind natürlich nicht schlagregendicht, was zu besonderen Einsatzbedingungen führt. Entweder die Regendichte ist für das jeweilige Gebäude nicht erforderlich, etwa bei Parkhäusern, oder sie muss mit Zusatzmaßnahmen hinter der Bekleidung sichergestellt werden. Es gibt inzwischen also einen ganze Reihe von Möglichkeiten, mit denen die architektonische Aussage von Blechen aufgewertet werden kann.
Die Architekten haben die Anregungen der Industrie aufgegriffen und mit vielen ausgeführten Projekten bewiesen, dass aus Trapez- oder Wellprofilen nicht zwangsläufig langweilige „Blechbüchsen” entstehen müssen.
Senkrechte oder waagerechte Paneele
Neben den klassischen Profilblechen stehen mit den Kassetten und Paneelen zwei weitere Möglichkeiten für Metallfassaden mit anspruchsvoller Architektur zur Verfügung.
Die Paneele – in manchen Sortimenten auch anglisierend Sidings oder Panels genannt – sind länglich geformte Bekleidungselemente, die wahlweise vertikal oder horizontal orientiert angeordnet werden können.
Auch eine diagonale Montage ist aus technischer Sicht möglich, wenngleich diese Gestaltungsweise kaum als typisch für Metalle angesehen werden kann, sondern eher den hölzernen Brettbekleidungen zuzurechnen ist.
Die Paneele werden in der Regel stranggefertigt und unterliegen deshalb keiner produktionstechnisch bedingten Längenbegrenzung. Die maximal mögliche Länge richtet sich nach den Transport- und Montagebedingungen sowie ganz wesentlich nach dem Ausdehnungsverhalten des gewählten Metalls in der gewählten Konstruktion.
Die gängigen Längen liegen in Größenordnungen um etwa 4 m. Die typischen Baubreiten betragen zwischen 200 und 400 mm.
Paneele werden auf einer Unterkonstruktion befestigt und greifen an der Längsfuge entweder mittels Nut und Feder oder durch einfache Überlappung ineinander. Die Befestigung liegt verdeckt in der Längsfuge (Schrauben, Niete) oder auf der Rückseite (Einhängen oder Einclipsen in spezielle Halteschienen oder -bügel).
Bei Systemen zum Schrauben oder Nieten kann oft eine universelle handelsübliche Unterkonstruktion verwendet werden. Einhängesysteme benötigen hingegen meist die speziellen, vom jeweiligen Hersteller mitgelieferten Schienen. An den Stirnseiten können die Paneele einfach abgelängt sein, wodurch dann in der Fuge hinter die Bekleidung geschaut werden kann. Diese Lösung ist ästhetisch meist nicht überzeugend. Gelöst werden kann das Problem entweder durch Paneele mit Endboden, also mit einer Abkantung an der Stirnseite, die zusätzlich die Stabilität erhöht. Oder die Fuge wird mir einer vorspringenden Lisene gestalterisch betont und gleichzeitig optisch geschlossen.
Mit der Lisene lässt sich außerdem geschickt der notwendige Freiraum für die Längsdehnung der Paneele kaschieren. Soll keine markante Lisene verwendet werden, kann die Fuge auch mit einem gestalterisch deutlich zurückhaltenderen Stoßblech hinterlegt werden.
Mit Paneelen lassen sich völlig plane Fassadenansichten ausführen, ebenso aber auch gestülpte Verlegebilder. Eine dritte Variante sind Paneele mit Profilierung.
Anders als bei Well- oder Trapezblechen, deren Profilierungen wesentliches Element der Stabilität sind, dienen die eventuell vorhandenen Wulste, Wölbungen oder Nute von Paneelen hauptsächlich der Gestaltung und können deshalb sehr frei geformt sein.
Kassetten mit Raumwirkung
Im Unterschied zu den länglichen Paneelen orientieren sich die Kassetten zur Fassadenbekleidung an einem flächigen Format. Neben echten Quadraten gibt es Rechtecke mit Seitenverhältnissen bis etwa 1 : 4.
Ein zweiter Unterschied ist die bei Kassetten allseitig vorhandene Abkantung, die in technischer Hinsicht der Fläche Stabilität verleiht und gestalterisch der Fassade eine räumliche Tiefe gibt. Diese Räumlichkeit kann noch stärker betont werden, wenn die Kassette statt einer ebenen Oberfläche eine konvexe oder konkave Formgebung erhält.
Die Kassetten können in den überlappenden Fugen sichtbar, jedoch leicht versenkt liegend und dadurch unauffällig angeschraubt oder angenietet werden. Möglich sind aber auch Lösungen mit nicht sichtbaren rückseitigen Einhängungen.
Die Metallkassette als hochwertiges äußeres Gestaltungs- und Bekleidungselement darf nicht mit der zweischaligen metallischen Kassettenwand verwechselt werden.
Bei der zweischaligen Kassettenwand bilden waagerecht montierte C-Profile – die eben leider auch als Kassetten bezeichnet werden – die innere (!) Schale, in die die Wärmedämmung eingelegt wird.
Als hinterlüftete Außenschale werden davor dann Well- oder Trapezprofile montiert. Es handelt sich um eine gestalterisch oft eher spartanische Wandbauweise, wie sie im einfachen Gewerbebau üblich ist.
Für die Oberflächen der Paneele und Kassetten (jetzt wieder der äußeren) gilt das oben schon für Profilbleche dargestellte. Neben den naturbelassenen Ansichten von Kupfer, Titanzink oder Edelstahl gibt es verschiedene metallurgisch behandelte Qualitäten, vor allem mit vorbewitterter Optik.
Aluminium und Stahl können außerdem farbig beschichtet eingesetzt werden. Der Einsatz von Farbe sollte stets in Erwägung gezogen werden, entweder für die Flächenelemente oder auch die bereits erwähnten Lisenen sowie für Zusatzbauteile wie Balkone oder Sonnenschutzeinrichtungen.
Denn monochrome Paneele und Kassetten bilden oft sehr strenge und minimalistische Fassadenansichten aus, die nur durch die Fugen gegliedert sind und ansonsten kaum ordnende Komponenten besitzen.
Ein solcher Minimalismus ist in der Architektur der letzten Jahre zwar en vogue, und er unterstreicht auch ausgezeichnet die Kubatur des Baukörpers. Ob damit allerdings in jedem Fall eine lebensfreundlich gebaute Umwelt geschaffen wurde, darf wohl bezweifelt werden.
Produkte
Well- und Trapezprofile mit Standardgeometrie können bei einer Vielzahl von Anbietern bezogen werden, die sich hier nicht alle auflisten lassen.
Die nachfolgenden Angaben konzentrieren sich deshalb auf Fassadenbekleidungen mit höherem architektonischen Anspruch und dabei vor allem auf Kassetten sowie Paneele.
Die genannten Unternehmen bieten in der Regel auch Well- und Trapezprofile an, ohne dass darauf gesondert hingewiesen wird. Die Auswahl erhebt sowohl bei den Firmen als auch bei den Produkten keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
KME bietet in seinem Sortiment Tecu Kassetten und Paneele aus Kupfer mit sehr unterschiedlichen Oberflächen an.
Neben naturbelassenem Material gibt es verschiedene vorbewitterte Qualitäten mit grünlicher oder bräunlicher Patina sowie verzinntes Material. Die Paneele und Kassetten werden auftragsbezogen und in individuellen Abmessungen gefertigt.
Weitere Informationen bba 530
Paneele und Kassetten aus Zink können von Rheinzink bezogen werden. Mit Steckfalz- und Horizontalpaneelen lassen sich ebene Fassaden ausführen, außerdem gibt es Stulppaneele.
Die Bekleidungen werden auch hier projektbezogen hergestellt und sind mit zwei verschiedenen Oberflächen in blaugrauer oder schiefergrauer Vorbewitterung lieferbar.
Weitere Informationen bba 531
Ebenfalls ein Zinkanbieter ist Umicore Bausysteme.
Neben Steckfalz- und Stulppaneelen sowie Kassetten gibt es ein Zick-Zack-Profil, das sozusagen die eckige Variante eines Wellprofils ist. Weitere Systeme sind Dexter, das optisch an eine Falzdeckung erinnert, sowie das völlig flächenbündige Flat Lock. Die Oberflächen bestehen wahlweise aus hellgrauem oder anthrazitfarbenem Zink.
Weitere Informationen bba 532
Paneele und Kassetten aus Zink in walzblanker oder vorbewitterter Qualität können außerdem bei NedZink bezogen werden.
Weitere Informationen bba 533
Auf die Produktion von Designblechen aus verschiedenen Metallen hat sich die Metallwarenfarbrik Neustadt spezialisiert.
Im Sortiment Welltec sind Wellprofile mit sehr variablen Profilgeometrien und Oberflächen zusammengefasst. Unter dem Namen Plantec werden Loch- und Prägebleche angeboten.
Sowohl das Design als auch die Abmessungen der Bauteile werden jeweils individuell nach den Vorgaben des Planers produziert.
Weitere Informationen bba 534
Ein weiterer Anbieter von Systemlösungen für Fassaden aus verschiedenen Metallen ist die Christian Pohl GmbH. Europanel ist eine klassische Kassettenlösung mit Einhängemontage. Aus diesem System wurde das aus einem Flachblech bestehende Europlate abgeleitet, das sich durch scharfe Kanten anstatt der gerundeten Abkantungen auszeichnet.
Eine dritte Variante ist die horizontal orientierte und betont wirtschaftliche Bekleidung Ecopanel.
Weitere Informationen bba 535
Planum- und Strukturpaneele aus Aluminium, Stahl, Titanzink, Kupfer oder Edelstahl für die horizontale und die vertikale Verlegung bietet Domico in seinem Fassadensortiment an.
Die Struktur kann wahlweise feingliedrig mit einer Optik ähnlich der Stulpdeckung ausgeführt werden oder mit markant betonten Profilstegen (GBS-Fassade).
Weitere Informationen bba 536
Drei Fassadensysteme aus Aluminium bietet Corus Bausysteme an. Kalzip FP ist ein ebenes und Kalzip TF ein profiliertes Paneelsystem, beide sind für die horizontale oder leicht diagonale Verlegung vorgesehen.
Außerdem gibt es perforierte Bekleidungen. Als Oberflächen stehen AluPlusPatina, AluPlusZinc sowie verschiedene farbige Beschichtungen zur Auswahl.
Weitere Informationen bba 537
Ein weiterer Aluminiumanbieter ist Prefa. Zum Sortiment gehören verschiedene Profilbleche, u.a. mit Zacken- und Schalenform, sowie Sidings.
Die 200 mm breiten Sidings können mit den Oberflächen glatt oder stucco sowie wahlweise mit Schattenfuge in verschiedenen Farben bezogen werden.
Weitere Informationen bba 538
Laukien hat eine Reihe verschieden geformter Paneele aus Stahl und Aluminium entwickelt. Neben den Klassikern wie Steck-, Stülp- und Kastenpaneelen gibt es beispielsweise Elemente mit der Optik einer Stehfalzbekleidung oder Lamellenpaneele.
Zum Sortiment gehören außerdem Kassetten, die in fünf verschiedenen Materialien angeboten werden.
Weitere Informationen bba 539
Ebene Stahlfassaden können mit dem Paneel von Fischerprofil ausgeführt werden.
Die Ansichten sind von markanten Nuten und der Mikrolinierung der Oberfläche geprägt. Es stehen Beschichtungen in verschiedenen RAL-Farben zur Auswahl.
Weitere Informationen bba 540
Stahlsidings von Hoesch lassen sich vertikal, horizontal oder diagonal montieren. Bei 200 mm bis 300 mm Deckbreite stehen Lieferlängen bis 8 m zur Verfügung. Die Oberflächen sind eben oder microprofiliert.
Weitere Informationen bba 541
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