Firmen im Artikel
Anforderung:
Neubau soll traditionelle Umgebung und modernes Hotelkonzept verknüpfen
Lösung:
Klarer Baukörper mit Satteldach ohne Überstand und mit Glattziegel
Im idyllischen Örtchen Pünderich an der Mittelmosel reiht sich Fachwerkhaus an Fachwerkhaus. Eine moderne Ausnahme bildet das Hotel „Zur Marienburg“. Obwohl es sich in Kubatur und Form seiner Umgebung anpasst, hebt sich das neue Haus am Ortsrand deutlich von der Bestandsbebauung ab.
1966 hatte die Familie der jetzigen Hoteliers hier ein kleines Restaurant mit Metzgerei eröffnet. Das Geschäft war erfolgreich, zwei Mal erweiterten die Gastronomen das Haus. Vor einigen Jahren gab die Familie die Metzgerei auf zugunsten einer neuen Geschäftsidee. Dafür reichten die bestehenden Räumlichkeiten nicht aus; ein neuer Baukörper musste für den geplanten Hotelbetrieb errichtet werden.
Verschachtelte Struktur geklärt
Der Bestandsbau hatte durch immer neue Anbauten eine Schachtelstruktur. Diese galt es mit dem neuen Baukörper aufzulösen und vorhandenen Raum sinnvoll und strukturiert in das neue Konzept zu integrieren. An die bestehenden Bauteile wurde ein L-förmiger neuer Hotelbau gesetzt. Der kürzere Teil verbindet den Bestand mit dem großen, langgestreckten Baukörper, der auf drei Etagen einen Großteil der Zimmer aufnimmt. Sie alle sind hangabwärts Richtung Mosel und damit zur gegenüber liegenden Marienburg orientiert. So holen die Architekten das namensgebende Element ganz nah an den Gast heran und generieren einen fantastischen Ausblick. Gleichzeitig fasst die neue U-Gesamtform des Ensembles die innenliegende Terrasse schützend ein.
Der langgestreckte Anbau hat eine markante Form. Drei große Flachdachgauben durchbrechen die Trauflinie und rhythmisieren die Nordseite des Gebäudes. Sie werden von großen, bekiesten Flachdachflächen bekrönt. An der Fassade stehen helle Putzflächen im Wechselspiel mit einer waagerecht verlegten Lärchenschalung.
Die Bauherren hatten eigentlich vor, den neuen Bauteil mit vorgefertigten Holzmodulen zu realisieren, die zügig neben- und übereinander gestapelt werden sollten. Die Architekten rieten jedoch zur Holzrahmenbauweise mit Holzfaser-Einblasdämmung und Deckenelementen aus Brettsperrholz.
Modernes Satteldach mit Tradition
Die Dachform war durch die Überlegungen zur Modulbauweise von den Bauherren nicht als Sattel-, sondern als Flachdach vorgesehen. Doch die Architekten hatten einen starken Vorschlag: „Wir haben uns für das Satteldach ausgesprochen, weil es regionaltypisch ist und die Formen der Umgebungsbebauung aufnimmt. Mit dem Wegfall des Dachüberstandes und mit der breiten, markant vorbewitterten Zink-Verblechung des Ortgangs haben wir das ortstypische Satteldach neu interpretiert und adaptiert. Diese Gestaltung gibt ihm ein modernes Äußeres“, berichtet der Architekt Markus Fischer von brand architekten.ingenieure. „Das Objekt ist in seiner Umgebung einzigartig. Es weist eine einfache, moderne und klare Struktur auf und gliedert sich trotz seiner beachtlichen Dimension in die kleinteilige Dorfstruktur ein. Wir haben bewusst auf einen Dachüberstand verzichtet, da er die markanten Konturen des Gebäudes verwässert hätte.“
Elegant: Glattziegel und Entwässerung
Um die schlichte Ausstrahlung des Baukörpers auch auf den Dachflächen fortzuführen, wählten die Planer einen Glattziegel. Der Domino Flächenziegel in der Variante Nuance Schieferton engobiert passt sich perfekt in das Gesamtbild des Satteldachs ein. Er wurde in Verbanddeckung verlegt und bedeckt damit ca. 375 m2 Dachfläche.
Eine architektonisch interessante und optisch elegante Lösung ersannen die Planer für die Dachentwässerung. Mit einer innenliegenden, durch die Attika verdeckten Rinne schufen sie ein gleichmäßiges und klar strukturiertes Bild der Traufe. Als Regenrinne dienen zwei Kunststoff-Dichtungsbahnen, die auf dem Schrägdach an der ersten Lattenreihe ansetzt, zwischen Traufpunkt und Attika eine hängende Regenrinne formt und weiter über die horizontale Fläche der Attika gezogen wurde. Unter der „Rinne“ befindet sich ein Hohlraum mit Notablauf. Dieser gewährleistet, dass Wasser ungehindert abfließen kann, sollten die Dachdichtungsbahnen doch einmal undicht sein.
Bauherren: Hotelbesitzer und -betreiber, Pünderich
Architekten: Architekt Markus Fischer, brand architekten.ingenieure, Trier
Architekt Markus Fischer: „Wir haben uns für das Satteldach ausgesprochen, weil es regionaltypisch ist und die Formen der Umgebungsbebauung aufnimmt. Mit dem Wegfall des Dachüberstandes und der breiten, markant vorbewitterten Zink-Verblechung des Ortgangs haben wir das ortstypische Satteldach neu interpretiert und adaptiert.“
Architektonisch interessante und optisch elegante Dachentwässerung: Eine innenliegende, durch die Attika verdeckte Rinne erzielt ein gleichmäßiges und klar strukturiertes Bild der Traufe.