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Gingko stand Pate

Neubau einer Wohnanlage in Beekbergen
Gingko stand Pate

In der niederländischen Gemeinde Beekbergen bei Apeldoorn ist das Wohnbauprojekt „Gingko“ fertig gestellt worden. Der ungewöhnliche Komplex der Rotterdamer Architekten Casanova + Hernandez bietet 18 Appartements sowie acht Reihenhäuser und überzeugt durch Kontraste mit dunklen Klinkern und organisch gestalteten Balkonbrüstungen aus Glas.

Robert Uhde

Der Nationalpark „De Hoge Veluwe“ und die angrenzenden Wald- und Heideflächen stellen neben der Nordseeküste das größte zusammenhängende Naturgebiet in den Niederlanden dar. In direkter Nähe zu diesem grünen Gürtel und nur wenige Kilometer entfernt von der Stadt Apeldoorn liegt die Gemeinde Beekbergen. Anfang 2012 wurde hier das Wohnungsbauprojekt „Gingko“ der Rotterdamer Architekten Helena Casanova und Jesus Hernandez fertig gestellt.
Das an Stelle einer abgebrochenen Schule errichtete Ensemble integriert zwei unterschiedlich große Baukörper, die gemeinsam 26 flexibel geschnittene Appartements beherbergen. Der viergeschossige Block in Richtung Süden bietet 18 unterschiedlich große Eigentumswohnungen, der deutlich flachere Bau in Richtung Norden umfasst acht Mietwohnungen in zweigeschossiger Reihenhausbauweise. Zusätzlich steht eine Tiefgarage mit 31 Stellplätzen zur Verfügung. Die oberhalb der Garage geschaffene Böschung lässt dabei den Eindruck entstehen, der Riegel sei auf einem natürlichen Grünhügel errichtet worden.
Kontrastreiche Gestaltung
Zusätzlich strukturiert wird der Komplex durch die abwechslungsreiche Gestaltung. Denn ausgehend von der Lage des Grundstücks zwischen einer Wohnstraße aus den 1960er-Jahren und einem rückwärtig gelegenen Parkstreifen haben die Architekten die beiden Baukörper mit betont unterschiedlichen Ansichten ausgebildet: Von der Straße aus betrachtet, erscheinen beide Gebäude zunächst als kompakte urbane Blöcke.
Die dunkle Klinkerfassade mit den bündig eingelassenen, aluminiumgerahmten Fenstern sowie den weit auskragenden Glasbalkonen schafft einen gelungenen Bezug zur backsteinernen Reihenhausbebauung in der Nachbarschaft. Die leicht asymmetrische Platzierung der unterschiedlich großen, aber jeweils quadratischen Fenster ermöglicht dabei ein spannungsreiches Spiel von Ordnung und Bewegung.
Deutlich expressiver und farbenfroher präsentiert sich die nach Westen hin orientierte Parkansicht. Statt auf dunklen Klinker trifft der Blick hier rechterhand auf eine Fassade mit grünen Aluminiumverbundplatten, vor der sich organisch gestaltete Balkonbrüstungen und -abtrennungen aus Glas zu einem dreidimensionalen, wechselweise vertikal und horizontal verlaufenden Muster zusammenfügen. Die üppig-wuchernde Gestaltung mit stilisierten gelben und grünen Blättern und Ästen des Ginkgo-Baumes lässt den Neubau fließend mit dem grünen Umraum verschmelzen und harmoniert überdies mit den durchgehend eingesetzten Aluminiumfenstern und -türen (Reynaers CS 68).
„Es war uns wichtig, keinen massiven Block am Parkrand zu schaffen, sondern das Gebäude so stark wie möglich mit dem Umraum zu verschmelzen“, erklärt Architektin Helena Casanova. „Deshalb haben wir mit transluzenten Fassaden, mit den Blattmotiven, mit Spiegelungen und mit Farbe gespielt, um die Fassade zu dematerialisieren. Das ermöglicht jetzt einen Dialog mit dem Park und bietet je nach Tages- und Jahreszeit unterschiedliche Licht- und Schattenspiele.“
Bei der zweigeschossigen Reihenhausbebauung, die statt der Balkone eine kleine Außenterrasse sowie eine Dachterrasse im Obergeschoss bietet, wurde abweichend die Fassade im Erdgeschoss mit dem Gingko-Motiv gestaltet.
Glaskonstruktion und -gestaltung
Die grünen Aluminiumverbundplatten (Alucopal von Plastica Plaat) wurden vor Ort als hinterlüftetes Fassadensystem mit Nieten auf einer Unterkonstruktion aus Holz vor die mit Steinwolle gedämmten Außenwände aus Kalksandstein montiert. „Die Größe der einzelnen Elemente entspricht dabei mit 1,20 m der Breite der Unterkonstruktion, die Höhe beträgt 2,60 m“, erklärt Projektarchitekt Thomas Been. Die auffälligen Balkonbalustraden bestehen im Kontrast aus zweischichtig eingesetzten Glasplatten, die außenseitig mit einer semitransparent bedruckten PVB-Folie überzogen sind. Die Glasfassaden und Glasbalustraden der Typen VM510 und VM337 sind von Versteeg Glas.
„Bei der Gestaltung und Auswahl des Gingko-Musters war es uns wichtig, dass jede Scheibe ein Unikat ist und es somit keine Wiederholungen gibt“, so Thomas Been weiter. „Nach längerer Suche haben wir dafür ein Unternehmen gefunden, das die Platten wie gewünscht aus zertifiziertem Sicherheitsglas gefertigt hat. In einem ersten Schritt wurde dabei zunächst das nach außen sichtbare Motiv der Gingko-Äste auf eine PVB-Kunststoffschicht
gedruckt, die dann zwischen die beiden Scheiben aus Verbundsicherheitsglas geklebt wurde. Vor Ort wurden die 1,20 m breiten und 1,50 m hohen Glaselemente dann mit Punktbefestigungen an die Balkone aus Beton montiert. Lediglich bei den Reihenhauswohnungen wurden abweichend Glaselemente mit 1,20 x 2,60 m verwendet.“
Flexibles Raumprogramm
Vor der Bürogründung im Jahr 2001 waren Helena Casanova und Jesus Hernandez zunächst beim Rotterdamer Planungsbüro West 8 sowie bei Neutelings Riedijk bzw. bei Claus en Kaan tätig. In den Folgejahren haben die beiden aus Madrid stammenden Architekten eine Vielzahl von Planungen im In- und Ausland realisiert. Das Projekt in Beekbergen gehört nach zahlreichen Wettbewerbserfolgen zu den ersten größeren realisierten Entwürfen des Büros.
„Ausgangspunkt der Planung war die Absicht des Auftraggebers, neben jungen Menschen insbesondere auch Senioren anzusprechen,“, erklärt Helena Casanova. „Auf dieser Basis haben wir ein flexibles Grundrisskonzept entwickelt, das sich optimal an die verschiedenen Bedürfnisse anpasst.“
In dem viergeschossigen Block, der über einen zentralen Erschließungskern mit Treppenhaus, Fahrstuhl und geschossweise angrenzenden Fluren erschlossen wird, stehen je nach Bedarf unterschiedlich große Drei-, Vier oder Fünf-Zimmerwohnungen zur Verfügung. „Um dabei für jede Wohneinheit einen oder zwei Balkone bereitzustellen und gleichzeitig eine maximale Flexibilität im Wohnbereich zu ermöglichen, haben wir sämtliche Servicefunktionen wie Toiletten, Küche, Abstellraum und Technikraum in einem inneren Ring angrenzend an die Flure untergebracht“, so die Architektin.
Noch mehr Bezug zum Park bieten die acht Mietwohnungen in der angrenzenden Reihenhauszeile. Im Erdgeschoss sorgen dort die großen Fensterflächen in Verbindung mit den kleinen Außenterrassen für einen fließenden Übergang zwischen innen und außen. Im Obergeschoss wurde zusätzlich eine Dachterrasse mit freier Aussicht ins Grüne integriert. Darüber hinaus stehen eine Anlage zur Nutzung von Regenwasser und eine Solaranlage für sämtliche Wohnungen zur Verfügung. Mehr Grün geht nicht.
Architekten: Casanova + Hernandez Architects, Helena Casanova, Jesus Hernandez, Rotterdam Projektteam: Thomas Been, Robert Taapken, Rutger Huiberts, Marta Marotta, Isabel Illanes Yerón, Robbert van de Straat, Marc Teufel, Pablo Viña Generalunternehmer: Slokker Bouwgroep B.V., Huizen Projektmanagement: Saltos management, advies en coaching, Apeldoorn Statik: Bartels Consulting Engineers, Apeldoorn
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