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Gehäutet bei laufendem Betrieb

Modernisierung eines Bürohochhauses in Frankfurt am Main
Gehäutet bei laufendem Betrieb

Mangelnder Wärme- und Sonnenschutz der DZ-Bankfassade hatte den Ausschlag für eine grundlegend gestalterische und energetische Fassaden- modernisierung gegeben. Die Fassadenelemente wurden bei laufendem Gebäudebetrieb ausgetauscht. Hoch lichtdurchlässige Funktionsgläser helfen nun, Stromkosten zu sparen und den Schallschutz zu erhöhen.

Das Hochhaus City Haus I der DZ-Bank aus dem Jahr 1975 befindet sich in zentraler Innenstadtlage von Frankfurt am Main zwischen Hauptbahnhof und Messe. Unter dem Namen seines ursprünglichen Bauherrn als „Selmi-Hochhaus“ bekannt, ging es noch während der Bauzeit in die Frankfurter Hochhausgeschichte ein. Die Obergeschosse des Rohbaus gerieten in der Nacht zum 23. August 1973 zur Freude der Bevölkerung in Brand. Es war die Zeit der negativen Haltung der Frankfurter Bürger gegenüber dem Bau von Hochhäusern und der damaligen Stadtplanung, die den Abriss von massenhaft intakten Gebäuden des stadtnahen Villenviertels Westend zugunsten von Büro- und Bankbauten freigab. Neben der grundsätzlichen Ablehnung eines Hochhauses an dieser Stelle gab auch die Architektur Anlass zu negativer Kritik.

Das 143 m hohe Bürogebäude ist als Stahlbetonkonstruktion errichtet und setzt sich aus mittig angeordneten Treppenhauskernen sowie zwei gegeneinander versetzten scheibenförmigen Bürotrakten mit jeweils 40 Obergeschossen zusammen. Die Vorhangfassade bestand aus eloxiertem Hartaluminium, deren Bronzeton sich mit den gleichartig getönten Fenstern zu einer dunklen Gebäudehülle vereinte.
Maßnahmen gegen Defizite
Die DZ-Bank beschloss im Jahr 2006, dass ein Ersatz der bestehenden Fassade dringend notwendig wurde. Ein mangelhafter Wärme- und Sonnenschutz der Fassadenkonstruktion führte zu einem hohen Heiz- und Kühlbedarf und somit zu steigenden Energiekosten. Die geringe Lichtdurchlässigkeit der dunkel eingefärbten Sonnenschutzverglasung verursachte einen ungenügenden Innenraumkomfort und einen hohen Stromverbrauch aufgrund des fast dauerhaften Kunstlichtbedarfs.
Eine grundlegend gestalterische und energetische Fassadenmodernisierung sollte diese Defizite beseitigen. Zur Aufwertung des Gebäudes erfolgten neben den Maßnahmen zur Gebäudehülle zum Teil aufwendige bauliche Veränderungen, um die typologischen Besonderheiten der Hochhausarchitektur herauszustellen und um das Hochhaus städtebaulich neu zu positionieren. Das Entfernen von Geländemodellierungen im Vorfeld des Hochhauses, bestehend aus kleinteiligen Wällen, Grün- und Wasseranlagen, schafft einen offenen Platzraum in großstädtischer Maßstäblichkeit. Das Hochhaus adressiert sich seiner baulichen Größe und Funktion angemessen zur Innenstadt und nicht wie bisher zu einem angrenzenden ruhigen Wohngebiet. Die Ausbildung einer großzügigen zweigeschossigen Halle und einer zugeordneten öffentlichen Galerie der DZ-Bank konnten durch aufwendige bauliche Eingriffe in die vorhandene Baustruktur realisiert werden. Die Oberflächen des Interieurs im Eingangsbereich aus römischem Travertin stehen in reizvollem Kontrast zur äußeren Hülle aus Glas.
Vertikale Betonung
Besonderes Augenmerk lag auf dem Herausarbeiten der durchaus eleganten Grundgestalt der schlanken Doppelscheibe. Durch Änderungen von Proportion und Textur der Fassaden konnte die Vertikalität betont werden. Das Aufstrebende der Gebäudeform wird durch die Aufhebung der gebäudemittig liegenden Einschnürungen im Bereich des Technikgeschosses gesteigert.
Eine Klärung der Zweischeibenarchitektur resultiert wesentlich durch die neue transparente Fassade des Treppenhauskerns zwischen den Hochhausscheiben, die bei einsetzender Dunkelheit durch die Illuminierung der Treppenläufe eine leuchtende Fuge zwischen den beiden Hochhausscheiben ausbildet.
Zu den wesentlichen Gestaltungselementen der neuen Fassade des City Hauses I gehört die durchlaufende silberne Lisene aus Aluminium.
Zur Vertikalisierung trägt die farbliche Zweiteilung des Brüstungselements in einen silbernen und einen schwarzen Bereich bei. Die horizontale helle Bänderung der Brüstungen lässt diese ästhetisch schmal erscheinen, während durch den schwarzen Brüstungsanteil der dunkel erscheinende Fensterbereich optisch erhöht wird.
Erneuerung quasi über Nacht
Eine herausragende Besonderheit der baulichen Maßnahme liegt im Austausch der Fassadenelemente während dem laufenden Betrieb des Gebäudes. Die alte Fassadenkonstruktion erwies sich für die vorgesehene Modernisierung als vorteilhaft, da die Fensterelemente nach innen ausgeglast werden konnten.
Nachdem die neue Fassade außen angebracht worden war, konnten zeitlich entkoppelt und ohne Sicherungsmaßnahmen die inneren Scheiben geschossweise in Abstimmung mit den Betriebszeiten entfernt werden. Das geschah im eigenen Rhythmus und nahezu unbemerkt über Nacht. Fotografien der jeweiligen Raumsituationen halfen, um am nächsten Morgen alle Einrichtungsgegenstände an Ort und Stelle wieder zu finden.
Die neue bauphysikalisch optimierte Haut des Gebäudes wird als Elementfassade an die Unterkonstruktion der Bestandsfassade gehängt. Die alten Brüstungsverkleidungen und die Verglasung werden entfernt und durch eine neue thermisch getrennte Konstruktion mit Sonnenschutzverglasung und wärmegedämmten Glasbrüstungsverkleidungen ersetzt.
Zur Verbesserung der Behaglichkeit und der allgemeinen klimatischen Situation in den Büros werden in jeder zweiten Fensterachse zu öffnende Lüftungsflügel und ein Blendschutz eingebaut. Die Optimierung der bauphysikalischen Eigenschaften durch den Einbau der neuen Fassadenkonstruktion reduziert die Kosten für die Heizung um 37 %, für die Kühlung um 20 % und spart rund 35 % des Gesamtenergieaufwands ein.
Der Einsatz moderner Funktionsgläser mit hoher Lichtdurchlässigkeit führt zu deutlichen Einsparungen von Stromkosten und trägt wesentlich zur Erhöhung des Schallschutzes bei.
Besonderheiten an den Fassaden
Die Fassadenelemente im Bereich der Büros haben die Abmessungen von 2,84 m x 3,20 m und setzen sich aus einem Verglasungs- und Paneelanteil zusammen. Für die Verglasung wurden neutrale Sonnen-/Schallschutzisoliergläser verwendet, bestehend aus Weißgläsern mit hoher Transparenz und geringem Spiegeleffekt (Lichtdurchlass ca. 50 %, Energiedurchlass ca. 25 %).
Die Gläser wirken zusammen mit innen liegenden Blendschutz-Screens, die eine hoch reflektierende Beschichtung nach außen aufweisen. Das lichtechte Polyestergewebe Veroglim von Verotex ist alubedampft und mit eingebautem Flammschutz versehen. Die textile Beschaffenheit der Screens im Zusammenspiel mit der hohen Transparenz der Gläser lassen die Fassade lebhaft und vielschichtig erscheinen – im Gegensatz zu den üblicherweise „hart” spiegelnden Hochhausfassaden. Die Treppenhauskaltfassade zwischen den Hochhausscheiben besteht aus einer ESG-Verglasung, die rückseitig mit hellgrauen Siebdruckstreifen versehen ist.
Auch hier handelt es sich um ein farbneutrales, wenig spiegelndes Weißglas, das die Treppenläufe auch bei Tag wirkungsvoll durchscheinen lässt.
Architekten: Prof. Christoph Mäckler Architekten, Frankfurt am Main
Projektleitung: Christian Olaf Schmidt
Mitarbeiter: Gerke Braun, Gabriela Dimitrova, Norman Jansen, Udo Schallenkammer, Maik Thätner.
Fassadenplaner: IFM GmbH, Innovative Fassaden- und Metallbautechnik, Bietigheim-Bissingen Bauphysik/Akustik: ITA GmbH, Wiesbaden-Delkenheim
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