Startseite » Fassaden »

Extravagant und doch ökonomisch

Neubau eines Supermarktes in Dortmund
Extravagant und doch ökonomisch

Mit dem Bau eines Supermarktes, der sich durch seine organische Grundform und metallisch-goldene Fassade von der eher durchschnittlichen Architektur eines Dortmunder Vorortes abhebt, ist dem Architekten ein preisgekrönter Entwurf gelungen. Die extravagante Planung schlug sich weder in längeren Bauzeiten noch in höheren Kosten nieder.

Die Verbraucher sind verwöhnt: Shopping-Center als Adresse für Lifestyle, Lebensart und Lebensfreude bringen mit einem modernen Sortimentsmix frischen Wind in die etablierte Einzelhandelsszene und machen das Einkaufen zum Erlebnis. Ein Trend, der mittlerweile auch die Supermarkt-Landschaft aufmischt: Standen Verbrauchermärkte bislang nicht unbedingt für architektonisch anspruchsvolle Architektur, so zeichnet sich mittlerweile ein deutlicher Trend zu hochwertigen Lösungen ab. Erfreulicherweise begreifen inzwischen viele Architekten den Entwurf eines Supermarktes als planerische Herausforderung.

Jüngstes Beispiel ist der vom Generalunternehmen List Bau nach dem Entwurf des Dortmunder Architekten Frank Degener erstellte Lebensmittel-Markt in Dortmund-Huckarde. Statt des üblichen rechteckigen Baukörpers besticht der jüngst fertig gestellte Markt durch eine organische Grundform. Der im rückwärtigen Teil eines sich nach vorne verjüngenden Grundstücks angeordnete Bau passt sich so den lokalen Erfordernissen an.
Edle Fassadenoptik
Der komplette Eingangsbereich wird von einer gebäudehohen Glasfassade betont und von einem zwischen 6 und 7 m auskragenden Flugdach dominiert. Eine etwa 330 m² große Fassadenbekleidung aus Kupferschindeln (Tecu Gold von KME), die mit einer speziellen goldfarbenen Legierung veredelt wurden, betont die ausgefallene Architektur der in Stahlbeton-skelettbauweise mit Ziegelausfachungen erstellten Immobilie zusätzlich. Sie sorgt in Kombination mit dem ebenfalls goldfarbenen, rund 200 m² großen Flugdach für ein eindrucksvolles Erscheinungsbild des Gebäudes. Es will so gar nicht in die triste Allerwelts-Architektur des westlichen Dortmunder Stadtteils passen, der bis in die 1980er Jahre von der Zeche Hansa sowie von der benachbarten Kokerei Hansa geprägt wurde. Jedoch gelingt es dem Architekten so, den schwierigen zurückliegenden Grundstücksbereich zu akzentuieren und als neuen stadträumlichen Schwerpunkt zu definieren.
„Die Verlängerung des Stadtraums in den rückwärtigen Teil des Grundstücks,“ erklärt Architekt Frank Degener die Planung, „war wichtig, um für den sozusagen im Hinterland angesiedelten Supermarkt die notwendige Kunden-Akzeptanz zu erreichen. Jetzt sagen die Anwohner: ‚Ich geh’ mal in den schicken Supermarkt einkaufen….’.“ Damit werde für die Menschen, die durch innerstädtische Shopping-Center verwöhnt sind, auch hier das Einkaufen zum Erlebnis.
Auch das Innere unterscheidet sich vom gewohnt zweckmäßig geprägten Ambiente anderer Supermärkte: Die Mall im Eingangsbereich führt vorbei an Shops und einem Bäckerei-Café mit einladendem Sitzbereich und Außenterrasse in den loftartigen Verkaufsraum. Auf 1 900 m² stehen hier etwa 22 000 verschiedene Artikel, darunter Biolebensmittel sowie polnische und türkische Waren, für die Kunden bereit. Lager-, Kühl- und Nebenräume sind im rückwärtigen Teil des Gebäudes angeordnet. Die Anlieferung erfolgt dezent und für die Kunden unsichtbar über eine Rampe auf der Rückseite des Gebäudes.
Gebäudetechnik und Umsetzung mit Partner
Ergänzt wird das planerische Konzept durch eine intelligente Gebäudetechnik in Kombination mit hoher energetischer Qualität. So konnte eine Reduktion der CO2-Emissionen um rund 38 % erreicht werden. Dabei erfolgt die Wärme- und Kälteerzeugung ausschließlich über eine Gaswärmepumpe. Die Prozessabwärme der Kühltruhen wird zur Warmwasseraufbereitung genutzt, Überschüsse werden mittels Wärmetauscher in einen Pufferspeicher eingebracht und können bei Bedarf wieder entnommen werden. Das Gebäude ist außerdem mit integrierter Nachtauskühlschaltung zur Aktivierung passiver Speichermassen ausgestattet. Umsetzung mit Partner
„Die schwierige Grundstückssituation,“ resümiert Degener, „war für uns eine besondere Motivation, hier etwas richtig Gutes zu machen.“ Der hohe architektonische Anspruch stellte jedoch auch große Anforderungen an die Umsetzung. „Wir haben für die Realisierung,“ so der Architekt, „einen Partner gesucht, der ein gewisses Feeling für dieses Objekt hat. Einen Partner, der versteht, dass man eine derartige Architektur nicht aufwändiger bauen muss, als gewöhnliche Planungen.“ Mit der List Bau GmbH aus Nordhorn erfolgte die Auftragserteilung an ein Unternehmen, das die Begeisterung des Planers für ausgefallene Projekte teilt. Der Baudienstleister hat sich auf Handelsimmobilien spezialisiert. Mit der 1995 gegründeten Schwestergesellschaft List + Wilbers wird außerdem der Bereich Projektentwicklung von Einzelhandelsobjekten bundesweit abgedeckt.
Im vorliegenden Fall umfasste der Auftrag sämtliche GU-Leistungen einschließlich Abbrucharbeiten, Grundstückserschließung, Installation der Haustechnik und Fertigstellung der Außenanlage bis hin zur Lärmschutzwand. Während die Abwicklung ausschließlich mit Nachunternehmern erfolgte – List Bau hat dazu über die Jahre hinweg ein zuverlässiges Partner-Netzwerk aufgebaut – wurden die Leistungsabläufe der einzelnen Gewerke von Projektleitern der List Bau koordiniert. Sie waren während der gesamten Bauphase als „Unternehmer ihres Projekts“ vor Ort präsent und standen in ständigem Dialog mit dem Architekten.
Im Ergebnis konnten so Schnittstellen minimiert und damit der Bauablauf effizient gestaltet werden. Die Fertigstellung des Gesamtprojekts gelang daher ungeachtet des langen, kalten Winters in nur acht Monaten. Bauliche Besonderheiten wie die handwerkliche Erstellung der Kupferschindeln, die vor Ort einzeln aus dem als Coil angelieferten Blech ausgestanzt wurden, oder die Konstruktion des Flugdachs hatten keine Verzögerung der Bauzeit zur Folge. Auch die Grabungen der Denkmalbehörde, die auf dem Grundstück Reste des Wassergrabens sowie der Fundamente der alten Huckarder Burg sicherten, beeinflussten die Bauzeit nicht wirklich.
Fazit
Mit einem Volumen von cirka drei Millionen Euro lagen die Baukosten nur unwesentlich über dem für konventionelle Supermarktsbauten üblichen Rahmen.
„Die moderaten Mehrkosten,“ erklärt Degener, „sind tatsächlich der aufwändigeren Architektur zuzuschreiben. Sie rechnen sich durch mehr Akzeptanz am Markt, höhere Werthaltigkeit und eine bessere Verwertbarkeit der schöneren Immobilie.“
Trotz ausgefallener Architektur und aufwändiger Fassadenbekleidung gelang die Realisierung eines Dortmunder Supermarktes unter ökonomischen Gesichtspunkten. Dem ausführenden Generalunternehmen gelang es dabei, Lösungen anzubieten, die technisch und wirtschaftlich optimal auf die Vorgaben des Architekten abgestimmt sind. Damit konnten Kosten, Qualität und Bauabläufe optimiert werden.
Kasten
Für das Projekt Lebensmittelsupermarkt in Dortmund-Huckarde wurde Frank Degener vom Dortmunder Büro Degener Architekten die Auszeichnung „best architects 11“ in der Kategorie Gewerbe- und Industriebauten verliehen. Der Preis wurde in diesem Jahr bereits zum fünften Mal vergeben.
Architekt: Frank Degener, Degener Architekten, Dortmund
Unsere Top-3-Projekte des Monats
MeistgelesenNeueste Artikel

Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der bba-Infoservice? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum bba-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des bba-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de