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Elegant geschultert

Aufstockung eines Hochbunkers zum Penthouse in Hamm
Elegant geschultert

Größer könnte der Gegensatz nicht sein: Ein unansehnlicher Hochbunker aus dem 2. Weltkrieg wurde durch ein schickes Penthouse aufgestockt. Neben Altglas bildet Titanzink die reduzierte Gebäudehülle.

C. Frahm / be

Er steht mitten in der Hammer Innenstadt, der Hochbunker Rothebach aus dem zweiten Weltkrieg. Mit seinen fünf Stockwerken, knapp 14 m Höhe und den 2 m dicken Betonwänden ist er ein ziemlicher Koloss. Und doch vermittelt das außergewöhnliche Bauprojekt mit dem scheinbar über dem Bunker schwebenden Penthouse eine elegante Leichtigkeit.
Viele abgeplatzte Betonnarben, vor allem an der Westseite, zeugen von Einschusstreffern und überstandenen Luftangriffen. Menschen haben aber bis vor kurzem keine Zuflucht in ihm gesucht – der Bunker wurde nie genutzt. 1942 begannen die Arbeiten an dem geplanten neunstöckigen Luftschutzbunker. Nach fünf Geschossen war der Krieg allerdings vorbei. Vor ungefähr zehn Jahren entdeckten ihn die heutigen Besitzer und erkannten das ungewöhnliche Potenzial dieses innerstädtischen, vertikalen Grundstücks. Die Idee für das Projekt konnte im Mai 2006 endlich in die Tat umgesetzt werden.
Konzept
Geplant und gebaut wurde das Penthouse von dem Architekten Mick Amort vom Architekturbüro archivolver aus Bonn. Unter der Prämisse eines respektvollen Umgangs mit dem Bauwerk als zeitgeschichtliches Dokument, bleibt der Bunker selbst äußerlich bewusst unangetastet. Keine Einschnitte, keine auffrischenden Farbanstriche. Der Bunker dient als Erschließungskern. Die Innenräume werden zukünftig für Zwecke genutzt, bei denen nicht unbedingt Tageslicht erforderlich ist: Hier finden sich Haustechnik und Heizung. Später soll im Erdgeschoss außerdem eine Galerie entstehen. Lediglich ein Loch wurde in die Decke geschnitten, um das Penthouse an das Treppenhaus des Bunkers anzuschließen.
Durch das alte Treppenhaus steigt man in den neuen Bau auf. Die Hybridkonstruktion aus Stahl und Holz wurde schwebend über dem Bunker aufgesetzt. Eine nachts beleuchtete, ein Meter hohe Lichtfuge trennt den Aufbau deutlich vom Bestand. Dieser Zwischenraum dient der technischen Erschließung, gleichzeitig aber auch als visualisierte Schnittstelle zwischen historischem Bestand und zeitgenössischer Architektur. Glasböden über die man von innen in den Bunker gucken kann, verbinden das Alte ebenso mit dem Neuen wie ein Wasserfall, der außen unter einer auskragenden Lichtkanzel knapp 15 m in die Tiefe stürzt.
Material
Das Penthouse besteht aus zwei länglichen Boxen, die einen L-förmigen Grundriss bilden. Der niedrigere der beiden Riegel besitzt eine minzgrüne Altglashülle, die hinter einem Aluminiumgitter angebracht ist. Er durchdringt den größeren Riegel. Für die Fassade des größeren Riegels entwickelte der Architekt eine eigene Zink-Paneelen-Konstruktion in der Oberflächenqualität Anthra-Zinc von der Firma VM Zinc, Essen. Die dunkle, anthrazitfarbene Oberfläche von Anthra-Zinc entsteht durch eine spezielle Vorbewitterung der absolut wartungsfreien Titanzink-Legierung. So bietet der Werkstoff von Anfang an eine optisch durch und durch homogene und satinierte Oberfläche. Anthra-Zinc entspricht der DIN EN 988, der allgemeinen Norm für Titanzink. Ebenso erfüllt es die für Premiumzinc geltenden Qualitätsmerkmale, eine vom Hersteller entwickelte Gütequalität, die die Anforderungen der DIN in wesentlichen Punkten noch überschreitet.
Titanzink ist ein Biometall: ungiftig und grundsätzlich umweltsicher. Es kann fast zu 100% recycelt werden. Da es keinerlei verunreinigende Zusätze enthält, können auch durch Witterungseinflüsse oder beispielsweise im Brandfall keine giftigen Stoffe freigesetzt werden. Mit einer dreißigjährigen Erfahrung in vorbewittertem Titanzink bietet VM Zinc neben Anthra-Zinc vier weitere Oberflächenvarianten an. Bei Quartz-Zinc handelt es sich um eine velours-graue Farbe, die von Anfang an der Patina des walzblanken Blanc-Zinc entspricht. Die neueste Entwicklung ist farblich vorbewittertes Zink: Pigmento. Pigmento wird auf der Basis von Quartz-Zinc hergestellt. Mineralische Pigmente werden während der industriellen Vorbewitterung hinzugefügt. So entstehen rote, blaue und grüne Abstufungen in der bewährten Oberflächentextur. Die hohen Anforderungen an die Qualität und die Anwendungssicherheit gelten für alle aufgeführten Gestaltungssysteme.
Fazit
Das Bauprojekt war auch aus statischer Sicht eine Herausforderung: Die Schnittstellen des Bunkers – die aufgehenden, tragenden Bunkerbestandswände – mussten auf die neuen statischen Anforderungen der Gitter-Stützkonstruktion des Penthouses übertragen werden. Der konstruktive Anspruch bewegt sich zwischen dem spielerischen Umgang mit der Statik und den kühnen, bis zu 5 m weiten Auskragungen. Das Ausjustieren der tonnenschweren, verzinkten Stahlkragarme mit dem Baukran erforderte höchste Konzentration. Gelungen ist so eine mutige und ästhetisch hochwertige Umnutzung eines architektonischen Zeitzeugens unserer Geschichte.
bba-Infoservice Zinkpaneele 516
Architekt:
Dipl. Ing. Mick Amort, Amort Architekturbüro archivolver, Bonn Mitarbeit: Dipl.-Ing. Jens Völker
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