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Dynamischer Twist

Neubau eines Gebäudes für Musik und Musiktheater in Graz
Dynamischer Twist

Der spiralenförmig angeordnete Entwurf für ein Gebäude der Kunstuni-versität Graz gewährt fließende Übergänge von Raumsequenzen. Diesen fließenden Eindruck unterstützt eine durchscheinende Metallhülle um den Glaskubus. Verbindendes Element zwischen transparenten und geschlossenen Fassadenbereichen ist ein horizontales Band aus Stahlprofilen.

Nichts geht ohne eine Vision davon: Die Idee von einem zentralen Übungs- und Veranstaltungsgebäude für Orchester-, Chor- und Ensembleproduktionen wurde seit 1963 von der damals noch Musikhochschule genannten, heutigen Kunstuniversität Graz, vorangetrieben. Doch erst rund vierzig Jahre später nahm die Idee Gestalt an. Den international ausgeschriebenen Wettbewerb gewann das niederländische Architekturbüro UNStudio, Amsterdam. Der Entwurf von Ben van Berkel & Caroline Bos thematisiert die klassische Beziehung zwischen Musik und Architektur: Mit frei fließenden Formen und Raumanordnungen macht das Gebäude für Musik und Musiktheater die Lebendigkeit der in ihm praktizierten Nutzung erlebbar.

Das Prinzip einer Spirale und der dadurch mögliche, von den Architekten als „from blob to box and back again“ beschriebene, fließende Übergang zu den Raumsequenzen sind die grundlegenden Elemente des Entwurfs. So befindet sich der mehrgeschossige Raum des Gebäudes (die Box) an der Parkseite, die übrigen, zum Teil miteinander verbundenen Räume (der Blob) an der Seite der Grazer Lichtenfelsgasse. Die bauliche Umsetzung der Spirale erfolgte in Form des so genannten Twist, einem gedrehten Zylinder aus Sichtbeton, der – Skulptur und Treppe in einem – auf den verschiedenen Ebenen den fließenden Übergang zu den anschließenden Raumsequenzen einleitet.
Das Gebäude hat zwei Eingänge, den parkseitigen Personaleingang für Studierende, Lehrende, Techniker und den Publikumseingang an der Lichtenfelsgasse. Bei Veranstaltungen wird der Personaleingang mit Stellwänden zu Garderoben umgestaltet. Ein mobiler Kassenschalter und ein Informationsmonitor befinden sich unterhalb des vom Twist getragenen Treppenaufgangs. Mit dynamischem Schwung verbindet er den Publikumseingang mit dem Foyer und dem großen Saal im ersten Stock.
In der „Box“, dem 530 m² großen, multifunktionalen Saal mit 450 Sitzplätzen, sind Aufführungen vom Kammerkonzert über Oper bis hin zum großen Orchesterkonzert möglich. Er ist mit wegweisender Bühnentechnik ausgestattet: 108 unabhängig voneinander steuerbare Hebepodeste ermöglichen zahlreiche Topografien mit bis zu 3 m Höhenunterschied. Zwei Probebühnen, diverse Proberäume für Orchester und Musiktheater, Büros und Technikräume in fließender Folge komplettieren das Raumprogramm. Während die Bühne für Orchesterproben ebenerdig, und mit Sichtverbindung zum Park angeordnet ist, befindet sich die Probebühne im dritten Obergeschoss. Dazwischen liegt das Foyer. Diese Anordnung trennt die Bereiche akustisch und gestattet so ihre zeitgleiche Nutzung.
Differenzierte Konstruktionen bei einheitlicher Optik
Diese sorgsam komponierte Harmonie vermittelt auch die äußere Hülle des Mumuth. Ein matt schimmerndes Edelstahlgewebe überzieht den gläsernen Kubus. Die bauchig vorgespannte Metallstruktur (Edelstahlgewebe von GKD – Gebr. Kufferath) ist in unterschiedlichen Dichten und mit fließenden Übergängen gewebt und schützt die dahinter liegende Structural-Glazing-Fassade vor allzu viel Sonneneinfall. Horizontal durchlaufende Stahlprofile im System Jansen-VISS tragen Isolierglasscheiben, die über Silikonfugen miteinander verbunden sind. Die 160 cm breiten und bis zu 380 cm hohen Scheiben wurden im Siebdruckverfahren mit stilisierten Notenschlüsseln gestaltet. In den transparenten Fassadenbereichen wirft das gefilterte Sonnenlicht die Schatten der Notenschlüssel auf den Boden, wo sie sich langsam verflüchtigen. Verwendet wurde das Sonnenschutzglas Sanco Silverstar T neutral 50 von Glas Trösch (10 mm ESG/16/16 mm VSG).
Insgesamt 3 300 m² Fassaden hat das ausführende Unternehmen, die Firma MA-TEC Metal Advanced Technology, Österreich, realisiert. Die differenzierten Konstruktionen erscheinen nach außen in einheitlicher Optik. Erst auf den zweiten Blick ist der Unterschied zwischen den transparenten und den opaken bzw. geschlossenen Fassadenbereichen auszumachen. Verbindendes Element ist das schmale, horizontal durchlaufende Band aus Jansen VISS Stahlprofilen, welches an der Primärkonstruktion aus Beton und teilweise Baustahl befestigt ist. In den transparenten Fassadenbereichen trägt das Stahlprofil das Sonnenschutzisolierglas.
Die öffenbaren Einsatzelemente – Türen mit Fluchtwegfunktion und Dreh-/Kipp-Fenster – wurden aus Aluminiumprofilen Schüco Royal S 65 gefertigt. Neben den transparenten Fassadenbereichen gibt es solche, die direkt an die Betonstruktur des Rohbaus anschließen. Hier wurde eine 8 mm dicke Emaille-Glasscheibe mit dahinter liegender Wärmedämmung angeordnet. Die Emaille-Glasscheiben sind ebenfalls mit dem Motiv der Notenschlüssel gestaltet, so dass sich optisch ein einheitliches Bild ergibt. Vor diese Fassade wurde als konturbildende Struktur ein tragendes Formrohrgestell gestellt, welches das Edelstahlgewebe, das den gesamten Baukörper überzieht, aufnimmt.
Architekten: UN Studio Ben van Berkel, Amsterdam Tragwerksplaner: Arup, London
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