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Aluminiumfassade gefaltet wie Origami für Kulturbau

Neubau Kulturzentrum im niederländischen Tiel
Gefaltet wie Origami

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Mit dem neuen Kulturzentrum „Zinder“ hat die Kleinstadt Tiel ihre bestehende Kulturmeile erweitert und die Innenstadt mit dem Ufer des Flusses Waal besser angebunden. Der durch das Architekturbüro De Zwarte Hond realisierte Bau integriert zwei eigenständige Volumen: Der Bibliotheksbau wurde mit Natursteinfassaden ausgebildet, das Haus der Künste mit einer facettierten Aluminiumfassade in goldenen Farbtönen.

Anforderung:

Der Kulturbau sollte an einen „goldenen Lampion“ erinnern.

Lösung:

Gefaltete Fassade aus goldfarben anodisierten und facettierten Aluminiumelementen.


Robert Uhde

Trotz ihrer attraktiven Lage am Rheinarm Waal und ihrer Nähe zu den Städten Arnheim, ‚s-Hertogenbosch und Utrecht gehört die rund 40 000 Einwohner zählende Gemeinde Tiel nicht eben zu den kulturellen Hotspots. Umso beachtlicher, dass sich die Stadtoberen hier 2013 dazu entschlossen haben, in direkter Nähe zum bestehenden Filmtheater „Agnietenhof“ ein neues, multifunktional für Musik, Tanz, Theater und Kunst nutzbares Kulturzentrum zu errichten. Damit soll das gemeinschaftliche Zusammenleben vor Ort gestärkt und zugleich die Anbindung zwischen Innenstadt und Flussufer verbessert werden.

Aus dem 2014 ausgeschriebenen Wettbewerb zur Planung des Neubaus sowie des umgebenden Stadtraumes waren die Architekten De Zwarte Hond als Sieger hervorgegangen.

Das in Groningen, Rotterdam und Köln ansässige Büro mit rund 80 Mitarbeitern hat in den vergangenen Jahren schon mehrfach interessante Kulturprojekte realisiert, darunter auch das vom Programm her vergleichbare Kulturquartier „De Nieuwe Kolk“ in Assen oder das Gemeindehaus „Kielzog“ in Hoogezand-Sappemeer bei Groningen.

Zwischen Innenstadt und Fluss

Um die Anforderungen der Gemeinde umzusetzen, hatten die Planer schon in ihrem Wettbewerbsentwurf vorgeschlagen, das geforderte Raumprogramm auf zwei eigenständig ausgebildete, jeweils dreigeschossige Baukörper aufzuteilen, die durch ein gläsernes Foyer miteinander verbunden sind: Das weiter nördlich zur Innenstadt hin orientierte Volumen bietet auf einer Fläche von 2 000 m² Raum für die öffentliche Bibliothek, der südlich angrenzende Bau integriert auf einer Fläche von 3 580 m² eine multifunktional nutzbare Bühne für 320 Besucher sowie Ausstellungs- und Seminarräume für Kunst.

„Das Projekt ist zentraler Bestandteil einer umfassenden Neugestaltung des Bereiches zwischen der historischen Innenstadt und dem nahegelegenen Flussufer“, beschreibt Projektarchitekt André van der Silk die städtebauliche Herausforderung. „Um diesen Standort zu betonen, haben wir die zum Wasser hin leicht ansteigende Höhentopographie dazu genutzt, um durch einen Sockel eine Art Bühne für den Kulturbau zu schaffen.“ Zusammen mit der unterhalb des Sockels auf vier Ebenen neu errichteten Tiefgarage ist so auch ein attraktives Umfeld für die nebenan neu errichtete Wohnbebauung entstanden.

Dynamisch gefaltete Aluminiumfassade

Zusätzliche Bezüge zum Standort schafft die differenzierte Materialwahl des durchgehend als Stahlkonstruktion mit integrierter Holzrahmenkonstruktion ausgebildeten Ensembles: „Bei der Gestaltung der Bibliothek war es uns wichtig, mit einer klaren Architektur sowie mit zurückhaltend detaillierten Natursteinfassaden und gleichmäßig gesetzten Öffnungen einen fließenden Übergang zur Innenstadt und zum dort angrenzenden Filmtheater ‚Agnietenhof‘ mit seiner markanten brutalistischen Architektur aus den 1960er-Jahren zu schaffen“, erklärt André van der Silk.

Die Umsetzung der Hülle erfolgte mit unterschiedlich breiten, dabei je 900 mm hohen Tafeln, die mit Hilfe von Stahlankern an der darunter liegenden Holzrahmenkonstruktion montiert wurden. Die 200 bzw. 300 mm starke Dämmung aus Steinwolle ermöglicht dabei einen optimierten Wärmeschutz der Fassade.

Deutlich verspielter als die Bibliothek präsentiert sich der benachbarte Kulturbau: „Hier hatten wir eher die Vorstellung eines goldenen Lampions, der gleichsam über dem Bühnensaal schweben sollte“, erklärt André van der Silk. In die Realität übersetzt wurde die Idee durch eine 1 180 m² große, dabei Origami-artig gefaltete Aluminiumfassade, bestehend aus goldfarben anodisierten und kunstvoll facettierten Aluminiumelementen, die je nach Perspektive, Wetter und Tageszeit fortwährend neue Ansichten bietet. Die dynamisch in die Sockelebene eingefügten Panoramafenster des Bühnensaals sowie die sonstigen, teilweise über Eck verlaufenden und golden eingerahmten Fenster unterschiedlicher Größe (Aluminiumfassadensystem AA 100 Q und Aluminiumfensterprofil RT72 Reflex 1.4 von Kawneer) erlauben dabei vielfältige Einblicke auf die im Innenraum stattfindenden Theaterproben, Bildhauerseminare oder Konzerte. Eine wichtige Rolle spielt außerdem der aus gebranntem Naturstein errichtete Sockel, der einen gelungenen Bezug zur Bibliothek schafft und so die Einheit des Ensembles betont.

Die komplexe Geometrie der Aluminiumfassade setzt sich zusammen aus insgesamt 850 gefalteten Paneelen im Standardformat von 2 200 x 650 mm (Alucobond, goldfarben eloxiert). Die vom Fassadenbauer WVH Gevelprojecten umgesetzten Elemente wurden entsprechend der Planung der Architekten werkseitig vorgefertigt und dann vor Ort an der vorgesehenen Position mit einem Hakensystem aus Aluminium an der darunter liegenden Holzrahmenkonstruktion aufgehängt. Die integrierte, 270 mm dicke Dämmung aus Steinwolle ermöglicht auch hier optimierten Wärmeschutz.

Ähnlich dynamisch wie die äußere Hülle präsentiert sich auch der Innenraum des Kulturzentrums.

Multifunktional nutzbarer Innenraum

inen fließenden Übergang zum Straßenraum bildet hier zunächst das mittig platzierte gläserne Foyer, das gleichzeitig auch die Tourist-Information und ein Café aufnimmt und als Treffpunkt für die verschiedenen Nutzer fungiert. Zentrales Element im Raum ist die überaus dynamisch gestaltete, dabei gebäudehoch aufsteigende Treppenskulptur aus Holz, die einen direkten Zugang zu den einzelnen Ebenen und den dort gelegenen Studios und Büros ermöglicht.

„Direkt angrenzend an die Eingangshalle erreichen die Besucher außerdem den multifunktional nutzbaren Bühnensaal, der bei abendlichen Veranstaltungen auch über einen separaten Eingang erreichbar ist“, erklärt André van der Silk. „Je nach Bedarf können hier Popkonzerte, klassische Konzerte, Ausstellungen oder Tanzaufführungen stattfinden. Entstanden ist also ein Ort, an dem sich unterschiedlichste Schichten und Generationen begegnen und austauschen können.“


Projekt: Kulturzentrum „Zinder“

Standort: Rechtbankstraat, Tiel (NL)

Bauherr: VolkerWessels Bouw & Vastgoedontwikkeling Midden bv

Planung: De Zwarte Hond, Groningen (NL)
www.dezwartehond.nl

Landschaftsplanung: Felixx Landscape Architects & PlannerRotterdam (NL)

Statik: Pieters Bouwtechniek, Zwolle (NL)

BGF: 22 500 m² (inkl. Tiefgarage)

Fertigstellung: Oktober 2017


Architekt André van der Silk: „Hier (beim Kulturbau) hatten wir eher die Vorstellung eines goldenen Lampions, der gleichsam über dem Bühnensaal schweben sollte.“


Robert Uhde

Studium der Kunst und Germanistik in Oldenburg. Erstes Staatsexamen. Ausbildung zum Fachredakteur für Architektur bei der Verlagsgruppe Rudolf Müller in Köln. Seit 1997 freier Autor für Fachzeitschriften und Tageszeitungen. Eigenes Büro in Oldenburg.
www.robert-uhde.de


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