Startseite » Klima | Lüftung »

Leise kühlen

Neubau eines Theater-Probezentrums in Stuttgart
Leise kühlen

Im neuen Probezentrum des Württembergischen Staatstheaters können Schauspieler und Bühnenbauer neue Stücke unter optimalen Bedingungen vorbereiten. Hierfür sorgt auch ein ausgeklügeltes Kühlkonzept, das in dieser Leistungsfähigkeit wohl bisher einzigartig ist.

Dipl. Ing. Olaf Meier

Schon von weitem erkennt man den neuen Nutzer des ehemaligen Industriebaus am Löwentor in Stuttgart: „Staatstheater“ prangt in großen Buchstaben auf der Fassade. In einem Neon-Grün leuchtet der Schriftzug „Nord“ in einer eigens entwickelten Schablonenschrift auf, im „O“ eine geballte Faust als Logo. Hinter dieser Fassade befindet sich das neue Probebühnenzentrum des Staatstheaters Stuttgart. Gestaltet wurde die Fassade, genauso wie das Foyer, vom Ausstattungsleiter des Stuttgarter Schauspiels, Hannes Hartmann.
Für Generalplanung und architektonisches Konzept war die DIBAG Industriebau verantwortlich: Im Inneren reihen sich entlang eines zentralen Erschließungsflures je drei Probebühnen für Schauspiel und Oper mit 300 bis 900 m² Grundfläche sowie die Studiobühne „Nord“ mit Platz für 150 Zuschauer. Sie soll Spielstätte für unbekanntere Stoffe sein, junge Regisseure können sich hier beweisen. Heute, nach der ersten kompletten Spielzeit, hat sich die Studiobühne als ein lebendiger Theater-Ort bewiesen.
Immenser Wärmeeintrag
Damit bei aller Auseinandersetzung mit Schauspiel und Theater ein kühler Kopf bei Regie, Schauspielern und Zuschauern gewahrt bleibt, wurde eine hocheffiziente Klimatechnik installiert.
Dabei stellte die Studiobühne eine besondere Herausforderung dar: Die hier eingebaute Lichttechnik mit zahlreichen Scheinwerfern und Spotlights produziert enorm viel Wärme, die komplexe Tontechnik und die 150 Zuschauer sorgen für weiteren Wärmeeintrag – und das alles auf einer Fläche von gerade einmal 300 m².
In der Summe ergeben sich so Wärmelasten von bis zu 970 Watt pro m2 Studiofläche. In dem der Ausschreibung zugrunde liegenden Klimakonzept sollte diese Wärme alleine durch Be- und Entlüftung abgeführt werden. Dazu wäre eine gewaltige Luftbewegung notwendig: Alleine im Bereich der Studiobühne war im ursprünglichen Planungskonzept eine Gesamtluftmenge von 80 000 m3 pro Stunde vorgesehen. Im gesamten Probebühnenzentrum hätte sich die zu bewegende Luftmenge auf 195 000 m3 pro Stunde summiert. Aber das Bewegen großer Luftmengen verursacht einen hohen Lärmpegel – was bei einer Theateraufführung stört – und sie verbraucht sehr viel Energie.
Alternative: Kühldecke
Daher entwickelte Imtech -das Unternehmen wurde mit der Realisierung der gesamten Klima-, Sanitär-, Heizungs- und Kältetechnik beauftragt – ein alternatives Klimatisierungskonzept: Dabei sollten die Kühllasten durch eine zwischen Decke und Lichttechnik platzierte Hochleistungs-Lamellenkühl- decke abgeführt werden.
Ab einer spezifischen Kühllast von 40 bis 50 W/m2 sind die tatsächlichen Investitionskosten für ein Kühldeckensystem in Kombination mit einer Klimaanlage für den Mindest-Außenluftstrom niedriger als bei einem „Nur-Luft-System“.
Allerdings erforderte die Situation in der Studiobühne eine Kühlleistung von 416 Watt pro Quadratmeter – eine Kühldecke mit einer so hohen Kühllast wurde bisher wahrscheinlich noch nicht realisiert. Die Normkühlleistungen liegen im Durchschnitt bei unter 200 Watt. Doch die Kühlleistung ist abhängig von der Umgebungstemperatur: Je höher die Temperaturdifferenz zwischen Kühlsystem und Umgebungsluft ist, desto schneller erfolgt der Wärmeaustausch und desto leistungsfähiger ist das kühlende Bauteil. Wie eine Computer-Simulation von Imtech zeigte, wird im Deckenbereich der Studiobühne eine Temperatur von 38° Celsius erreicht – damit konnten die in der Studiobühne verbauten Hochleistungs-Kühldecken die erforderliche hohe Kühlleistung liefern.
Gleich mehrere Vorteile bietet diese Lösung: Zunächst einmal muss weitaus weniger Luft ausgetauscht werden. Im Bereich der Studiobühne werden statt 80 000 m3 nur noch 29 000 m3 Luft pro Stunde ausgetauscht werden. Im gesamten Probebühnenzentrum kann mit diesem Konzept die auszutauschende Luftmenge auf nur noch 75 000 m3 je Stunde abgesenkt werden – also auf nur noch 38 % der ursprünglich geplanten Menge. Dadurch ist nun der Einsatz von deutlich kleineren Ventilatoren mit einem erheblich geringeren Energieverbrauch möglich. Zudem wird der Geräuschpegel der Lüftungsanlage deutlich gesenkt, und die Anforderungen eines modernen Theaters an die Akustik werden gewahrt.
Generalplaner: DIBAG Industriebau, München Haustechnikplanung: Ingenieurbüro Witte, München
Unsere Top-3-Projekte des Monats
MeistgelesenNeueste Artikel

Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der bba-Infoservice? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum bba-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des bba-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de