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Flachdachdämmung - Dämmstoffe für genutzte Flachdächer

Flachdachdämmung
Exponiert druckfest

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Die Auswahl des Dämmstoffs für genutzte und ungenutzte Flachdächer wird unter anderem im Hinblick auf die mechanische Widerstandsfähigkeit getroffen. Mindestens ebenso wichtig können jedoch die Zusatzfunktionen des Dämmstoffs sein, zum Beispiel als Gefälledach, für die Ausbildung von Linienentwässerungen und Gegengefällen sowie für die wärmebrückenfreie Attika.

Anforderung:

Geeignete Dämmstoffe für genutzte Flachdächer

Lösung:

Auswahl nach Anwendungsgebiet und/oder Druckspannung bei 10 % Stauchung


Markus Hoeft

Flachdächer sind exponierte Bauteile, die neben den thermischen auch besonderen mechanischen Beanspruchungen unterliegen, was nicht nur für die Dachabdichtung, sondern auch bei der Planung der Flachdachdämmung zu berücksichtigen ist. Mechanische Einwirkungen ergeben sich in erster Linie aus Hagel und Schneelasten, aber ebenso aus dem Begehen zu Wartungszwecken, womit auch bei ungenutzten Flachdächern zu rechnen ist. Noch stärker ist naturgemäß die Belastung bei den verschiedenen Arten der genutzten Dächer:

  • Flachdächer für den regelmäßigen Aufenthalt von Personen, die also nicht nur zu Wartungszecken begangen werden, etwa Dachterrassen,
  • Flachdächer mit Intensivbegrünung,
  • befahrbare Flachdächer (Parkdecks).

Besondere Beanspruchungen mit Punkt- oder Linienlasten können sich außerdem bei einer Nutzung als Solardach ergeben, wenn die Solarmodule oder Kollektoren nicht mechanisch im Untergrund befestigt sind, sondern durchdringungsfrei auf der Dachabdichtung stehen.

Die Dämmstoffe müssen jedoch nicht nur mechanischen Beanspruchungen standhalten, sondern erhalten im modernen Flachdachaufbau zunehmend zusätzliche Funktionen, etwa für die Ausbildung eines optimalen Gefälles oder die wärmebrückenoptimierte Ausführung von Details, zum Beispiel an der Attika. Auch spezielle Bauformen wie das Umkehr- oder das Kompaktdach können sich auf die Entscheidung für einen bestimmten Dämmstoff auswirken.

Flachdachsystemaufbauten: Wärmedämmung und Feuchtigkeitsschutz

Druckfestigkeit der Flachdachdämmung

Eine erste Orientierung bei der Auswahl des Dämmstoffs im Hinblick auf die mechanische Beanspruchung geben die Anwendungsgebiete und Produkteigenschaften nach DIN 4108–10.

Für die meisten Flachdächer dürfte das Anwendungsgebiet DAA zutreffen, das für „Außendämmung von Dach oder Decke, witterungsgeschützt, unter Abdichtung“ steht. Statt mit Abdichtungen aus Bitumenbahnen oder Kunststofffolien können Flachdächer auch mit Metalldeckungen ausgeführt werden, was dem Anwendungsgebiet DAD „Außendämmung von Dach oder Decke, witterungsgeschützt, unter Deckung“ entspricht. Eine dritte Möglichkeit ist das Umkehrdach (DUK), bei dem der Dämmstoff über der Abdichtung liegt und damit der Witterung ausgesetzt ist.

Die Druckbelastbarkeit von Dämmstoffen im Flachdach wird zusätzlich zum Anwendungsgebiet mit nachgestellten Kürzeln beschrieben: Für nicht genutzte Dachflächen mit Abdichtung ist eine mittlere Druckbelastbarkeit (DAA dm) für die Flachdachdämmung vorzusehen. Terrassen und genutzte Dachflächen erfordern eine hohe Druckbelastbarkeit (dh), Parkdecks eine sehr hohe (ds) oder in speziellen Fällen auch eine extrem hohe Druckbelastbarkeit (dx).

Eine weitere Möglichkeit zur Beurteilung der mechanischen Widerstandsfähigkeit der Flachdachdämmung ist die Druckspannung bei 10 % Stauchung nach DIN EN 826, oft auch angegeben als CS (10) mit der Einheit kPa. Der Wert eignet sich für den schnellen Vergleich verschiedener Dämmstoffe untereinander. Es handelt sich jedoch um einen Laborwert, der unter einmaliger Belastung gemessen wird. Er beschreibt keine Langzeitbelastung sowie keine Beanspruchung durch dynamische Lasten und ist damit nicht für statische Nachweise verwendbar. Falls erforderlich muss dafür der Bemessungswert beim Hersteller erfragt werden.

Über die Langzeitbeständigkeit würde theoretisch auch die Angabe des Kriechverhaltens Aufschluss geben, die als Druckspannung bei 2 % Stauchung nach 50 Jahren beschrieben und als CC(2/1,5/50) ebenfalls in kPa angegeben wird. Der Wert ist beispielsweise für lastabtragende Dämmungen von Bedeutung, muss aber für einen normalen Flachdachdämmstoff nicht geprüft und deklariert werden.

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Alukaschierte PIR-Gefälledämmung fürs Flachdach

Geeignete Dämmstoffe für die Flachdachdämmung

Die Anwendungsgebiete DAA und DAD für genutzte und ungenutzte Flachdächer lassen sich mit praktisch allen gängigen Dämmmaterialien abdecken, sofern bei der Auswahl des Produkts auf die entsprechende Belastbarkeit geachtet wird. Im Folgenden werden unverbindliche Orientierungswerte genannt, die für den konkreten Fall in den Herstellerunterlagen geprüft werden müssen. Einzelne Produkte können besser oder schlechter abschneiden als die hier angegebenen Wertespannen.

EPS erreicht bei Wärmeleitfähigkeiten ab 0,032 W/(mK) Duckfestigkeiten CS (10) von bis zu 150 kPa. Polyurethan (PUR/PIR) dämmt bei vergleichbaren Druckfestigkeiten mit λ-Werten zwischen 0,024 und 0,030 W/(mK) etwas besser, was Aufbauhöhe im Flachdach sparen kann. Anders als etwa bei Innenräumen wird man bei einem normalen Flachdach in der Fläche zwar kaum Höhenprobleme haben, jedoch kann die Berücksichtigung der erforderlichen Anschlusshöhen an aufgehenden Bauteilen Höheneinschränkungen verursachen.

Wie überall ist auch auf dem Flachdach die nicht brennbare Steinwolle als Flachdachdämmung eine Alternative zu den Kunststoff-Hartschäumen. Allerdings werden für genutzte Flachdächer in der Regel höher verdichtete Platten benötigt, die in der Wärmeleitfähigkeit etwa bei 0,037 bis 0,040 W/(mK) liegen und darum etwas mehr Aufbauhöhe benötigen. Die Druckfestigkeit CS (10) erreicht Werte bis 80 kPa, was beispielsweise für Fluchtwege, Dächer mit aufgestellten Solaranlagen oder private Dachterrassen ausreichend sein kann.

Für das Umkehrdach (DUK), bei dem die Dämmung oberhalb der Abdichtung liegt, eignet sich XPS. Auch unter Feuchtigkeitsbelastung erreicht das Material in Abhängigkeit von der Dicke Wärmeleitfähigkeiten von etwa 0,027 bis 0,038 W/(mK). Vor allem aber überzeugt es mit hohen Druckfestigkeiten CS (10) bis 700 kPa und kann damit auch extrem hohe Druckbelastungen abdecken (dx nach DIN 4108–10).

Eine noch höhere Druckbelastbarkeit weisen Schaumglasplatten auf, die völlig stauchungsfrei sind und erst in Größenordnungen von 600 bis 1 600 kPa versagen. Das nicht brennbare Material wird bevorzugt als Kompaktdach verarbeitet, bei dem alle Lagen hohlraumfrei untereinander verbunden sind, was Durchfeuchtung oder Unterlaufen der Dämmschicht ausschließt.

Ebenfalls nicht brennbar sind Mineraldämmplatten als Flachdachdämmung, die λ-Werte um 0,045 W/(mK) mit Druckfestigkeit von 300 bis 350 kPa verbinden. In besonderen Anwendungsfällen, bei denen speziell die (Anschluss-)Höhen und damit die Dicke des Dachpakets zu beachten sind, können außerdem Hochleistungsdämmstoffe auf der Basis von Resol oder in Kombination mit Vakuum-Isolationspaneelen (VIP) eingesetzt werden. Und schließlich bieten einzelne Anbieter für hochbelastete Parkdächer auch Schaumglasschotter in der Bauweise als Umkehrdach an.

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Dauerhafte Wärmedämmleistung

Lösungen für spezielle Details

Angesichts der Fülle von für das Flachdach geeigneten Produkten werden oft verschiedene Dämmstofflösungen die Anforderungen im konkreten Einzelfall erfüllen. Für die weitere Eingrenzung muss dann die Bauweise des Flachdachs beispielsweise als Warm-, Kalt-, Umkehr- oder Kompaktdach berücksichtigt werden. Einfluss auf die Auswahl der Flachdachdämmung hat auch die Art der Lagesicherung, bei der vor allem die mechanische Befestigung der Abdichtung und Dämmung, das Verkleben oder die lose Verlegung mit Auflast zu unterscheiden sind.

Es kann sich aber lohnen, die jeweiligen Sortimente auch nach den Zusatzfunktionen zu beurteilen, die der Dämmstoff über die Grundanforderungen der Wärmedämmung und ausreichenden Druckfestigkeit hinaus erfüllt. Eine typische und bei fast allen Herstellern verfügbare Zusatzfunktion ist die Ausbildung des Gefälles mit dem Dämmstoff. Gefälledämmungen werden objektbezogen hergestellt und sorgen auf Rohdecken, die kein oder kein ausreichendes Gefälle aufweisen, für einen sicheren Wasserabfluss.

Die Entwässerung großer Flachdächer wird meist über Kehlen organisiert, in denen sich punktförmige Abläufe befinden. Zwischen diesen Abläufen gibt es oft kein ausreichendes Quergefälle, sodass es zu stehendem Wasser kommen kann. Eine einfache Lösung sind dann mit Dämmelementen ausgebildete Linienentwässerungen, wie sie beispielsweise Bauder, Puren oder Rockwool im Angebot haben. Sie leiten das Niederschlagswasser innerhalb der Tiefpunktlinie gezielt zu den Gullys.

Ein ähnliches Problem kann zwischen dem äußersten Gully und der Attika entstehen, wenn das Gefälle nach außen weist und der Fußpunkt der Attika niedriger liegt als der letzte Einlauf. Eine einfache Abhilfe ist dann die Ausbildung eines Gegengefälles mithilfe eines keilförmigen Elements. Zusätzlich lassen sich so genannte Dachkeile einsetzen, die an der Attika oder an andern aufgehenden Bauteilen für einen sanften Übergang von der Waagerechten zur Senkrechten sorgen und so scharfe Knicke in der Abdichtung vermeiden.

Die Attika ist jedoch nicht nur entwässerungstechnisch sensibel, sondern kann in massiver Ausführung auch eine Wärmebrücke darstellen. Um dies zu vermeiden, gibt es Attikaelemente bzw. -bausätze, mit denen wärmebrückenfreie Dachrandkonstruktionen aus dem Dämmstoff hergestellt werden (z. B. von Austrotherm und Puren).

Eine weitere Zusatzfunktion des Dämmstoffs ist das aus akustischen oder brandschutztechnischen Gründen eventuell notwendige Verfüllen der Sicken bei Trapezblechdächern, für das sich Sickenfüller aus Steinwolle anbieten.


Druckbelastbarkeit

Die Druckbelastbarkeit von Dämmstoffen im Flachdach wird zusätzlich zum Anwendungsgebiet mit nachgestellten Kürzeln beschrieben: Für nicht genutzte Dachflächen mit Abdichtung ist eine mittlere Druckbelastbarkeit (DAA dm) vorzusehen. Terrassen und genutzte Dachflächen erfordern eine hohe Druckbelastbarkeit (dh), Parkdecks eine sehr hohe (ds) oder in speziellen Fällen auch eine extrem hohe Druckbelastbarkeit (dx).


Ausgewählte Eigenschaften von Flachdach-Dämmstoffen

(Unverbindliche Orientierungswerte, einzelne Produkte können besser
oder schlechter abschneiden als in den Wertespannen angegeben.)

1) Abhängig u.a. von der Dicke

2) Stauchungsfreier Dämmstoff, Prüfung bis zum Versagen


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