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Beweglich und bewegend

Neubau eines Bürogebäudes in Bitterfeld
Beweglich und bewegend

Das Unternehmen Q-Cells AG bezog Ende 2007 eine neue Firmenzentrale im „Solar Valley“. Zu dem dreiteiligen Gebäudekomplex gehören Fertigungshallen und ein Bürogebäude. Weithin sichtbar: Eine Fassade aus hochformatigen Photovoltaikelementen kombiniert mit beweglichen Schattenspendern aus Streckmetall.

Dipl. Ing. Ulrich Köhl / jo

Eine „Denkfabrik“ war das Ziel der Planer von bhss Architekten aus Leipzig. Die Qualität des Büroneubaus soll sich messen lassen an der Entwicklungsfähigkeit und an der Wandlungsfähigkeit des noch jungen Unternehmens. So formulieren die Architekten ihre Konzeption:
„Arbeit und Zusammenarbeit werden in immer höherem Maße von Flexibilität und Dynamik geprägt sein. Weltweite Vergleichbarkeit und Transparenz der Unternehmen führen zu immer kürzeren Innovationszyklen, die sich nicht mehr durch vorgegebene Abläufe in festen Strukturen erreichen lassen. Gruppen- und Projektarbeit in ständig wechselnden Konstellationen ist ein Baustein, um besser und schneller zu wettbewerbsfähigen Ergebnissen zu gelangen. Projektorientierung, Teamwork und interdisziplinäre Zusammenarbeit benötigen flexiblere Gebäudestrukturen, als diese bisher üblich waren.“
Bisher ungekannte Dimensionen
Kerngeschäft der Q-Cells AG ist die Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von leistungsfähigen Solarzellen aus mono- und multikristallinem Silizium. Das Unternehmen will die Photovoltaik als nachhaltige und umweltgerechte Technologie voranbringen.
Klar also, dass Photovoltaiktechnologie bei der Fassadengestaltung der neuen Firmenzentrale eine zentrale Rolle spielt. Klar auch, dass im neuen Unternehmensdomizil bisher ungekannte Dimensionen realisiert wurden – getreu dem Q-Cells-Slogan „Unsere Energie ist unbegrenzt“. Nirgendwo in Deutschland wurden bisher Photovoltaikelemente von den Ausmaßen gefertigt, wie Q-Cells sie verbaute. Es ist das erste von drei Gebäuden, das schon zeigt, wie der gesamte Bürokomplex insgesamt einmal aussehen wird. Hoch aufragend, kompakt und gleichzeitig ohne jede Schwere ist das neue Firmendomizil. Blickfang ist eine doppelte Fassade: Die inneren durchscheinenenden Glasflächen sind außen umhüllt von einer Vielzahl einzelner hochgestellter rechteckiger Glas- und Metallelemente.
Das Gestaltungsprinzip dieser Gebäudehülle, die beim Betrachter Neugier auf das Innenleben im Gebäude hervorruft, folgt einem Dreiklang: An zwei Gebäudeseiten folgen auf jeweils ein hochformatiges Photovoltaikelement (1 400 mm breit und 2 892 mm hoch) immer zwei bewegliche, gleichgroße und ebenfalls hochformatige Schiebeelemente aus Streckmetall. An der Ost- und an der Nordseite befinden sich statt der Photovoltaik-Bauteile Siebdruckgläser. 105 solcher feststehender Siebdruckgläser, 103 ebenfalls feststehender Photovoltaik-Module und 210 Schiebeelemente wurden hier zu einer bewegten und den Betrachter bewegenden Komposition zusammengefügt.
Flexible Außenhaut
Die eigentliche – gläserne – Gebäudefassade ist mit der flexiblen „Außenhaut“ durch begehbare Balkone verbunden. Hier und da ragt das eigentliche Gebäude vor bis an den Außenrand der Fassadenkontur, doch diese Fenstervorsprünge werden durch die Sekundärfassade harmonisch aufgefangen, an manchen Stellen haben sich Streckmetallläden vor sie geschoben.
Die Photovoltaik-Module sind maßgerecht gefertigte Sicherheitsdoppelgläser (ESG/ESG-Verbund, je 6 mm dick), zwischen denen eine 2 mm-EVA-Folie und polykristalline Solarzellen „eingebacken“ wurden. Für die Modulvorderseite wurde ein Extraweißglas eingesetzt. Jedes dieser Module verfügt über 136 Solarzellen (156 mm x 156 mm), es wurden jeweils 17 Reihen mit je acht Solarzellen eingesetzt, pro Modul beträgt die Leistung 475 Wp. Jedes Modul verfügt über drei Anschlussdosen mit Bypassdioden, die auf der Innenseite angeordnet sind. Aufgehängt wurden die Photovoltaikmodule wie auch die feststehenden Siebdruck-Glaselemente mit handelsüblichen Klemmhaltern. Die auf diese Weise generierte grüne Stromkapazität beträgt insgesamt rund 48 kWp. Anders als die fest montierten Photovoltaik- und Glaselemente sind die zweigeteilten Schiebeelemente dazwischen beweglich. Jeweils zwei werden mit einem 24 Volt-Motor angetrieben.
Eine Steuerungsautomatik bewirkt, dass die Schiebeläden je nach Sonneneinstrahlung nebeneinander fahren und die Fassade auf diese Weise komplett abschirmen. Bei spärlichem Licht öffnen sie sich wieder – je zwei Läden schieben sich dabei mittels eines speziellen Mitnahmemechanismus hintereinander.
Kombi-Steuerung und allabendlicher Referenzlauf
Abweichend von dieser lichtgeführten Steuerungsautomatik hat jeder Gebäudenutzer die Möglichkeit, über einen Taster die Elemente nach individuellem Geschmack zu öffnen oder zu schließen. Durch diese Kombi-Steuerung sind ein optimaler Sonnenschutz und eine flexible Innenraumklimatisierung gewährleistet. Ein allabendlicher Referenzlauf sorgt für eine regelmäßige Synchronisierung der Schiebeläden.
Die Läden selbst bestehen aus zwei mm starkem Streckblech, dessen Reliefstruktur so geformt wurde, dass die Läden einen optimalen Verschattungseffekt haben. Die Bleche wurden auf Aluminiumrahmen aufgezogen. Die kompletten Schiebeläden (1 350 mm breit und 3 100 mm hoch inklusive Gleiter, Rollen und Führungsschienen) fahren oben und unten in speziellen Schienensimsen, die rund um das Gebäude geführt wurden. Sie fungieren zugleich als Deckenkopfverkleidungen und bilden einen markanten optischen Abschluss für jede Gebäudeetage.
Mit Colt International fand Generalplaner Hochtief einen erfahrenen Partner für die Fertigung und Montage der großformatigen Photovoltaikelemente. Dank der guten Zusammenarbeit konnte das Projekt innerhalb von knapp vier Monaten fertig gestellt werden. Im Bau befindet sich derzeit das zweite Gebäudemodul. In einem dritten Bauschritt wird ein Verbindungstrakt entstehen, der die beiden Hauptgebäude miteinander verbindet.
bba-Infoservice Photovoltaik-Module 559 Streckmetallelemente 560 Lichtgeführte Steuerungsautomatik 561
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