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Schwerelos

Schiebe- und Schiebefalttüren
Schwerelos

Markus Hoeft

Eine konventionelle Drehflügeltür mit 90 cm Türblattbreite bestreicht beim vollständigen Öffnen (180°) eine Fläche von gut 2,5 m². Wird die Tür nur bis zur 90°-Stellung geöffnet, sind es immerhin noch knapp 1,3 m².
Dieser unverzichtbare Türraum steht als Verkehrsfläche nur bedingt und für die Möblierung überhaupt nicht zur Verfügung.
Eine Alternative nicht nur für beengte Verhältnisse sind Schiebe- oder Schiebefalttüren, die in früheren Jahrzehnten oft als Verlegenheitslösungen interpretiert und entsprechend lieblos-schlicht ausgeführt wurden.
In den letzten Jahren hat jedoch ein Umdenken eingesetzt. Das Schieben ist nicht mehr Notbehelf, sondern eigenständige und vollwertige Öffnungsform für Türen – und mittlerweile auch für Fensterläden oder Raumtrennwände.
Bei den Materialien und Konstruktionen für die zu schiebenden Elemente steht Architekten der gleiche Gestaltungsspielraum wie jeweils bei Drehflügeltüren oder Klappläden zur Verfügung.
Auch die Beschlaghersteller haben die Funktionalität und das Design ihrer Schiebelösungen auf ein neues Niveau gehoben, so dass hier der Variationsreichtum inzwischen sogar größer erscheint als bei den Pendants zum Drehen oder Klappen.
Sinnliches Erlebnis
Das Hauptargument für geschobene Elemente, vor allem Türen, ist nach wie vor die Platzeinsparung. Doch neben dieser rein rationalen Begründung gibt es auch eher sinnlich-emotionale Vorzüge des Schiebens.
So ragt eine 90° geöffnete Drehflügeltür nicht nur platzraubend in den Raum hinein, sondern stört dabei auch die geometrische Klarheit des Raumerlebnisses. In jeder Zwischenposition erzeugt sie zudem eine irritierende schräge Orientierung, während Schiebetüren parallel zur Wand verlaufen und sich damit in jeder Stellung innerhalb der rechtwinkligen Raumharmonie befinden.
Ausgeprägt sinnlich kann auch das Öffnen einer Schiebetür verlaufen, nicht umsonst werden Schiebetüren umgangssprachlich auch Schwebetüren genannt. Hängende Schiebetüren mit einem guten oberen Laufwerk lassen sich mit wenig Kraftaufwand öffnen. Sie scheinen beinahe zu schweben und erzeugen damit angenehme, gut in die heutige Zeit passende schwerelos-leichte Assoziationen. Ein Gedanke, mit dem beispielsweise das auf monumentale Bauformen fixierte wilhelminische Kaiserreich gar nichts hätte anfangen können.
Insofern dürfte es kein Zufall sein, dass Schiebetüren gerade jetzt – in einer auf Eleganz und Leichtigkeit orientierten Architekturperiode – besondere Aufmerksamkeit erfahren.
Neben dem Schweben lässt sich mit Schiebetüren eine zweite sinnliche Qualität inszenieren: Das Verschwinden. Werden Schiebetüren beim Öffnen in Wandtaschen oder hinter Schränke geführt, scheinen sie sich überraschend ins Nichts aufzulösen.
Faszinierend ist auch der umgekehrte Prozess, wenn der Durchgang zum benachbarten Raum mit einer vorher nicht vorhandenen Tür wie von Zauberhand verschlossen wird. Natürlich beruhen das Verschwinden und Wieder-Erscheinen nur auf dem optischen Eindruck, trotzdem wirkt die Illusion spannend und anregend.
Einsatzvorteile und –grenzen
Sinnlich-psychologische Vorteile haben Schiebetüren auch in der Bauweise als elektrisch angetriebene und automatisch gesteuerte Tür. Die Antriebe lassen sich elegant in die Laufwerke integrieren und kommen ohne auffällige Gestänge aus, wie sie bei Drehflügeltüren zur Kraftübertragung auf den Flügel meist erforderlich sind.
Vor allem aber entfällt bei elektrischen Schiebetüren das Problem der Öffnungsrichtung. Dem Benutzer wird das bei automatischen Drehflügeln auftretende unangenehme Gefühl erspart, dass ihm die Türflügel bedrohlich entgegenkommen oder dass ihn – von der anderen Seite – die sich öffnenden Flügel geradezu aus dem Gebäude heraussaugen.
Elektrische Schiebetüren öffnen sich dezent zur Seite und greifen nicht in den freien Laufweg der Hindurcheilenden ein. Deshalb sind sie sehr gut als vollautomatische Türen in viel begangenen öffentlichen Bereichen geeignet.
Ohne Automatik sind sie für den gleichen Zweck allerdings von Nachteil. Denn Schiebetüren lassen sich von Hand umständlicher betätigen als Drehflügeltüren und sind bei hoher Frequentierung mit häufigem Öffnen und Schließen eher ein Hindernis. Die handbetätigte Schiebetür hat ihr typisches Einsatzgebiet deshalb vor allem in Wohnungen, eventuell auch noch in kleinen Büros oder Werkstätten. Einsatzgrenzen für Schiebetüren ergeben sich auch aus der nur mit einigem Aufwand zu erreichenden Dichtheit. Ohne zusätzliche Maßnahmen am Türflügel sind die Öffnungen gegen Staub, Lärm und Wärmeverluste nur unzureichend geschützt. Bei Schiebetüren im öffentlichen Bereich – und hier speziell bei Außentüren – kann mit dichten oberen und unteren Führungen sowie mit Gummilippen oder Bürstendichtungen ein befriedigender Verschluss erreicht werden. Allerdings erhalten die Türen durch diese Zusatzmaßnahmen eine sehr technisch-funktionale Optik, die in Flughäfen oder Einkaufszentren durchaus akzeptabel, in Wohnungen aber weniger erwünscht ist.
Im privaten Bereich werden Schiebeelemente deshalb vor allem dort eingesetzt, wo es nicht auf den Wärme-, Schall- und Staubschutz ankommt. Also vor allem für Innentüren, innere Trennwände oder Schiebeläden an der Fassade. Letztere können als Sichtschutz, Sonnenblende oder Verdunklung geplant werden und ein außerordentlich belebendes Architekturelement bilden. Denn im normalen Gebrauch variieren später die Stellungen an jedem Fenster mit der jeweiligen Tageszeit. Neben reinen Schiebeläden unterstützen außerdem Schiebe-Klapp-Lösungen, bei denen die verschobenen Flügel in der Ruhestellung Platz sparend eingeklappt werden, eine ausdrucksstarke Fassadengestaltung.
Bei Schiebeläden bietet sich der elektrische Antrieb besonders an, weil die Wohnungsnutzer mit einer Fernbedienung oder einer Programmautomatik deutlich weniger Aufwand für optimale Licht- und Klimaverhältnisse im Raum betreiben müssen. Bei inneren Schiebetüren ist der Komfortgewinn für den Bewohner nicht so markant, weshalb abzuwarten bleibt, ob sich Schiebetüren mit Elektroantrieb im Privatbereich durchsetzen werden. Möglich erscheint dies immerhin bei sehr schweren Türen und/oder im sehr exklusiven Wohnungsbau.
Vorgefertigt oder individuell
Viele Türenhersteller offerieren neben ihren Drehflügeltüren ebenso Modellreihen von einbaufertigen Schiebetüren. Auch bei Anbietern für Wintergärten und (Glas-)Fassaden gibt es meist Schiebeelemente passend zum jeweiligen System.
Derartige Komplettlösungen vereinfachen die Planung, weil alle Einbauteile und Details aufeinander abgestimmt sind. Dafür muss sich der Planer jedoch innerhalb eines vorgegebenen Gestaltungsrahmens bewegen.
Höhere Ansprüche an die eigene Kreativität stellt ein anderer Lösungsansatz, bei dem die Schiebebeschläge und die Tür- bzw. Fensterladenflügel getrennt bezogen werden.
Der Planer kann dann aus einer nahezu unbegrenzten Vielfalt von Beschlagmodellen sowie Materialien und Designs für die Flügel wählen. Die Komponenten lassen sich in Optik, Funktionalität und Geometrie ideal an die jeweilige bauliche Situation anpassen. Es entstehen Unikate oder Kleinserien, die sich speziell für Projekte mit individuellem Bauherrenanspruch und exklusiver Architektur eignen.
Grunddaten für die Planung von Schiebetüren sind zunächst natürlich die Höhe und Breite der zu verschließenden Öffnung. Normale Türbreiten werden in der Regel mit einem Türblatt verschlossen.
Bei größeren Öffnungen ist der Einsatz von zwei oder mehr Türblättern zu prüfen. Einteilige Türen werden nach rechts oder links verschoben. Zweiteilige meist nach links und rechts, wobei die beiden Blätter entweder separat zu bewegen sind oder über ein Synchronlaufwerk miteinander verbunden werden. Bei noch größeren Öffnungen und dem Einsatz von mehr als zwei Blättern gibt es einen allmählichen Übergang von der Teleskopschiebetür zur Schiebetrennwand, eine exakte Abgrenzung lässt sich hier kaum angeben. Typisch ist in beiden Fällen das kulissenartige Hintereinanderschieben der einzelnen Elemente. Im Grundsatz kann der Planer zwar frei festlegen, ob er mit ein-, zwei- oder mehrteiligen Lösungen arbeiten möchte. In der Tendenz ist es jedoch günstiger, möglichst wenig Blätter zu planen. Das Laufwerk lässt sich dann einfacher und klarer gestalten. Außerdem werden sehr hohe und schmale Elemente vermieden, die im Hinblick auf den ruhigen und verkantungsfreien Lauf unter Umständen Probleme bereiten können.
Kreativer Freiraum beim Türblatt
In ihren Beschlagssortimenten trennen die Hersteller meist zwischen Möbel- und Baubeschlägen für Schiebeelemente. Der Unterschied besteht vor allem im Gewicht des Türblatts, das die jeweiligen Beschläge verfahren können. Möbelbeschläge sind für leichtere Türen vorgesehen, die das Laufwerk wahlweise oben oder unten haben können (hängende oder stehende Tür).
Für Schiebetüren oder -trennwände benötigt man in der Regel die tragfähigeren Baubeschläge, die wegen der besseren Laufeigenschaften bevorzugt mit oberen Laufwerken arbeiten. Falls im oberen Bereich der Tür keine Bauteile vorhanden sind, die eine hängende Tür tragen können (Sturz, Decke oder Wand), stehen jedoch auch Baubeschläge für untere Laufwerke zur Verfügung.
Für die Beschlagauswahl muss der Planer also das Gewicht des Türblatts kennen, das neben der Geometrie auch von seinem Material abhängt. In Frage kommen vor allem Holz und Holzwerkstoffe sowie Glas, bei deren Oberflächen, Farben und Designs der komplette Gestaltungsspielraum des jeweiligen Werkstoffs ausgenutzt werden kann. Etwa indem Holz-Türblätter mit der gleichen Optik wie Wandvertäfelungen oder Einbauschränke ausgeführt werden. Fensterläden lassen sich mit identischem Material, aber eventuell kontrastierender Farbe perfekt in die Fassadenbekleidung einfügen.
Bei Glastüren, die im Allgemeinen aus 10 bis 12 mm dickem Einscheiben-Sicherheitsglas bestehen, lassen sich neben Standardlösungen aus Katalogen auch die Angebote spezialisierter Glasveredler nutzen. Gerade wegen diesen kreativen Freiheiten und der individuellen Anpassbarkeit beim Türblatt/Fensterladen lohnt es sich, auf eine einfache vorgefertigte Systemlösung zu verzichten und stattdessen Beschlag und Schiebeelement selbst zusammenzustellen.
Design und Funktionalität
Beide zusammen bestimmen das Erscheinungsbild einer Tür oder Trennwand, weshalb neben der Technik auch das Design des Beschlags zu bedenken ist. Es dürfte in den meisten Fällen nicht sinnvoll sein, das obere Laufwerk einer Schiebetür in der Decke verschwinden zu lassen. In Rohdecken ist dies sehr aufwändig. Und selbst bei abgehängten Unterdecken bleibt das Problem der Zugänglichkeit für Wartung und Reparatur.
Das Laufwerk wird also zu sehen sein, wodurch sich zwei mögliche Herangehensweisen ergeben: Entweder Laufwerk und Schiene werden als technisch-funktionales Design aufgefasst und bleiben bewusst sichtbar-auffällig.
Sehr elegant kann nach diesem Prinzip z.B. die Kombination einer Glastür mit einem Edelstahlbeschlag wirken. Oder es wird ein möglichst kompakt gebauter Beschlag gewählt, den ein Gehäuse oder eine Blende, wie sie in vielen Beschlagsortimenten angeboten werden, verdeckt. Die Wahl zwischen beiden Möglichkeiten hängt von der gewünschten innenarchitektonischen Aussage ab, aber eventuell auch von der vorhandenen Raumhöhe.
Denn im Unterschied zu Drehflügeltüren muss bei Schiebetüren und besonders bei raumhohen Schiebetrennwänden die Bauhöhe des Beschlags einkalkuliert werden. Dadurch wird nicht jeder Beschlag in jede bauliche Situation passen. Sehr knappe Höhen können außerdem ein Grund sein, statt einer hängenden doch eine stehende Tür zu planen. Zu den Platzüberlegungen gehört auch die Frage, wo sich die Schiebetür im geöffneten Zustand befinden soll. Bei attraktiven Türblättern – und ausreichend Platz – spricht nichts dagegen, sie einfach und sichtbar vor die benachbarte Wand laufen zu lassen.
Wie eingangs schon dargestellt, ist auch das Verschwinden der Tür eine raffinierte Lösung. Traditionell wurden dafür Mauertaschen vorgesehen, inzwischen gibt es aber ebenso Trockenbaulösungen für die Türaufnahme (Einbaukästen). Wenn ohnehin Einbauschränke vorgesehen sind, bieten sich diese für eine Integration der Türführung an.
Details für Sicherheit und Komfort
Laufwerk und Türblatt werden je nach Situation mit weiteren Einbauteilen komplettiert. In jedem Fall ist eine untere Führung als Gegenstück zum oberen Laufwerk vorzusehen (bzw. umgekehrt bei unterem Laufwerk). Klassisch sind Rollen an der Türunterkante, die in einer Führungsschiene auf dem Fußboden laufen. Die Bauweise ist robust, hat allerdings den Nachteil der deutlich sichtbaren und leicht verschmutzenden Schiene.
Eine optisch weniger auffällige Lösung mit ungestörter Fußbodenfläche lässt sich mit feststehenden Nocken erreichen, die in eine Nut auf der Unterkante der Tür eingreifen. Weitere Ergänzungen sind der Anschlag und eventuell eine Anschlagsdämpfung an den Endstellungen des Laufwerks. Jedes Türblatt erhält einen Griff oder eine Griffmuschel, für die bei Teleskoptüren unbedingt ein Fingerklemmschutz vorzusehen ist. An diesen Sicherheits- und Komfortdetails sollte keinesfalls gespart werden. Schiebetüren, -trennwände oder -läden haben stets den Hauch des Exklusiven und das sollte der Nutzer dann auch bei der Bedienung erleben dürfen.
Weitere Informationen zu Schiebebeschlägen
astec bba 541 Dorma-Glas bba 542
EKU bba 543
GEZE bba 544
Häfele bba 545
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