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Rollladenkasten

Rollladenkasten – hygienisch erforderlicher Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2
Integriert oder sichtbar betont

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Wenn an Fenstern Rollläden eingesetzt werden sollen, ist der Rollladenkasten Teil der ohnehin anspruchsvollen Schnittstelle am oberen Fensteranschluss. Seine Position und architektonische Wirkung müssen ebenso geplant werden wie der Wärmeschutz und die Luftdichtheit der Anschlüsse.

Anforderung:

Rollladenkasten ohne Kälteabstrahlung, Feuchtigkeits- und Schimmelbildung

Lösung:

EnEV-gerechte Ausführung – luftdicht und mit Mindestwärmeschutz


Markus Hoeft

Rollladenkästen galten früher als energetische Schwachstellen der Gebäudehülle, was bei älteren Modellen durchaus seine Berechtigung hatte. Sofern es sich um einfache Holzboxen handelte, in die der Rollpanzer aufgewickelt wurde, hatte der Kasten meist einen deutlich schlechteren Wärmedurchgangskoeffizienten als das Mauerwerk – selbst wenn es ungedämmt war. Der Rollladenkasten verschlechterte dadurch die Heizwärmebilanz und bildete eine Wärmebrücke, die zusätzlich durch Luftundichtigkeiten an den Anschlüssen verschärft wurde. Die Folge war neben einem Kältegefühl in der Nähe des Kastens Feuchtigkeitsbildung auf der Oberfläche, die sich optisch abzeichnen und im schlechtesten Fall zur Ansiedlung von Schimmel führen konnte.

Bei modernen Rollladenkästen müssen diese Probleme nicht mehr auftreten. Sie lassen sich EnEV-gerecht, luftdicht und mit einem Mindestwärmeschutz nach DIN 4108–2 ausführen. Trotzdem ist die Erinnerung an frühere Schwachstellen hilfreich, um sie bei der Planung der ohnehin nicht einfachen Schnittstelle von Außenwand, Fenster und Sonnenschutz zu berücksichtigen. Was übrigens nicht nur für Rollläden im engeren Sinn gilt, denn bauähnliche Kästen werden heute auch für Außenjalousien bzw. Raffstoren oder Senkrechtmarkisen verwendet, wenn der eingezogene Sonnenschutz nicht offen auf der Fassade, sondern abgedeckt in einem Kasten lagern soll.

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Eingebaut in den Sturz

Rollläden werden in aller Regel mit Fertigkästen montiert, die als komplette Bauelemente mindestens aus dem Korpus, der Wärmedämmung, den Seitenteilen und den Revisionsdeckeln bestehen. Handwerklich auf der Baustelle gefertigte, so genannte Tischler- oder Rabitzkästen, haben an Bedeutung verloren. Hinsichtlich der Position zum Fenster und zur Außenwand ist grundsätzlich zwischen Kästen für Aufbau-, Einbau- oder Vorbaurollläden zu unterscheiden, wobei Aufbaurollläden auch als Aufsetz- oder Aufsatzkästen bezeichnet werden.

Bei Neubauten kommen in der Regel Einbaurollläden zum Einsatz, deren Kästen zusammen mit der Rohbauwand im Fenstersturz ausgeführt werden. Diese Sturzkästen liegen bündig in der Wand und können zusammen mit dieser einfach überputzt bzw. überdämmt werden, sodass der aufgewickelte Rollladen optisch praktisch gar nicht in Erscheinung tritt. Einbaurollläden mit ihren Sturzkästen lassen sich bei Modernisierungen gar nicht oder nur mit sehr hohem Aufwand nachträglich einfügen. Etwas besser ist die Situation, wenn es vor der Modernisierung bereits Rollläden mit Kästen im Sturz gegeben hat. Dann lässt sich der vorhandene Hohlraum eventuell erneut nutzen, zumindest wenn er groß genug ist und seine Dämmung und Luftdichtheit auf heutige Anforderungen ertüchtigt werden können. Die Industrie bietet dafür nachträgliche Dämmsets an.

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Der Rollladenkasten als Teil des Fensters

Bei Aufbaurollläden ist der Kasten oben am Fenster befestigt und wird als Teil des Fensters zusammen mit diesem eingebaut. Die Bauweise ist weitgehend unabhängig von der Beschaffenheit des Sturzes. Dafür reduziert jedoch der Kasten die für das Fenster nutzbare Höhe der Rohbauöffnung. Dies kann im Neubau kompensiert werden, wenn die Fensteröffnung von vornherein höher ausgeführt wird. In der Modernisierung bleibt der frühere Sturz in der Regel erhalten, sodass man mit dem vorhandenen Rohbaumaß leben muss. Gerade in Altbauten des 19. Jahrhunderts wurden jedoch teilweise sehr hohe Fenster verwendet, sodass eine Reduktion der Höhe eventuell akzeptabel ist.

Die Entscheidung für Aufbaurollläden ist vor allem dann sinnvoll, wenn die Fenster im Rahmen der Modernisierung ohnehin erneuert werden sollen. Dann kann für alle Fenster einer Fassade die gleiche neue Höhe gewählt werden. In der Außenansicht entsteht wiederum ein homogenes Bild, bei dem die Rollladenkästen wie im Neubau nicht sichtbar hinter der Dämmung, dem Putz und/oder der Klinkerfassade liegen können. Je nach Art der Fassadengestaltung und ihren Proportionen ist aber auch eine sichtbare und bewusst gestaltete Ausführung mit Außenflächen aus farbigen Kunststoff- bzw. Aluminium-Profilen denkbar, durch die die Kästen eine horizontale Struktur in der Fassade bilden.

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Vorbaukasten vor dem Fenster

Noch näher liegt der Gedanke, den Kasten nicht verdeckt hinter Putz, sondern als gestaltendes Element von außen deutlich sichtbar einzubauen, bei den Vorbaurollläden. Wie der Name schon andeutet werden sie vor ein vorhandenes oder erneuertes Fenster gesetzt. Der Kasten liegt dann entweder in der Fensteröffnung – was eine Höhenreduktion wie beim Aufbaurollladen zur Folge hat – oder er liegt als selbstständiges Element komplett auf der Außenwand bzw. ihrer Wärmedämmung. In dieser Position werden der Lichteinfall und die Größe der Fenster nicht beeinträchtigt, was den Vorbaurollladen besonders für den nachträglichen Einbau prädestiniert – speziell wenn die Fenster nicht erneuert werden sollen.

Aber auch im Neubau kann der Einsatz sinnvoll sein, weil Vorbaurollläden in der energetischen Betrachtung vor der wärmedämmenden Gebäudehülle liegen. Den Wärmeschutz stellen hier allein die Außenwand und das Fenster sicher; ihre fachgerecht ausgeführten Anschlüsse sind auch für die von der EnEV geforderte Luftdichtheit ausschlaggebend. Der Kasten bildet hingegen keine Wärmebrücke in der Wand.

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Aufsatzkästen energetisch betrachtet

In die Wärmeschutzberechnung gehen Aufsatzkästen mit ihrem eigenen, vom Hersteller anzugebenden Wärmedurchgangskoeffizienten Usb und der zugehörigen Flächen Asb als Teil des Fensters ein (Index sb für shutter box). Allein im Sinne der EnEV hat der Rollladenkasten also keine eigenständige Anforderung zu erfüllen, stattdessen muss das gesamte Fenster mit Rahmen, Verglasung und eben dem Kasten den geforderten U-Wert erreichen.

Neben diesen Anforderungen an den Wärmeschutz des Gebäudes im Sinne der EnEV haben Rollladenkästen, die Teil der wärmeübertragenden Umfassungsfläche sind, jedoch zusätzlich den Mindestwärmeschutz nach DIN 4108–2 zu erfüllen. Dabei geht es nicht um die Einsparung von Heizenergie, sondern um die Vermeidung von Tauwasserausfall oder Schimmelpilzbildung auf der Innenseite von zu kühlen Bauteilen.

Aus der Norm ergibt sich ein U-Wert von 0,85 W/m2K für Rollladenkästen (dort formuliert als Wärmedurchlasswiderstand R). Zu beachten ist, dass die Angabe lediglich den hygienisch erforderlichen Mindestwärmeschutz beschreibt. Im Sinne der Energieeffizienz sind bessere, also kleinere U-Werte erstrebenswert und mit dem heute erreichten technischen Stand auch realisierbar. Außerdem ist zum Schutz gegen Schimmelbildung nachzuweisen, dass der Temperaturfaktor fRsi an der ungünstigsten Stelle 0,70 nicht unterschreitet, was einer niedrigsten inneren Oberflächentemperatur von 12,6 °C unter Normbedingungen entspricht. Viele Systemanbieter geben in ihren Unterlagen fRsi-Werte für bestimmte typische Einbausituationen an.

Im Sinne der Energieeffizienz nach EnEV, aber auch im Hinblick auf den Mindestwärmeschutz nach DIN 4108 ist außerdem auf einen fachgerecht abgedichteten Einbau der Fenster im Allgemeinen und des Aufsatzrollladens im Besonderen zu achten. Die Anbieter von Dichtungsbändern bieten in ihren Sortimenten meist auch Lösungen für den luftdicht angeschlossenen Rollladen an.

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Weitere Planungsaspekte beim Rollladenkasten

Neben der Position des Rollladens und seiner energetischen Qualität sind bei der Planung des Kastens eine Reihe weiterer Randbedingungen zu beachten. In erster Linie natürlich die Kastenmaße, die u.a. von der Höhe des zu schützenden Fensters und dem daraus resultierenden Durchmesser des aufgewickelten Panzers (auch als Ballen bezeichnet) abhängen. Bei der Länge des Kastens ist die Unterbringung der erforderlichen Bedienelemente zu beachten, weshalb die Einbauöffnung für den Kasten unter Umständen breiter sein muss als der Panzer selbst.

Traditionelle Antriebe für Rollläden sind Gurt- und Seilzüge oder Kurbelgetriebe. Zunehmend kommen im hochwertigen Bauen jedoch Elektroantriebe zum Einsatz, für die neben der Stromversorgung auch die Peripherie mit den Steuerungs- und Bedienelementen sowie mit Komfortlösungen wie Zeitschaltuhr oder Dämmerungsautomatik zu planen ist. Ebenso sollte geprüft werden, ob der Rollladen mit einem ebenfalls rollbaren Insektenschutz kombiniert wird, den verschiedene Hersteller heute schon im Kasten integriert anbieten.

Bei der architektonisch geprägten Entscheidung für einen einseitig oder beiderseitig außen und innen überputzten Rollladenkasten ist die Lage der Revisionsöffnung zu beachten. Der Revisionsdeckel muss beschädigungsfrei zu öffnen sein und einen Ausbau von Welle und Panzer ohne weitere Maßnahmen ermöglichen. Ist dies von innen nicht möglich, können alternativ Öffnungen von außen oder unten geprüft werden.

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Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2

Aus der Norm ergibt sich ein U-Wert von 0,85 W/m2K für Rollladenkästen. Dies beschreibt lediglich den hygienisch erforderlichen Mindestwärmeschutz. Der heutige technische Stand lässt deutlich bessere Werte zu.


Regelwerke

DIN 18073:2018–09 (Entwurf) Rollläden, Markisen und sonstige Abschlüsse im Bauwesen – Begriffe und Einsatzempfehlungen

DIN EN 13659:2015–07 Abschlüsse außen und Außenjalousien – Leistungs- und Sicherheitsanforderungen

Praxisnahe Planungshilfen sind darüber hinaus die ‚Technischen Richtlinien‘ des Technischen Kompetenzzentrums Bundesverband Rollladen + Sonnenschutz e. V., darunter im Hinblick auf den Rollladenkasten speziell:

– TR 101 Rollläden – Allgemeines

– TR 103 Rollläden, Außensonnenschutz – Kästen


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