Firmen im Artikel
Ein Pumpwerk mit ungewöhnlicher Äthetik wurde in Innsbruck realisiert. Die fugenarme, z.T. gebogene Glasfassade geht dabei direkt in die Glasbrüstung über.
Dipl.-Ing. Claudia El Ahwany | be
Die beschauliche Stadt Innsbruck bietet nicht nur ein wunderschönes Naturpanorama, sondern auch Architektur der Weltklasse. Hierzu gehören unter anderem die Sprungschanze von Zaha Hadid, die Rathausgalerien von Dominique Perrault und das Kaufhaus Tyrol von David Chipperfield.
Dass die Stadt aber auch bei kleineren Projekten großen Wert auf eine ansprechende Ästhetik legt, beweist sie mit dem kürzlich errichteten Hochwasserpumpwerk am Marktplatz, das durch eine Glasfasassade mit puristischer Eleganz besticht. Notwendig wurde das Objekt, weil Messungen ergaben, dass die Regenschauer in der Stadt immer heftiger werden. Da ein Großteil der Innenstadtfläche versiegelt ist, kann das Wasser nicht ins Erdreich sickern, sondern wird in die Kanalisation geleitet. Ist diese überlastet, drückt das Wasser die Kanaldecken nach oben und überflutet Straßen und Keller.
Ästhetisch ansprechender Ingenieurbau
Um dem entgegenzuwirken, entschied die IKB (Innsbrucker Kommunalbetriebe Aktiengesellschaft), an der nordwestlichen Seite des Marktplatzes ein Hochwasserpumpwerk zu errichten. Es hat die Aufgabe, bei Bedarf das Regenwasser in den Fluss Inn zu pumpen. Der Ingenieurbau besteht aus einem ober- und einem unterirdischen Teil. Unter der Erde befinden sich die Leitungen, die das Wasser in den Inn leiten, oberirdisch ist die hierzu erforderliche elektrische Anlage untergebracht. Diese sieht man von außen allerdings nicht. Hier nimmt der Betrachter einen schlichten Baukörper wahr, in dem seitlich eine Treppe integriert ist, die auf eine ca. 40 m² große Plattform führt. Von dieser aus hat man einen guten Blick über den gesamten Platz.
Glasfassade und -brüstung in einem
Da sich das Gebäude direkt am Marktplatz von Innsbruck befindet, sollte die Fassade nach dem Entwurf des Architekten Karl Heinz zusammen mit Gerhard Walter aus Innsbruck möglichst glatt und fugenarm sein. Deshalb wurden Glaselemente mit maximalen Abmessungen von 4.670 x 1.425 mm eingeplant. Eine stattliche Größe angesichts der Tatsache, dass die Scheiben der Glasfassade an manchen Stellen zusätzlich gebogen waren. Zudem geht das Glas der Fassade direkt in die Brüstung über, die ebenfalls fast ausschließlich aus Glas besteht. Infolgedessen waren die Anforderungen an die Glaselemente ausgesprochen hoch.
Glasfassade mit ungewöhnlichem Farbenspiel
In Glas Marte fand der Architekt einen Hersteller mit hochwertigen Produkten und dem erforderlichen Know-how. Zum Einsatz kamen das Verbundsicherheitsglas »GM VSG Lamimart« und Brüstungsglas »GM Railing Plan 2«. Das ungewöhnliche Farbenspiel der Glasfassade entstand durch den Verbund von Glas und Folie unter hoher Hitze- und Druckeinwirkung. Dabei werden mehrere Scheiben gleicher oder unterschiedlicher Glasarten und -dicken miteinander verbunden, sodass im Verbund die Vorteile verschiedener Gläser kombiniert werden. Zudem nahmen die verwendeten Folien Einfluss auf das Aussehen des Glases. So erscheint das Glas des Innsbrucker Pumpwerks je nach Lichteinfall schwarz, grau oder blau.