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Glasfassade mit konkaven und konvexen Rundungen

Neubau eines Bürogebäudes im niederländischen IJsselstein
Gläserne Kurven

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In einem Gewerbegebiet bei Utrecht hat das vor Ort ansässige Architekturbüro EVA das Bürogebäude „De Curve“ fertiggestellt; der Architektur ist Aufmerksamkeit gewiss. Charakteristisches Element des aufgeständerten Pavillons ist die elegant geschwungene, dabei vielfach vor- und zurückspringende Glasfassade.

 

Anforderung:

Transparentes und freundlich-modernes Bürogebäude als „Eye-Catcher“

Lösung:

Geschwungene Glasfassade mit konkaven und konvexen Rundungen


Robert Uhde

Wer sich mit offenen Augen niederländische Gewerbegebiete ansieht, der wird dort zwischen jeder Menge Allerweltsbauten immer wieder auch interessante Projekte mit architektonischem Anspruch entdecken. Ein gutes Beispiel findet sich im Industriepark „Paardenveld“, zehn Kilometer südwestlich von Utrecht gelegen, in der rund 30 000 Einwohner zählenden Gemeinde IJsselstein. An der Kreuzung Linnaeusweg und Merianweg trifft der Blick hier auf einen markant gestalteten Pavillon, dessen dynamisch geschwungene Glasfassade einen wohltuenden Kontrast zur Monotonie der überwiegend aus den 1980er- und 1990er-Jahren stammenden Nachbarbauten schafft.

Im Innenraum des Gebäudes steht auf zwei Ebenen eine flexibel nutzbare Fläche von 1 600 m² zur Verfügung. Im Obergeschoss ist die 25-köpfige Service-Abteilung des nebenan ansässigen Elektro-Betriebes Terberg angesiedelt, die untere Ebene ist getrennt an verschiedene Unternehmen vermietet, könnte perspektivisch aber als Erweiterungsfläche durch den Bauherrn genutzt werden.

Differenzierte Formgebung

Mit der Planung und Umsetzung des Projektes war im Sommer 2015 das Utrechter Architekturbüro EVA beauftragt worden. Ausgehend von dem exponierten, von allen Seiten aus einsehbaren Standort und dem Wunsch des Bauherrn nach einem transparenten und freundlich-modernen „Eye-Catcher“, der auf den ersten Blick die Kompetenz des Unternehmens unterstreichen sollte, entstand ein großflächig verglaster Pavillon, der letztlich ohne wirkliche „Rückseite“ auskommt. Stattdessen findet sich eine organisch abgerundete Grundrissform, die im Wesentlichen den bestehenden Bebauungsgrenzen folgt, um so eine maximale Ausnutzung der bestehenden Grundstücksfläche zu ermöglichen. Die komplette Aufständerung des Baukörpers sorgt dabei dafür, dass die notwendigen PKW- und Fahrrad-Stellflächen ebenerdig unterhalb des Baukörpers angesiedelt werden konnten. Zusätzliche Dynamik erhält der Entwurf durch die umlaufend integrierten, teilweise leicht vorkragenden Geschossbänder aus schwarz lackiertem Aluminium, die sich in Höhe und Ausrichtung an den Bebauungshöhen und Fluchtlinien der umstehenden Bauten orientieren.

Besonders facettenreich präsentiert sich die nach Südosten hin orientierte Ansicht des Gebäudes, die insbesondere durch das schwungvolle Zurückweichen der oberen Ebene markiert wird: „Der kurvige Einschnitt ermöglichte nicht nur die Schaffung einer begehbaren Dachterrasse für die Mitarbeiter, sondern er sorgt im Verbund mit dem vorkragenden Dach auch für eine reduzierte Sonneneinstrahlung im zurückspringenden Gebäudeabschnitt“, erklärt Projektarchitekt Maarten Terberg, der über seinen Großvater Joop Terberg familiär mit dem Auftraggeber verbunden ist. Ein markanter Blickfang ist außerdem der über eine breite Treppe erreichbare, im Kontrast zur Glasfassade komplett geschlossene Eingangsbereich in Richtung Osten, der ähnlich wie die umlaufenden Geschossbänder mit dunklen Aluminiumelementen gestaltet wurde. Von Westen oder Norden her betrachtet erscheint der Neubau hingegen deutlich reduzierter wie eine fast schon abstrakte Raumskulptur, die mit einem schräg vorgeschobenen Obergeschosses der angrenzenden Straßenkreuzung entgegenkommt.

Geschwungene Glasmembran für Glasfassade

Als große Herausforderung bei der Planung und Umsetzung des Projektes gestalteten sich die vielfältigen konkaven und konvexen Rundungen der Glasfassade. Um hier eine fachgerechte Lösung zu erzielen, die einerseits den hohen ästhetischen Ansprüchen genügt und andererseits dazu in der Lage ist, stützenfrei die auftretenden Windkräfte aufnehmen zu können, arbeiteten die Architekten von Beginn an eng zusammen mit dem erfahrenen Delfter Fassadenbauer Octatube, der in den vergangenen Jahren unter anderem die aufwändige Fassadenkonstruktion der Rotterdamer Markthalle realisiert hat und außerdem an der Umsetzung des neuen Eingangsgebäudes vom Van-Gogh-Museum in Amsterdam beteiligt war.

„Um die insgesamt 654 m² große Glashülle ausbilden zu können, kamen 127 individuell gefertigte, jeweils 1,80 breite und 2,95 m hohe und dabei extrem schlank profilierte Elemente aus HR++ Zweischeiben-Verbundsicherheitsglas mit einer Stärke von 42 mm zum Einsatz, die auf der Baustelle an ihrer Ober- bzw. Unterkante in jeweils vorgesehene Fugen in der Geschossdeckenkonstruktion eingesetzt wurden“, erklärt Maarten Terberg. Die als Schiebetür ausgebildete Konstruktion im Bereich der Dachterrasse ermöglicht dabei einen offenen Zugang nach außen. Für einen optimierten Sonnenschutz sind die Glaselemente durchgängig mit einer speziellen Sonnenschutz-Beschichtung versehen. Zur Verschattung stehen außerdem elektrisch bedienbare, in den umlaufenden Geschossbändern integrierte Horizontaljalousien zur Verfügung.

Transparente Bürolandschaft

Ebenso luftig wie die Außenansicht präsentiert sich die gemeinsam mit dem Amsterdamer Innenarchitekturbüro CBRE entwickelte Innenraumgestaltung. Die Ausbildung eines zentralen statischen Kerns mit Besprechungsräumen, Servicefunktionen und Technik sowie die Integration von 18 Betonstützen zum Abtragen der Lasten der Betondecken ermöglichte dabei eine übersichtliche Erschließung sowie weitgehend freie Raumfluchten zwischen Kern und Außenfassade. Um ein Maximum an Flexibilität zu ermöglichen, wurde das Konzept einer fließenden Staffelung von informellen und formellen Räumlichkeiten verfolgt, zur Unterteilung der verschiedenen Einheiten kamen aus Gründen der Transparenz Trennwände aus Glas zum Einsatz: „Eine wichtige Rolle spielt außerdem die vielfältig nutzbare Mitarbeiterkantine, die im Obergeschoss direkt an die Zugangstreppe und das interne Atrium angrenzt“, erklärt Maarten Terberg. „Von hier aus schließen sich einerseits die verschiedenen Gruppenarbeitsplätze mit ihrer freien Sicht nach außen an, im Kern des Gebäudes stehen zusätzlich abgeschlossene Besprechungsräume zur Verfügung.“

Eine zentraler Bestandteil der Planung war die Entwicklung eines nachhaltigen Energiekonzepts. Wichtige Bausteine dazu sind eine Erdwärmepumpe für Heizung und Kühlung sowie die 120 m² große Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 51 300 kWp. Im Zusammenspiel mit einer bewegungsgesteuerten LED-Beleuchtung sowie der Dachbegrünung mit Sedum konnte schließlich erreicht werden, dass der Neubau rund 70 % Energie gegenüber einem herkömmlich gebauten Bürogebäude einspart. Alles in allem also kaum verwunderlich, dass der Entwurf durch sein überzeugendes Zusammenspiel von Ästhetik, Funktionalität und Gebäudetechnik vor kurzem mit der Auszeichnung „Bürogebäude des Jahres 2018“ in den Niederlanden (Architectenweb Awards) bedacht wurde.


Bauherr: Edmuntend Properties B.V., IJsselstein, NL

Planung: EVA, Utrecht, NL

Planungsteam: Daniël Biesheuvel, Maarten Terberg, Luuk Stoltenborg
www.e-v-a.net

Innenarchitekten: CBRE, Amsterdam, NL

Bauunternehmen: Van Baaren aannemers, Lopik NL

TGA: Total Building Technologies

Statik: Geelhoed Engineering, Moordrecht NL

Bruttogeschossfläche: 1 600 m²

Planungs- und Bauzeit: Januar 2016 bis Oktober 2017


Projektarchitekt Maarten Terberg: „Der kurvige Einschnitt ermöglichte nicht nur die Schaffung einer begehbaren Dachterrasse für die Mitarbeiter, sondern er sorgt im Verbund mit dem vorkragenden Dach auch für eine reduzierte Sonneneinstrahlung im zurückspringenden Gebäudeabschnitt“.


Nachhaltiges Energiekonzept mit Erdwärmepumpe, Photovoltaikanlage und bewegungsgesteuerter LED-Beleuchtung sowie Dachbegrünung mit Sedum. Damit spart der Neubau rund 70 % Energie gegenüber einem herkömmlich gebauten Bürogebäude ein.


Robert Uhde

Studium der Kunst und Germanistik in Oldenburg. Erstes Staatsexamen. Ausbildung zum Fachredakteur für Architektur bei der Verlagsgruppe Rudolf Müller in Köln. Seit 1997 freier Autor für Fachzeitschriften und Tageszeitungen. Eigenes Büro in Oldenburg.
www.robert-uhde.de


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