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Akzente gesetzt

Büroneubau in Berlin
Akzente gesetzt

Jörg Pfäffinger /red.

Kny & Weber Architekten kennen „ihre” Gegend an der ehemaligen Grenze, denn sie stammen aus dem Osten Berlins und haben ihr Büro 1990 gegründet. Heute betreiben sie es an der Köpenickerstraße, nur wenige hundert Meter vom ver.di-Neubau entfernt.
“Mit diesem Areal haben wir uns schon über zehn Jahre städtebaulich auseinander gesetzt. Wir sind direkt Anlieger und mit der Entwicklung dieser Grundstücke eng verbunden”, erläutert Dipl.-Ing. Thomas Weber.
Zu diesem Gebiet habe er eine Beziehung entwickelt über ein ehemaliges ostdeutsches Bauunternehmen, das an dieser Stelle, dem früheren Mauerstreifen, ansässig war. „Durch dieses Unternehmen kamen wir in Kontakt mit dessen Nachfolger, der Alex-Bau als Tochtergesellschaft der Hoch-Tief. In der Folge gab es 1993/94 ein städtebauliches Gutachterverfahren, in dem unser Entwurf zur weiteren Bearbeitung ausgewählt wurde”, so Weber.
Bewusste Standort-Wahl
Das Gebäude befindet sich noch im Bezirk Mitte – auf der anderen Straßenseite des Engeldammes beginnt Kreuzberg. Ver.di hat sich bewusst für den Standort an der ehemaligen Grenze entschieden, um die städtebauliche Brache an der Schnittstelle zwischen Ost und West zu beleben.
Für 1 300 Mitarbeiter geplant, weist der achtgeschossige Bau 50 000 m2 Brutto-Grundfläche auf, davon 8 000 m2 unterirdisch für u.a. 170 Stellplätze, Archiv, Haustechnik. Neben den Büro- und Veranstaltungsräumen, dem Konferenzbereich und dem Kasino gibt es ein Atrium, dessen Glasfront nach Norden zur Spree hin ausgerichtet ist und mit einer Höhe von 20 m bzw. bis zum 6. Geschoss aufragt.
Hier ist Platz für das Foyer mit Empfang, für Kommunikation und ein Ladengeschäft. Die Nordausrichtung, so Weber, habe den Vorteil, dass eine Hallenverglasung mit derartigen Abmessungen bei Südorientierung zu hohe Wärmeeinträge ergeben hätte.
Konzept der Flexibilität
Das Gebäudekonzept orientiert sich an den Industriebauten des ausgehenden 19. Jahrhunderts, die sich durch eine Skelettbauweise auszeichneten und dadurch sehr flexibel auf funktionelle Anforderungen reagieren konnten.
Die Geschosshöhe wurde mit 3,60 m gewählt, um eine lichte Raumhöhe von über 3 m zu erreichen. Dieses erhöhte Luftvolumen in den Büroräumen war Grundlage der Entscheidung, auf eine mechanische Be- und Entlüftung zu verzichten. Statt dessen lassen sich die Fenster öffnen, und im Zuge einer passiven Klimatisierung weisen die massiven Betondecken keine Unterdecken auf, um als Speichermasse wirken zu können.
Bei der Konstruktion der Treppen wurde auf optimalen Schallschutz geachtet, dafür wurden insgesamt 99 Stück trittschalldämmende Tronsole von Schöck eingesetzt.
Prägnante Silhouette
„Die Fassade ist nach den gültigen Regeln der Norm gebaut. Wir haben einen dreischichtigen Aufbau mit einer Kernschicht aus Stahlbeton und einer Außendämmung als Kerndämmung. Die Fassade ist grundsätzlich mit Vollwärmeschutz und Klinker versehen”, so Weber. „Wir wollten zeigen, dass unser Gebäudekonzept auch nach 100 Jahren noch gut brauchbar ist, wie das auch bei den alten Gewerbebauten zugrunde lag.”
Zur Gestaltung der Fassade sagte er: „Bei derart großen Gebäuden entstehen oft uniforme Fassaden. Wir wollten die Fassade dadurch differenzieren, dass wir die Besonderheiten der Orientierung herausgearbeitet haben. Es entstand zur Spree die Ansicht mit den weit ausladenden Erkern. Die einprägsame, markante Silhouette, die dieses Haus erzeugt, ist inzwischen stadtbekannt. Die Ostfassade zeigt zum Wasser hin sechs auffällig lange Balkonen, von denen aus ein weiter Ausblick herrscht, der südliche Fassadenteil nimmt das klassische Repertoire der Lochfassade wieder auf mit ihren größeren und kleineren Fenstern. Nach Westen hin gibt es eine Bandfassade. Wir haben dem Gebäude zu jeder Seite hin ein eigenes Gesicht gegeben.”
Qualitätsaspekt Vorfertigung
Zur Anbringung der Balkone griffen Kny & Weber auf Isokörbe von Schöck zurück. Dazu Weber: „Alle Balkone wurden vom Bauwerk thermisch getrennt und bestehen aus Elementen aus wasserundurchlässigem Beton, die zusätzlich keine Dichtung aufweisen. Durch den Einsatz dieser Elemente ist es möglich, relativ schlanke Konstruktionen zu erzielen. Dank der Isokörbe benötigt man jetzt keine Dämm-Maßnahmen mehr, sondern das Betonelement wird im Rohbau, also im Zuge des Betonierens, mittels der Schöck-Körbe mit den Decken statisch-konstruktiv verbunden und kragt dann später aus. Diese Kombination spart Zeit und Geld und vermeidet vor allen Dingen auch Baufehler.” So unterbinden beispielsweise Wärmedämmelemente in dieser Positionierung die Bildung von Schimmelpilzen.
Und das Statik-Büro, das Ingenieurbüro für Bauwesen, Dr.-Ing. Klemens Pelle in Dortmund teilte zur Anbringung der Balkone mit, das alle Balkone eine identische, aber anspruchsvolle Geometrie aufwiesen, die als wichtigen Schritt für eine qualitätsvolle Ausführung eine Vorfertigung im Werk verlangten.
Das gelte für die komplexe Formgebung der Balkonteile wie auch für die hohe Qualität der Oberfläche. Im Fertigteil sei die komplette Geometrie enthalten gewesen, bis hin zu Aussparungen zur Aufnahme der Jalousiekästen für den Sonnenschutz, so das Büro Pelle.
Da alle Balkone trotz unterschiedlicher Länge den gleichen Querschnitt aufwiesen, sei dies ein weiteres Argument für die Vorfertigung gewesen. Die jeweils 5,50 m langen Elemente sowie Sonderelemente von bis zu 10 m Länge für die Gebäudeecken mit integrierten Schöck-Isokörben wurden an die Ortbetondecken angeschlossen. Um Stolperkanten in Querrichtung zu verhindern, wurden in den Fugen Querkraftdorne des gleichen Herstellers eingebaut.
Weitere Informationen
Treppen-Konsolen bba 533
Isokorb bba 534
Architekt: Kny & Weber, Berlin Statik: Ingenieurbüro für Bauwesen Dr.-Ing. Klemens Pelle, Dortmund
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