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Supermarkt in Oldenburg: Rund konzipiert mit Vormauerziegel

Neubau eines Supermarktes in Oldenburg
Rund konzipiert

Firmen im Artikel
Mit dem neuen Supermarkt in Oldenburg-Kreyenbrück entstand eine Corporate Architecture, die nicht nur die Firmenphilosophie des Betreibers nach außen kommuniziert, sondern auch städtebaulich einen besonderen Akzent setzt. Wertige, nachhaltige Materialien verbinden sich in fließender Formensprache zu einem unverwechselbaren Solitär.

Lange Zeit galt der Oldenburger Stadtteil Kreyenbrück mit den zahlreichen gesichtslosen Bauten der 1930er und 1950er Jahre als Problemviertel, in dem überwiegend einkommensschwache Bevölkerungsschichten leben. Doch das Quartier befindet sich dank städtebaulicher Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen im Umbruch. Ein neues Stadtteilzentrum ist in Planung. Aus dem einstigen sozialen Brennpunkt soll ein lebendiges, sozial gefestigtes Stadtviertel mit identitätsstiftenden architektonischen und städtebaulichen Highlights werden. Zentraler Baustein des zukünftigen Stadtteilzentrums ist der neue Supermarkt auf dem Eckgrundstück des ehemaligen Schwesternwohnheims. Entwurf und Ausführung stammen von dem Oldenburger Büro neun grad architektur.

Architekt Lars Frerichs summiert: „Die auffällige Grundrissform ist einerseits dem baulichen und landschaftlichen Umfeld geschuldet. Andererseits war es der Wunsch des regionalen Betreibers, neue Wege bei der Warenpräsentation zu gehen“.
Dynamische Ansichten
Aus den Gegebenheiten des Ortes heraus entwickelten die Architekten einen Neubau mit organischer Kubatur, der als markanter Stadtbaustein sein Quartier prägt und sich dennoch in die vorhandene Siedlungs- und Gebäudestruktur integriert.
Bereits von weitem fällt das neun Meter hohe Gebäude mit den außergewöhnlichen Rundungen ins Auge. Die geschwungenen Fassaden orientieren sich in ihrer Längsrichtung am Verlauf der Klingenbergstraße, die zu den Hauptverkehrsachsen Kreyenbrücks gehört. Rund zwanzig alte Bäume umgeben den neuen Supermarkt, dessen organische Form sich wie maßgeschneidert einpasst. Tatsächlich planten die Architekten das Gebäude um die Bäume herum. Das Ergebnis überzeugt architektonisch und auch städtebaulich. Zusammen mit dem alten Baumbestand und dem Grün des gegenüberliegenden Klingenbergplatzes schafft der Neubau eine behutsame Verzahnung mit der Umgebung und bildet eine markante Eingangssituation zum Viertel.
Die steinernen Fassaden in den warmen, changierenden Rotbraun-Tönen lenken durch ihre Schlichtheit den Fokus auf die geschwungenen Formen des Gebäudes. Mit dem Klinker „Roßlau“ in Wechselsortierung aus der Serie „Bockhorn“ von Wienerberger wählten die Planer einen Vormauerziegel, der durch seine besonders lebendige Struktur und Farbgebung auffällt. Jeder Stein ist ein Unikat. Je nach mineralischer Beschaffenheit des Tons und Höhe der Brenntemperatur zeigt sich der Ziegel in unterschiedlichen Farben.
Bögen mit Durchblick
Tiefe Einblicke erlauben splineförmige, große Bögen, die in die Ziegelmauern eingeschnitten sind. Außen bündig ausgeführt, erhalten sie die Dynamik der Fassade. Innen dagegen strukturieren sie mit ihrer tiefen Laibung den Raum und bieten dem Kunden leichte Orientierung. Für die Verglasung der Bögen wählten die Architekten die Pfosten-Riegel-Fassade „Wictec 60“ von Wicona, die mit einer Ansichtsbreite von 60 mm für ein filigranes Design sorgt. Sie erfüllt sämtliche Anforderungen in Bezug auf Einbruchhemmung, Durchschusshemmung und Brandschutz.
Als Umrahmung der Bögen kamen Bauplatten von Knauf zum Einsatz. Im Innenbereich fiel die Wahl auf „Aquapanel Cement Board SkyLite“, eine leichte, aber dennoch robuste Platte, die aus einem Kern aus Portlandzement und Zuschlagstoffen besteht. Die beidseitig mit einem Glasgittergewebe armierte Platte ist wasser- und feuchtigkeitsbeständig sowie resistent gegen Schimmelpilzbefall. Im Außenbereich wurde die Knauf „Diamant“-Hartgipsplatte verarbeitet. Die verstärkte Gipskartonplatte verfügt über eine erhöhte Dübelbelastbarkeit und bietet hohen Schallschutz.
Organische Wegeführung
Durch die organische Kubatur des Gebäudes entsteht ein Innenraum ohne orthogonale Begrenzungen, dessen Grundriss ein Maximum an Flexibilität bei hoher Funktionalität bietet. Drei unterschiedlich große, aneinander gereihte Kreise bilden die Basis. Die Dynamik der runden Formen weist den Besuchern den Weg und bietet eine einfache Orientierung.
Der Eingang führt direkt hinein ins Geschehen. Im Zentrum des ersten Kreises befinden sich u.a. die Bäckerei mit Café und ein Imbiss. Die ins Innere ragenden Bögen markieren die Randzone, in der sich zum einen die Zugänge, zum anderen Tische und Stühle im Bereich des Cafés befinden.
Gleich beim Betreten des Supermarktes eröffnet sich der Weg zum Einkaufserlebnis. Es gibt nur zwei Richtungen. Linkerhand sind die Kassen zu sehen, nach rechts geht es zu den Verkaufsräumlichkeiten, wo auf rund 2 400 m² Ware angeboten wird. Durch die „organische“ Wegeführung ähnelt das Durchlaufen der Abteilungen einem Spaziergang, bei dem der Kunde jederzeit den Überblick behält. Der Supermarkt soll den klassischen Marktplatz ersetzen, der über das bloße Einkaufen hinaus ein Ort der Begegnung und der Kommunikation ist.
Auf Werbung am Gebäude wurde bewusst verzichtet. An der Eingangsfassade ist lediglich das Wort „Lebensmittel“ als schlichter Schriftzug über dem Hauptbogen angebracht. Authentisch und ehrlich soll die Architektur sein, genauso wie die Produkte, die darin angeboten werden. Dementsprechend wichtig war die Auswahl der Materialien für das Gebäude, außen wie innen. Für den Bodenbelag, der die Wirkung des Innenraumes entscheidend mitbestimmt, wurde die Fliese „Just Cementi“ in der Ausführung „dark grey“ von Porcelaingres eingesetzt. Die in grauem Zementton changierenden Feinsteinzeugfliesen mit der groben Oberflächenstruktur sind bei über 1 300 Grad Celsius gebrannt. Sie verfügen über eine sehr dichte Oberfläche, die Verschmutzungen nicht eindringen lässt.
Gutes Klima
Besonderes Augenmerk galt der Luftqualität sowie der Raumtemperatur in dem Gebäude. Mit Lüftungsanlagen von Kampmann konnte ein angenehmes Raumklima erreicht werden, das den besonderen Anforderungen eines Supermarktes mit regem Kundenverkehr und vielen Kühlabteilungen gerecht wird. Energiesparende Lufterhitzer vom Typ „Ultra EC“ erzielen behagliche Ausblastemperaturen. Die auf dem Dach positionierten Lüftungsgeräte werden CO2 geführt geregelt und gewährleisten eine bedarfsgerechte Lüftung. Nach dem „Hybrid Eco System“ betrieben, sorgt das Zusammenspiel von Lufterhitzern und Lüftungsgeräten im Betrieb für geringe Leistungsaufnahmen.
Das Konzept geht auf: durch seine Bauweise und die sorgfältig ausgewählten Materialien verkörpert der neue Supermarkt Qualität und Nachhaltigkeit beides Merkmale, die auch im Lebensmittelbereich eine bedeutende Rolle spielen. Mit ihrem Entwurf gelang es den Oldenburger Architekten, einen identitätsstiftenden Stadtbaustein in Kreyenbrück zu schaffen, und damit entscheidend zum Imagewandels des Quartiers beizutragen.

Grundriss EG [PDF] »
Zeichnung: neun grad Architektur

Längsschnitt [PDF] »
Zeichnung: neun grad architektur

Architekten:
neun grad architektur, Oldenburg, Amersfoort (Niederlanden)
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