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Glasfassade für Wohnhaus in Westland (NL): Kurven ohne Kanten

Neubau eines Wohnhauses in Westland (NL)
Glasfassade: Kurven ohne Kanten

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Expressive Skulptur oder avantgardistisches Möbelstück? In der kleinen Gemeinde Westland bei Den Haag hat Architekt Koen Olthuis mit seinem Büro Waterstudio.NL ein futuristisch anmutendes Wohnhaus mit Glasfassade geschaffen, das sich mit organischen Formgebung dennoch wie selbstverständlich in die flache Landschaft einfügt. Die großflächige Glasfront ermöglicht dabei einen fließenden Übergang von innen und außen. Ohne sichtbare Fugen schmiegt sich eine weiße Mineralwerkstoffverkleidung an den Fassadenverlauf.

Robert Uhde

Aufgrund zunehmender Klimamigration erwarten Experten, dass bis zum Jahr 2050 rund 70 % der weltweiten Bevölkerung in Städten leben werden; die meisten davon in unmittelbarer Nähe zum Wasser:
„Wir sind deshalb an einem Punkt angelangt, an dem wir dazu gezwungen sind, unsere bisherigen Strategien zum Wohnen am Wasser zu überdenken und neue flexiblere Ansätze zu entwickeln“, erklärt der niederländische Architekt Koen Olthuis.
Mit dem von ihm gegründeten Büro Waterstudio.NL hat er in den vergangenen Jahren zahlreiche Entwürfe zum Thema „Wohnen am Wasser“ vorgestellt, darunter mehrere schwimmende „Wasservillen“ in Amsterdam oder das Projekt „Amillarah“ – ein künstliches Archipel auf den Malediven, das aus 43 schwimmenden Privatinseln besteht.
Zu den jüngsten Projekten von Koen Olthuis zählt die im Sommer 2014 für eine vierköpfige Familie fertig gestellte „Villa New Water“ in der kleinen Gemeinde Westland, rund 10 km südlich von Den Haag gelegen. „Der Entwurf wurde zwar nicht als schwimmendes Gebäude geplant, durch seine dreiseitig von Wasser umgebene Grundstückslage inmitten der flachen niederländischen Polderlandschaft ist das Thema ‚Wasser‘ dennoch allgegenwärtig für die Bewohner“, so der Architekt.
Einbindung in die flache Polderlandschaft
Um den Entwurf auf moderne Weise in die umgebende Landschaft einzubinden und gleichzeitig die strengen Bauvorschriften zu berücksichtigen, die an dieser Stelle lediglich eine eingeschossige Bauweise zulassen, entwickelten die Planer einen extrem flachen Entwurf, dessen L-förmiger Grundriss zwei rechtwinklig aneinander gefügte Flügel vereint. Die avantgardistische Formgebung mit den organisch abgerundeten Fassadenrahmen aus weiß lackierten Mineralwerkstoff-Elementen lässt dabei auf den ersten Blick eher an einen überdimensionierten Möbelentwurf von Verner Panton als an ein Wohnhaus denken.
Je nach Perspektive ergeben sich dabei völlig unterschiedliche Ansichten: Zum Wasser hin öffnet sich der Neubau durch die große Glasfassade nach außen. Die nach Südosten orientierte, mit einer kleinen Treppe und zurückliegend eingearbeiteten Holzfassade beinahe sakral wirkende Eingangsfront am äußeren Scheitelpunkt der beiden Flügel präsentiert sich dagegen weitgehend geschlossen. Um trotz eng bemessener Bebauungsfläche das geforderte Raumprogramm unterzubringen, wurde der Baukörper zusätzlich unterkellert. Die Versorgung der unterirdisch gelegenen Räume mit ausreichend Tageslicht erfolgt über einen kleinen, mit Bambus begrünten Lichthof.
Glasfassade, Mineralwerkstoff und Holz
Ein zentrales Element der Architektur ist die elegant detaillierte, im Bereich des Wohnzimmers dynamisch abgerundete Glasfassade, die einen weitgehend freien Blick aufs Wasser und die umgebende Polderlandschaft ermöglicht: „Die Fassade setzt sich zusammen aus geschosshohen, maximal 2,80 m hohen und 3,50 m breiten Elementen aus 4-Jahreszeiten-Isolierglas, das zusätzlich mit einer sonnenreflektierenden Beschichtung versehen ist“, erklärt Projektarchitekt Alex den Besten. Glasfassade und Schiebetüren werden gebildet von Schüco Aluminiumprofilen AWS/ADS 70.hl.
„Um dabei einen möglichst offenen Charakter ohne störende Rahmen zu erhalten, sind die einzelnen Elemente an ihrer Ober- bzw. Unterkante in jeweils vorgesehene Fugen in der Geschossdeckenkonstruktion eingesetzt worden.“ Zusätzlich ermöglichen Schiebetüren einen fließenden Übergang vom Innenraum zu zwei Außenterrassen.
Bei der Wahl nach einem geeigneten Material für die organisch abgerundeten Fassadenrahmen entschieden sich die Planer für weiß beschichtete Mineralwerkstoff-Elemente.
„Der Werkstoff Corian bietet ein glattes, leicht zu reinigendes Material, mit dem sich auch die runden Formen des Entwurfs gut umsetzen lassen und das zudem recycelbar ist“, begründet Alex den Besten die Wahl. „Außerdem war es uns wichtig, dass die Nähte zwischen den einzelnen Elementen so gut wie unsichtbar sind, um so einen homogenen Gesamteindruck der Architektur zu erreichen.“
Auf der Baustelle wurden die einzelnen Corian-Elemente auf Aluminiumträgern verleimt, die auf einer darunter liegenden Tragstruktur aus vorgefertigtem Beton montiert wurden. Im Zwischenraum wurde für einen effektiven Wärmeschutz zusätzlich eine 18 cm dicke Dämmung aus Steinwolle integriert.
Einen angenehm warmen Kontrast zu den weißen Mineralwerkstoff-Paneelen (Corian im Farbton Cameo White) ermöglichen die gezielt für den Eingangsbereich, für die Garage sowie zur Verschattung eingesetzten Elemente aus Western-Red-Cedar-Holz, die abweichend zu den Corian-Elementen auf einem darunter liegenden Holzskelett montiert wurden: „Um die Paneele ausreichend gegen Feuchtigkeit zu schützen und in der wasserreichen Umgebung eine möglichst lange Lebensdauer zu erreichen, wurden die Elemente zuvor mit einer wasserabweisenden, aber atmungsaktiven Beschichtung behandelt“, so Alex den Besten.
Fließend gestalteter Innenraum
Für einen möglichst harmonischen Gesamteindruck haben die Planer neben der Architektur auch die gesamte Innenarchitektur entworfen und sämtliche Außenflächen gestaltet. Der Zugang zum Grundstück wird dabei durch mehrere Hügel sowie die Einbindung des angrenzenden Wassergrabens in Szene gesetzt.
Im Eingangsbereich des Hauses angekommen, schließt sich zunächst ein kreissegmentförmiges Volumen als Raumtrennung zum angrenzenden Wohnzimmer an, das neben einem kleinen Bad auch eine Treppe ins Untergeschoss integriert. Der hinter der Raumtrennung sich anschließende, lediglich durch einige schlanke Stützen getragene Wohnbereich wird vor allem durch die offene Glasfront zum Wasser bestimmt. Im nördlich gelegenen Flügel bietet sich den Bewohnern ein separater Essbereich, ganz außen haben die Planer eine in Holz eingefasste Garage eingefügt. Die Paneele aus Western-Red-Cedar-Holz stammen von Van Leent Bouwbedrijf Der westlich an den Wohnbereich angrenzende Flügel beherbergt zusätzlich eine offene Küche, der sich nach außen eine Lounge-artig in den weißen Fassadenrahmen eingefügte Außenterrasse anschließt. Der horizontale Einschnitt innerhalb des Rahmens bietet hier eine freie Sicht in Richtung Wasser, die davor liegende Glasbrüstung schafft eine Absturzsicherung zum begrünten Lichthof.
Zusätzliche Flächen bietet das überraschend helle Untergeschoss. Hier stehen der Bauherrenfamilie zwei Kinderzimmer nach Norden, eine zentral platzierte Lounge mit Verbindung zum darüber gelegenen Wohnzimmer sowie ein Elternschlafzimmer mit angrenzendem Wellness-Bad und mit Zugang zum Lichthof zur Verfügung. Die großzügigen Öffnungen haben dabei überraschend helle Räume entstehen lassen, die keinerlei Assoziation an Kellerräume hervorrufen.
Architekt: Koen Olthuis, Waterstudio.NL, Rijswijk, NL
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